Hallo,
ich denke, man muss hier ein wenig zwischen den fachlichen Begriffen und dem Laiendenken unterscheiden. Wir mit Angst und Depressionen stehen mit unseren Problemen im ICD-10 Katalog psychischer Störungen. Dort sind aber auch die aufgeführt, von denen Du, MonaLisa, Dich distanzieren möchtest. Deine Therapeutin hat mit Garantie bei der Kasse eine solche Diagnose gestellt, die in diesen Rahmen fällt. Also können wir uns diesbezüglich nicht davor schützen, in die Kiste psychische Störung/ Krankheit gesteckt zu werden. Wie wir das aber nach außen präsentieren, was wir der Öffentlichkeit über uns mitteilen, bleibt unsere Sache. Ich würde mich demnach auch nicht als psychisch krank betiteln. Ich habe eine Angststörung und eine bestimmte Form von Depression, das ist das, was ich erzählen würde, wenn überhaupt und ich glaube, dass die meisten Menschen inzwischen doch so aufgeklärt sind, dass sie Dich, Candygirl, nicht in die Schublade mit Verrückten oder Amokläufern oder Verhaltensauffälligen packen.
Mir persönlich ist es inzwischen nicht mehr so wichtig, welche genaue Diagnose ich habe. Aber das hat mit meiner Geschichte zu tun und ist nicht unbedingt nachahmenswert. Denn am Anfang ist eine richtige Diagnose für den Behandlungsverlauf oft entscheidend.
Noch gestern habe ich mir selbst die Frage gestellt, ob die Angstproblematik in unserer Gesellschaft zugenommen hat und woran das liegen könnte. Deine Argumente dazu, Candy, reichen mir nicht. Andererseits haben wir in diesem ganzen Konsumgedöns vielleicht einfach vergessen, uns auf die Wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Trotz der harten Jahre der früheren Generation (Krieg etc.), existierten doch ganze andere Werte und Familie zählte mehr als heute.
Ich finde da keine Antwort, müsste mal dazu recherchieren. Es gibt bestimmt schon Leute, die das analysiert haben.
Auch wenn ich oben schrieb, dass viele Menschen inzwischen aufgeklärt sind, fehlt trotzdem noch das Verständnis. Mir ging es dabei nur um die Einstufung unserer Pronleme durch die nicht betroffenen Laien. Richtig nachvollziehen können die meisten es dennoch nicht. Aber sagt mal, konntet Ihr das VOR Eurer Erkrankung? Wie habt Ihr da gedacht?
Ich persönlich finde übrigens, dass es eine enorme Leistung ist, was viele von uns tagtäglich zustande bringen. Wir leisten unglaubliches, stellen uns der Angst, der eine mehr, der andere weniger, stellen uns unserer eigenen Geschichte, gehen an ganz tiefen Schmerz und so weiter und so fort.
ANGST IST NIChT SCHWÄCHE und das ist das, was mich ärgert, wenn es in einem Atemzug genannt wird.
Liebe Grüße