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Hallo,

ich leide seit etwa 2 Jahren an andauernder Übelkeit und extremer Angst zu erbrechen. Es wird immer schlimmer. Körperlich ist alles okay. Es wurde schon alles mögliche getestet. Meine Ärzte denken das dies mit einem Trauma in der Kindheit zusammen hängt und das ich eine Therapie machen sollte. Nun habe ich bei Ihnen zum Thema Emetophobie viele Einstimmigkeiten gefunden. Diese Angst vor dem Erbrechen nimmt mein ganzes Leben ein. Schlafen, Essen, mit Freunden treffen... Alk. trinke ich auch nicht mehr weil meine Angst zu groß ist und essen wird schon zu einer Qual.
Meine Frage an Sie ist jetzt was kann ich tun wenns besonders schlimm ist? eine Therapie will ich machen doch mit 5 Monaten wartezeit ist zu rechnen. Ich weiss nicht wie ich mir selbst helfen kann... Können Sie mir das sagen?

Mit freundlichen Grüßen

Yvi

21.05.2008 21:16 • 26.05.2008 #1


1 Antwort ↓

Hallo Yvi,

es ist sicher klug von Dir, eine Therapie zu beginnen. Ich finde allerdings die von Dir genannte Wartezeit eigentlich zu lang und möchte Dich ermuntern, eventuell noch nach anderen Therapieplätzen zu suchen. Vielleicht kann Dir Deine Krankenkasse auch weiterhelfen.

Jetzt aber zu Deiner eigentlichen Frage. Leider ist es bei psychischen Problemen nicht mit ein paar Tipps getan. Aber das weißt Du sicher selbst. Deshalb kann ich Dir auch eher grundsätzliches raten. ich weiß aber nicht, ob Du das bereits anwenden willst, weil es manchmal nicht einfach ist.

Ängste bestehen grundsätzlich aus zwei Anteilen: 1. der Vorhersage, dass etwas gefährliches passieren könnte und 2. das dies ganz schrecklich, gefährlich oder nicht auszuhalten wäre. Das kannst Du auf Dich und das Erbrechen anwenden.

Ist eine Situation wirklich gefährlich, ist Angst sinnvoll.

Handelt es sich aber um Übertreibungen, falsche Annahmen oder irrationale Bewertungen - dann ist Angst nicht sinnvoll und schränkt das eigene Leben unnütz ein. Dies ist bei der Angst vor Erbrechen der Fall.
Der wichtigst Punkt dabei ist die Angst vor der sozialen Abwertung, dem peinlichen in einem sozialen Umfeld. Dies wäre zwar wirklich unangenehm, aber keines falls lebensbedrohlich.

Deshalb ist der Bewältigungsansatz folgender: Nicht mehr gegen die Angst wehren - die Angst ist real als Gefühl vorhanden - wehren musst Du Dich gegen falsche Annahmen und übertriebene Bewertungen.
Also wenn Du in eine Auslösesituation gehst, mache Dir folgendes klar: Die Angst als Gefühl wird da sein - ich kann nicht völlig ausschließen, dass ich auch erbrechen könnte - das nehme ich bewusst in Kauf, weil es zwar unangenehm, aber weder gefährlich noch lebensbedrohlich wäre - ich gehe das Risiko negativer Bewertung durch andere bewusst ein und stelle mich dem - ich bin stark genug, das zu überprüfen, ob das wirklich eintritt und werde es auch aushalten können und das tue ich jedesmal und bewusst, wenn ich das Gefühl verspüre und ich wehre mich ganz bewusst nicht mehr dagegen, eventuell erbrechen zu können.

Das klingt jetzt erstmal vielleicht verrückt für Dich, weil Du ein Erbrechen ja gerade fürchtest, wie der Teufel das Weihwasser. Aber nicht das Erbrechen wäre das Problem, sondern Deine Annahmen und Vermeidungsstrategien halten Deine Angst aufrecht.

Jetzt liegt es an Dir, ob Du das machen willst oder nicht. Auf Dauer kommst Du aber nicht darum herum. Nicht die Angst ist das Problem, sondern die Vermeidung der Angst!

Ich wünsche Dir viel Erfolg und drücke Dir fest die Daumen, dass Du es immer besser schaffst

Bernd Remelius




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