Mehr noch aber macht mir Angst das ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll. Nach dem Tod meiner Mutter vor drei Jahren ist mein Vater mehr oder minder zusammengebrochen, ist aus der gemeinsamen Wohnung (in der wir jetzt wohnen, wir sind hierher gezogen um ihm zu helfen) ausgezogen, war in der Psychosomatic, lernte da eine neue Frau kennen, hinterließ uns die Hunde (auch noch ein Erbe meiner Mutter), heiratete neu und lebt jetzt 150km weit weg. Er sagte irgendwann auch den Satz: Jetzt kann ich endlich leben!.
Ich wurde als Baby adoptiert, meine Adoptiveltern sagten mir das im Alter von 8 Jahren. Mein Adoptivvater (also der, der den Herzinfarkt hatte, leibliche Eltern kenne ich nur die Mutter per Telefon) konnte nie wirklich Gefühle zeigen, angeblich aufgrund eigener, schlimmer Erfahrungen im Elternhaus. Als sein Vater (also mein Opa) vor ca. 20 Jahren starb, erwähnte das mein (Adoptiv)vater eiskalt und beiläufig, ging nicht mal zur Beerdigung. Seit mein Vater neu geheiratet hat, habe ich ihn auch nicht mehr gesehen, selbst in meinen schlimmen Angstzeiten hat er sich nicht blicken lassen.
Seine neue Frau kenne ich nur vom Telefon, die wirkt auf mich sehr seltsam. Und dann kriege ich den Anruf heute und weiß nicht ob ich weinen soll, ich bin wütend... weil ich denke: Schicksal, lass mich doch einfach mal in Ruhe, lass mich Kraft tanken und hau mir nicht immer wieder in die Fresse!. Ich war bis heute nicht am Grab meiner Mutter, weil ich Angst vor meinen Emotionen habe. Meine Mutter (also Adoptivmutter) hat im Sterben gesagt, dass Sie IMMER an mich geglaubt hat - auch wenn es mit mir sicher nicht immer leicht war im Leben.
Und jetzt? Sitze ich hier und weiß nicht ob ich ins Krankenhaus fahren soll. Den Anblick eines im Koma liegenden Menschen (egal wer) könnte ich nur schwer verkraften, mich verfolgen solche Bilder sehr lange und schüren meine eigene Angst vor dem Tod. Andererseits will ich nicht wie mein Vater sein, der Eiskalt den Tod des eigenen Vaters übergangen hat (oder zumindest so getan hat). Die Moral in mir sagt: Du hast da hinzufahren!, aber die Emotionen in mir sagen: Lass es, er war auch nicht da!. Ich bin eine Mischung aus weinerlich und so komisch erleichtert und kann diese Gefühle der Situation überhaupt nicht zuordnen.
Und ich möchte auch der neuen Frau meines Vaters (von der er mal per SMS nebenbei meinte: Du, ich habe jetzt eine neue Frau, Du hast 3 neue Halbschwestern, komm doch mal runter zu uns! - so als sei nie was gewesen) nicht begegnen, die machte am Telefon sehr seltsame Andeutungen und wirkte auf mich irgendwie psychisch verhuscht und das weniger aufgrund der Situation als mehr aufgrund irgendwelcher anderen Probleme (Sie hat meinen Vater ja immerhin in der PSychosomatik kennen gelernt).
Ich weiß, ich muss für mich entscheiden, aber ich weiß nicht was ich tun soll - was ist richtig, was ist falsch? Fahre ich hin und bin dann selbst total am Ar. oder lasse ich es und mache mir Vorwürfe das ich nie hingefahren bin in der vielleicht letzten Stunde? Selbst meine Verwandtschaft bzw. ein Teil der meines Vaters würde NICHT hinfahren, weil man Vater in seiner Art SEHR verletztend und kalt war...
Ich weiß im Moment nicht weiter, wer kann nachfühlen, wer kann seine Sichtweise dazu äussern?
25.06.2013 11:40 • • 26.06.2013 #1