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Hallo ihr lieben

Was kann ich tun, um gegenüber sozialen Konflikten nicht mehr so sensibel zu sein?
Es ist nicht nur Angst. Ich kriege regelrecht Mini-Traumatas, bei denen ich Jahre brauche, um sie zu verarbeiten.


Hier meine Geschichte:

Ich bin viel zu sensibel und zu ängstlich gegenüber sozialen Konflikten (Streitgespräche, angeschrien zu werden, Mobbing, Beleidigungen etc.). Wenn jemand mir gegenüber etwas lauter wird, dissoziiere ich. Ich kriege dann gar nicht mehr mit, was die Person überhaupt sagt.
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Ich glaube schon, dass die Menschen schnell meine ängstlich-verklemmte Art merken und dass ich kein Kontra geben kann. Das bietet leider eine große Angriffsfläche.

Ich war in der Schule schon eher ruhig und sensibel, aber es war okay und nicht krankhaft. Ich habe die Hauptschule und danach noch bis zu 12. Klasse geschafft.

Seit dem Tod meines Vaters, am Ende der 12. Klasse, habe ich eine generalisierte Angststörung.
Als wir mein Vater in die Türkei brachten, für die Beerdigung, wurde ich von meinen Verwandten und vor allem von meinem Bruder ausgelacht, blos gestellt und schickaniert.

Seit dem bin ich extrem sensibel und ich weiß nicht, ob es mir nur so vor kommt, aber ich kriege oft zu hören, dass ich merkwürdig sei.

Ich bin so sensibel, dass ich mich zu Hause isoliere, weil ich anders nicht klar komme. Ich brauche oft Jahre um ein sozialen Konflikt zu verarbeiten. Ich kann schon nicht schlafen und grübel, wegen der Grobheit, die es so im Alltag gbit.

Ich habe bis jetzt keine einzige Ausbildung geschafft, weil es zu grob für mich war. Ich war zu sensibel und habe es nicht ausgehalten.

Liebe Grüße

13.08.2017 15:41 • 04.01.2021 #1


15 Antworten ↓


Bei den zahlreichen Sachen, die dich quälen (kann man ja auch in deinem Tagebuch nachlesen), sagt mir mein Verstand, das Du (dringend!) in professionelle Hände gehörst. Nicht so ein Wischiwaschi-Aufenthalt wie offenbar letztens. Ohne kompetente Hilfe wird das vermutlich nie etwas, es sind ja nicht 1, 2 kleine Wehwehchen, die dich belasten. Kann dir leider keinen konkreten Tip geben, da nicht mein Fachgebiet, aber die anderen können dir sicherlich helfen.

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Zu sensibel und ängstlich

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Ich wünschte, ich hätte Hilfe. Aber wo und wie?
Ich war 13 mal stationär in Behandlung. Manchmal sogar 10 Wochen. Ich brauche endlich jemanden, der sich einigermaßen auskennt und mir hilft. Ich wäre auch bereit dafür zu zahlen. Ich war auch am überlegen, statt diesem Thema eins zu eröffnen, wo es darum geht - Wie bekomme ich endlich Hilfe?

Meine Frage ist - Wieso bin ich seit dem so extrem sensibel und was kann ich dagegen tun?

Selbstbewusstsein stärken und sich den Ängsten stellen, ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, und ebenso sich von der Meinung anderer lösen - aber ich weiß es auch nicht.

Vielleicht bist du so sensibel, weil du glaubst, von den Reaktionen der anderen hängt dein Überleben ab? Dieses Denken ist kindlich, und als Kind normal.

ich überlege mir mittlerweile: bin ich von der Reaktion des anderen abhängig? brauche ich denjenigen zum Überleben?

wenn man traumatische Erlebnisse hatte, ist dieses Denken sehr verfestigt, gerade bei häuslicher Gewalt zum Beispiel. Weil wenn einem die eigenen Eltern nicht mal helfen können, dann müssen es doch wenigstens die da draußen ..und deshalb will man dort nicht durch Fehlverhalten in Ungnade fallen...sonst hilft einem ja keiner.

Ich würde mich über weitere Hilfen freuen. Mir ist das sehr wichtig.

Ich bin seit ca. 11 Monaten in Verhaltenstherapie und seit einiger Zeit geht es von ihr aus nur darum, dass ich meine Situation akzeptiere und ein für mich passendes Leben aufbaue. Erst heute habe ich wieder das Thema meiner Kränkbarkeit angesprochen.

Als mein Vater starb, hatte ich über Jahre Angst davor, dass es noch einmal zu einem Todesfall in meiner Familie kommt. In den 5 Jahren hatte ich 2 Zusammenbrüche und ich bin immer noch panisch, wenn ich daran denke.

Die Kränkungen und Ablehnungen, die ich erlitten habe waren schwer oder gemein, aber keins davon sehe ich als katastrophal an.

Ich glaube, dass ich mir allg. unangenehme Dinge wie Ablehnungen, Kränkungen, Verluste oder allg. Schmerzen nicht zutraue diese ertragen und mit denen klar kommen zu können.

Weil ich mir das nicht zutraue, fliehe ich in die Harmoniesucht und somit auch Abhängigkeit. Um diesen Schutz aufrecht halten zu können, bin ich weiter lieb und habe mir und anderen gegenüber hohe Ansprüche.

Also ist das eine Art Kindheitstraum oder anders gesagt dass ich mir zu wenig zutraue und mehr auf mich achten sollte.

Ich denke, ich weiß das alles, aber wenn jemand grob ist, dann ist das wieder so, als ob mich ein LKW erfasst hätte.

Ich würde das gerne in kleinen und machbaren Schritten üben.

Ich glaube, wenn ich das gelößt kriege, dann könnte ich auch arbeiten.

Ich hoffe, es haben noch paar Leute eine Idee.

Oh mann, lieber Jochanan,
deine Geschichte ist gut nachzuvollziehen. Super gut beschrieben. Letztlich geht es darum, dass du deine inneren Potentiale und Stärken, die du ja hast (du hast schon einiges überlebt), erkennst und erlebst, indem du über deinen Körper Kontakt zu deinem Kern aufnimmst. Es ist schwer, zu beschreiben: man kommt zu sich, man erlebt Stille, es wird einem warm, die Gedanken werden ruhig und man wird entspannt, das genaue Gegenteil von Anspannung und Dissoziieren. Von da aus kann man lernen, mit der Welt außen umzugehen, ohne, dass es einen umhaut. Man hat eine innere Sicherheit, den eigenen Raum. Ich finde, Therapien sollten, außer, dass man redet und redet, auch mit dem Körper arbeiten. Schließlich sind alle Gefühle körperliche Vorgänge.
Liebe Grüße

Zitat von Jochanan:
seit einiger Zeit geht es von ihr aus nur darum, dass ich meine Situation akzeptiere und ein für mich passendes Leben aufbaue.


Daraufhin hat mein Therapeut auch mit mir hingearbeitet. Bei mir ging es in erster Linie um meinen Beruf als Lehrerin, wo ich ständig Kränkungen, Kritik, Provokationen etc. durch Schüler, Eltern und Schulleitung ausgesetzt war. Nachdem ich mit Hilfe meines Therapeuten den Beruf aufgegeben habe und in einem Umfeld arbeite, wo das nicht mehr vorkommt, geht es mir gut.

Zitat von Jochanan:
Ich denke, ich weiß das alles, aber wenn jemand grob ist, dann ist das wieder so, als ob mich ein LKW erfasst hätte.


Du hast noch nicht begriffen, dass das zu dir gehört. Du willst diese Seite so wenig haben, dass du viel zuviel Kraft fürs Nichthabenwollen aufbringen musst, anstatt diese Kraft zu nutzen, damit deinen Frieden zu schliessen.

Schau mal, du bist doch schon weit. Weisst, warum du so geworden bist. Dann steh doch mal ganz und gar zu deiner Empfindsamkeit. Bist eben ein Sensibelchen, und aus Sensibelchen werden keine Matchos, oder Bulldozer. Ist das denn so schlimm?

Man kann seine Schwächen zwar ständig negativ bewerten, oder sie als das nehmen, was sie sind. Sie gehören eben zur Persönlichkeit. Seit ich mich als Angsthase angenommen habe, genieße ich förmlich, darüber innerlich meine Witze reissen zu dürfen und wundere mich nicht, wenn mal wieder Halligalli im Inneren herrscht. Panik schiebe ich deswegen schon lange nimmer, weil ich als Persönlichkeit eher auf hohem Level unterwegs bin, da rauscht das Adrenalin nur so rein.

Und du kommst nicht weiter, weil du dir selbst dein Sensiblesdasein nicht eingestehen willst.

Hallo ihr Lieben

@Fauda

Bewegung tut mir sehr gut. Ich habe mich etwas gehen lassen, aber regelmäßig Sport, Yoga, Dehnübungen etc. sind goldwert für mich. Ich wünschte, ich hätte ein Fitnesspartner. Zurzeit bin ich noch zu Hause, aber nach Corona möchte ich unbedingt in ein Verein. Am liebsten Tanzen und Kick Boxen.

@Schlaflose

Ich hatte eine Zeit den Wunsch Lehrer zu werden, weil ich mir vostellte, dass ich die Jugendlichen motivieren könnte und ihnen etwas beibringe. Nach allem was ich gehört habe, glaube ich jedoch, dass man dafür ein ziemlich dickes Fell braucht.

Darf ich fragen, in welchem Bereich du arbeitest?

Mir fällt keine Niesche ein, in dem es harmonisch genug ist, sodass ich dort arbeiten könnte.

Vielleicht hat meine Therapeutin Recht und ich sollte mich auf mich konzentrieren und ein für mich passendes Leben führen. Mal lebt nur einmal.

@Icefalki

Das sind sehr bedeutende Worte. Ich möchte mich offen gesagt auf mich konzentrieren und wenn es mir so gut geht, sodass ich die Hammermedikamente sein lassen kann, würde ich mir ein Job suchen, in dem es vielleicht sogar von Vorteil ist, sensibel zu sein.

Ich hätte schon längst aufhören sollen, gegen den Strom zu schwimmen. Nur die Gesellschaft - viele Freunde, Verwandte ... meinen immer, man müsse arbeiten und schufften und Leid gehört zu Leben. Das stimmt auch alles, aber vielleicht muss ich dann erst Recht auf mich Acht geben, also nicht aus Angst, sondern als Bewustsein.

Vielen Dank euch allen.


Zitat von Jochanan:
sogar von Vorteil ist, sensibel zu sein.


Siehst du, genau das meine ich. Sensible Menschen können sich unheimlich gut in andere einfühlen, müssen nur aufpassen, sich da nicht zu verlieren. Aber grundsätzlich , wenn man ganz und gar dazu stehen kann, eine sehr positive Eigenschaft.

Lieber Jochanan,es gibt kaum einen Beruf/Job der nicht auch Stress und Reibungspunkte mit Kollegen beeinhaltet.
Wenn du allerdings Buchhalter zB werden willst,dann geht das auch online,aber da hast du andere Stressfaktoren,wie
Abschluesse,Termine fuer den Steuerberater etc...

Du musst dich abundzu dem Leben aussetzen ,um ueberlebens-/lebensfaehig zu werden.

Zitat von Mariebelle:
Lieber Jochanan,es gibt kaum einen Beruf/Job der nicht auch Stress und Reibungspunkte mit Kollegen beeinhaltet.Wenn du allerdings Buchhalter zB werden willst,dann geht das auch online,aber da hast du andere Stressfaktoren,wie Abschluesse,Termine fuer den Steuerberater etc...Du musst dich abundzu dem Leben aussetzen ,um ueberlebens-/lebensfaehig zu werden.


Das stimmt, aber für den Anfang wäre es gut, wenn ich es z.B. schaffen würde regelmäßig zum Chor oder zu einem Verein zu gehen. Eins nach dem anderen.

Ja Jochanan das ist eine gute Idee nur im Moment kommt das wegen Corona nicht in Frage...ansonsten ist das eine gute Sache auch um soziale Kontakte zu knüpfen.

Zitat von Jochanan:
Darf ich fragen, in welchem Bereich du arbeitest?

Ich arbeite seit 9 Jahren am Bildungsministerium in der Verwaltung.

Wie kann ich mein Einstellung verändern?

Es ist für mich sehr wichtig, dass ich meine Einstellung in vielerlei Dingen ändere. Leid gehört zum Leben dazu und gerade wenn man es nicht akzeptiert, macht man es zum Übel.

Ich brauche dringends mehr Selbstbewusstsein; die Ansicht, dass ich Leid und Schmerz ertragen kann und ich mehr leisten kann, als ich mir zutraue.

Ich denke, gerade dadurch, dass ich überbehütet wurde, konnte ich wohl nicht die Erfahrung entwickeln, dass ich belastbar bin und etwas erreichen oder ertragen kann. Als dann die Angststörung dazu kam und vieles scheiterte, wurde es nur schlimmer.

Jetzt versuche ich mir klar zu machen, dass ich schon einige Erfahrung der Qualen und Erfolge, wie z.B. dass ich es geschafft hatte 22 km am Stück zu laufen.

Zitat von Jochanan:
z.B. dass ich es geschafft hatte 22 km am Stück zu laufen.


Respekt und Anerkennung

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Dr. Christina Wiesemann
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