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Guten Morgen euch allen

Ich wollte kurz mit euch allen eins kleines Ereignis teilen, das ungefähr vor 2 Stunden passiert ist und mich aus dem Schlaf gerissen hat.

(Kurz zu mir: Ich bin 25 Jahre alt und habe seit mehreren Jahren hauptsächlich mit hypochondrischen Ängsten und Panikattacken zu kämpfen und bin dementsprechend auch seit Jahren in Psychotherapie. Meine größten Alpträume sind hauptsächlich Ängste vor Krankheiten wie Lungenembolie und / oder Krankheiten die allgemein Herz und Lunge betreffen.)

Nun zur Geschichte. Ich hatte schon seit längerem keine starken Panikattacken mehr dank der guten therapeutischen Betreuung, jedoch hat es mich vor 2 Stunden aus heiterem Himmel kalt erwischt, als ich ohne Grund mit Atemnot, Schwindel und extremen Herzrasen, inklusive Brustschmerzen aufgewacht bin. Ob ich schlecht geträumt habe kann ich nicht sagen aber allein die Tatsache, dass ich Atemnot und einen Puls von ca. 110 hatte, hat mich sofort Alarmbereitschaft verletzt und das erste woran ich dachte war So, das wars. Dein letztes Stündlein hat geschlagen. Das ist zu 100% eine Lungenembolie. Ich war jedoch völlig perplex und konnte in dem Moment auch nichts machen, da ich mich regelrecht hilflos gefühlt hatte. Ich dachte anfangs ich wecke meine Eltern auf, aber tief in mir wollte ich es nicht und ich konnte es irgendwie auch nicht, da ich tief in mir keine Panik schieben wollte.

Das Herzrasen war jedoch kaum aushalbar. Ich bin aufgestanden und habe reflexartig nach meinem Asthmaspray gegriffen, da ich allergisches Asthma habe und im ersten Moment nicht großartig darüber nachdachte, ob die Atemnot panikbedingt war oder durch meine Pollenallergie ausgelöst wurde. Letztendlich hat der Inhalator jedoch nichts gebracht, was meine Angst selbstverständlich verstärkte und ich habe erneut mit dem Gedanken gespielt meine Eltern wecken zu wollen. Erneut konnte ich es nicht und wollte es nicht. Ich bin darauf in die Küche, hab mir ein Glas Wasser geholt und habe später seltsamerweise meine FFP2 Maske, die auf meinem Schreibtisch lag aufgesetzt. Sicher fragt sich jetzt der ein oder andere warum ich mir das Ding aufgesetzt habe und wenn ich ganz ehrlich sein muss, ich weiß es tatsächlich auch nicht. Dennoch habe ich gemerkt, dass es einen ähnlichen Effekt hat wie als wenn man in eine Tüte während einer Panikattacke mit Hyperventilation atmet.

Nun saß ich mit FFP2 Maske im Bett, immer noch Angst ohne Ende und wusste nicht weiter. Habe mich dann dabei ertappt, wie ich ganz klassisch das googeln anfing und nach Erfahrungsberichten oder Symptomen einer Lungenembolie gesucht habe, was mir im Endeffekt auch nichts geholfen hat, daher habe ich direkt im Anschluss aufgehört und war jedoch weiterhin frustriert. Ich war gestern Abend noch extrem stolz auf mich, da ich mich so Tiefenentspannt gefühlt habe und einen ruhigen + langsamen Herzschlag hatte, da ich für gewöhnlich jemand bin, der aufgrund dieses ganzen Stresses eher zu einem höheren Puls neigt. Gegen Ende habe ich letztendlich angefangen meine Situation in Ruhe selbst zu analysieren und mich bemüht realistisch zu denken:

Ich habe gerade Schmerzen in der Brust, Atemnot und Herzrasen. Gut. Wie wahrscheinlich ist es, dass ich eine Lungenembolie habe bzw was würde dafürsprechen? — Ich bin weder Übergewichtig, ich rauche nicht, ich nehme keinerlei Verhütungsmittel, ich trinke jeden Tag mindestens 1,2 bis 1,5l Wasser etc.

Ich war letztens jedoch krank und lag überwiegend rum. — Was sollen dann Leute sagen, die mit einer fetten Grippe komplett flach im Bett liegen? Du bist zwischendurch dennoch immer wieder mal aufgestanden, egal ob ins Bad oder in die Küche um dir was zu essen zu holen / zu kochen oder auch um ans Telefon zu gehen.

Gut, ich hatte jedoch innerhalb von dieser Zeit meine Kompressionsstrümpfe nicht an. — Selbst das ist ok, denn du warst zwischendurch zwei mal erneut bei der Lymphdrainage und dein Venenarzt hat selbst gesagt, dass sich dein Lymphödem innerhalb der letzten Jahre extrem verbessert hat. Es gibt außerdem genügend Menschen, die im Bett liegen, egal ob krank, nicht krank, aus Langeweile, Depression etc und nicht jeder hat Kompressionsstrümpfe.

Aber ich hatte schon seit einiger Zeit Schmerzen und Kribbeln im linken Bein. — Du warst ungefähr vor einer Woche damit beim Hausarzt als du dein Checkup hattest, wo zusätzlich auch noch EKG gemacht wurde + Ärztin klar und deutlich gesagt hat, dass insbesondere Kribbeln kein Anzeichen für eine Thrombose ist.

Das Herzrasen und brennen / stechen in der Brust ist aber da und ich habe Angst. — Richtig. Die Symptome sind da und sie sind auch nicht eingebildet aber du hast ANGST. Die Atemnot kann durch die Angst ausgelöst werden und du hattest mal wieder seit einigen Tagen in Folge Sodbrennen, was ebenso Schmerzen in der Brust oder auch Atemnot auslösen KANN.

Nach langem in mich gehen und philosophieren habe ich mich erneut hingelegt, ein Youtube Video angemacht und versucht einige Atemübungen zu machen, die ich aus der Therapie kenne. Die Atemnot bzw das erschwerte atmen und der Schmerz in der Brust sind zwar immer noch da, jedoch hat sich der Puls wieder auf normale 75 Schläge beruhigt, was mir in diesem Moment gezeigt hat, dass es sich eindeutig um eine psychisch bedingte Panikattacke gehandelt hat, denn seien wir mal ehrlich: Eine Lungenembolie ist wie ein Herzinfarkt. Das ist ein medizinischer Notfall, mit dem nicht zu spaßen ist und WENN sowas kommt, dann merkt man es sofort, da es einem Schlag auf Schlag sehr, sehr schlecht geht. Ich hatte über eine Stunde Zeit Youtube Videos zu gucken, mir etwas zu trinken zu holen, Atemübungen zu machen UND diesen Text hier zu verfassen, an dem ich gerade schon ca. 10 Minuten sitze. Von daher ein weiterer Grund, dass es sicherlich nichts dramatisches ist.

Ich hab meine Erfahrung hier mit euch teilen wollen, da ich ganz genau weiß, wie schwierig es ist mit Ängsten zurecht zu kommen und wie sehr sie einem das Leben zur Hölle machen können. Dennoch seid ihr nicht allein und ihr habt es in der Hand, wie ihr diese Ängste anpackt. Es ist ein sehr langer Prozess und erfordert Zeit, Geduld und Kraft, aber wie ihr seht ist es möglich (und ich bin durchaus ein sehr extremer Hypochonder). Ich hoffe, dass ich einigen von euch evtl. neuen Mut geben konnte und ich bitte euch, haltet durch! Wenn ich es geschafft habe mich selbst zu beruhigen, ohne sofort ins Krankenhaus und co. zu fahren oder über mehrere Stunden nonstop Panik zu schieben (oder Beruhigungsmittel einzunehmen), dann schafft ihr es auch!

16.04.2022 06:16 • 16.04.2022 x 3 #1


2 Antworten ↓


Danke fürs Teilen

@Maha Sehr gerne





Dr. Christina Wiesemann
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