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Ich leide jetzt seit 1 Jahr an Panikattacken. letztes Jahr um diese Zeit war ich deswegen sogar im Krankenhaus für eine Schlafkur. Wie bei vielen war meine medikamentöse Einstellung eine Odyssee. Aber es gibt immer wieder trigger die meine Angst auslösen. Manchmal weiß ich mir einfach nicht mehr zu helfen. Ich kann mich auf nichts mehr anderes konzentrieren als meine Angst.
Mein Herz fängt an zu Klopfen und ich verspüre den Drang einfach zu Rennen. Einfach weg. Fliehen aus der ganzen Situation. Fliehen von den Menschen den Gedanken, der Aura.
Zwischenzeitlich geht es mir dann wieder gut. Aber dann kommt wieder der tiefe Fall. Ich werde depressiv und glaube nicht mehr aus diesem Hamsterrad zu kommen.
Ich bin in Therapie und trotzdem kommt es immer wieder. Oft komme ich von der Arbeit nach Hause und denke mir einfach nur:Ich kann nicht mehr. Ich kann mich über nichts mehr freuen und ziehe mich in mein Schneckenhaus zurück.
Ich will endlich wieder Ich sein. Ich will wieder Freude empfinden.
Ich bin wirklich verzweifelt
Und Covid ist sowieso ein ganz schlimmer Trigger für mich... Und ich weiß nicht wie ich diesen Trigger überwinden kann...
Ist es überhaupt möglich die Angst loszuwerden oder muss ich irgendwie lernen diese zu kontrollieren?
So langsam kann ich wirklich nicht mehr. Wie lange dauert es meine Ängste in den Griff zu bekommen?

16.11.2021 14:43 • 30.11.2021 x 1 #1


14 Antworten ↓


Hi, Ich habe eine angststöhrung. 2014 das erstmal Panikattacken. Hab dann ganz viel geändert. Von meine Freund getrennt, neuer Job und Umzug. Dan hatte ich genug anderes auf das ich mich konzentrieren musste. Dann ging es weg. 3 Jahre nichts gehabt. Jetzt seit 2018 habe ich es wieder. Und extremer.. länger.. so wie du es beschreibst. Starke Brust schmerzen kommen dazu. 2014 war mir der Auslöser sehr klar. Diesmal aber eher nicht. Ich mache auch wieder Therapie und habe das Gefühl nicht wirklich weiter zu kommen. Aber es muss irgendwie gehen. Und es wird auch gehen. Ich versuche es jetzt mit Sport. Und überlege den Therapeuten zu wechseln. Aber ich glaube es wird niemand kommen der die Probleme für einen löst. Man muss es selbst anpacken. Gibt es etwas, mit dem du unzufrieden bist? Und ich meine nicht mit der Angst sondern: Beziehung, Wohnung, Job, soziales Umfeld? Oft will die Angst einen nur warnen wenn man zu lange in die falsche Richtung läuft.

A


Wann hört es endlich auf Panikstörung/Angststörung

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Ja es gab einige Schicksalsschläge in den letzten 2 Jahren.
Mit Sport wollte ich es auch probieren. Früher ging ich ins Fitnessstudio aber Corona ist leider für mich so ein großer Trigger, dass ich es einfach nicht schaffe meine Angst zu überwinden.
Ich versuche es auch mit Meditation. Das klappt oft gut aber manchmal ist meine innere Unruhe einfach zu groß um mich in die Meditation fallen zu lassen.

@Panikade ich gehe auch nicht ins Fitnessstudio. Ich versuche es jetzt mit online Workouts. Da musst du ein bisschen schauen dass du was professionelles findest. Hauptsächlich Muskelaufbau. Meditieren kann ich auch nur gaaaanz schlecht weil ich mich dabei viel zu sehr auf meine körperlichen Symptome konzentriere.

Ja, es ist möglich. Einfach ist es nicht, aber man kann es schaffen. Mit viel Arbeit an und mit mir selbst habe ich es geschafft, die schlimmste Phase oder die Phasen hinter mir zu lassen. Es ist halt viel Arbeit und keine Lösung von heut auf morgen.
Meditation war am Anfang nur bedingt möglich, eben wegen der Konzentration auf die körperlichen Symptome. Mit Pausen und immer wieder erneut wurde ich irgendwann ruhiger und konnte sie tatsächlich genießen und fühlte mich wohler und besser. Achtsamkeit und das Verständnis, warum die Angst/Panik kam, haben mir ebenfalls geholfen. Ich habe mich hinterfragt und konnte somit abschließen. Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft ist nur eine Illusion in unseren Gedanken, wichtig ist das Hier und Jetzt, sonst verpasst man Lebenszeit. Man kann sich die Frage stellen: Was genau ist jetzt gerade das Problem? Meistens gibt es keins, man ist sicher, keine Bedrohung von außen und wenn körperlich alles gesund ist, auch keine Bedrohung von innen, die das Leben beeinträchtigen könnte.
Die Flucht, vor der Angst weg zu rennen wird nicht funktionieren. Das Problem hatte ich auch. Ich bin quasi vor mir selbst weg gerannt.
Wie habe ich angefangen? Mit den Fragen, die ich mir gestellt habe, mit Atemübungen, viele Videos zu Angst/Panik, um besseres Verständnis erlangen zu können, wie ich an mir arbeiten kann. Begonnen, an mir zu arbeiten, jeden Tag über zwei Jahre intensiv.

@-IchBins- Vielen Dank für deine aufbauenden Worte
Ich bin so froh dieses Forum gefunden zu haben. Ich dachte schon ich bin die Einzige, die es nicht schafft die Angst zu bekämpfen.
Ich weiß es ist ein langer Weg und Hansi (So habe ich meine Unruhe und meine Angst getauft, weil sie mich jetzt doch schon über ein Jahr begleitet und deshalb einen Namen verdient hat) wird irgendwann mit mir zusammenarbeiten, weil ich weiß Hansi will nichts schlechtes und mich ärgern, weil eigentlich warnt er mich nur, dass es mir momentan nicht so gut geht und ich wieder mehr auf mich achten muss.
Der Weg ist lange und nicht immer schaffe ich es auf der Welle zu bleiben sondern oft falle ich auch wieder runter und werde vom Strom durchgewirbelt. Aber ich muss einfach immer wieder aufstehen und versuchen die Welle wieder zu erwischen und meine Angst annehmen.

Seit meiner ersten Panikattacke vor einem Jahr führe ich Tagebuch. Das schreiben und lesen meiner Einträge hilft mir sehr. Ich sehe dass es immer wieder bergauf geht und dann wieder kurz hinunter. Ich schreibe am Ende jedes Eintrages mein Mantra: Ich bin stark und schaffe alles

@Tzuimo genau so geht es mir auch oft.
Ich habe jetzt auch versucht mit Onlinevideos zu Hause zu Tanzen.
Sieht zwar sicher nicht schön aus aber es macht mich ein bisschen frei.
Und wenn ich wieder einmal zu viele Emotionen (Egal ob Wut/Traurigkeit) in mir habe, dann stell ich mich vor meinen Boxsack. Dieser hat unten eine Federung, das heißt die gleiche Energie mit der ich hineinschlage, kommt wieder zurück. Das hilft mir die angestauten Energien und Emotionen in mir abzubauen, die mich sonst erdrücken würden

@Panikade
Das hast du sehr schön beschrieben. Immer wieder rauf auf die Welle, egal, wie lang es dauert. Es ist eine Übung wie Training. Den Körper kann man trainieren, so auch seine Gedanken. Auch, wenn du wieder herunter gefallen bist, akzeptiere es, mach eine Pause und dann gehts weiter. Man sollte sich auch nicht unter Druck setzen, das bringt leider auch keinen Erfolg (also für mich zumindest).
Die Angst losgeworden bin ich nicht, aber ich habe lernen können, wie ich besser und gesünder mit ihr umgehen kann. Genau, die Angst akzeptieren, habe meiner auch damals einen Namen gegeben zu Beginn, das hat mir auch etwas geholfen. Sehr gut! Ich hatte mir neulich auch ein tolles hilfreiches Video über eine Doku angesehen, was zwar nicht direkt etwas mit Ängsten zu tun hat, aber irgendwie indirekt schon...Falls Interesse: -https://www.youtube.com/watch?v=A1tPx5IPbps- ab circa 2:26, wo er anfängt zu erzählen...

@-IchBins- @Tzuimo Vielen Dank für eure Worte
Dieses Forum und das Gespräch mit Gleichgesinnten tut so gut.
Jetzt fühle ich mich nicht mehr so alleine mit meiner Angst.
Ich spüre, dass es ein langer Weg ist, aber auch dass viele Andere auf der Suche nach Wegen sind mit der Angst und der Panik umzugehen.
Es macht mir Mut es auch zu schaffen und meine Probleme zu akzeptieren.
Ich habe lange gebraucht um meinen Zustand als Krankheit zu sehen.
Wenn man sich beispielsweise den Fuß bricht, dann wird einem gesagt was man tun kann, damit man wieder gesund wird. Auch die Mitmenschen können mit körperlichen Verletzungen einfach besser umgehen.
Viele sind extrem überfordert wenn es um seelische Probleme geht. Weil man sie einem nicht sofort ansieht.

Momentan ist meine innere Unruhe wieder richtig schlimmt. Oft bekomme ich abends im bett Panikattacken und den restlichen Tag bin ich extrem unruhig und angespannt.
Ich weiß nicht wie ich diesen Zustand wieder stoppen oder einbremsen kann.
Ich fühle mich sehr überfordert.

Die News der letzten Tage sind ein extremer Trigger von mir. Ich versuche Nachrichten zu meiden, aber gänzlich ist das nicht möglich (Werbung/Newsflash im TV; Radio im Auto).
Sobald ich mich entspannen könnte, fängt mein Kopf an durchzudrehen.
Immer wieder bin ich echt hilflos und weiß nicht so richtig wie ich aus dieser Abwärtsspirale der letzten Tage wieder rauskomme.

Meine Zwänge haben seit den letzten paar Tagen auch wieder ziemlich zugenommen. Ich wasche mir so oft die Hände und kann es nicht lassen bis mir die Tränen kommen. Die Nagelhaut abreißen ist auch wieder schlimmer und hat eine neue Dimension angenommen.
Ich kratze mir auch meine Kopfhaut auf.

Momentan tue ich mir wirklich schwer meine bis jetzt erlernten Hilfsmittel/methoden anzuwenden.
Ich bin echt verzweifelt

Liebe @Panikade ,

ein paar Gedanken zu Deinen Schilderungen:

Zitat von Panikade:
ich verspüre den Drang einfach zu Rennen. Einfach weg.

Hast Du es eigentlich mal probiert? Streiche im Geist das Wort weg und renne einfach mal ein paar (hundert) Meter. Du liest Dich eigentlich recht am Leben interessiert und eine gewisse Lebensfreude lauert m. E. da unter der Betrübnis. Das ist doch eigentlich schön?

Zitat von Panikade:
Ist es überhaupt möglich die Angst loszuwerden oder muss ich irgendwie lernen diese zu kontrollieren?

Du hast es selber gesagt - der Hansi darf erst mal bleiben. Aber ich würde das mit dieser (weit verbreiteten) Namensgebung mittelfristig in Frage stellen. Ich kenne die therapeutische Idee dahinter bzgl. Anfreunden, Annehmen etc., doch einer äußerst flüchtigen Emotion einen Namen zu geben, ist letztlich dermaßen unrealistisch, dass der Geist idR nur selten drauf reinfällt. Ein Name dient nicht nur der Verniedlichung, sondern schlechterdings der Manifestation von etwas letztlich Unmanifesten.

Zitat von Panikade:
mein Mantra: Ich bin stark und schaffe alles

Weder dieses Mantra noch das (dadurch zu kompensierende) Gegenstück (Ich bin schwach und schaffe nichts) ergeben Sinn. Es ist wie die o. g. Vermenschlichung einer Emotion ein unhaltbares Wunschdenken. Statt stark/schwach würde ich eher das Augenmerk auf dieses Ich lenken.

Zitat von Panikade:
Immer wieder bin ich echt hilflos und weiß nicht so richtig wie ich aus dieser Abwärtsspirale der letzten Tage wieder rauskomme.

Nenne es vielleicht etwas realistischer Spirale und lass die Richtung weg. Es geht nicht abwärts mit Dir sondern zu gewissen Zeiten ist der Geist lediglich unruhig, ängstlich.

Zitat von Panikade:
Ich versuche es auch mit Meditation. Das klappt oft gut aber manchmal ist meine innere Unruhe einfach zu groß um mich in die Meditation fallen zu lassen.

Genau dann, bei unruhigem Geist kann Meditation sehr mächtig werden. Du musst lediglich dabei die Absicht Dich fallen zu lassen ersetzen durch eine nüchterne Betrachtung der Unruhe. Das klappt auch bei Ängsten und:

Zitat von Panikade:
Oft bekomme ich abends im bett Panikattacken

Dann setz Dich auf Dein Medikissen und betrachte in Ruhe Deine Panikattacke. Du kannst hierfür Deine Attribute aus dem Tagebuch verwenden. So kannst Du den körperlichen Empfindungen eine klarere Sicht zuteil werden lassen.
Es geht nicht um Kontrolle - nur um Einsicht. Dies nennt man Einsichtsmeditation im Gegensatz zur Ruhekonzentration.

Vielen Dank für deine Antwort

Zitat von moo:
Statt stark/schwach würde ich eher das Augenmerk auf dieses Ich lenken.

Ich glaube manchmal bin ich zu Leistungsorientiert. Ich glaube das ist genau das Problem. Angst und Panik kann man nicht durch Leistung bekämpfen.
Wenn ich meditiere habe ich nicht als Ziel dass es MIR danach besser geht sondern dass die Panik weg ist.
Ich mache auch Yoga GEGEN die Angst und nicht für MICH
Mein ganzes Universum kreist momentan um die Angst und die Panik und die Angst vor der Panik.

Zitat von moo:
Hast Du es eigentlich mal probiert? Streiche im Geist das Wort weg und renne einfach mal ein paar (hundert) Meter. Du liest Dich eigentlich recht am Leben interessiert und eine gewisse Lebensfreude lauert m. E. da unter der Betrübnis. Das ist doch eigentlich schön?

Vielen Dank für die aufbauenden Worte. Vor meinen Angstattacken war ich ein sehr fröhlicher Mensch aber ich habe mir leider viel von meiner Angst nehmen lassen.

Zitat von moo:
So kannst Du den körperlichen Empfindungen eine klarere Sicht zuteil werden lassen.
Es geht nicht um Kontrolle - nur um Einsicht. Dies nennt man Einsichtsmeditation im Gegensatz zur Ruhekonzentration.

Von Einsichtsmeditation habe ich noch nichts gehört. Vielen Dank für den Tipp ich werde mich einlesen.

Danke für die Rückmeldung...

Zitat von Panikade:
Ich glaube manchmal bin ich zu leistungsorientiert.

Den Eindruck habe ich auch

Zitat von Panikade:
Wenn ich meditiere habe ich nicht als Ziel dass es MIR danach besser geht sondern dass die Panik weg ist.

Das ist m. E. nahezu dasselbe. Etwas wollen und etwas loshaben zu wollen sind zwei Seiten einer Hand.

Zitat von Panikade:
Ich mache auch Yoga GEGEN die Angst und nicht für MICH

Dito.

Zitat von Panikade:
ich habe mir leider viel von meiner Angst nehmen lassen

Die Angst nimmt nichts, sondern Du gibst ihr über Gebühr Raum.

Zitat von Panikade:
Von Einsichtsmeditation habe ich noch nichts gehört. Vielen Dank für den Tipp ich werde mich einlesen.

Gerne - Stichwort: Vipassana

Zitat von moo:
Die Angst nimmt nichts, sondern Du gibst ihr über Gebühr Raum.


Das stimmt. Da hast du wirklich Recht. ICH gebe meiner Angst Platz und zwar zu viel Platz. Dadurch nehme ich mir die Freude an allem. Ich muss versuchen an mir zu arbeiten aber von der Erkenntnis zu einer persönlichen Strategie ist es echt ein langer Weg.
Ich muss meinen noch finden...

@Panikade Tja, die Geduld ist ein oft unterschätztes aber selten ausreichend vorhandenes Pfund... Alles Gute und - bleib einfach gelassen dran. Finde Dein Tempo, nimm Dir Zeit.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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