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Hallo zusammen,

ich bin heute morgen mit einer Art Panikattacke (Herzrasen, Bauchschmerzen etc.) aufgewacht und das Gefühl will seit dem einfach nicht mehr weggehen.
Gestern abend habe ich eine Freundin besucht und viel geredet, irgendwann habe ich dann ziemliche Kopfschmerzen bekommen und schon dieses Gefühl der drohenden Panikattacke, wollte mir dann aber nichts anmerken lassen und habe es auf Wetterfühligkeit geschoben.
Heute Nacht habe ich dann echt mies geschlafen, obwohl ich totmüde war, und heute morgen dann das. Seitdem sitze ich hier rum, fühle mich wie gerädert und als ob ich nicht so richtig da oder wach wäre. Als ob ich selbst irgendwo in mir zusammengekauert sitze und nur das ständig grübelnde, im Kreis denkende und keinen klaren Gedanken fassende Ich anwesend ist.

Etwas Hintergrund: Vor etwa 3 Jahren hatte mich meine damalige Freundin betrogen, für mich ging da alles los, die ersten Panikattacken, mir gings echt lange ziemlich dreckig, habs aber irgendwann mehr oder weniger selbst in den Griff bekommen. Die Beziehung ging weiter, etwa 1,5 Jahre, dann war Schluss (zum Glück).
Für mich endlich ein klarer Schnitt, Trennungszeit war zwar schlimm, aber keine Panikattacken mehr oder ähnliches. Das ist jetzt auch schon wieder ein halbes Jahr her, in dem es mir eigentlich vergleichsweise gut ging. Bis auf ein paar Wochen in denen ich plötzlich ständige Sorgen vor Krankheiten hatte, dass ich Diabetes, MS oder was auch immer hätte. Blutwerte etc. hab ich damals abchecken lassen und es war alles bestens. Die Sorgen haben sich dann auch irgendwann wieder gelegt, bis auf dass ich ziemlich oft zur Toilette renne, was mir immer noch Sorgen bereitet.

Nun bringt mich mein Erlebnis heute leider total aus dem Konzept, ich habe Angst dass ich das alles von damals nochmal durchmachen muss und das jetzt erst der Anfang ist. Kann nichts essen, dauerhaft müde und antriebslos.
Ich grüble ständig drüber nach, was der Auslöser sein könnte. Ich habe gestern mit der Freundin sehr viel über intime Themen geredet und befürchte dass das unterbewusst alles hochbringt. Habe auch Angst dass ich ihr gegenüber schon wieder in eine Art der emotionalen Abhängigkeit rutsche, obwohl sie eigentlich wirklich nur eine Freundin ist.

Ich versuche mich schon die ganze Zeit zu beruhigen, aber nichts will klappen. Ich komm irgendwie nicht an mein richtiges Ich ran. Was haltet ihr von meiner Situation, was könnt ihr mir raten?

29.03.2020 12:32 • 29.03.2020 #1


3 Antworten ↓


Fabi, Du hast in dem Gespräch ganz viel wieder aufgerührt, von all den Dingen, die Du für abgeschlossen und bewältigt hieltest.
Aber in den hintersten und tiefsten Hirnwindungen sitzen solche Emotionen irgendwo noch fest und piesacken Dich nun wieder.
Ich vergleiche das sehr gerne mit einer Festplatte.
Du kannst alle Daten scheinbar einfach so löschen, Du siehst sie nicht mehr und fühlst Dich erleichtert. Aber sie sind deswegen natürlich nicht weg und wer das will, holt sie auch wieder hervor. So ähnlich ist das in unseren Köpfen.
Erst wenn Du ganz gründlich löschst, alles mehrfach überschreibst, hast Du Ruhe. Wenn Du angelernte und erlebte Emotionen, die sich in Dein Unterbewußtsein eingebrannt haben, mit positiven Erfahrungen überschreibst, wird es besser.
Um mal noch im Bild mit der Festplatte zu bleiben: Wenn Du sie ganz und gar noch neu formatierst ist alles weg. Übertragen auf unseren Kopf käme das aber einer Amnesie gleich. Das muß nicht sein.

A


Über belastende Erlebnisse sprechen wühlt mich auf

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Für mich als Informatiker ist das ein gut verständliches Beispiel, danke dafür Berggeist. Wie soll ich aber meine angelernten Emotionen mit positiven Erlebnissen überschreiben, wenn mir dazu der Antrieb fehlt, Gedanken immerzu kreisen und die schlechten Erinnerungen einfach nicht vergessen werden? Einfach machen?
Ich merke auch dass die emotionale Abhängigkeit für mich ein großes Thema zu sein scheint, ich denke mal das rührt aus dem damaligen Vertrauensbruch. Ich warte permanent auf Antworten von Freunden, will wissen was sie so treiben, kann kaum alleine sein. Mein Leben dreht sich mehr um andere als um mich selbst, hab ich manchmal das Gefühl.

Ja, das Überschreiben der negativen Emotionen ist eine sehr schwierige Kiste. Zugegeben! Ich arbeite seit 2015 intensiv daran. Zum Anfang mit therapeutischer und medikamentöser Unterstützung, viel Austausch mit anderen Betroffenen, die ich zum Glück auch in meiner (kleinen) Stadt gefunden habe. Inzwischen kann ich die negativen Dinge ganz gut benennen und habe sie z.T. auch schon überschrieben. Aber dennoch erwischt es mich hin und wieder, wenn alles auf einmal kommt.
Ich war mein Leben lang immer nur für andere da, hab mich um deren Wohlbefinden gesorgt, wollte alles perfekt machen ohne an mich und meine Gesundheit zu denken. Ich habe mich 55 Jahre an dem orientiert, was andere über mich sagten. Ich war mehr als 30 Jahre lang häufig in der Zeitung mit meinen guten Ideen und Taten für's Gemeinwohl, konnte nie nein sagen - dann kam 2014 der Zusammenbruch. Danach lernte ich zu bremsen und mehr an mich zu denken. Sehr schwer ist das, aber so langsam überschreibe ich die entsprechenden Bereiche und spüre, daß die Welt sich trotzdem weiterdreht. Und ich habe keine Freunde dabei verloren, eher im Gegenteil!
Ich bin noch lange nicht über den Berg, aber es ging mir schon viiiiiiel schlechter.
Ich kann Dir nur Mut machen dran zu arbeiten. Denk an Dich und Deine Gesundheit. Mach auch mal Dein eigenes Ding für Dich! Dabei verlierst Du nur die oberflächlichen Leute. Die Guten bleiben und werden Dich schätzen.





Dr. Christina Wiesemann
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