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Hallo liebe Experten,

ich leide seit längerem unter Ängsten und Zwangsgedanken! Meine größte Sorge ist es verrückt zu sein, oder zu werden und die Kontrolle über meine Handlungen zu verlieren. Ich habe mir zwar bereits von drei unabhängigen Psychiatern versichern lassen, dass dies nicht der Fall ist, aber glauben kann ich es irgendwie immer noch nicht so richtig! Ich mache seit ca einem Jahr einen tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapie, die mir auch schon in vielen Bereichen weiter geholfen hat! Meine Frage nun: Wie schaffe ich es besser mit meinen Zwangsgedanken umzugehen? Ich habe mich mal informiert und erfahren mal solle sich den Gedanken bewußt aussetzen und diese aufschreiben! Das habe ich bereits versucht, allerdings ist dies ein wahrer Horrortrip für mich, da die Angst dann schrecklich wird!
Für einen guten Ratschlag wäre ich sehr dankbar!

Liebe Grüße
Jeremy

19.04.2008 20:08 • 21.04.2008 #1


1 Antwort ↓

Hallo Jeremy,

wissenschaftlich gesehen gibt es den Begriff verrückt sein überhaupt nicht und ist lediglich ein wertender Begriff, den Menschen irgendwann einmal für psychische Erkrankungen benutz haben, weil sie solche Erkrankungen nicht verstehen konnten oder wollten oder selbst Angst davor hatten. Man will sich damit abgrenzen.

Unter verrückt sein verstand man in der Regel aber ausschließlich Menschen mit einer Schizophrenie. Hier haben Deine Untersuchungen ergeben, dass dies bei Dir nicht der Fall ist. Zwangsgedanken und Ängste haben nichts mit Schizophrenie zu tun, sondern sind ein eigenständiger diagnostischer Bereich. Nichtsdestotrotz sind auch Ängste und Zwänge schwerwiegend und belastend für den Betroffenen - Zwangsphänomene oft auch nicht leicht zu behandeln, weil sie zur Chronifizierung neigen. Deshalb solltest Du m.E. auf jeden Fall Deine Therapie weiterführen. Es ist allerdings zu fragen, ob nicht auch verhaltentherapeutisch-übende Verfahren einbezogen werden sollten, weil die sich bei Ängsten und Zwängen besonders hilfreich erwiesen haben.

Selbsthilfe ist natürlich als Ergänzung auch möglich, aber oft, wie Du ja auch schreibst, nicht einfach. Wenn Du Dich den Gedanken aussetzt, ist es wichtig, die Emotionen wirklich lebhaft werden zu lassen. Das ist schwierig, aber auszuhalten! Emotionen sind nicht gefährlich, sondern ein sinnvolles Signalsystem. Wichtig ist es dann, auf jeden Fall die Ängste so lange auszuhalten, bis sie nachlassen !! - sonst fliehst Du zu früh und die Ängste werden erneut bestätigt.
Zusätzlich würde ich Dir gerne das Buch von Nicolas Hoffmann, Wenn Zwänge das Leben einengen aus dem PAL Verlag empfehlen, weil ich hier natürlich nicht in Einzelheiten gehen kann.
Hilfreich könnte für Dich auch Der Kobold im Kopf von Lee Baer (Autor) sein.

Herzliche Grüsse

Bernd Remelius




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