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Hallo,
vor ca. 15 jahren fingen meine Probleme an. Habe ca.1Jahr alles das was ich gegessen habe, wieder bewußt erbrochen. Weil ich Angst hatte,daß Essen sei nicht in Ordnung und ich könnte krank werden.Als ich am Ende meiner Kraft war,habe ich von heut auf morgen damit aufgehört(ohne Hilfe).Aber dann kam der Waschzwang,immer Sorge wenn ich mir nicht die Hände wasche werde ich krank. Habe große Angst vor Fäkalien und mit allem was damit zutun hat. Das Ganze geht mal besser und mal schlechter.Mittlerweile ist meine Lebensqualität nicht mehr so dolle. Ich mache kaum noch etwas ausser der Reihe, nur das nötigste. Extrem verschlimmert hat sich dieser Zustand,also diese Angstzustände,als mein Vater sich vor 5 Jahren das Leben nahm.Ich laufe nur noch rum und habe Angst.Hauptsächlich bezieht sich die Angst auf Durchfall,was ansteckendes zu haben, oder verunreinigt zu sein.
Was den Waschzwang betrifft, naja hab ich eigentlich ganz gut im Griff, außer ich bin von Leuten umgeben die einen Magen-Darm-Virus haben, dann ist es ganz schlimm mit Händewaschen.Werde ich mit solchen Sachen nicht konfrontiert dann gehts mir verhältnissmäßig gut.Unruhe ist leider immer da. Ich habe jetzt kürzlich eine Therapie begonnen, meine Therapeutin meint ich habe auch Depressionen.Ich war auch bei einem Psychiater, habe auch Medis verordnet bekommen, aber wenn ich die Beipackzettel lese, kommt mir das große Grauen. Hauptnebenwirkung urchfälle,Erbrechen. Aus diesem Grund schaffe ich es nicht diese Tabletten zu nehmen.Ich bitte um Hilfe

12.11.2007 16:50 • 15.11.2007 #1


1 Antwort ↓

Hallo chuchu,

ich darf Dich erstmal hier im Expertenforum begrüssen. Herzlich Willkommen!

15 Jahre sind eine lange Zeit. Diese 15 Jahre waren sicherlich sehr belastend für Dich. Krankheitsängste und darauf aufbauend Zwänge sind leider sehr hartnäckig und haben leider auch die Tendenz, sich zu verfestigen.

In Deiner Schilderung machen aber zwei Dinge Mut: Erstens hast Du es aus eigenem Willen - bei hohem Leidensdruck - geschafft, mit dem Erbrechen aufzuhören. Das bedeutet doch, dass Du Einfluss hast - oder? JA !
Zweitens erlebst Du noch sehr klar den Zusammenhang zwischen auslösenden Krankheitsängsten und dem Zwang, Dir dann die Hände mehr als notwendig und sinnvoll zu waschen. Dies ist für eine Behandlung und Besserung sehr hilfreich.

Deshalb finde ich es sehr gut, dass Du eine Therapie begonnen hast und nicht mehr wartest, bis es gar nicht mehr anders geht. Allerdings scheinst Du auch ungeduldig zu sein. Du bittest hier im Forum um Hilfe - hast aber gerade erst mit einer Therapie begonnen. Gib Dir Zeit und freue Dich über kleine Fortschritte. Du wirst Geduld brauchen und den langen Mut, um nach 15 Jahren eine stabile Veränderung zu erreichen. Schau also, was Du zusammen mit Deiner Therapeutin erreichen kannst.

Dass Du Angst vor den beschriebenen Nebenwirkungen der Medikamente hast, die Du verschrieben bekommen hast, ist verständlich. Die werden aber meist meiner Erfahrung nach maßlos übertrieben und kommen viel seltener und weniger drastisch vor, als dies der Beipackzettel vorgibt. Du musst abwägen, ob es wirklich sinnvoll ist, diese Behandlungsmöglichkeit noch nicht einmal auszuprobieren. Wenn Du weiterkommen willst, wirst Du viel ausprobieren müssen, auch Dinge, vor denen Du Angst hast! Nur so kann Dein Gehirn - und damit Du - umlernen und nicht sinnvolle Ängste abbauen.

Bei der Kombination Krankheitsängste und Zwänge kann es sein, dass auf Dauer eine ambulante Therapie nicht ausreicht. Das musst Du zusammen mit Deiner Therapeutin beurteilen, wenn Deine ambulante Therapie einige Zeit läuft. Es gibt heute aber gute Kliniken, die eine stationäre verhaltenstherapeutische Behandlung anbieten. Oft ist eine gute Besserung erreichbar, die dann ambulant psychotherapeutisch weiter ausgebaut und stabilisiert werden kann.

Vielleicht ist es auch hilfreich, Dich selbst noch mehr zu informieren und selbst schon erste Schritte zu einer Veränderung hin zu machen. Hier helfen durchaus auch gute Selbsthilfebücher weiter. Ich würde Dir folgende empfehlen:

- aus dem PAL Verlag: Dr.Wolf, Ängste verstehen und überwinden und Dr.Hoffmann, Wenn Zwänge das Leben einengen

sowie speziell zu Krankheitsängsten: Rauh, Ratgeber Somatoforme Beschwerden und Krankheitsängste. Informationen für Betroffene und Angehörige (Fortschritte der Psychotherapie)

Ich wünsche Dir auf Deinem Weg viel Erfolg, Geduld mit Dir selbst und viele neue Erfahrungen, die Dich weiterbringen.

Herzliche Grüsse

Bernd Remelius




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