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Ich dachte, ich kann mir Zeit lassen mit diesem langen Beitrag (der für manche vielleicht zu lang zu lesen ist), ich schreibe ihn eigentlich auch nur um mich zu beruhigen. So habe ich ein Gefühl, als ob gerade jemand zuhört und ich nicht alleine bin.
Ich bin zwar schon eine Weile hier im Forum angemeldet, hatte mich bisher aber noch nicht richtig vorgestellt. Ich dachte, das wäre auch noch nicht so wichtig. In diesem Augenblick brauche ich das hier aber als kleine Hilfestellung, Beistand, Krücke oder auch Ventil, oder einfach nur um mich genau jetzt zu beruhigen und runter zu kommen.
Kurz zu mir: Ich lebe allein und bin seit einem halben Jahr Single (nach 4 Jahren Beziehung). Beziehungen hatte ich in meinem ganzen Leben relativ wenige gehabt, das heißt, ich habe den größten Teil meines Lebens stets alleine gelebt. So auch in meiner letzten Beziehung, denn wir wohnten etwa 80 km voneinander entfernt und haben uns überwiegend am WE gesehen.
Ich leide schon lange an Verlust- bzw. Bindungsangst. Schon bevor es überhaupt zu einer Beziehung kommen könnte, denke ich schon daran, dass es irgendwann wieder zu Ende sein könnte und ich dadurch verletzt werde. Also überlege ich mir mehrmals, ob ich überhaupt eine Beziehung eingehe oder nicht.
Ich habe einen Therapeuten bei dem ich schon einige Sitzungen hinter mir habe, die mir auch gut geholfen haben. Leider bekomme ich offensichtlich immer wieder Rückfälle.
Zu meinem Problem:
Ich habe schon früher einige Male Panikattacken bekommen. Immer Nachts. Ich wache Nachts auf, mein Herz rast, ich schwitze und dann dreht sich das Gedankenkarussel.
Ich bin mir nicht sicher, wann es das erste Mal war, aber ich weiß, dass es oft in Situationen passiert ist, in denen ich Trennungen verarbeiten musste. Damals habe ich es auch direkt darauf bezogen und dachte mir, das sei normal.
Irgendwann später, ohne dass es diesmal irgendeinen Anlass gab, wachte ich mitten in der Nacht auf und hatte Panik. Ich wusste nicht warum und weshalb, das machte mich noch verrückter und ich rief den Notarzt. Er gab mir etwas zur Beruhigung (weiß aber nicht was es war, dazu ist es zu lange her) und nach einiger Zeit hab ich mich beruhigt und konnte wieder schlafen.
Ich war am nächsten Tag nicht mehr in Panik, aber erschrocken. Was, wenn das nochmal passiert? Ich musste mir eine Strategie überlegen, was ich mache, wenn ich wieder Panik bekomme.
Zusammen mit meinem Therapeuten habe ich Atemübungen gemacht. Ich habe mir im Netz Übungen zur Meditation herausgesucht. Und siehe da, es hat tatsächlich funktioniert. Ich konnte mich relativ schnell aus meiner Panik befreien und beruhigen. Ich war froh, eine Möglichkeit für mich gefunden zu haben.
Bis vorgestern. Da war es wie so oft. Ich wurde wach, Herzrasen, Schweißausbrüche Gedankenchaos und Grübeleien. Doch dieses Mal halfen keine Meditation, keine Atemtechnik. Ich konnte mich einfach nicht beruhigen. Jeder Gedanke zog mich runter. Ich konnte mich auf nicht konzentrieren. Hab versucht postive Gedanken zu generieren, nichts half. Ich habe mich angezogen und bin einmal um den Block gelaufen. Irgendwann, gefühlte zwei Stunden später, konnte ich wieder einschlafen.
Nachdem ich morgens/mittags wieder wach wurde, ohne Panik, dachte ich, es ist alles wieder ok.
Ich hab mich beschäftigt und war draußen an der frischen luft. Doch im Laufe des Tages merkte ich, dass ich Angst vor der nächsten Nacht bekomme; das mir das gleiche nochmal passiert.
Tja, nun bin ich seit halb zwei wieder wach, bin wieder um den Block gelaufen und liege hier im Bett und schreibe diesen Beitrag. Im Augenblick bin ich relativ ruhig und hoffe, dass wenn ich hier Schluss mache schlafen kann und nicht zwischendurch wieder wach werde.
Ich werd jetzt hier auch enden und danke dafür, dass es hier eine Möglichkeit gibt, sich mit solchen und anderen Problemen mitzuteilen und auszutauschen.
Gute Nacht.

12.03.2023 03:32 • 08.11.2023 x 2 #1


17 Antworten ↓


Hi, wie war deine Nacht? Konntest du noch schlafen?

A


Seit 2 Tagen wiederkehrende Panik

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Hi. Nicht wirklich. Alle 20-30 Minuten bin ich wieder aufgewacht, wobei ich nichtmal weiß ob ich ich überhaupt geschlafen habe. Jetzt bleib ich wach bis heute Abend und hoffe ich kann dann schlafen. Wobei ich jetzt schon wieder Angst vor der Panik habe

Update: Heute hab ich mich mit einem Kumpel getroffen und mich ausgiebig draußen an der frischen Luft aufgehalten. Anfangs fiel es mir sehr schwer über das zu reden, was in mir vorgeht, auf die Frage wie es mir geht. Zum Glück ist mein Kumpel sehr emphatisch und verständnisvoll, so dass ich mich im Laufe des Tages immer besser fühlte. Als wir uns am Nachmittag auf den Weg nach hause machten, merkte ich allerdings schon wieder aufkommende Unruhe. Ich kann einfach nicht nachvollziehen woher die kam bzw. teilweise noch kommt. Inzwischen liege ich auf der Couch und müsste eigentlich mal schlafen gehen, müde genug bin ich ja, befürchte aber wieder das schlimmste.
Dummerweise bin ich noch leicht erkältet und bekomme nicht richtig Luft durch die Nase. Eine Spekulation von mir war, dass das der Grund für meine nächtliche Attacke sein könnte, Atemnot. Bin mir aber nicht sicher und denke mir Spekulationen bringen nichts.
Ich habe mir vor einiger Zeit mal CDB-Sticks gekauft, die hab ich jetzt mal benutzt und hoffe auf Beruhigung.
Morgen werde ich mich im Buchladen mal umschauen. Habe im Netz einen Titel von Edmund J. Bourne entdeckt über Panikattacken und Angst. Falls das einer kennt, kann er mir gerne sagen, ob es hilfreich ist.
Nun werd ich mich mal ins Bett legen und das Beste hoffen.

Hi. Wie geht es dir denn inzwischen? Wie war die Nacht und hast du es in die Stadt geschafft?

Grad geht's mir einigermaßen gut. Geschlafen hab ich in Etappen. Aber nicht so panisch, trotzdem noch immer mit Unbehagen und Grübeleien. Heute hab ich mir vom Arzt eine kleine einschlafhilfe geholt, morgen hab ich da ne längere Sitzung.
In die Stadt zu kommen ist nicht schwer in Berlin. Außerdem war ich heute zum Glück arbeiten. Das hat mich sehr gut abgelenkt. Ohne Beschäftigung hätte ich vermutlich viel größere Schwierigkeiten.

Ah. Sehr gut. Freut mich. Auf Arbeit ist von der Panik also nichts zu spüren?

Nein, ich bin mit Auto unterwegs und muss zu verschiedenen Kunden. Die Panik kommt immer, wenn ich schlafe und wieder aufwache ...
So wie gerade jetzt wieder. Ich bin gerade wieder wach geworden mit einer leichten Attacke, nach etwa 2 Stunden Schlaf. Habe aber meine Einschlafhilfe Tavor noch nicht genommen. Ich wollte es erstmal ohne probieren.
Jetzt hab ich mir vorgenommen, es nicht nur hier, als kleines Tagebuch einzutragen, sondern es auch auf Papier zu Hause zu dokumentieren. So hab ich eine Übersicht und Ablenkung zugleich. Während ich hier schreibe merke ich wie ich ruhiger werde und hoffe, dass ich gleich weiterschlafen kann, immernoch ohne Tavor. Das will ich solang wie möglich raus schieben. Hauptsache ich weiß, dass ich die da habe und falls es doch wieder schlimmer wird, nehmen kann.

Neuestes Update
Soweit geht es mir wieder gut. Ich bin zwar jetzt auch wieder wach und kann nicht schlafen, doch zumindest sind die Panikattacken erstmal wieder verschwunden. Bin wieder um etwa 1.30 Uhr wachgeworden und seitdem lieg ich wach im Bett, mit dem Unterschied diesmal, dass ich mir darüber keine Gedanken mache und völlig ruhig bin. Ich muss zwar in 2,5 Stunden wieder aufstehen und arbeiten, aber auch das macht mir keine Sorgen.
Ich war gestern bei meinen Gesprächspartner und konnte mich zum Glück bei ihm aussprechen und bin sehr schnell runtergekommen. Nun hoff ich, dass es erstmal ohne Attacken weitergeht und ich die nächsten Nächte auch mal durchschlafen kann ohne zwischendurch 2, 3 Stunden wach zu liegen.

Gut. Ich kann noch geführte einschlafmeditationen empfehlen und hatte irgendwo im Forum auch mal meinen Senf zum Thema gegeben. Hatte mich früher oft beruhigt.

Gerade bin ich aufgewacht, weil wasser überall aus Lampen und Steckdosen raustrielte. Stellte sich raus, im oberen Stockwerk ist der Kühlschrank (!?) undicht und das Wasser fliesst hinter eine Schrankwand. Stellte sich raus war ein Traum. Muss in 20 Minuten aufstehen um meinen Zug zu erreichen :/

Freut mich, dass du jemanden zum darüber reden hast.

Zitat von Azure:
Gut. Ich kann noch geführte einschlafmeditationen empfehlen

Jetzt habe ich noch deinen Beitrag überflogen. Ich muss dir das offensichtlich nicht mehr empfehlen, (hatte mich aber trotzdem eine Zeit lang damit abgelenkt als es mir dreckig ging)

Nun sind einige Tage vergangen nach meiner lang anhaltenden Panikphase. Zwischenzeitlich ging es mir schon besser bis auf heute nacht mal wieder.
Meine Theorie, warum ich nachts mit Panik wach werde, dass es an meiner Erkältung und der verstopften nade lag ist nicht belegt, könnte aber mit ein Grund gewesen sein. Nachdem ich wieder besser atmen konnte schlief ich auch etwas besser und hatte wenig bis keine Panik/Angst. Nun mache ich mir andere Sorgen.
Ich bin ja zum Glück zum Arzt gegangen und sie hat mich näher untersucht. Mein Blutbild hat gezeigt, dass mit mir so einiges nicht in Ordnung ist. Hoher Cholesterin, hoher Blutzucker, vitamin D Mangel und hoher Blutdruck.
Nun mach ich mir Sorgen vor einem Infarkt bzw Schlaganfall.
Nun kann ich (wieder mal) spekulieren ob nicht evtl der hohe Blutdruck zu meinen nächtlichen Anfällen geführt haben kann.
Zumindest bin ich in Behandlung und werde da hoffentlich gut rauskommen. Ich notiere mir für die Ärztin 3 mal am Tag den Blutdruck, und wenn der nicht besser wird, muss ich was dagegen nehmen. Eine solide Lebensweise wäre natürlich sinnvoller und gesünder. Mehr Bewegung, weniger Stress, vielleicht auch mal wieder etwas mehr Freude im Leben.

Jetzt haben wir es 8 Uhr und bin schon wieder seit 4 Stunden wach. Ich bin nicht unbedingt mit Panik aufgewacht, die kam merkwürdigerweise erst im Laufe meines Wachseins. Mir schwirrten wieder allerlei Gedanken durch den Kopf, und keine guten sondern immer wieder Angst machende. Also hab ich mich angezogen und bin ca 1 Stunde um den Block gelaufen. Ein wenig beruhigen konnte ich mich, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken.
Ich habe versucht mit meiner Meditation Einschlafhilfe wenigstens noch 1, 2 Stunden zu schlafen, aber das half auch nicht. Ich konnte mich anfangs gut entspannen, aber je länger ich es hörte desto mehr Angst hatte ich nicht einzuschlafen bevor die Meditation zu Ende gesprochen wurde. Also kam wieder die Gedankenspirale. Was mache ich, wenn das zu Ende ist und immernoch wach bin?
Nun bin ich immernoch wach und bleibe es erstmal auch. In der Hoffnung dass ich heute Abend müde genug bin und ohne Angst einschlafen kann.

Zitat von HansSolo:
Ich konnte mich anfangs gut entspannen, aber je länger ich es hörte desto mehr Angst hatte ich nicht einzuschlafen bevor die Meditation zu Ende gesprochen wurde. Also kam wieder die Gedankenspirale. Was mache ich, wenn das zu Ende ist und ich immer noch wach bin?

Das ist egal.
Zumindest solltest Du während der Meditation keine Erwartungshaltung entwickeln. Sehr oft funktioniert es nur beim ersten oder zweiten Mal, weil da der Geist (noch) unvoreingenommen, also höchstens interessiert aber erwartungsfrei ist. Das nennt man auch gern den Anfängergeist (s. Shunryu Suzuki).
Sobald sich dabei ein Erfolg einstellt, will man das so wieder haben. Genau diese Ausrichtung verhindert verlässlich den Erfolg.

Zitat von HansSolo:
Ich bin ja zum Glück zum Arzt gegangen und sie hat mich näher untersucht. Mein Blutbild hat gezeigt, dass mit mir so einiges nicht in Ordnung ist. Hoher Cholesterin, hoher Blutzucker, Vitamin D Mangel und hoher Blutdruck.
Nun mach ich mir Sorgen vor einem Infarkt bzw Schlaganfall.
Nun kann ich (wieder mal) spekulieren ob nicht evtl der hohe Blutdruck zu meinen nächtlichen Anfällen geführt haben kann.
Zumindest bin ich in Behandlung und werde da hoffentlich gut rauskommen. Ich notiere mir für die Ärztin 3 mal am Tag den Blutdruck, und wenn der nicht besser wird, muss ich was dagegen nehmen. Eine solide Lebensweise wäre natürlich sinnvoller und gesünder. Mehr Bewegung, weniger Stress, vielleicht auch mal wieder etwas mehr Freude im Leben.

Ich meine auch, dass man hier definitiv parallel dranbleiben sollte. Wie unsolide und ungesund schätzt Du selber konkret Deine Lebensweise ein?

Zitat von HansSolo:
Ich war gestern bei meinen Gesprächspartner und konnte mich zum Glück bei ihm aussprechen und bin sehr schnell runtergekommen.

Halte Dir diesen Gesprächspartner unbedingt warm. Achte allerdings darauf, dass Du ihn nicht überlastest. Frag ihn jedesmal, ob es ihm evtl. zu viel wird etc. Auch ein Danke für sein offenes Ohr und seine evtl. Ratschläge wäre schön.

Zitat von HansSolo:
So hab ich eine Übersicht und Ablenkung zugleich. Während ich hier schreibe merke ich wie ich ruhiger werde und hoffe, dass ich gleich weiterschlafen kann

So sehr es begrüßenswert ist, Ablenkung und Kontrolle zu nutzen, achte bitte darauf, Dich nicht von ihnen benutzen zu lassen. Ablenkung und Kontrolle sind gutgemeinte und - meist auch - temporär wirkende Werkzeuge. Aber sehr oft stumpfen sie ab oder gehen kaputt...
Letzteres ist uns eigentlich bewusst, aber wir ziehen - verständlicherweise - den schnellen Effekt einer tieferen Analyse (inkl. der daraus resultierenden evtl. Konsequenzen) vor.
Zitat von HansSolo:
Außerdem war ich heute zum Glück arbeiten. Das hat mich sehr gut abgelenkt. Ohne Beschäftigung hätte ich vermutlich viel größere Schwierigkeiten.

Das sehe ich als teilweise Bestätigung meiner Theorie.
Zitat von HansSolo:
Nein, ich bin mit Auto unterwegs und muss zu verschiedenen Kunden. Die Panik kommt immer, wenn ich schlafe und wieder aufwache ...

Könnte die nächtliche Unruhe vielleicht grundsätzlich mit Deiner beruflichen Tätigkeit oder mit ihrem Format (Außendienst) zusammenhängen?

Zitat von HansSolo:
Ich bin mir nicht sicher, wann es das erste Mal war, aber ich weiß, dass es oft in Situationen passiert ist, in denen ich Trennungen verarbeiten musste. Damals habe ich es auch direkt darauf bezogen und dachte mir, das sei normal.

Dieser Aspekt sticht mir ins Auge. Überlege Dir mal folgendes:

Welche emotionale Gemeinsamkeit könnten die Trennungsphasen und Deine aktuelle Lebenssituation haben?
Achte dabei nicht auf die Trennung an sich oder Deine konkreten Lebensumstände sondern auf die Erlebensfärbung, die sich während (oder aufgrund) dessen ergab/ergibt.
Ich hoffe, Du ahnst, auf was ich abziele?

Zitat von moo:
Ich meine auch, dass man hier definitiv parallel dranbleiben Wie unsolide und ungesund schätzt Du selber konkret Deine Lebensweise ein?

Erstmal Danke für deine Antworten bzw. Fragen. Wobei ich jetzt nicht genau weiß ob du sie rethorisch gestellt hast oder ich antworten soll. Ich machs einfach mal.
Momentan ist meine Lebensweise so ziemlich chaotisch, wenn ich das mal so sagen darf. Mit mehr Bewegung meine ich z. B. mehr als auf Arbeit. Da bewege ich mich ja ziemlich viel, Treppen rauf und wieder runter, und das sehr oft am Tag mit Werkzeug in der Hand. Aber das ist nicht die Bewegung die ich machen sollte. Da muss mehr kommen in der Freizeit. Naja, und meine Ernährung ist zur Zeit auch nicht so, dass ich nen Preis gewinnen würde; unregelmäßig und falsch. Ich wiege 10 kg zu viel (meiner Meinung nach bei 81 kg und 170 cm) und meine Blutwerte hab ich ja gesehen.
Das war bis vor einem halbem Jahr alles noch anders (da war ich kein Single)
Zitat von moo:
Halte Dir diesen Gesprächspartner unbedingt warm. Achte allerdings darauf, dass Du ihn nicht überlastest. Frag ihn jedesmal, ob es ihm evtl. zu viel wird etc. Auch ein Danke für sein offenes Ohr und seine evtl. Ratschläge wäre schön.

Ich sag mal so, ich nenne ihn Gesprächspartner. Er ist mein Therapeut, er sollte es aushalten können.

Zitat von moo:
So sehr es begrüßenswert ist, Ablenkung und Kontrolle zu nutzen, achte bitte darauf, Dich nicht von ihnen benutzen zu lassen. Ablenkung und Kontrolle sind gutgemeinte und - meist auch - temporär wirkende Werkzeuge. Aber sehr oft stumpfen sie ab oder gehen kaputt...
Letzteres ist uns eigentlich bewusst, aber wir ziehen - verständlicherweise - den schnellen Effekt einer tieferen Analyse (inkl. der daraus resultierenden evtl. Konsequenzen) vor.

Das ist eine interessante Theorie über die ich noch nicht nachgedacht habe. Dass die Ablenkung eine Hilfe oder eine Krücke ist mit der man sich weiter bewegen kann, das hab ich so gesehen, aber du könntest recht haben. Macht man sich zu sehr von diesen Ablenkungen abhängig hilft die Krücke irgendwann auch nicht mehr.

Zitat von moo:
Könnte die nächtliche Unruhe vielleicht grundsätzlich mit Deiner beruflichen Tätigkeit oder mit ihrem Format (Außendienst) zusammenhängen?

Ich denke da spielen sehr viel Faktoren eine Rolle, die zuletzt auf mich eingeprasselt sind, ja, u.a. denke ich, dass die Arbeit auch mit einspielt. Da bin ich ja am wirbeln, was eine (temporäre) Veränderung angeht, aber da muss ich mich gedulden. Das ist schon in der Mache sozusagen.

Zitat von moo:
Welche emotionale Gemeinsamkeit könnten die Trennungsphasen und Deine aktuelle Lebenssituation haben?
Achte dabei nicht auf die Trennung an sich oder Deine konkreten Lebensumstände sondern auf die Erlebensfärbung, die sich während (oder aufgrund) dessen ergab/ergibt.
Ich hoffe, Du ahnst, auf was ich abziele?

Nun, ganz genau kann ich mit Erlebensfärbung nichts anfangen. Ich weiß, dass ich Trennungs-/Verlustangst und daraus resultierende Bindungsangst habe (zumindest momentan sehr stark ausgeprägt), was nicht immer so war.

Bildlich gesprochen fühle ich mich im Augenblick wie ein Junkie, der seinen Stoff braucht um drauf zu sein. Also ich brauche, eine Sicherheit, dass ich keine Angstgedanken bekomme, indem ich mich ablenke mit Arbeit oder mit jemanden telefoniere oder zusammensitze, also um nicht alleine zu sein. Genau wie dieses Forum hier, das ich nutze um mich mitzuteilen, auch das hilft mir. Sobald ich merke ich habe nichts zu tun oder ich kann nicht rausgehen, weils regnet (natürlich kann ich das, aber der Gedanke, dass ich es nicht kann ist trotzdem da) oder das Beispiel dass ich nicht schlafen kann, macht mich schon verrückt wenn ich drüber nachdenke.
Das ist die Angst vor der Angst.

Zitat von HansSolo:
Erstmal danke für deine Antworten bzw. Fragen. Wobei ich jetzt nicht genau weiß ob du sie rhetorisch gestellt hast oder ich antworten soll. Ich mach´s einfach mal.

Oh, entschuldige bitte - natürlich freue ich mich über Antworten. Es ist ja eh Dein Thema und ich bin hier so reingeplatzt..

Zitat von HansSolo:
ja, u.a. denke ich, dass die Arbeit auch mit einspielt. Da bin ich ja am wirbeln, was eine (temporäre) Veränderung angeht, aber da muss ich mich gedulden. Das ist schon in der Mache sozusagen.

Finde ich prima!

Zitat von HansSolo:
Ich sag mal so, ich nenne ihn Gesprächspartner. Er ist mein Therapeut, er sollte es aushalten können.

Ah, OK...ich habe diesen Gesprächspartner irgendwie unter Privat verbucht.

Zitat von HansSolo:
Macht man sich zu sehr von diesen Ablenkungen abhängig hilft die Krücke irgendwann auch nicht mehr.

Ja, also ich habe das so erlebt. Und das Krückenbild ist ziemlich treffend - bei zu langer Nutzung schleicht sich im wahrsten Wortsinn ein Haltungsschaden ein und verhindert langfristig fast immer eine Beschäftigung mit den tieferen Ursachen. Selbiges gilt in vielen Fällen auch für Antidepressiva.

Zur Erlebensfärbung:

Thema 1:
Zitat von HansSolo:
Ich weiß, dass ich Trennungs-/Verlustangst und daraus resultierende Bindungsangst habe (zumindest momentan sehr stark ausgeprägt), was nicht immer so war.

Also die Bindungsangst kam erst später, nach bereits erlebten Trennungen, richtig? Spielten Deine Ängste (egal ob Bindung oder Verlust) bei der letzten Trennung eine wesentliche Rolle?

Thema 2:
Zitat von HansSolo:
Bildlich gesprochen fühle ich mich im Augenblick wie ein Junkie, der seinen Stoff braucht um drauf zu sein. Also ich brauche, eine Sicherheit, dass ich keine Angstgedanken bekomme, indem ich mich ablenke mit Arbeit oder mit jemanden telefoniere oder zusammensitze, also um nicht alleine zu sein. Genau wie dieses Forum hier, das ich nutze um mich mitzuteilen, auch das hilft mir.

OK, dann lass uns die o. g. Krückenmetapher nun wieder aufgreifen - rein als Hypothese:

Du hast erlebt, dass während einer Beziehung die Verlustangst greift und nach/vor einer Beziehung die Bindungsangst. Das fällt unter Thema 1.

Aktuell erlebst Du eine Angst, wenn keine Sicherheit in Form von Gesprächspartnern, Therapiegesprächen oder Forum-Feedback akut vorherrscht. Das fällt unter Thema 2.

Welcher Erlebensaspekt sticht hier eindeutig hervor? Doch wohl Angst, oder?

Vielleicht wundert es Dich, dass z. B. bei Suchtkranken der Angstaspekt den mit Abstand häufigsten Korrelationsfaktor darstellt. Zunächst ist es gar nicht mal so wichtig, zu erkennen, wovor man eigentlich Angst hat oder ob die Angst ein Resultat des stetigen Krückengebrauchs ist. Wenn der Angstkreislauf mal etabliert ist, genügt sich die Angst selber.

Bei einer Angststörung ist das Objekt der Angst meistens nicht (mehr) erkennbar (und war es vielleicht auch nie!). Lediglich die Krücke (z. B. Beziehung, soziale Kontakte, falsche Ernährung, Arbeitswut, Suchtmittel etc.) wird regelmäßig missbraucht. Missbrauch in diesem Zusammenhang bedeutet, dass z. B. eine Beziehung oder eine Freundschaft oder die Ernährung nicht um ihrer selbst willen vollzogen wird! Sie dient vielmehr einem Zweck - hier: der Angstunterdrückung bzw. -lavierung, wie man eine unbewusste Verdrängung auch nennt.

Aber, wie ich immer wieder sage: Was man vergräbt, schlägt Wurzeln (...und erreicht irgendwann das Tageslicht ).

Nun hat die Nacht ihre eigenen Qualitäten, die Dir technisch ein Neurologe sicher besser erklären kann. Aber praktisch erlebt kann man sagen, dass unser Geist im Bett sozusagen das Visier hochklappt. Das hat zwei Folgen:

a) er sieht mehr
b) er ist verletzlicher.

Egal, was man vor dem Einschlafen, während des Schlafes oder beim Erwachen erlebt - es haut viel mehr rein als am hellichten Tag. Und sehr oft ergänzen sich a) und b) in durchaus unberuhigender Weise... Die mit dieser nächtlichen Fähigkeit kommunizierenden Träume tun ein Übriges.

IdR reagieren wir tagsüber routiniert mit den üblichen Verdrängungsaktionen. Diese sind nachts oft schwer bis gar nicht umzusetzen. Man kann sich nur noch schwer etwas vormachen. Wer dies öfter erlebt, entwickelt entweder eine neue Angst (Achtung: Schema! ) vor der Nacht bzw. dem Schlafen oder aber er packt die Sache endlich an.

Mit Anpacken meine ich nun nicht, die Angst um alles in der Welt loswerden zu wollen, sondern ihr mal ganz ergebnisoffen zuzuhören, was sie uns letztlich schon seit Langem mitteilen will.

Zitat von HansSolo:
Das ist die Angst vor der Angst.

Ganz genau. Und diese gilt es nun

a) strukturell zu verstehen
b) letztendlich das Heilmittel für Dein Leben darin zu sehen und
c) ins Tun zu kommen.

Mit Tun ist nicht bei jedem Menschen irgendein Aktionismus gemeint, sondern sehr oft eigentlich das Gegenteil - nämlich erst mal etwas zu unterlassen.

Eine Angstphase NICHT mit den üblichen Tätigkeiten zu beantworten, sondern sich ihr freundlich zuzugesellen, ist aus meiner Sicht für die meisten Menschen ein erster, sehr wichtiger Schritt, da er bereits ein kleiner Paradigmenwechsel ist. Um das zu können, sind die Punkte a) und b) jedoch Voraussetzung. Ansonsten wird es ein Kampf gegen die Krücke - und das funktioniert, zumindest längerfristig, so gut wie nie.

Ich würde dazu raten, keine geführten Meditationen zu konsumieren (!), sondern stattdessen bewusst vor dem Einschlafen Dich Deinem Körper, dem Bett, der Stille hinzugeben, zu überlassen. Einfach aufhören, zu vermeinen, sondern still zu sein.

Ergänzend kann ich Dir z. B. meinen Kontemplations-Thread empfehlen. Vielleicht kann das zum generellen Verständnis beitragen, wie Ich und Welt überhaupt ineinandergreifen und welche Rolle Emotionen letztlich spielen. Sie sind nur dann die Global Player, wenn wir sie nicht verstehen.
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Guten Abend, Ich wollte mal nachhören ob diese Panik nochmals wieder kam? Ich habe ebenfalls ein ähnliches Thema gestartet was mich seit Tagen plagt und bin für jede Hilfe dankbar

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Dr. Christina Wiesemann
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