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Hallo ihr Lieben,

ich bin mit meinen Ängsten an einem Punkt angekommen, wo ich einfach merke, dass ich mehr Hilfe als nur eine einfache Verhaltenstherapie benötige. Außerdem habe ich langsam echt die Schnauze voll und will endlich wieder einen halbwegs normalen Alltag erleben können. Daher habe ich mich entschieden eine Teil- oder Vollstationäre Therapie zu machen. Heute war ich bei einem Beratungsgespräch in einer Tagesklinik und bin seither unentschlossen, welche Art der Therapie ich machen möchte und welche mir am meisten etwas bringen würde.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein paar Erfahrungen die ihr gemacht habt mitteilen würdet oder einfach nur Anregungen gebt, sodass ich einen fundierten Entschluss treffen kann.

Meine momentanen Abwägungen sind:
Teilstationär: - ich hätte einen fremdinduzierten Zwang mich mit meiner Angst auseinanderzusetzen
- zusätzlich habe ich die Möglichkeit meine Eigeninitiative (was Üben etc. betrifft) in meinem Zuhausealltag zu erweitern
- ich bin nicht getrennt von meinem Alltag daheim/ Freunden/Freund ...
- Problem wäre der Weg zum Therapiezentrum (40min mit Bus U-Bahn)
- Problem, dass ich daheim immer noch viel vermeiden könnte

Vollstationär: - gezwungen mich ausschließlich mit meinem Angstproblem zu beschäftigen, kaum Vermeidungsmöglichkeit
- rausgerissen aus dem Alltag
- Möglichkeit mehr Eigeninitiative zum Bewältigen der Angst zu entwickeln ?? möglicher Weise weniger als bei Teilstationärer Behandlung
- nur noch unter Ärzten, Pflegern, Therapeuten und Patienten - völlig raus aus normalem Leben#
- vollkommen aus sich selbst gestellt (ohne vertraute Bezugsperson)

So. So viel zu meinen Ansätzen. Ich würde mich wie gesagt sehr über Anregungen zum Thema freuen.
Danke schonmal!
Lôtta

11.07.2012 20:26 • 13.07.2012 #1


3 Antworten ↓


Hallo Lotta,

ich finde die Frage nicht einfach zu beantworten. Ich war schon öfter in einer Klinik, doch für mich persönlich hat das nicht so viel gebracht. Es ist gut, wenn man raus aus allem will, Abstand braucht, eine bestimmte Form von Ruhe. Es hat auch immer viel mit dem jeweiligen Konzept zu tun. Und eben mit Deiner Persönlichkeit und Deinem Therapiestand. Man darf nicht zu viel von einem stationären Aufenthalt erwarten. Wenn es um VT geht, kann sicher öfter und intensiver geübt werden, als bei einer ambulanten Behandlung oder in einer Tagesklinik. Aber auch das hat in normalen Kliniken seine Grenzen. Die Christoph Dornier Kliniken z.B. können sehr intensiv mit Dir arbeiten, haben einen hohen Betreuungsschlüssel, doch sie sind privat. Da macht man 3 Wochen oder länger eine echt harte Zeit durch und wird sozusagen rund um die Uhr den außergewöhnlichsten Situationen ausgesetzt, wenn notwendig.

Fakt ist für mich, dass man in Kliniken in einer Art Käseglocke lebt. Immer ist wer da, immer wird man aufgefangen, überall steht einem jemand bei. Man muss keinen Alltag bewältigen nebenher, wird nicht abgelenkt. Will man das? Ist das gut? Für die, die wirklich am Ende sind, keine Kraft mehr haben und vor allem neu erkrankt sind, kann es wirklich eine kostbare Zeit sein und einem ganz neue Perspektiven eröffnen. Bei allem musst Du damit rechnen, dass ein stationärer Aufenthalt lange dauern kann. Bis man erst mal genau weiß, was Sache ist und der richtige Therapieplan steht, vergehen schon mal oft alleine 2 Wochen.

Grundsätzlich würde ich persönlich nur noch eine Klinik wählen, die es zum Einen erlaubt, dass man jedes Wochenende heim fahren kann und die eben zum Anderen auch so nah liegt, dass es überhaupt möglich ist und sich lohnt. Das erlaubt nicht jede Klinik. Manche haben es als Belastungserprobung in ihr Konzept integriert.

Eine Tagesklinik wird oft nach einem Klinikaufenthalt gewählt. Um so langsam wieder in ein normales Leben zu gleiten. Du hast dort (ebenso wie in stationären Kliniken) natürlich mehr Therapien, als bei ner ambulanten VT, wo Du 1x die Woche hingehst. Das gibt auch viele neue Denkanstöße und Erfahrungen. Aber das wirst Du alles wissen. Du hattest ja schon ein Erstgespräch dort. Es ist sicher näher am echten Leben. Nur ist es auch anstrengend, vor allem, wenn Du so weit fahren musst. Ob Du dann in der Freizeit noch so viel üben kannst und magst ... ich kenne Dich nicht.

Ich denke, den perfekten Weg gibt es nicht. Und da kann Dir auch niemand einen Rat geben. Ein Risiko, dass die eine oder andere Richtung sich am Ende als besser oder falsch herausgestellt, bleibt.

Höre auf Dein Bauchgefühl. Oder wähle genau das, was Dir am meisten Angst einflößt.

Liebe Grüße

A


Teil- oder Vollstationär? Erfahrungen?

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Hallo Lilly,

danke für deine Antwort! Was du über einen stationären Aufenthalt bzw. eine stationäre Therapie schreibst, hatte ich mir auch schon so vorgestellt. Ich habe mich auch mittlerweile erkundigt, welche Kliniken für mich in Frage kämen und wie das Konzept dort aussieht. Ich denke ich werde mich für eine teilstationäre Therapie entscheiden. So habe ich wenigstens zum Teil meinen Alltag und kann versuchen diesen auch wieder allein auf die Reihe zu bekommen. Sollte das nicht funktionieren kann ich ja immernoch eine stationäre Therapie machen.

Der Ansatz mit dem Wähle was dir am meisten Angst macht ist auch gar nicht so schlecht Nur bin ich mir da gar nicht so sicher, was von beidem ich da eigentlich schlimmer finde. Wäre ich ganz weg aus meinem Umfeld würde mir das sicher stark zu schaffen machen, weil ich sehr stark auf meinen Freund und meine beste Freundin fixiert bin. Anderer Seits wäre bei die ja bei einer teilstationären Therapie auch nicht dabei und ich hätte zusätzlich diese Fahrt zu meistern :/
Fakt. Beides macht mir in Gedanken schonmal ordentlich Angst....

Und du selbst hattest also nicht so gute Erfahrungen mit beiden Formen? Haben die Therapien bei dir keinen Erfolg erzielt oder bist du nur wieder schnell zurück in deine alten Muster gefallen?

Ich stelle mir vor, dass man während der paar Wochen, die man in Therapie ist, schon so einiges erreicht und sicher auch viele Situationen zu meistern lernt, welche man zuvor nicht geschafft hat. Aber bestimmt ist es danach auch sehr wichtig, dass man täglich für sich weiterübt um das gelernte zu festigen und sich zu stärken. Was meinst du dazu?

Lieben Gruß,
Lôtta

Hallo Lotta!

Wenn ich ehrlich bin, denke ich, der teilstationäre Aufenthalt wäre für Dich weniger beängstigend. Auch wenn Freund und Freundin Dich nicht begleiten, sind sie irgendwie da ... oder zumindest kannst Du sie erreichen und siehst sie abends und am Wochenende.
Doch wie Du schon sagst, kannst Du ja später immer noch in eine Klinik gehen. Ich denke nur, Du musst wirklich versuchen zu lernen alleine klar zu kommen. Das geht auch mit Angst. Du schreibst in einem anderen Thread ja selbst, dass Du von den beiden anhängig bist. Ich weiß, das ist schwer. Doch vielleicht sollte genau das Dein Ziel werden.

Was mich betrifft ... ehrlich gesagt, schreibe ich hier nicht gerne über mich. Ich bin schon sehr lange angsterkrankt und befürchte, hier jemanden zu demotivieren.

Liebe Grüße





Dr. Reinhard Pichler
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