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Folgendes passiert mir immer wieder. Ich komme in eine Gemeinschaft (Freundeskreis, Arbeitskreis, früher Schulgemeinschaft). Werde liebevoll aufgenommen, aber nach einer Zeit fühle ich mich ausgeschlossen aus dieser Gemeinschaft. Das Gefühl in mir steigt hoch: keiner mag mich, niemand will etwas mit mir zu tun haben, alle schneiden mich. Weil ich so anders bin? Ich trete aus dem Kreis aus, ziehe mich zurück, lebe dann nur noch für mich. Komme ich nach einiger Zeit wieder mit der alten Gemeinschaft (z.B. durch Klassentreffen, durch eine Geburtstagseinladung) zusammen, da wundere ich mich, dass da die Überzahl der Leute froh sind mich wieder zu sehen.
Früher habe ich mich gerne zurückgezogen. Dachte da oft ich wäre „Phönix aus der Asche“, aber jetzt im Alter gefällt mir diese Art nicht mehr. Ich habe nicht mehr die Zeit nach einiger Zeit des Rückzuges wieder aufzuerstehen. Die Zeit läuft mir davon, ich verliere zuviel. Auch möchte ich dauerhaft in einer Gruppe bleiben.
Meine Frage woher kommt dieses starke Gefühl das ich auf einmal nicht mehr dazugehöre? Das mich niemand mehr mag? Das Alle gegen mich sind? Wie kann ich mit diesem Gefühl umgehen, denn es liegt mir wie ein dicker Klumpen auf der Brust und nimmt mir das Atmen

28.06.2009 07:12 • 29.06.2009 #1


1 Antwort ↓

Hallo freundin,

das, was Du schilderst ist u.a. der Unterschied zwischen objektiv alleine sein und sich einsam fühlen, was man auch fühlen kann, wenn man unter anderen Menschen ist.

Die Grundlage dafür - wenn man dieses Gefühl der Einsamkeit häufiger empfindet - ist in der Regel ein geringes eigenes Selbstwertgefühl und ein eher negatives Selbstbild. Dies führt dann in sozialen Situationen dazu, dass man es gefühlsmäßig selber nicht glauben kann, das andere einen mögen könnten (weil man sich selbst ja eigentlich nicht mag oder gut findet !). Dadurch entsteht Angst vor Ablehnung, ein für uns Menschen schon biologisch mächtiges Gefühl. Um sich davor zu schützen, haben viele Menschen in Ihrer Lerngeschichte nicht etwa gelernt, andere um Rückmeldung zu bitten, ob der eigene Eindruck denn wirklich richtig ist, sondern sich einseitig von anderen zurückzuziehen (um die befürchtete Ablehnung, die auch noch fälschlich innerlich als Katastrophe gewertet wird). Durch dieses Flucht- und Vermeidungsverhalten wird wie bei allen Ängsten aber der gesamte Kreislauf verstärkt und in Gang gehalten und wird zur stabilen, automatisierten Reaktion.

Dass Du erkennst, dass Du dadurch viel verlierst, ist ein gute Reaktion ! und kann Dich motivieren, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Erwarte aber nicht, dass dies einfach mit ein paar psychologischen Tricks geht. Es geht nämlich hierbei um Deinen Kern, darum, wie Du selbst zu Dir stehst, darum, Dich selbst zu mögen und anzunehmen - mit all Deinen Fehlern (die Du sicherlich sofort aufzählen könntest) und all Deinen Stärken, auf die Du zuerst einmal Deine Aufmerksamkeit lenken solltest, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen.

Ein weiterer Schritt ist, die Vermeidung abzubauen. D.h. also, nicht Deinem falschen Gefühl zu folgen und einfach zu glauben, Du seist es nicht wert, dass andere Dich mögen könnten. Dies Gefühl wird zwar noch lange Zeit fühlbar bleiben, aber Du musst lernen, gegen dieses Gefühl zu handeln. Und das kannst Du auf verschiedenen Wegen tun:
- frage mehr nach der Rückmeldung anderer - wie sehen die Dich? was meinen die zu dem, wie Du Dich siehst? was mögen die an Dir? was nicht? - aber Achtung: Du sollst es nicht allen Recht machen müssen, sondern die Rückmeldung anderer nur nutzen, um Dein Bild von Dir zu überprüfen !
- wenn Du den Drang spürst, Dich wieder zurückziehen zu wollen - handele nun gerade anders wie bisher - bemühe Dich, Kontakte aktiv aufrecht zu erhalten, selbst eine aktive Rolle zu übernehmen, in sozialen Kontakten zu bleiben, auch wenn Dein Gefühl erst einmal dagegen spricht. Nur so kannst Du umlernen und ein neues Gefühl in diesen Situationen entwickeln.
- überprüfe immer wieder kritisch die Annahmen über Dich selbst, die in solchen Situationen innerlich bei Dir wirksam werden

Und vielleicht schaust Du auch mal hier zum Umgang mit Gefühlen nach weiteren Infos: https://www.psychic.de/partnerschaft-probleme.php
Auch andere Ratgeber zur Selbsthilfe aus dem PAL Verlag könnten Dich bei deinem Vorhaben unterstützen. Deine inneren Themen kennst Du selbst am besten.

Für Dich alles Gute, Mut für Dein Unterfangen und viele kleine positive Schritte auf Deinem Weg, wünscht Dir

Bernd Remelius




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