ändern sich mal Diagnosen?

Hallo,

ich kann seit 1 Woche das Haus nicht verlassen, habe Angst vor meinem Stiefvater der mich damals sehr misshandelte aber seelisch und verbal und auch mit Schläge und dem Messer hinter mir herwarf und sagte er bringt mich um. Naja um es kurz zu fassen, ich war mittlerweile 7 mal in psychosomatischen Kliniken, zuletzt vor 2 Jahren wegen Suizid in der geschlossenen.

Meine Diagnosen waren von Magersucht über gen. Angststörung über Kindheitstrauma und Bordeline.

jetzt gin ich hier in meinem neuen Wohnort zu einer neuen Psychiaterin, hatte 2 Gespräche und sie meinte ich habe massive Zwänge und jetzt bekomm ich zum ersten mal in meinem Leben das Medikament Citalopram, habe noch nie Medi´s bekommen.

Nun meine Frage, kann es sein dass sich Diagnosen mit der Zeit auch ändern? Die Psychiaterin meinte Magersucht und Bordeline kann sie im Moment nicht diagnostizieren und jetzt wären es Zwänge.

Danke für eure Hilfe

Gruss flowergirl

Hallo flowergirl,

dazu muß ich Dir zwei Antworten geben:

1. Diagnosen im psychischen Bereich werden nicht durch objektive Geräte oder ähnliches erstellt, sondern sind immer klinische Einschätzungen von Fachleuten auf der Grundlage wissenschaftlicher Übereinkünfte (z.B. in Form des Diagnoseschlüssels ICD 10, der derzeit in Europa hauptsächlich Anwendung findest). Es hängt also immer auch von dem Wissen und der Erfahrung desjenigen ab, der die Diagnosen erstellt. Diagnosen sagen deshalb auch nur etwas über diese Einschätzung zu einem bestimmten Zeitpunkt und mit den Methoden aus, die der Diagnostiker angewendet hat - sind deshalb auch nie völlig objektiv. Zwei verschiedene Diagnostiker können so zum gleichen Zeitpunkt auch durchaus zu unterschiedlichen Diagnosen kommen. Sie dienen auch nicht dazu, Wahrheiten über eine Person auszusagen, sondern helfen im Austausch unter Fachleuten, sind Hypothesen, auf denen dann eine Behandlungsmaßnahme aufbaut.

2. Im Laufe einer Entwicklung können natürlich verschiedene Symptome im Vordergrund stehen. Du veränderst Dich im Laufe deines Lebens. Auch psychische Störungen verändern sich - und damit auch Diagnosen. Manchmal können aber unterschiedliche Symptomschwerpunkte auch sichtbar oder weniger sichtbar sein. Dann ist es aber wichtig, dass man die Zusammenhänge zwischen Symptomen herausfindet oder ob sie auf eine gemeinsame Grundlage zurückgehen. Dies ist z.B. nach Traumatisierungen nicht ungewöhnlich !

Soweit meine Antworten auf Deine Frage.

Mir erscheint bei Dir - soweit ich dies aus den wenigen Informationen herauslesen kann - eine Traumatisierung durch Misshandlung sehr zentral zu sein. Möglicherweise ist dies die Grundlage für viele Deiner Probleme. Hier solltest Du eventuell nochmals mit entsprechender psychotherapeutischer Hilfe dran gehen. Dann würde ich Dir aber unbedingt jemanden empfehlen, der eine spezielle Ausbildung in Traumatherapie hat. Ich würde mich da auch bei einer Beratungsstelle für sexuellen Mißbrauch erkundigen, auch wenn es sich bei dir um körperliche Gewalt gehandelt hat. Die können Dir eventuell mit Adressen weiterhelfen.

Auch die Methode des EMDR kann hier Erfolge vorweisen
(siehe http://www.emdr-institut.de) sowie http://www.therapeuten.de/therapien/traumatherapie.htm)

Ich wünsche Dir, dass Du einen Weg findest, mit Deinen früheren Erlebnissen heute besser klar zu kommen und dass es Dir dann psychisch auch wieder besser geht.

Herzliche Grüsse

Bernd Remelius