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Hallo, ich versuche es einigermaßen kurz und verständlich zu machen: Ich hab seit vielen Jahren immer wieder mit Ängsten und Panik zu tun und habe noch nicht so richtig die Lösung für mich gefunden, auch trotz Therapien.

Jetzt habe ich mal wieder eine Therapie aufgesucht und wir sind jetzt an dem Punkt, mit Konfrontationsübungen anzufangen. Dazu bin ich auch bereit, nur, ich habe keine richtige Vorstellung davon, wie ich es richtig angehen soll.

Ich weiß, dass ich sämtliches Sicherheitsverhalten weglassen soll, inklusive beruhigender Gedanken. Aber ich weiß, auch aus leidvoller Erfahrung aus vorherigen Therapien, dass ich außer dem Vermeiden irgendwie nur das Leiden im Repertoire habe. Also ich stehe die Angst dann durch, aber fühle mich dabei ganz grauslich und mache immer nur wieder die selbe Erfahrung, dass ich mit Angst nicht umgehen kann.

Die Therapeuten machen dann wahlweise meine angeblich mangelnde Motivation dafür verantwortlich (ich bin aber motiviert, ich stell mich nur doof an) oder sagen, dass sie keine Idee haben, wie sie mir helfen können.

Ich habe meine Therapeutin gefragt, was ich machen soll. ich soll nicht denken, dass mir was passiert, ich soll aber auch nicht denken, dass mir nichts passiert. Also was sonst? Ihre Antwort lautet: Nichts.

Und darunter kann ich mir nichts vorstellen. Man kann ja nicht nichts tun oder nicht nichts denken. Schon bei dem Gedanken an die Konfrontation wird mir ganz schwer ums Herz. Ich habe schon so viele Angstzustände und Panikattacken durchlebt, irgendwie habe ich die Zuversicht verloren, dass es bei mir jemals besser werden kann. Und trotzdem versuche ich es wieder.

Vielleicht hat jemand von euch, der schon erfolgreich Angst und Panik bewältigt hat, Tipps für mich, wie man sich richtig während der Panik verhält, ohne sich immer wieder zu retraumatisieren.

30.06.2023 14:15 • 02.07.2023 x 2 #1


12 Antworten ↓


Annehmen, sie als Freund betrachten, ihr erlauben, dass sie da den darf und dass es ok ist.
Wenn es besser wird, am Kernproblem arbeiten. Peter Beer hat dazu aufschlussreiche Videos auf seinem YouTube Kanal, dies haben mir damals sehr geholfen, da er selbst unter Panikattacken litt.
Der Titel heißt: Panikattacken – der Weg, wie du dich davon befreist.
Inkl. Erklärung, wie man gesund mit der Angst/Panik umgehen kann. Vielleicht ist das etwas für dich zum besseren Verständnis.

A


Panikattacken richtig konfrontieren

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Zitat von Pienimusta:
Schon bei dem Gedanken an die Konfrontation wird mir ganz schwer ums Herz.

Versuche mal, aus der Vogelperspektive auf die jeweilige Situation draufzuschauen. Und erkenne Dich dort als ein Puzzleteil, ohne das das Gesamtbild nicht möglich, nicht komplett wäre.
Du bist kein Gegenstück, die Welt (Situation) ist kein Gegenstück. Es findet keine Konfrontation statt - es vermischen sich lediglich Farben, Formen, Gerüche, Geräusche etc. neu.

Erstmal die Frage:
Welche Situationen möchtest du denn üben (oder habe ich das überlesen)? Man geht ja an verschiedene Situationen anders ran.

Manchmal ist es auch so, dass die Therapeuten beim ersten Mal mit dabei sind. Wurde dir das nicht angeboten oder geht das nicht? Nennt sich glaube ich Exposition.

@moo Hm... kannst du das vielleicht noch etwas genauer erläutern?

@Gürteltierfan Es geht jetzt erstmal rein um Körperempfindungen, die auch bei Panikattacken auftreten, also Herzrasen, Schwindel etc. Also diese durch Übungen zu provozieren. Und ja, das wäre zunächst im Beisein der Therapeutin.

Zitat von Pienimusta:
Ich weiß, dass ich sämtliches Sicherheitsverhalten weglassen soll, inklusive beruhigender Gedanken

Auf gar keinen Fall! Sicherheitsdenken, vorallem beruhigende Gedanken sind das hilfreicheste überhaupt! Natürlich nix irreales, es muss schon realistisch sein.

Zitat von Pienimusta:
Also ich stehe die Angst dann durch, aber fühle mich dabei ganz grauslich und mache immer nur wieder die selbe Erfahrung, dass ich mit Angst nicht umgehen kann.

Und genau das ist es doch. Dadurch verstärkt sich doch die Angst nur noch mehr: Irgendwie aushalten, wird schon gut gehen. Geh weg, blöde Angst! Das ist zu radikal... Ganz klar und verständlich, dass du dich dann schlecht fühlst damit.

Zitat von Pienimusta:
Die Therapeuten machen dann wahlweise meine angeblich mangelnde Motivation dafür verantwortlich (ich bin aber motiviert, ich stell mich nur doof an) oder sagen, dass sie keine Idee haben, wie sie mir helfen können.

Das geht ja mal gar nicht! Was sind das bitte für Therapeuten? Schuldgefühle erzeugen, weil es nicht funktioniert! Du bist weder demotiviert, noch stellst du dich doof an! Sorry, sowas lässt einen ja noch schlechter fühlen! Wie motiviert dich denn der Therapeut? So sicher nicht...

Zitat von Pienimusta:
Ich habe meine Therapeutin gefragt, was ich machen soll. ich soll nicht denken, dass mir was passiert, ich soll aber auch nicht denken, dass mir nichts passiert. Also was sonst? Ihre Antwort lautet: Nichts.

Und darunter kann ich mir nichts vorstellen. Man kann ja nicht nichts tun oder nicht nichts denken

Naja damit ist eher gemeint, Gedanken loszulassen (vorallem dramatische, negative, usw). Nichts denken, ist kein hilfreicher Rat. Das erreicht man mit viel Übung durch zb. Meditation oder gewissen Entspannungsübungen. Aber denk nichts wird nix bringen. Schon alleine deshalb wird man wieder denken, eben, dass man ja nix denkt...

Zitat von Pienimusta:
Vielleicht hat jemand von euch, der schon erfolgreich Angst und Panik bewältigt hat, Tipps für mich, wie man sich richtig während der Panik verhält, ohne sich immer wieder zu retraumatisieren.

Erfolgreich bewältigt ist vielleicht nicht der richtige Ansatz, eher, besser damit umgehen kann.
Pauschallösungen gibt es offensichtlich auch nicht, das ist bei jedem anders. Finde für dich heraus, wie du am angenehmsten in einer Paniksituation verbleiben kannst und spüre nach wie sie wieder vergeht. Versuche zu akzeptieren, dass Panikattacken aktuell zu dir gehören und dass es ok ist, wenn sie kommen. Hilfreich sind sie insofern, weil sie dir etwas mitteilen wollen. Angst ist nix gefährliches. Es fühlt sich nicht gut an, das stimmt. Und daran kannst du erstmal arbeiten. Das es sich nicht mehr soooo schlimm anfühlt. Das reicht erstmal...

Nachtrag: Fühlst du dich stabil genug, um die Übungen durchzuführen? Exposition zb? Das ist nämlich auch wichtig und hat nix mit Motivation zu tun.

Zitat von Pienimusta:
@moo Hm... kannst du das vielleicht noch etwas genauer erläutern? @Gürteltierfan Es geht jetzt erstmal rein um Körperempfindungen, die auch bei ...

Ach okay. Dachte es ginge schon um konkrete Situationen, die du üben möchtest.

Ja Panik provozieren hab ich mit meinem Therapeuten auch gemacht. Treppe rauf und runter gerannt und bewusst hyperventiliert. Unangenehm, aber war aushaltbar. Habe dann Atemübungen gezeigt bekommen um mich zu beruhigen. Die sollte ich üben, täglich, und anwenden wenn benötigt. Das hilft sehr gut um in aktuten Situationen runter zu kommen.

Zitat von Gaulin:
Auf gar keinen Fall! Sicherheitsdenken, vorallem beruhigende Gedanken sind das hilfreicheste überhaupt! Natürlich nix irreales, es muss schon realistisch sein.

Danke, dein Beitrag ist gerade sehr hilfreich für mich. Laut Therapeutin, und das versteh ich auch ein Stück weit, kann man solche Gedanken auch nutzen, um die Angst unter Kontrolle zu halten und sich damit die Rückmeldung geben, dass Angst was Schlimmes ist. Aber das kann man wahrscheinlich gar nicht so pauschal sagen. Ich habe den Eindruck, dass mir das eher hilft, überhaupt in die Situation zu gehen und nicht aus ihr rauszurennen.

Zitat von Gaulin:
Das geht ja mal gar nicht! Was sind das bitte für Therapeuten? Schuldgefühle erzeugen, weil es nicht funktioniert! Du bist weder demotiviert, noch stellst du dich doof an! Sorry, sowas lässt einen ja noch schlechter fühlen! Wie motiviert dich denn der Therapeut? So sicher nicht...

Ja, ich hab schon lustige Erfahrungen mit Therapeuten gemacht, inklusive einer, die mich weggeschickt hat, nachdem Sie mir ein paar klinisch relevante Diagnosen geschickt hat. Ich solle das ruhig mal alleine probieren... Aber das führ jetzt zu weit. Die aktuelle scheint auch zu denken, dass ich nicht richtig motiviert bin. Zumindest versucht sie es mit diversen Techniken zur Steigerung der Motivation (z.B. welche Nachteile das hätte, wenn ich weiter vermeide). Habe ihr versucht klar zu machen, dass ich genug Motivation habe, und dass ich a) Zuversicht und b) verständliche Anleitungen brauche. Aber manchmal zweifle ich dann auch an mir selbst, dass ich vielleicht doch nicht motiviert bin.

Zitat von Gaulin:
Finde für dich heraus, wie du am angenehmsten in einer Paniksituation verbleiben kannst und spüre nach wie sie wieder vergeht. Versuche zu akzeptieren, dass Panikattacken aktuell zu dir gehören und dass es ok ist, wenn sie kommen. Hilfreich sind sie insofern, weil sie dir etwas mitteilen wollen. Angst ist nix gefährliches. Es fühlt sich nicht gut an, das stimmt. Und daran kannst du erstmal arbeiten. Das es sich nicht mehr soooo schlimm anfühlt. Das reicht erstmal...

Danke, das ist ein guter Ansatz. Also erstmal so machen, wie es für mich passend ist, anstatt zu versuchen, das angeblich Richtige zu tun.

Zitat von Gaulin:
Nachtrag: Fühlst du dich stabil genug, um die Übungen durchzuführen? Exposition zb? Das ist nämlich auch wichtig und hat nix mit Motivation zu tun.

Ups, das trifft ins Schwarze. Wenn du mich so direkt fragst: Nein. Ich habe zusätzlich leichte bis moderate Depressionen (schwankt immer mal) und fühle mich generell so ein bisschen wie ein kleines Boot auf hoher See. Heißt, wenn alles um mich rum gut läuft, bin ich auch ganz gut drauf. Aber Kleinigkeiten werfen mich schnell aus der Bahn. Therapeutin war trotzdem der Meinung, bei der Angst anzufangen, weil Sie meint, dass man durch meine Einschränkungen durch die Angst sonst bei der Depression nicht so weit kommt. Muss auch dazu sagen, dass die Ursachen für meine Probleme bis in die früheste Kindheit zurückgehen. Stabilität ist eh so eine Sache. Aber ja, ich glaube auch, dass Stabilisierung erstmal sinnvoll wäre. Habe auch schon sowas angesprochen, aber kommt mir manchmal nicht so vor, als ob das bei ihr so einfach ankommt.
Zitat von Gürteltierfan:
Ach Dachte es ginge schon um konkrete Situationen, die du üben Ja Panik provozieren hab ich mit meinem Therapeuten auch Treppe rauf und runter ger...

Okay, interessant, dass du dann Atemübungen machen sollst. Hast du den Eindruck, dass du trotzdem weniger Angst vor der Angst hast? Konkrete Situationen sind bei mir auch noch dran, aber die sind eher eine Folge der Panik, deswegen kommen die als zweites.

Zitat von Pienimusta:
Hast du den Eindruck, dass du trotzdem weniger Angst vor der Angst hast?

Das legte sich dann mit der Zeit. Durch das Atmen konnte ich die Panikattacken, zB beim einkaufen, schneller zum abklingen bringen. Irgendwann wurde es immer besser, bis sie gar nicht mehr auftraten. Das Atmen hat mir enorm geholfen.

@Gürteltierfan Das klingt gut und freut mich für mich. Werde ich mir auf alle Fälle auch mit merken und ausprobieren

Deine Angst wird durch Verspannungen gerade zu Getriggert .

@Pienimusta
Auch ich glaube (wie andere hier ebenso), dass es DIE pauschale, für alle wirksame Methode bei Panikattacken nicht gibt.
Schaue mal, wie das bei mir ist. Ich komme mit diesem Zulassen und in sich hineinhören auch nicht zurecht. Bei mir hilft Ablenkung, wie in meinen Thread beschrieben im ersten Post bei Punkt 9:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718.html
Jeder muss alles durchprobieren und sehen, was funktioniert und was nicht.

@Hicks Danke, hab mal kurz in deinen Thread reingeschaut. Werde es mir nochmal alles in Ruhe durchlesen. Das hilft mir gerade sehr, einfach zu wissen, dass jeder seinen Weg finden muss, egal ob das jetzt lehrbuchmäßig ist oder nicht. Jetzt muss ich nur noch sehen, ob ich das der Therapeutin verklickern kann...

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Dr. Christina Wiesemann
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