Zitat von Agoraphobie:Ich erinnere mich an die Tage, wo ich im Auto saß voller Angst und die Umgebung so komisch aussah - ich war komplett alleine im Auto und niemand war da. Ich bekam Herzklopfen, ganz ganz stark und niemand konnte mir helfen... Ich konnte noch nicht Mals ans Telefon und einen Krankenwagen holen.
Meine erste richtig heftige PA hatte ich in meiner damaligen Firma. Man musste mich auf der Trage vor allen Kunden und Mitarbeitern in den Behandlungswagen schieben. Blutdruck und Puls waren völlig außer Kontrolle.
Die zweite, noch massivere PA hatte ich unterm Autofahren, konnte gerade noch irgendwo anhalten und legte mich neben das Auto, wo mich dann jemand fand und den Sani holte. Ich kenne diese Einsamkeit und vor allem Fremdheit, wenn es (vermeintlich) völlig unerwartet ans Sterben geht...
Zitat von Agoraphobie:Weiterhin erinnere ich mich an die Zeit aus meiner Pubertät, wo ich mit meinen Magen- Darmbeschwerden alleine gelassen worden bin. Mit 13 hatte ich in einem anderen Land auf der Klassenfahrt einen Kreislaufkollaps, wo mich mein Lehrer ins Hotel zurückbringen musste und ich komplett auf mich alleine gestellt war (hatte so Angst und seitdem habe ich NUR noch Symptome).
Diese Szene finde ich recht entscheidend für den weiteren Verlauf. Einerseits warst Du quasi vor der Klasse auf dem Präsentierteller und danach völlig auf Dich allein gestellt. Vor dem Hintergrund Deiner Elternhauses sozusagen ein Doppelschock.
Zitat von Agoraphobie:Ich erinnere mich an die Tage, wo ich mit dem Zug zur Uni gefahren bin und auf den Toiletten weinte, weil ich so starke Bauchschmerzen hatte und nicht aufs Klo gegangen bin. Mein Kopf ist voll mit solchen für mich schlimmeren Erinnerungen.
Der Geist neigt dazu, dramatisch empfundene Erfahrungen auf den Desktop zu legen, sie also immer zur Hand zu haben. Das hat zwei Gründe:
1. Es hat sich multisensorisch eingeprägt (Bild, Ton, Geruch, Körperempfindung etc.).
2. Aufgrund der steten Verfügbarkeit dient die Erinnerung widersprüchlicher Weise als Kompensation für jegliche Art von Problemen (Entscheidungsfindungen, Konflikte, Kritik, Prüfungssituationen).
Grund Nr. 2 ist schwer zu glauben. Wer flüchtet sich schon gerne in furchtbare Erinnerungen? Doch in der Tat kannst Du das selber beobachten. Fakt ist: Der ängstliche Geist zieht die vertraute Angst jeder Ungewissheit vor! Und hält deshalb selber den Kreislauf aufrecht.
Genau an diesem Punkt setzt ja z. B. die Verhaltenstherapie an. Sie erklärt nicht sondern versucht, diesen Kompensationseffekt zu unterbinden und stattdessen, den tatsächlich anstehenden Dingen eine angemessene Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Zitat von Agoraphobie:Besonders hinsichtlich den Panikattacken habe ich einfach Angst, ich erlebe tagtäglich welche und bin bereits in einem Alarmzustand, weil ich Angst vor einer erneuten Panikattacke habe, ich kann gar nicht mehr meine Umgebung beobachte, weil meine ganze Umgebung voll mit negativen und angstvollen Erinnerungen sind.
Deine überschaubaren Erfahrungen mit Antidepressiva und Benzos lassen vermuten, dass Du wenig Vertrauen in sie hast (geht mir genauso...) und/oder schlicht nur schlecht drauf ansprichst. Gerade dass Du lediglich Nebenwirkungen abgekriegt hast, lässt auf eine hohe körperliche Sensibilität aufgrund irgendeiner eventuellen angeborenen Disposition schließen (Thema: HPU - lass das bitte mal im Labor (KEAC) abklären - macht Dir fast jeder Heilpraktiker). Dass Du kein Eisen aufbaust, muss nicht an zu wenig Eisenzufuhr liegen. Es kann auch ein HPU-bedingter Mangel an Vitamin B6 vorliegen, was die Verfügbarkeit von Eisen im Blut und somit auch in den Hirnzellen verhindert bzw. vermindert. Das wirst Du alles zusammenfassend in dem Buch Nr. 1 und detailliert in den anderen erfahren. So unschön die PAs und die Angst davor sind - es sind wirklich nur Symptomspiralen und die SIND in den Griff zu bekommen.
Zitat von Agoraphobie:Ich hasse es mich weiter von zu Hause aus zu entfernen...
Und um diesen Glaubenssatz kümmern wir uns im nächsten Beitrag...
01.02.2022 16:39 • #42