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Hallo Bernd,
deine Antwort war allerdings sehr direkt. Ich akzeptiere ja, dass ich auch mal sterben werde. Aber es geht einfach darum, dass ich jetzt aufgrund der Diagnose Angst habe zu enden wie mein Vater. Der hat nämlich mehrere Schlaganfälle und noch einiges andere gehabt. Ist mit 63 ins Pflegeheim und mit 65 gestorben! Mein Bruder ist mit 36 gestorben! Da ist es doch klar, dass ich jetzt auch Angst habe elendig zu sterben. Mein Kind alleine zu lassen! Ich kann ja nicht mal gross was tun, da ich in meinem Leben keine Risikofaktoren für sowas aufweise. Wenn ich wenigstens rauchen würde, könnte ich damit aufhören um aktiv was dagegen zu tun. Aber so? Kann ich nur jedes Jahr zu Kontrolle und hoffen, dass es nicht schlimmer wird.
Ich möchte einfach nur einen Tipp haben, wie ich es schaffe, dass ich nicht ständig daran denken muss.

22.09.2009 11:43 • 25.09.2009 #1


1 Antwort ↓

Hallo callisto,

da habe ich ja wohl ins Schwarze getroffen, weil deine Antwort etwas beleidigt klingt, als würde ich Dich in Deiner Angst nicht ernst nehmen.

Das sieht aber nur so aus, weil ich es es genau so ernst meine, wie ich es sage.

Dein Satz Da ist es doch klar, dass ich jetzt auch Angst habe, elendig zu sterben zeigt genau, worum es geht. Eigentlich müsste ich Dich einfach nur auf das verweisen, was ich Dir geschrieben habe, denn dieser Satz zeigt, dass Du Dich entweder nicht wirklich mit meinen Worten auseinander gesetzt hast oder nicht bereit bist, Dein Wesen als Mensch zu akzeptieren. Und genau das ist die Grundlage für Deine Angst. Es gibt keinen Trick, wie Du nicht mehr ans Sterben denken könntest, sondern nur die Entscheidung von Dir, damit auf zu hören und Dein Denken mehr an der Realität als an unüberprüften inneren Einstellungen und Vorstellungen zu orientieren. Dann löst sich jede Angst davor in Luft auf.

Aber ich will versuchen, Dir das anhand Deines Satzes noch einmal klar zu machen:

1. Wenn Du diesen Satz für wahr hältst, dann ist es folgerichtig und ganz normal, dass Du Angst hast.
2. der Satz, an den Du derzeit fest glaubst, ist aber irrational, hält also keineswegs einer Überprüfung an der Realität stand.

Im Einzelnen:
- Es ist keineswegs klar, wie Du überzeugt bist, dass man Angst haben muss, wenn man daran denkt, sterben zu müssen ! Rational betrachtet ist das Sterben müssen ein Ereignis, das jeden von uns trifft, dem wir nicht entgehen können, dessen Zeitpunkt wir nicht bestimmen können und dessen Kontrolle nicht in unserer Hand liegt. Weshalb sollten wir dann davor Angst haben ? Angst ist eine sinnvolle Emotion, um uns vor vermeidbaren Gefahren zu warnen und uns auf eine Gegenreaktion vorzubereiten. Dies ist aber beim Sterben völlig sinnlos.
Das einzige, was wir entscheiden können, ist, WIE wir darüber denken und ob wir das Leben an die Seite stellen, nur weil wir irgendwann sterben könnten bzw. müssen. Wer nicht bereit ist, dies zu akzeptieren, hat keine andere Wahl, als immer Angst vor dem Tod und der Zukunft zu haben !
- Die Tatsache, dass in Deiner Familie frühe Todesfälle vorkamen, ist betrüblich, ein Anlass, darüber traurig zu sein. Aber es ist irrationales Denken, wenn Du dies einfach auf Dich als jetzt Lebenden überträgt, weil man es schlichtweg nicht wissen und nicht vorhersagen kann. Niemand kann sein eigenes Schicksal vorhersagen ! (zu dem auch dies nichts an der Tatsache des Sterben müssens ändern würde !)
- Es ist ebenso irrational, einfach anzunehmen, dass Du elendig sterben wirst, weil dies ebenfalls wieder eine Vorhersage in die Zukunft ist - ohne rationale Grundlage !

Also, was Du tust, ist: Dir mit einem irrationalen Denken konkret Angst zu machen ! Die Angst kommt nicht so einfach über Dich, sondern Du erzeugst sie mit Deinem Denken und Deiner Einstellung alleine und selbst. Es ist kein Muß, sondern eine unbewusste Entscheidung von Dir, so und nicht anders zu denken (natürlich kommt diese Art zu denken auch irgendwo aus Deiner Lebensgeschichte, Du hast es Dir nicht freiwillig ausgesucht, ändert aber heute nichts an Deiner Entscheidungsmöglichkeit).

Also, wenn Du wirklich etwas ändern willst, dann übernimm Verantwortung für Deine eigenen Gefühle und lerne, an dieser Stelle dem irrationalen Denken ein Ende zu setzen. Dein Glaube muss ein anderer werden. Nur die Änderung Deiner Überzeugung, die sich in dem beschriebenen Satz zeigt, wird auch Deine Angst verändern - als körperliche Reaktion zwar verzögert, aber ganz sicher - wenn Du bereit bist, deine alte Einstellung zu überprüfen und zu verändern - immer wieder und trotz der Gefühle, die Du noch längere Zeit haben wirst. Die Angst ist kein Beweis für die Richtigkeit deines bisherigen Denkens, sondern Dein Denken erzeugt erst diese Angst.

Wir können uns nicht entscheiden, was wir fühlen, aber sehr wohl, was wir denken !

Zur weiteren Unterstützung, irrationales Denken zu überprüfen und zu verändern, empfehle ich Dir neben http://www.experterat.info auch das Buch: Merkle/Wolf - Gefühle verstehen, Probleme bewältigen aus dem PAL Verlag - kein Lese-, sondern ein Arbeitsbuch !

Herzliche Grüße

Bernd Remelius




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