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Hallo ihr Lieben,

ich weiß nich wann ich mich das letzte Mal hier angemeldet habe, aber meinen Account habe ich erstellt als ich 15/16 war, mittlerweile bin ich 10 Jahre älter aber befinde mich gerade in einem ganz schlimmen Gefühlschaos. Ich hatte in den letzten 10 Jahren öfter Rückfälle, was Angst und Panikattacken, Zwangsgedanken etc. angeht. Aber diesmal habe ich das Gefühl es ist richtig ernst. Und das macht mir wirklich Angst.
Ich habe vor kurzem meinen Master abgeschlossen und das sehr erfolgreich. Habe jetzt seit April eine neue Stelle angefangen. Und ca. eine Woche vorher begann das Chaos. Eigentlich hatte ich mich sehr über meine neue Stelle gefreut. Ich war bei meinem neuen Arbeitgeber, um meinen Arbeitsvertrag zu unterschreiben und an dem Tag fühlte ich mich schon gar nicht gut. Ich hatte am Abend vorher Alk. getrunken, vielleicht lag es daran. Ich fühlte mich irgendwie total krank und ängstlich und schaffte es gerade so zum Unterschreiben und wieder nach Hause. Hatte dann auch noch einen Migräneanfall nach einer anschließenden Online-Sitzung. Ab da gings irgendwie bergab. Ich hatte am nächsten Tag auch den ganzen Tag online-Meetings und bin mit einem doofen Gefühl aufgestanden. Hatte das Gefühl ich kann nicht richtig sehen. Habe mich abgelenkt und die Meetings überstanden und dann aber danach große Angst bekommen, weil ich das Gefühl hatte nicht mehr richtig sehen zu können. Tatsächlich leide ich an Migräne mit Aura und hatte desöfteren schon Gesichtsfeldausfälle, aber das war anders. Ich konnte es irgendwie nicht beschreiben aber hatte das Gefühl ich sehe nicht richtig. Daraufhin hatte ich sehr große Ängste einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung zu haben.

Man muss dazu wissen, dass sich in meiner Familie irgendwie viele ungewöhnliche Krankheiten häufen. Zuletzt wäre meine Schwester letztes Jahr fast gestorben (Intensivstation und co.) und seit November ist meine Oma sehr schwer krank aufgrund einer dramatischen Hirnblutung, aufgrund eines sehr seltenen Hirndefekts. Ich stand aufgrund der Sache mit meiner Oma die letzten Monate zeitweise unter starkem Stress, da wir eine sehr enge Beziehung haben und ich meinen Opa sehr viel bei allem möglichen bürokratischen unterstützt habe. Zuletzt hatte sie im März auch nochmal einen Rückfall und musste nochmal auf die Intensiv und wäre wieder fast gestorben, wegen Corona durfte keiner zu ihr und seitdem ist sie bis jetzt in einem Heim untergebracht, da sich bis jetzt keine Frühreha gefunden hat die sie aufnehmen möchte. Während der ganzen Zeit habe ich natürlich bis Dezember auch meine Masterarbeit geschrieben und im Januar die Abschlussprüfung absolviert.

Naja zurück zu meiner Angst nicht mehr sehen zu können. DIe artete wirklich extrem aus, sodass ich nach dem Wochenende vollkommen fertig bei meinem HA vorstellig wurde, der aber auch darauf tippte, dass die Sehstörung eher aus einer gesteigerten Selbstbeobachtung entstanden ist. Er empfhal mir aber bei meinem Neurologen und Psychiater vorstellig zu werden. Termin lässt leider auf sich warten, ab heute noch knapp zwei Wochen.
Ich hatte wirklich sehr viel Panik und hatte sehr großes Glück, dass ich auch noch zeitnah einen Termin bei meiner früheren Therapeutin hatte. Die schaffte es auch mich ganz gut zu erden und war sich auch recht sicher, dass die stressigen Umstände der letzten Monate und dann der neue Jobbeginn Schuld an der Misere haben. Die nächsten Tage schaffte ich es mich zu beruhigen und konnte wieder etwas zur Ruhe kommen. Dann kam mein erster Arbeitstag und ich überstand ihn so einigermaßen, aber mit ganz enormer körperlicher Unruhe. Hoher Puls, kalte und nasse Hände und Füße. Da ich an einem Freitag startete war danach Wochenende und ich nahm mir sehr viel Zeit mit Netflix, Spaziergang und Kochen und hatte das Gefühl ich komme runter von der Angst. Dabei schlich sich jedoch ein starkes Gefühl der Entfremdung von meinem Körper ein. Ich hatte das Gefühl als würde ich meine Bewegungen nicht mehr selbst steuern, als würde alles automatisch ablaufen usw. Ganz am Anfang mit 16 als alles anfing und auch immer mal zwischendurch litt ich auch schon an Derealisation und Depersonalisation, aber ich habe das Gefühl so schlimm wie gerade war es noch nie. An dem Wochenende dachte ich noch, es wäre einfach die Nachwehe der großen Panik der Vorwoche und mein Körper kommt zur Ruhe, aber nachdem ich Montag nachmittag nochmal im Büro war, fühlte ich mich wieder richtig schrecklich. Und seitdem, nun fast eine Woche, vergeht kein Tag an dem ich nicht fast ganztätig unruhig bin. Ich habe bestimmt 10 Stunden am Tag kalte, nasse Hände und Füße. Mir fällt es schwer was zu essen, habe volle Appetitlosigkeit. Mein Magen knurrt zwar, aber ich schaffe nur ein, zwie Happen zu essen. Ich fühle mich außerdem mittlerweile komplett unwirklich. Als würde ich träumen, frage mich ob alles real ist. Teilweise habe ich das Gefühl als könnte ich gar nichts sehen, obwohl ich alles sehe. Ich habe letzte Woche meine Arbeit durchgezogen und hatte sogar die Hoffnung es hilft sich abzulenken. Freitag Abend war dann aber noch eine Veranstaltung mit vielen Leuten und danach wurde es richtig schlimm. Bin danach nach hause gefahren und fühlte mich vollkommen neben mir. Mein Kopf fühlt sich seitdem auch meist leer und gefühllos an. Ich kann gar nicht weinen obwohl es mir eigentlich so schlecht geht. Und dann diese ständige Unruhe. Und die Unwirklichkeit. Das Wochenende bis gerade war jetzt meine Schwester da, um sich um mich zu kümmern. Auch das hätte mich unter normalen Umständen sicher beruhigt, aber es hat echt wenig geholfen. Wir waren spazieren, kochen, haben Achtsamkeitsübungen gemacht, aber ich fühle mich immer noch wie im Film. Als wäre alles unecht und ich handle nur noch automatisch. Als würde ich jeden Moment aufhören zu existieren oder ohnmächtig werden. Meine Mama sagt genauso hatte ich es damals, aber ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern.

Die einzigen Stunden, wo es besser geht ist abends. Teilweise habe ich die letzte Woche abends ein Allergiemedikament reingeschmissen, was müde macht. Gestern mit meiner Schwester ging es aber auch so. Dann habe ich auch mal lichte Momente, wo ich mich plötzlich wieder in der Gegenwart fühle und mich von dem ganzen Gefühlschaos distanzieren kann. Dann denke ich auch kurz, dass ja alles in Ordnung ist und das nur ein Gefühl ist. Vielleicht weil mein Körper abends einfach irgendwann voll erschöpft ist. Ich freue mich dann auch aufs Bett, Schlafen geht noch. Nur morgens geht es direkt wieder los mit der inneren Unruhe und dem komischen Gefühl. Die letzte Woche habe ich auch kurz mit meiner Therapeutin darüber gesprochen, danach ging es mir den Rest des Tages auch viel besser. Leider ist sie jetzt zwei Wochen weg. Ich werde auf jeden Fall morgen nochmal zu meinem Hausarzt gehen, ich kann so nicht arbeiten und ich kann das auch nicht aushalten. Vielleicht hilft ein Medikament oder sowas. Bei einem anderen Rückfall vor drei Jahren kam es nicht so weit, vielleicht weil ich zeitnah bei meinem Psychiater war und er mir übergangsweise etwas zur Beruhigung gab. Aber der Termin dauert ja leider noch lange. Ich weiß gerade echt nicht wohin mit mir, ich fühle mich vollkommen verschoben und verwirrt, leer und irgendwie macht mir das auch große Angst. Ich habe das Gefühl mich total zu verlieren und finde da gerade irgendwie nicht raus. Ich sitze jedenfalls gerade schwitzend und wippend vorm Schreibtisch. Gerade kam mein Freund kurz rein und das macht mir auch direkt Angst, weil ich das Gefühl hab ich kann mich jeden Moment nicht mehr äußern oder mich bewegen oder verliere komplett den Verstand, mir kommt alles fremd vor.

Ich weiß nicht warum ich das hier schreibe, aber wahrscheinlich würde ich gerne hören, dass es der ein oder dem anderen von euch auch schon mal so ging und dass alles wieder in Ordnung gekommen ist. Vielen Dank auf jeden Fall, dass ihr bis hierhin gelesen habt.

10.04.2022 17:09 • 11.04.2022 x 4 #1


10 Antworten ↓


@Angstnase hallo meine liebe,

erstmal tief durchatmen!
Ich kann dir sagen, dass es mir genau wie dir es jetzt geht ergangen ist.
Ich hatte auch viel Stress im letzten Jahr, was sich dann in einer Panikattacke entladen hat. Danach fing es mit der dp/ dr an. Ich fühlte mich roboterartig, hatte das Gefühl mich aufzulösen, erkannte mich nicht mehr im Spiegel, war leer.
Das alles ist stressbedingt und ein Schutzmechanismus deiner Psyche.
Ich kann dir sagen, es wird definitiv besser, auch wenn du dies jetzt nicht erkennst.
Versuche dem Zustand nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, denn das nährt die dp/dr.
Viele Grüße

A


Rückfall, DP/DR, kennt das jemand?

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Vielen lieben Dank für deine Worte! Ich kann mir gut vorstellen, dass es hilft dem nicht so viel Aufmerksamkeit zu schenken aber weiß gerade einfach nicht wie. Es ist alles irgendwie so allgegenwärtig merkwürdig.
Wie hast du es geschafft? Und wie ist es bei dir weitergegangen?

@Angstnase das versteh ich vollkommen, erging mir auch so; konnte mich zeitweise auch nicht beruhigen, da dieser Zustand einfach furchtbar ist.
Ich bin in therapeutischer Behandlung, da sich bei mir die dp/dr im Rahmen einer Panikstörung gezeigt hat.
Die Therapeutin sagte mir, ich soll mir klar machen, dass dieser Zustand rein durch zu viel Stress entstanden ist. Das musste ich mir klarmachen.
Das nahm mir schon ein bisschen die Angst davor mich ständig darauf zu konzentrieren. Als ich dann beim Psychiater war und dieser mir Escitalopram verschrieb, verschwand die dp/dr wellenartig. Ich habe immer noch mit Angstzuständen zu kämpfen, die dp/dr ist hingegen zu 90% verschwunden.
Lenke dich ab, geh hinaus, mach all das was du sonst auch tun würdest, dann wird es besser!

Und noch ein Tipp: auf YouTube den "Zwangsneurotiker" ansehen. Er nahm mir jeden Tag ein Stück meiner Angst vor diesem Zustand.

Dankeschön für die Tipps!
Wie lange hat es gedauert, bis das Medikament gewirkt hat?

@Angstnase ich nahm zuerst für 4 Wochen 5mg, danach 10mg und bin mit dieser Dosis jetzt bei Woche 6.
Es hat bei mir erst nach 4 Wochen mit 10mg gewirkt, da reagiert aber jeder Körper anders drauf. Ich hätte jedoch schneller hochdosieren sollen, habe mich dies jedoch zuerst nicht getraut.

Hi Angstnase,

Gibt bei uns viele Ähnlichkeiten, Ich hatte mit 16/17 auch mit Panikattacken und Hypochondrie zu kämpfen und seit Ende letztem Jahr leide Ich unter DP/DR wohl auch bedingt durch zu viel Stress. Zeitspanne dazwischen sind bei mir komischerweise auch ziemlich genau zehn Jahre. Bei mir ist es übrigens auch so das sich die Symptome gegen Abend etwas bessern und morgens und mittags am Schlimmsten sind, aber mir fällt es auch ziemlich schwer mich mit diesem Zustand zu arrangieren.

Heute klappt nicht mal das schlafen. Liege zitternd mit Übelkeit im Bett. Habe Angst dass ich es heute nicht zum Arzt schaffe oder er mich direkt in die Psychiatrie schickt. Fühle mich vollkommen verrückt. Als würde ich mich jeden Moment selbst verlieren.

Hallo Angstnase,

mach' Dir bewusst, was @MS07 Dir geschrieben hat:
Zitat von MS07:
Die Therapeutin sagte mir, ich soll mir klar machen, dass dieser Zustand rein durch zu viel Stress entstanden ist. Das musste ich mir klarmachen.

Du bist nicht verrückt, Du wirst nicht verrückt, Du machst Dich gerade verrückt!
Es entsteht nur in Deiner Vorstellung!
Und Du hast die Kraft, es zu beenden.
Mach' Dir klar, dass nichts Schlimmes passiert.
Dein Nervensystem dreht gerade etwas am Teller, das ist alles.

Vielleicht solltest Du Dir von Deinem Arzt, zusätzlich zu einem regelmäßigen Medikament, auch ein Bedarfsmedikament für solche Phasen / Situationen verschreiben lassen, das Dir hilft, Dich zu beruhigen.

Du schaffst es zum Arzt und Du verlierst Dich nicht, glaube Deiner Angst nicht, denn:
Deine Angst lügt Dich an! Glaub' ihr nicht!

Mein Chefarzt hat immer gesagt, dass man in solchen Phasen lieber kurz aufstehen soll als sich im Bett weiter rumzuquälen. Vielleicht trinkst Du kurz was, machst kurz das Fenster auf und lässt Dir die kalte Luft ins Gesicht wehen, oder etwas kaltes Wasser ins Gesicht, all solche Sinneseindrücke helfen Dir, Dich wieder etwas zu erden und in die Realität zurückzuholen, das ist ganz wichtig bei DP/DR.
Du packst das!

LG Silver

Vielen lieben Dank für eure Nachrichten!
Ich habe jetzt vom HA ein Beruhigungsmittel (Atosil) und ein antidepressivum bekommen. Ich hoffe das hilft. Liege jetzt im Bett und versuche mich zu entspannen. Etwas besser geht es schon. Habe aber auch erstmal nur eine ganz niedrige Dosis genommen.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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