Hey,
hier mal mein Bericht:
Bei mir war über ein Jahr lang mein Hauptproblem, dass ich eben auch mit diesen blöden Herzstolperern nicht umgehen konnte. Ich hatte das eine Zeit lang eigentlich täglich und war danach für ein paar Stunden wie gelähmt. Zu nichts mehr zu gebrauchen. Innere Unruhe, erhöhter Puls, Schweißausbrüche, Todesangst,.. das volle Programm. Ich hatte dann mal angefangen, wann und bei welcher Gelegenheit diese Stolperer bekommen hatte und eigentlich bekam ich die nur in Ruhe und fast ausschließlich in sitzender oder liegender Position.
Mein Therapeut hat mir da recht gut geholfen, weil er immer mein Wissen auf die Probe stellt und mich quasi jedesmal blöd dastehen lässt, wenn ich ihm die Geschichten erzähle.
Das läuft in etwa so ab: Ich erzähle ihm, dass ich wieder gestern Abend auf der Couch dieses Herzstolpern hatte und mich das fertig macht. Dann fragt er warum? Dann antworte ich, weil ich Angst habe, dass ich einen Herzinfarkt bekommen könnte. Dann fragt er mich wieder, wie ich darauf komme - das ist schon mal Punkt 1. Denn darauf habe ich eigentlich keine Antwort, denn eine logische Erklärung dafür gibt es nicht. Dann sage ich ihm, dass Herzstolperer bei Anstrengung gefährlich wären und ich gestern einen hatte, als ich die Treppe hoch bin. Dann fragt er mich wieder, warum das gefährlich sein soll. Ich weiß es nicht. Das hab ich auch nur gelesen. Und Herzstolpern bei Anstrengung ist nicht gefährlich, sondern kann gefährlich sein. Und das ist ein Unterschied.
Jedenfalls schildere ich ihm immer mein Problem und er fragt mich, wie ich darauf komme und in 100% aller Fälle konnte ich nur durch Halbwissen, Nichtwissen oder irrationalem Denken Antworten. Und das hilft.
Ich weiß, dass jeder Mensch diese Palpitationen hat. Nur das wir es eben merken und die meisten anderen eben nicht. Die Angst davor ist also vollkommen unbegründet. Das schlimme sind nicht die Stolperer, sondern die Gedanken und das drüber nachdenken. Ebenso falsch ist es nämlich, etwas wie Herzstolpern erklären zu wollen. Richtig ist es, überhaupt keinen Gedanken daran zu verschwenden. Ich habe nachwievor Herzstolpern, zwar nicht mehr so häufig, aber wenn ich es habe, dann zucke ich mit den Schultern und verschwende keinen Gedanken mehr daran. Mein Stresslevel ist so von 8 auf 0 gesunken.
Also: Keinen Gedanken daran verschwenden. Nicht dran denken oh gott, gleich bleibt mein Herz stehen, nicht dran denken warum spür ich das nur - andere haben das ja auch und spüren es nicht, nicht dran denken ok, im liegen treten sie vermehrt auf, weil das Herz irgendwo mehr gegendrückt. Einfach keine Gedanken mehr daran zulassen. Klingt anfangs wenig hilfreich, aber wenn man es schafft, ist alles nur noch halb so wild.
Das gilt übrigens für alle Symptome. Hab ich am Anfang noch bei schmerzen in der Brust an einen Herzinfarkt gedacht, hatte ich später versucht, eine Erklärung dafür zu finden. Die Brust schmerz nicht, weil du gleich stirbst, sondern weil du wiedermal deinen Rücken verrenkt hast oder ähnliches. Das ist aber, wie oben schon gesagt, ebenso falsch, da man hier immer noch einen Gedanken daran verschwendet.
19.12.2018 22:03 •
x 2 #5