Lieber Bernd,
ich bin 27, weiblich, seit September mit der Uni fertig, arbeitslos und in einer glücklichen Beziehung. Ich litt seit Mai 06 an einer Angststörung, die ich seit dem Uniabschluß in den Griff bekommen habe. Fühle mich diesbezüglich auch sicher. Mache auch eine Therapie, in der einiges aus meiner Vergangenheit (cholerischer Vater, passive Mutter) aufgearbeitet wurde und wird. Es gibt da aber einen Punkt, an dem ich nie weiterkomme. Seit Jahren nicht, eigentlich. Auch in der Therapie nicht. Deswegen weiß ich nicht, ob die Therapie jetzt überhaupt noch Sinn macht.
Der Punkt ist: Ich weiß nicht, was ich will, vom Leben!
Ich bin mein ganzes Leben dabei gewesen, meinem Vater etwas zu beweisen, vor ihm wegzurennen, mit ihm zu streiten, zu planen, wie ich mal als Gewinnerin dastehen kann. Ich bin die Einzige in der Familie, die diesen Kampf aufgenommen hat. Die anderen schalten einfach auf Durchzug, wenn es losgeht oder reagieren traurig auf die Erniedrigungen.
Ich habe mir immer Gedanken gemacht, wie ich anderen gefallen kann, wie ich meinen Marktwert optimieren kann. Das bringt auch Ansehen beim Vater. Auch mein Studium habe ich größtenteils danach gewählt, mal die tolle Business-Lady geben zu können. Das klappt aber jetzt alles nicht und wenn ich ehrlich bin, will ich es gar nicht. Ich glaube sogar, dass es klappen würde, wenn ich es wollen würde.
Ich bin warscheinlich hochbegabt (mein 10 Jahre jüngerer Bruder ist getestet und ist es, wird auch entsprechend gefördert, meine Mutter sagt, dass ich die Sachen immer genauso schnell kapiert habe wie er und dass sie mich auch mal hätte testen lassen sollen. Sie ist Lehrerin). Ich musste mich wohl deswegen nie für irgendetwas großartig anstrengen. Habe meine Kraft eben darauf verwendet mein Verhalten zu optimieren.
Jetzt will ich das alles nicht mehr. Ich finde aber keinen Weg zu mir selbst. Kann mir unendlich viele Sachen vorstellen zu machen, stehe aber nicht hinter irgendwas. Die Vorstellung mich festzulegen macht mir Angst. Und diese Angst lähmt mich.
Das Einzige, was ich wirklich will, ist mit meinem Freund in ein paar Jahren eine Familie zu gründen. Da er auch der Hauptverdiener sein wird habe ich noch nicht mal den großen finanziellen Druck. (Er arbeitet 50-60 Stunden pro Woche... so einen Job kann nur einer in der Familie machen und ich will das gar nicht und auch nicht, dass die Kinder fast nur fremdbetreut sind, im Gegenteil: ich habe große Lust auf diese Herausforderung) Sehe mich schon als Diplom-Hausfrau. Das wäre nicht das Schlimmste, aber man bekommt ja auch von allen Seiten zu hören, dass man heute als Frau unabhängig sein muss (Unterhaltsrecht und Co. lassen grüßen). Das macht mir auch Angst. Außerdem würde ich auch wirklich gerne irgendwas machen und ich weiß nicht was. Grübeln macht nicht glücklich... und nein, mal den ganzen Tag Apfelkuchen backen, das geht irgendwie auch nicht.
Klar könnte ich jetzt Praktika machen usw. Aber hier kann ich mich noch nicht mal auf eine Richtung festlegen. Komme mir deswegen vor wie eine große Versagerin. Da ich auch schon einige Zeit deswegen verbummelt habe, wird die Angst auch größer. Wollte ja auch immer ein paar Jahre gearbeitet haben, bevor es Kinder gibt... Das heißt, wenn ich jetzt noch oft danebenliege, schaffe ich`s warscheinlich nicht mehr irgendetwas auf die Reihe zu bekommen, dass mich einigermaßen glücklich macht. Habe das Gefühl, dass mir die Zeit davonrennt... wäre die Angstsörung nicht gewesen wäre ich auch schon früher fertig gewesen. Da bei mit eben auch 2+? Kinder angedacht sind, ist es ja auch nicht so, dass ich jetzt noch 10 Jahre vorher verbummeln will.
Fühle mich aber mit der Einstellung: Der Job soll nicht das wichtigste im Leben sein dem Absolventenmarkt nicht gewachsen. Auch wenn er das ja jetzt noch locker 2,3 Jahre so sein könnte...
Als Kind wollte ich übrigens Feuerwehrfrau (wegen der Stangen zum runterrutschen und wegen der Kameradschaft) oder Baletttänzerin werden. Das will ich beides heute nicht mehr!
Ja, irgendwie suche ich eine Technik oder ähnliches, wie ich zu mir finden kann. Vielleicht so etwas wie den Jacobsweg für zu Hause?
Über einen Buchtipp zu dem Thema bin ich auch sehr dankbar. In den Buchläden steht da irgendwie auch viel Zeug, aber ich bin da als Psychologie-Laie sehr skeptisch, weil ich schlecht die Spreu vom Weizen trennen kann.
Vielen Dank für deine Hilfe! Tut mir leid, dass es nicht kürzer ging.
Sönnchen
ich bin 27, weiblich, seit September mit der Uni fertig, arbeitslos und in einer glücklichen Beziehung. Ich litt seit Mai 06 an einer Angststörung, die ich seit dem Uniabschluß in den Griff bekommen habe. Fühle mich diesbezüglich auch sicher. Mache auch eine Therapie, in der einiges aus meiner Vergangenheit (cholerischer Vater, passive Mutter) aufgearbeitet wurde und wird. Es gibt da aber einen Punkt, an dem ich nie weiterkomme. Seit Jahren nicht, eigentlich. Auch in der Therapie nicht. Deswegen weiß ich nicht, ob die Therapie jetzt überhaupt noch Sinn macht.
Der Punkt ist: Ich weiß nicht, was ich will, vom Leben!
Ich bin mein ganzes Leben dabei gewesen, meinem Vater etwas zu beweisen, vor ihm wegzurennen, mit ihm zu streiten, zu planen, wie ich mal als Gewinnerin dastehen kann. Ich bin die Einzige in der Familie, die diesen Kampf aufgenommen hat. Die anderen schalten einfach auf Durchzug, wenn es losgeht oder reagieren traurig auf die Erniedrigungen.
Ich habe mir immer Gedanken gemacht, wie ich anderen gefallen kann, wie ich meinen Marktwert optimieren kann. Das bringt auch Ansehen beim Vater. Auch mein Studium habe ich größtenteils danach gewählt, mal die tolle Business-Lady geben zu können. Das klappt aber jetzt alles nicht und wenn ich ehrlich bin, will ich es gar nicht. Ich glaube sogar, dass es klappen würde, wenn ich es wollen würde.
Ich bin warscheinlich hochbegabt (mein 10 Jahre jüngerer Bruder ist getestet und ist es, wird auch entsprechend gefördert, meine Mutter sagt, dass ich die Sachen immer genauso schnell kapiert habe wie er und dass sie mich auch mal hätte testen lassen sollen. Sie ist Lehrerin). Ich musste mich wohl deswegen nie für irgendetwas großartig anstrengen. Habe meine Kraft eben darauf verwendet mein Verhalten zu optimieren.
Jetzt will ich das alles nicht mehr. Ich finde aber keinen Weg zu mir selbst. Kann mir unendlich viele Sachen vorstellen zu machen, stehe aber nicht hinter irgendwas. Die Vorstellung mich festzulegen macht mir Angst. Und diese Angst lähmt mich.
Das Einzige, was ich wirklich will, ist mit meinem Freund in ein paar Jahren eine Familie zu gründen. Da er auch der Hauptverdiener sein wird habe ich noch nicht mal den großen finanziellen Druck. (Er arbeitet 50-60 Stunden pro Woche... so einen Job kann nur einer in der Familie machen und ich will das gar nicht und auch nicht, dass die Kinder fast nur fremdbetreut sind, im Gegenteil: ich habe große Lust auf diese Herausforderung) Sehe mich schon als Diplom-Hausfrau. Das wäre nicht das Schlimmste, aber man bekommt ja auch von allen Seiten zu hören, dass man heute als Frau unabhängig sein muss (Unterhaltsrecht und Co. lassen grüßen). Das macht mir auch Angst. Außerdem würde ich auch wirklich gerne irgendwas machen und ich weiß nicht was. Grübeln macht nicht glücklich... und nein, mal den ganzen Tag Apfelkuchen backen, das geht irgendwie auch nicht.
Klar könnte ich jetzt Praktika machen usw. Aber hier kann ich mich noch nicht mal auf eine Richtung festlegen. Komme mir deswegen vor wie eine große Versagerin. Da ich auch schon einige Zeit deswegen verbummelt habe, wird die Angst auch größer. Wollte ja auch immer ein paar Jahre gearbeitet haben, bevor es Kinder gibt... Das heißt, wenn ich jetzt noch oft danebenliege, schaffe ich`s warscheinlich nicht mehr irgendetwas auf die Reihe zu bekommen, dass mich einigermaßen glücklich macht. Habe das Gefühl, dass mir die Zeit davonrennt... wäre die Angstsörung nicht gewesen wäre ich auch schon früher fertig gewesen. Da bei mit eben auch 2+? Kinder angedacht sind, ist es ja auch nicht so, dass ich jetzt noch 10 Jahre vorher verbummeln will.
Fühle mich aber mit der Einstellung: Der Job soll nicht das wichtigste im Leben sein dem Absolventenmarkt nicht gewachsen. Auch wenn er das ja jetzt noch locker 2,3 Jahre so sein könnte...
Als Kind wollte ich übrigens Feuerwehrfrau (wegen der Stangen zum runterrutschen und wegen der Kameradschaft) oder Baletttänzerin werden. Das will ich beides heute nicht mehr!
Ja, irgendwie suche ich eine Technik oder ähnliches, wie ich zu mir finden kann. Vielleicht so etwas wie den Jacobsweg für zu Hause?
Über einen Buchtipp zu dem Thema bin ich auch sehr dankbar. In den Buchläden steht da irgendwie auch viel Zeug, aber ich bin da als Psychologie-Laie sehr skeptisch, weil ich schlecht die Spreu vom Weizen trennen kann.
Vielen Dank für deine Hilfe! Tut mir leid, dass es nicht kürzer ging.
Sönnchen
07.04.2008 11:34 • • 10.04.2008 #1
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