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Hallo,

Ich bin männlich, 30 Jahre jung und kürzlich auf dieses tolle Forum aufmerksam geworden. Das komische ist, ich weiß gar nicht, ob ich hier richtig bin, denke aber schon.

Ich arbeite im gehobenen Management mit Personalverantwortung, bin also seit Jahren beruflich recht eingespannt, stehe unter Umsatzdruck, habe Mitarbeiterverantwortung, bin oft unterwegs (fliege sehr viel) übe aber eine primär sitzende Tätigkeit vor dem PC aus. Fahre morgens um 8 Uhr aus dem Haus, komme 12 Std später wieder und bin dann abends auch oftmals noch 1-2h am Beantworten von Mails vorm PC und dank Blackberry und Co sowieso immer erreichbar, man schaut ja abends wie auch morgens vorm Frühstück automatisch drauf. Mein Job macht mir insgesamt Spaß, klar ärgert man sich mal über das eine oder andere Projekt, was nicht ganz rund läuft oder die eine oder andere Unzulänglichkeit eines Mitarbeiters oder den Chef, aber das überwiegt an wenigen Tagen.

Das vielleicht mal kurz als Einleitung. Kurzum, diese höhere Arbeitsbelastung hat mir nie was ausgemacht, im Gegenteil, mir macht Druck/Stress durchaus Spaß, ich arbeite seit 13 Jahren und war in der Zeit insg. vielleicht 10 Tage krank, summiert irgendwelche Erkältungsgeschichten.

Dann änderte sich etwas; oder auch nicht; rückblickend nehme ich das Ganze jedenfalls seitdem wahr:

Im September letzten Jahres war ich mit Frau und Kind im Urlaub, Fernreise. Auf dem Hinflug wurde mir urplötzlich Speiübel, ich lief grün-blau an, mir ging es richtig dreckig, habe mich aber nicht übergeben müssen, hatte aber das Gefühl, jeden Moment umzukippen, primär aber massive vom Magen (Übelkeit) ausgehende Probleme...die Zeit bis zur Landung war die Hölle, war auch dann im Hotel noch etwas angeschlagen 1-2 Tage, mag irgendwas Magen-Darm-mäßiges gewesen sein.

Rückflug verlief dann problemlos, aber seitem habe ich tierische Angst/Panik, wenn ich wie oftmals zuvor alleine beruflich irgendwohin fliege. Früher hatte ich fliegen geliebt, heute meide ich es wenn möglich. Ich bin seitdem bestimmt 10-15mal geflogen, ohne Zwischenfälle, aber immer mit Angst vor einer ähnlichen Situation. Habe seitdem immer DextroEnergie in der Sakkotasche, Ingwerbonbons weil sie beruhigen sollen und sogar eine Spucktüte in der Tasche...also völlig irre eigentlich.

Begleitend traten und treten mmer mal wieder unregelmäßig Unwohlsein auf, beispielsweise beim Anstehen an der Supermarktkasse; mir wird ab und wann einfach unwohl, sehr heiß, ich muss die Ärmel hochkrempeln, Hemd aufknöpfen…ganz komisch. Oder auch beim Frisör, mir wird warm, ich habe unbegründet Angst, dass mir übel wird. Auch bei Meetings mit fremden Leuten…manchmal Hitzewallungen, Unwohlsein magenseitig, völlig verrückt. Oder letztens beim Fußballgucken in der Arbeit wurde ein großer Raum für alle bereit gestellt, auch da komisches Unwohlsein die ersten Minuten. Oder auch mal bei einer Bahnfahrt. Oder vor einigen Wochen bei einer Weinprobe (als ich noch keinen Schluck getrunken hatte wohlgemerkt ). Oder über Ostern während eines Urlaubs mitten beim Abendessen. Oder vor einigen Wochen während eines Kindergeburtstages, da war mir richtig schwummerig/komisch…hielt auch 1-2 magenseitig Tage an. Immer die gleichen „Symptome“: Wärmeentwicklung bis hin zu leichten Hitzewallungen, Engegefühl am Körper, Magendruck, Angst, mich womöglich übergeben zu müssen (habe ich letztmals vor 20 Jahren machen müssen…) oder umzukippen (noch nie passiert)…ganz seltsam.

Ich war bereits beim Hausarzt, Blutbild, bis auf minimal erhöhte Cholesterinwerte alles bestens, er meinte, ich sei bestimmt überarbeitet und soll mal für Ausgleich sorgen, nach dem Motte alles Einbildung.
Jetzt bin ich durch Zufall auf dieses Forum gestoßen; ggf. fällt das, was ich habe, ja unter Panikattacken…hatte bis vor wenigen Stunden ein ganz anderes Bild davon; bin auf jeden Fall sehr ratlos, verzweifelt, da mich teilweise schon ein unangehmes Gefühl beschleicht, wenn ich fliegen muss, Geschäftstermine habe, einkaufen gehe, zum Frisör gehe oder sonst irgendeine Freizeitaktivität mache.
Ansonsten mache ich 2-3 x die Woche Sport, ernähre mich in jedem Fall gesund, trinke regelmäßig Wein, in Stressphasen auch mal täglich abends, aber dann auch wieder längere Zeit nicht und wen n immer nur in Maßen und nicht flaschenweise oder so, ist aber – hatte ich auch schon getestet – völlig zusammenhanglos mit obigen Symptomen. Zuerst dachte ich an ein Magengeschwür, aber da hätte man wohl andere Beschwerden.

Kurzum, ich bin sehr ratlos – hat jemand von Euch so etwas schon mal erlebt, was kann ich zwecks Besserung machen? Das kann doch kein Dauerzustand sein.

19.06.2010 22:32 • 20.06.2010 #1


9 Antworten ↓


Ich musste erstmal lachen, sorry.
Zitat:
Oder auch beim Frisör, mir wird warm, ich habe unbegründet Angst, dass mir übel wird.

Das kommt mir sehr bekannt vor. Deine Schilderungen im Supermarkt auch. Das Problem ist und Dir wird es auch so gehen, man sucht nach Erklärungen. Ich zumindest immer.

Ich vermute, es ist eine Mischung aus mehreren Punkten. Für meinen Fall bin ich sicher, auch wenn es nach körperlichen Angstsymptomen aussieht, es ist keine Angst in dem Sinne.
Da kommt vieles zusammen, z.B. Aufgeregtheit, Anspannung, Reizüberflutung, Getriebenheit/Hektik. Und ebenfalls bin ich sicher, es ist einem nicht immer bewusst. Mir sagte mal ein Gutachter (Psychiater), vieles in Sachen Psyche ist für uns manchmal nicht erkennbar, der Körper meldet sich meist zuerst und man geht dann logischerweise von einer körperlichen Ursache aus.

Das Gefühl und die Gedanken dabei die Du beschreibst, so ging es mir schon in den unterschiedlichsten Situationen. Allein zu Hause, bei Bekannten, bei meinen Eltern, im Auto, in Verkehrsmitteln, im SB Markt, im Wald beim Spazieren Gehen und sogar auf dem Fahrrad.
Zitat:
Kurzum, ich bin sehr ratlos – hat jemand von Euch so etwas schon mal erlebt, was kann ich zwecks Besserung machen? Das kann doch kein Dauerzustand sein.

Du musst eine Sache sehen. Schon der 1. Deiner Zustände kann die Kettenreaktion angestoßen haben. So ein einmaliger Zustand hatte vielleicht nicht mal ernsthafte Hintergründe, aber Du hast mit Angst und Verunsicherung reagiert und das speichert das Hirn ab. Meistens ist schon der 2. solcher Zustände nur die Angst vor der Angst. Und das schaukelt sich immer mehr hoch, bis es irgendwann ganz übel wird.

Von einer psychischen Erkrankung spricht man, wenn das Leben der Person dadurch stark beeinflusst wird und irgendwann die normale, unbeschwerte Teilnahme am Leben leidet. Wenn Du das für Dich so siehst oder fürchtest, auf dem Weg dahin zu sein, dann kann ich Dir nur raten, einen Arzt aufzusuchen. Am besten einen Psychiater, der Dich dann eventuell weiterleitet zu einem Psychologen oder Dir den Besuch nahe legt.

Von Burnout-Syndrom habe ich wenig Ahnung, aber vielleicht geht es bei Dir sogar in die Richtung. Wirklich bewusst sein muss Dir das nicht, weil sich, wie gesagt, vielleicht erstmal nur Dein Körper meldet.

A


Weiß gar nicht, was los ist. (leider etwas mehr Text)

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Hi,

Ja irgendetwas stimmt nicht . Solche Dinge sind immer ein Warnsignal der Seele. Irgendetwas findest du anscheinend zum Kotzen . Wenn ich deinen ganzen Post lese, fällt mir auf, dass du extrem brav bzw angepasst rüberkommst. Du gibst überall dein bestes: Arbeitest 12 Stunden, hast ne Familie um die du dich kümmerst, gehst auf Kindergeburtstage, treibst Sport undsoweiter. Aber so wirklich glücklich kommst du nicht rüber. Mehr so als würdest du dir das alles mehr oder weniger aufzwingen.

Ist natürlich schwer zu sagen bei einem einzigen Text, aber ich denke dass du dir mal Zeit nehmen solltest deinen Lebensstil in Frage zu stellen. Vielleicht solltest du z.Bsp. dein Blackberry mal ausschalten und einfach mal Frühstücken. Ganz entspannt. Du musst dir mehr Zeit für dich nehmen. Wenn ich deinen Post lese klingt das so als wärst du einfach überlastet und bist so in einem Robotermodus.

Du machst und tust wie ein Wahnsinniger aber weißt vielleicht selbst gar nicht mehr wieso und findest es eigentlich zum Kotzen.

Denk mal drüber nach. Und wenn du das nächste mal das Gefühl hast kotzen zu müssen, kotz einfach! Dann wirst du sehen, dass das nichts wirklich tragisches ist und verlierst auch ein Stück weit die Angst davor. Das eigentliche Problem liegt aber tiefer.

@ odol, was mir noch einfällt, Schilddrüse sind die Werte ok? Blutdruck uns so auch alles?

Zitat von crazy030:
@ odol, was mir noch einfällt, Schilddrüse sind die Werte ok? Blutdruck uns so auch alles?


Ja, lt. Arzt bestens.

Ich würde, wie gesagt, alles mal mit einem Arzt oder Psychologen besprechen. Man kann natürlich auch erst Ewigkeiten nach körperlichen Ursachen suchen, aber meistens findet sich da dann nichts. Wo bei Dir genau die Ursachen liegen, kann dann nur ein Fachmann rausfinden.

Es ist halt manchmal nicht so einfach, weil man vielleicht selbst denkt, es hat sich doch eigentlich nichts geändert, alles wie immer und es ist daher unklar, woher das alles kommt.

hallo lieber odol,

bei deinem post habe ich den eindruck dass es genau so ist, wie crazy schon sagte. es ist bei vielen panikerkrankungen so. es gibt eine situation (oft körperlich ausgelöst), bei dir die flugreise mit starker übelkeit....du entwickelst unbewusst angst davor (hoffentlich kommt das nicht wieder), zuerst nur bei den nächsten flügen, irgendwann weitet sich die angst aus...supermarktschlange, frisör, tv gucken usw usf.
ich hatte nach einer einzigen sehr starken ersten attacke die angstzustände überall (d.h. die angst kann generalisierieren aufgrund der massiven ersten stärke).
insgesamt machst du es ganz gut: denn du vermeidest nicht. d.h. du fliegst weiter, du gehst weiter zum frisör usw. das ist sehr sehr gut und wichtig, damit das gehirn erfahrungen macht. wichtig ist dass du dir bewusst wirst: das ist angst, die symptome sind (manchmal extrem) unangenehm, aber ich lasse sie zu, und dann vergehen sie auch wieder von alleine. wichtig ist sich nicht gegen die symptome aufzubäumen (oh gott nicht shcon wieder, schnell ablenken) sondern sie stoisch durchfluten zu lassen.also wenn es kommt, sich kurz zeit nehmen, nach innen hören, wissen aha, das sind angstsymptome, spüren, zulassen, wahrnehmen, abwarten, vorüber ziehen lassen.
ich finde was hobbypsychologe schreibt in deinem fall nicht zutreffend. ich finde dich nicht voll angepasst, sondern habe den eindruck du fühlst dich wohl in deinem leben.
die paniksymptome können aber jeden menschen lehren sich seiner selbst bewusster zu werden. jede krise ist auch eine chance..das weißt du ja wenn du viel mit menschen arbeitest. nimm dir den raum auch für dich. ein paar therapiestunden bei einem (guten!) verhaltenstherapeuten können dich unterstützen den panikkreislauf zu durchbrechen. es gibt aber auch gute bücher, die könnten dir auch schon sehr weiterhelfen (Panic attack workbook von carbonell).

alles gute, du schaffst das,
luchs

Ich hab auch nie vermieden, im Gegenteil. Allerdings ist das scheinbar nichts, was uns dann schnell wieder von den Symptomen befreit, geht ja bei mir nun auch schon 1,5 Jahre, allerdings ist es längst nicht mehr so, wie noch vor 6 Monaten.

Manchmal denke ich darüber nach und eine Sache fällt mir noch auf. Es sind meist Situationen, wo man einerseits zur Ruhe kommt (beim Frisör sitzen, in der Bahn, im Flugzeug oder auch an der Kasse, 2 Stunden beim Arzt sitzen) und auf der anderen Seite muss man warten, kann jetzt nicht mal von einer auf die andere Sekunde raus aus der Situation. Man ist irgendwie ausgeliefert.

Ich erinnere mich noch gut an die erste (fast) Panik beim Frisör. August 2009, totale Hitze, gefühlte 30° im Laden. Ich kam gerade von einer Psychiaterin und hatte mich tierisch geärgert, bin da auch nie wieder hin. Dann gleich zum Frisör. Die Dame legt mir den Vorhang um und schon geht es los mit Schweißausbruch, totaler Unruhe, Übelkeit, Gefühl von Zittern und dem Drang, nur weg da, was aber nicht geht. Hab mir ein Glas Wasser kommen lassen und so nach und nach wurde es besser.

So ein Erlebnis bleibt natürlich im Kopf und bei den nächsten 4 oder 5 Besuchen beim Frisör ging es mir ähnlich. Heute ist es aber besser oder fast weg und ich bin ziemlich sicher, mit Ärger vor dem Frisörbesuch hatte es nichts zu tun und in Folge war es nur die Angst vor der Angst.
Witzig ist, die Frisöse kenne ich schon Jahre, sie ist Ende 20. Wir kamen mal ins Gespräch und sie erzählte mir, sie litt Jahre an Panik und Schlafstörungen, war auch in Behandlung und nahm Medikamente. Heute geht es aber. Man ist also nicht allein.

Ich kann es nur wiederholen, nichts vermeiden, so schwer es auch vielen Leuten fällt. Und weil viele Leute ja an Notarzt oder Krankenhaus in solchen Situationen denken, vergessen den Quatsch, denn damit füttert man die Angst nur. Aushalten die Angst und lernen, sie findet nur im Kopf statt.
Eine einzige Panikattacke löst eine Welle aus. Es ist so, als wenn man in einer Beziehung einmal auf übelste Weise betrogen wurde. Das wird im Hirn gespeichert und bei zukünftigen Beziehungen hat man automatisch geschärfte Sinne und denkt auch nach Jahren noch an diese eine Pleitebeziehung. Und so ist es mit der Angst, schon die 2. Panik ist nur Erinnerung an die 1.

huhu crazy,

ja, ich denke auch dass das nicht-vermeiden die halbe miete ist. aber eben nur die halbe. es gibt ja viele leute die zwar nicht vermeiden, aber bei denen die panik trotzdem nciht abflaut, sondern wo man sich quasi durch die situation durchquält (habe ich auch lange gemacht). bringt dann eben recht wenig.
die andere halbe miete ist halt: wichtig ist sich nicht gegen die symptome aufzubäumen (oh gott nicht shcon wieder, schnell ablenken) sondern sie stoisch durchfluten zu lassen.
d. h einen gewissen frieden mit den symptomen schließen (was bei heftigen symptomen nicht gerade leicht ist ), nicht in aktiven widerstand gegen die symptome gehen (denn das füttert sie, stachelt sie an) , sondern, so wie carbonell es ausdrückt: man lässt die panik ausgehen wie das licht einer kerze, die von selbst ausgeht.
bzw. die panik ist ein geiger auf der bühne. man selbst sitzt im publikum. man schaut zu bis die musik zuende ist, bis der geiger von ALLEINE die geige runternimmt.

ich denke das ist die große kunst.

liebe grüße!
luchs

Na es kommt darauf an.

Panikattacken wie früher hab ich nicht mehr seit gut 7 Monaten. Bis dahin war es aber so, ich hatte vielleicht 3-5 PA im Monat, den Rest der Zeit ging es mir eigentlich gut. Die PA wurden dann weniger, aber dafür stellte sich ein Zustand ein, der täglich da ist. So ein komisches Gefühl, wie immer auf dem Sprung, eine gewisse Anspannung, Druck auf der Brust, Kribbelgefühle in den Beinen und im Arm.
Und das ist ein Dauerzustand, meist stehe ich schon früh mit Kopfschmerzen auf, ist aber etwas besser geworden. Das ist jetzt ca. 3 Monate so, davor war mir etwa 2 Monate noch rund um die Uhr schwindelig und so ein Unwirklichkeitsgefühl.

Also die Symptome verändern sich. Aber es ist scheinbar schon chronisch.

Wenn man sich also quasi einfach daran gewöhnt und, wie ich, auch keine Medikamente nimmt, dann besteht die Gefahr, dass das alles in gewissem Maße chronisch wird. Ob das gut ist, darüber kann man streiten und darum meinen viele Psychiater, sollte man eigentlich auch Medikamente nehmen, damit es eben nicht chronisch wird. Das dann loszuwerden ist schwer und mit daran gewöhnen und umgehen lernen ist es nicht getan.

A


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Dr. Hans Morschitzky
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