Also, ich kann das sehr gut verstehen. Ich habe auch oft Angst davor, dass die Aura mal bleibt und irgendwas mit mir nicht stimmt, das ist grundsätzlich so eine Angst bei mir, dass bei mir was nicht normal sein könnte. Und dann habe ich gelesen, dass diese Auren wohl auch nachweisbare Läsionen (kleine Vernarbungen) im Hirn bewirken können und das hörte sich für mich dann wieder doch gefährlich an. Weiß aber nicht, ob die was ausmachen. Jedenfalls hab ich dieses Buch von Sacks und das hat mich noch mehr verunsichert, weil man da einfach sieht, dass es zig unterschiedliche Formen der Migräne gibt und manches auch wie eine Migräne aussieht, aber keine ist. So schlecht wie sich die Ärzte mit solchen besonderen Fällen auskennen, ist es relativ unwahrscheinlich, dass sie es merken würden, wenn was nicht in Ordnung wäre.
Ich wünschte, ich hätte nur das Flimmern, nach dem Flimmern weiß ich nie, ob noch was nachkommt. Nach einer halben Std. nach dem Ende des Flimmerns kamen manchmal noch Taubheitsgefühle im Gesicht (Mund, bis Speiseröhre) und Hand, meist nur 10 min, aber ich frage mich, was kommt dann wieder beim nächsten Mal? Vielleicht bleibt es beim Flimmern, so war es anfangs, vll wird es aber noch mehr mit Lähmungserscheinungen o.ä., was manche ja auch haben. Manchmal schließen sich noch leichte Sprachstörungen an, aber das schlimmste ist, dass während der Aura alles so merkwürdig wirkt. Die Welt um mich ist plötzlich fremd und komisch und das macht mir Angst, kaum auszuhalten. Ich kann mich einfach auf nichts verlassen, die Migräne kann sich eben verändern, natürlich auch zum besseren. Das versuche ich mir immer einzureden.
Eigentlich geht es ja darum, es anzunehmen, als Freund vll sogar, der einen vor Überanstrengung schützt. Und nun ist es auch schon wieder ein Jahr her seit dem letzten Anfall und ich habe mir das ganze Jahr Gedanken darüber gemacht, bei jedem Flimmern und jedem geblendet sein, ob es jetzt wieder soweit ist. Oder wenn ich zu lang geschlafen habe, Alk. getrunken habe o. ä., habe ich mir sofort gedacht, jetz muss ja was kommen. Ich habe mir so oft umsonst Gedanken gemacht. Soviel verschwendete Zeit. Ich wünschte, ich könnte diese Gedanken einfach abstellen. Ich finde das schlimmste ist, dass man so neben sich steht während der Aura. Es ist, als ob ich den Boden unter den Füßen verliere. Ich habe Angst, allein zu sein. Andererseits möchte ich nicht in der Öffentlichkeit sein, falls es passiert, ich kann nicht dort einfach sitzen bleiben, wo ich gerad bin, und es über mich ergehen lassen. Ich hab sofort das Gefühl, ich muss weg, irgendwo hin, wo ich jederzeit unauffällig verschwinden kann.
Seit ein paar Monaten habe ich ein Buch, in dem positive Affirmationen zu dem Thema stehen, die versuche ich mir in den sorgenvollen Momenten durchzulesen, aber es klappt nicht immer. Manchmal beruhigen mich die positiven Sätze allerdings schon.
Ich versuche auch einmal am Tag 15 min zu meditieren, wenn mir dann, wie fast immer, ein Bein einschläft, versuche ich das auszuhalten. Das ist schwierig, weil ich das so mit den Taubheitsgefühlen während der Aura verbinde. Aber ich übe mich im Gelassensein und annehmen des natürlichen Auf und Ab des Lebens. Ich denke, man kann das auf das ganze Leben beziehen, und gerade wir Migränepatienten können vermutlich viel Lebensqualität durch diese Philosophie gewinnen. Ich kann nur von mir sagen, dass ich mich oft und ja, auch gern, aufrege und immer unter Volldampf bin (immer ne To Do-Liste im Kopf). Es wundert mich eigentlich nicht, dass mein Gehirn dann irgendwann ne Pause braucht ich denke, man kann viel bewirken, wenn man Einfluss auf seinen Geist nimmt (z.B. Durch Meditation). Ich kann euch das Buch das Gehirn eines Buddha und just ohne thing empfehlen.
So jetzt hab ich aber genug Senf abgeladen
Eigentlich müssen wir es so sehen: wir haben ein fabelhaftes Abwehrsystem, das uns vor den Überforderungen unserer Leistungsgesellschaft schützt. Andere treiben sich Jahrzehnte bis an den körperlichen Rand und merken es nicht mal, bis sie richtig krank werden. Wir haben eben einen sehr empfindsamen Körper, der sich gleich meldet, wenn etwas nicht förderlich für ihn ist. Wir müssen vielleicht mehr auf unseren Körper, auf unsere innere Stimme hören. Ich habe bsp. auch schon gemerkt, wenn ich etwas in mich reinfresse, was mich stört/verletzt, oder unzufrieden bin und nicht meinem Herzen Folge, sondern es anderen recht mache, kriege ich mehr Migräne. Irgendwie hängt das vielleicht zusammen... Wer weiß.
29.08.2015 11:28 •
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