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Hallo!

Wie im Titel schon steht, habe ich Schwierigkeiten mit einer Begriffsdefinition (im Grunde stellen sich mir allerdings zwei Fragen):
Ich habe schon seit frühster Kindheit Zwänge, war aber auch schon wegen Agoraphobie mit Panikstörung in therapeutischer Behandlung. Anfang diesen Jahres habe ich ein Praktikum gemacht, bei dem ich mit psychisch behinderten Menschen gearbeitet habe. Das Praktikum selbst verlief gut, als dieses Jahr dann jedoch noch Einiges passierte (Streit mit meiner Mutter, Tod meines besten Freundes), entwickelten sich im Nachhinein Ängste daraus.
Seitdem habe ich auch wieder verstärkt mit Zwangsgedanken(?) zu tun. Gedanken, was wäre, wenn ich einfach so etwas kaputt machen würde oder jemanden verletze - meist gibt es dafür auch bestimmte Auslöser. Ich bin allerdings in keinster Weise ein aggressiver Mensch. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind das aber Zwangsgedanken, oder?
Aber ein Mensch, der mit Angst und Panik zu tun hat, hat doch im Grunde auch so etwas wie Zwangsgedanken, weil sich ihm Gedanken aufdrängen, die ihn eben ängstigen (Krankheit, Tod, o.Ä.). Nennt man auch das Zwangsgedanken? Wenn nein: Was macht den Unterschied?
Um dabei noch kurz noch die Brücke zum Praktikum zu schlagen: Die Erfahrungen dort waren im Nachhinein sehr erschreckend und beängstigend. Ich habe nicht wirklich Angst vor dem Tod, vielmehr würde mich ein schreckliches Leben sorgen. Wären die Gedanken, die ich habe, somit vielleicht doch keine Zwangsgedanken, sondern einfach Gedanken, die sich um Ängste (z.B. Kontrollverlust) drehen?

Vielen Dank.

12.09.2007 23:10 • 13.09.2007 #1


1 Antwort ↓

Hallo Flupp,

ich grüße Dich herzlich.

Mir ist nicht ganz klar, warum es Dir so wichtig ist, ob es nun dies oder das an psychischem Problem bei Dir ist. Wichtig ist, nach einer Lösung oder nach Lösungen für Dich zu suchen und nicht bei der Problemdefinition zu verharren.

Aber ich möchte Dir natürlich trotzdem einige Ideen zu Deinen Fragen geben. Wir wissen, dass Ängste und Zwänge - gleich in welcher Form - eng zusammenhängen. Zwänge dienen dazu, Ängste zu kontrollieren (sozusagen die Kontrolle wieder zu erlangen, wenn auch durch Rituale, die ja in einer gesunden Form schon bei Kindern zur Gefühlsregulation dienen) bzw. bei ausgeprägtem Zwangsverhalten Ängste erst gar nicht aufkommen zu lassen, sie also zu vermeiden - allerdings zum Preis, sich in ein Gefängnis zu begeben. Das Problem dabei ist, dass sich Zwangsgedanken und noch mehr Zwangsverhalten irgendwann ganz von den Ängsten loslösen können und dann ein sehr stabiles Eigenleben führen. Durch die Zwänge kann man sich aber nicht mehr zeigen, also auch nicht mehr lernen, dass die zugrunde liegenden Ängste unbegründet sind. Man geht also nicht mehr seine Ängste an, sondern unterdrückt sie durch rituelle Gedanken und Handlungen. Du hast bei Dir direkt den Zusammenhang erlebt: mehr Ängste - mehr Zwangsgedanken.

Andererseits können ängstigende Gedanken auch automatisiert, aber nicht unbedingt zwanghaft sein. Sie sind dann Auslöser für Angst. Hier muss man in erster Linie mit diesen Gedanken arbeiten und sie auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Wenn sie unberechtigt Angst auslösen, sollte man stattdessen alternative Gedanken üben und im Verhalten genau das üben, wovor man Angst hat (Angstkonfrontation), wenn nötig eventuell unter Zuhilfenahme von Entspannung, um die Gefühle positiv zu beeinflussen.

Etwas kaputt machen oder jemanden verletzen sind eher typische Zwangsgedanken, die dann wiederum Ängste auslösen.

Informiere Dich vielleicht noch etwas mehr, z.B. durch Selbsthilfebücher wie etwa Gefühle verstehen, Probleme bewältigen, Ängste verstehen und verändern sowie Wenn Zwänge das Leben einengen aus dem PAL-Verlag. Vielleicht findest Du hier auch erste Ansätze für eine Veränderung.

Weitere Infos findest Du auch über die Links auf der Forumsseite.

Du schreibst, das Du die Probleme schon als Kind hattest. Das ist eine lange Zeit. Andererseits sind Deine Zwänge noch nicht so stabil und Deine Ängste sind Dir noch bewusst, Du empfindest sie noch. Das ist gut für eine Veränderung ! Hier kann ich Dir nur raten, Dir therapeutische Hilfe zu holen, um eine Verfestigung oder Weiterentwicklung zu Zwangsverhalten zu vermeiden. Ich hoffe, Du nimmst hier meinen Rat ernst !

Ich wünsche Dir für Dich einen guten Weg

Gruß

Bernd Remelius




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