ehrlich gesagt weiß ich gar nicht so recht, wie oder wo ich anfangen soll. Trotzdem probiere ich einmal mein akutes Leiden zu schildern und versuche die story behind etwas kompakter zu gestalten.
Ich bin mittlerweile 38 Jahre alt, bin seit fast 20 Jahren fest in Lohn und Brot (IT Branche, international). Bereits seit 2005 begleiten mich regelmäßig Panikattacken im Alltag. Damals u.a. als F40.1G diagnostiziert.
In dieser Anfangszeit wollte bzw. konnte ich das Haus nicht mehr verlassen, ständig Panik draußen. Nach einer stationären Verhaltens-Therapie konnte ich allerdings schon bald wieder am Leben teilnehmen. Fast 20 Jahre lang gelang es mir keine Medikamente zu nehmen. Gelegentlich gab es auch die ein- oder andere ambulante Verhaltenstherapie.
Seit Covid und dem damit verbundenen Lockdown mit einigen Monaten Homeoffice am Stück (knapp 2 Jahre), hatte sich meine Situation wieder dramatisch verschlechtert. Vor ca. 2 Jahren habe ich eine neue Stelle angetreten, diese ist oft mit viel Stress und diversen Reisen verbunden. Regelmäßig muss ich vor vielen Leuten vorsprechen, einige Termine stressen mich Tage und Nächte im Voraus und wecken Panik in mir.
Diesen Zustand erlebe ich seit vielen Monaten. In diesem Sommer hatte ich 2 schwere Infektionskrankheiten, quasi direkt am Stück was für meine Verhältnisse ungewöhnlich ist – ich treibe neben der Arbeit regelmäßig Sport, ernähre mich normal, versuche auch auf eine ausgeglichene Ernährung zu achten. Auch merke ich, dass ich mich seit Monaten wieder nach der Arbeit in mein Zuhause verkrochen habe und soziale Kontakte und Aktivitäten stark vernachlässigt bzw. gemieden habe. Ich rauche und trinke gerne Kaffee (2-3 pro Tag). Seit einigen Monaten habe ich auch durchweg Magenprobleme, habe hierzu alle Tipps meines Hausarztes befolgt, ohne Besserung – was mich längst einen Termin beim Gastroenterologen hätte animieren sollen.
Jetzt zu meinem gegenwärtigen Leiden: vor ca. 1 Woche war ich an einem Samstag unterwegs, Freunde und meine Eltern besuchen. Circa 1 Stunde mit dem Auto. Mir ging es gut, ich war weder gestresst, noch lag Panik in der Luft. Wenn Panik im Anflug ist, merke ich diese längst im Voraus und weiß eigentlich damit umzugehen.
Als ich abends nach Hause gekommen war, ging es mir immer noch sehr gut, es gab keinerlei Anzeichen für psychische oder physische Erregung. Gemeinsam mit meiner Freundin habe ich dann zu Abend gegessen und wie aus dem Nichts, akuter Schwindel – nicht so einer den man bekommt, weil man zu schnell aufgestanden ist, sondern beinahe schon pochend welcher mich offenbar direkt in Panik versetzte. Nachdem meine Freundin mich beruhigt hatte, habe ich dennoch 1-2 Stunden gebraucht um das Erlebte zu verdauen.
Am Tag darauf ging es mir gut ohne Probleme, dennoch musste ich jede Minute daran denken, was passiert war. Montag bin ich dann zu meinem Hausarzt, der hatte ein kleines EKG und ein großes Blutbild gemacht, ohne Auffälligkeiten. Also bin ich zur Arbeit gegangen und konnte den Tag auch ganz gut über die Runden bringen. Am Tag drauf schürte ich wieder dieselben Gedanken: was, wenn es wiederkommt? Was, wenn es beim Autofahren passiert? Was, wenn es im Büro passiert? Und so dauert es nicht lange bis mich die nächste (vermutlich) Panikattacke im Büro überrollte. Ich habe mich dann für den Tag krankgemeldet und bin erneut zu meinem Hausarzt gegangen. Während meiner Fahrt dahin und auch während des Wartens beim Arzt haben mich locker noch 2-3 heftige Panikattacken erwischt.
Der Arzt sagte direkt, dass das lediglich Panik sei und verschrieb mir erst mal Tavor 0,5 – was ich bereits kannte, da ich diese Tabletten (20x0,5) bereits Jahre zuvor, z.B. bei Flugangst erhalten hatte. Bisher hatte ich nie Besserung bei Tavor verspürt, aber dieser Tage war ich dermaßen aufgelöst, dass die Tavor (ich habe nur 0,5/Tag genommen) direkt geholfen hatten runter zu kommen. Mehr als 4 Stück in 8 Tagen habe ich mir nicht zumuten wollen, da ich um die Problematik der Sucht mit solchen Medis weiß und diese vermeiden möchte.
Zwischendurch nahm ich das Angebot des Arztes an, mich in der ZNA noch einmal untersuchen zu lassen. Ebenfalls 12W EKG und großes Blutbild, ohne Auffälligkeiten.
Seitdem bin ich täglich total down, fühle mich als hätte ich einen Puls von 40 und habe ständig Ohrensausen, Schwindel und glaube, bei jeglicher Veränderung/Wahrnehmung von wahrscheinlich normalen Dingen, dass es gleich wieder los gehen würde was mich innerhalb von Sekunden erregt und Panik versetzt – oft wirkt das Gefühl wie aus meinem Oberbauch heraus. Aus Angst habe ich seit dem Vorfall keinen Kaffee mehr getrunken und das rauchen stark reduziert (aufhören wäre wohl der endgültig beste Weg. ).
Auch Burnout/Erschöpfung stehen im Raum, allerdings ist es wirklich verdammt schwierig als Kassen-Patient kurzfristig Hilfe zu erhalten.
Ich bin mir einfach nicht sicher, ob es körperliche oder psychische Symptome sind, hatte ich meine Panikattacken doch immer weit im Voraus bemerkt und sie teilweise beherrscht oder abgefangen. Und kann es sein, dass einem danach tagelang solche Symptome begleiten? Ich traue ich mich aktuell weder alleine raus, noch einkaufen, selbst Arztbesuche fallen mir schwer, weil ich Angst habe das ich auf dem Weg in einen ‚Anfall‘ gerate.
Dank meiner Familie habe ich kurzfristig einen Termin beim Kardiologen erhalten, auch steht ein Termin für eine psychiatrische Einschätzung fest (dieser allerdings erst in ca. 14 Tagen). Bei dieser Gelegenheit würde ich auch versuchen einen Gastroenterologen zu kontaktieren und eventuell noch einmal neurologisch zu klären, was da los war. Die Panikattacken könnten vermutlich wirklich welche gewesen sein, der Schwindelanfall mit dem alles begonnen hatte würde ich aber eindeutig als körperlich einstufen.
Ich habe keine Idee, wie ich mich aus meiner aktuellen Situation befreien kann, auch mache ich mir natürlich um meine Zukunft Sorgen. Arbeit, Beziehung etc.
Es tut mir so leid für diese irre lange Geschichte… :-/
Gruß
Jan
04.12.2024 13:39 • • 22.12.2024 x 1 #1