mein erster Forumpost hier, freue mich mit Euch austauschen zu dürfen. Ich bin zurzeit am Zweifeln was eigentlich mit mir los ist, vielleicht könnt ihr mir hier einen Tipp geben.
Kurz zu mir: Ich (m,35j) habe weder eine diagnostizierte Angststörung noch habe ich Depressionen (zumindest nicht dass es mir bewusst wäre). Ich leider nicht unter Panikattacken und stehe auch mitten im Leben, habe eine junge Familie und arbeite in einem der größten Softwareunternehmen der Welt in leitender Position. Ich litt in meiner Jugend unter einer ausgeprägten Hypochondrie und anderen kleinere mentalen Problemchen, die sich aber komplett aufgelöst haben. Ich bin ein extrem empathischer Mensch und würde mich als einfühlend bezeichnen.
In den letzten 2 Jahren hatte ich jedoch mehrere (2-3) Phasen von DR (dachte ich zumindest bisher). Diese haben immer zwischen 1-3 Monaten angedauert, bis ich den Zustand dann akzeptiert habe und es dann einfach verschwunden ist.
Der Weg, wie dieses Symptom entstanden ist, ist allerdings durchaus untypisch würde ich sagen. Das erste mal, als dieses Symptom sich zeigte, war wie gesagt vor ca. 2 Jahren als ich innerhalb der Firma den Job gewechselt habe. Ich hatte ein paar Tage zwischen den Jobs und kam am letzten Tag vom alten Job nach Hause und habe mich einfach sehr müde und benommen gefühlt. Plötzlich ist es mir dann ein sehr irrationaler Gedanke in den Kopf geschossen Was ist wenn dieses Gefühl für immer bleibt?. Ich war dann so besorgt, dass ich natürlich gleich gegoogled habe (wie man das heutzutage so macht). Diese Aktion verfluche ich bis zum heutigen Tage noch, denn ich habe sofort alle möglichen Horrorstories über DP/DR gelesen und Menschen, die da irgendwie drauf hängen geblieben sind. Die nächsten 6 Wochen waren danach für mich wirklich die Hölle und ich habe mir zum ersten mal psychologische Hilfe geholt. Dort wurde ich aber gar nicht verstanden und man hat mich dann eher abgespeist. Mit dem neuen Job ist dann auch die Symptomatik verschwunden.
Ein paar Monate später habe ich mich mit einem Kollegen auf einen Kaffee in der Arbeit gesetzt und ein vertrautes Gespräch geführt. Der Kollege hat mir dann erzählt dass er unter Angststörung und DP/DR leidet. Wow was für ein Zufall, wie oft spricht jemand auf der Arbeit auf so ein Thema an, dachte ich mir. Jedenfalls hat es ihm sehr geholfen über das Thema zu sprechen. Mir im Umkehrschluss leider nicht. Ich habe mich dann richtig in das Thema reingedacht und plötzlich wieder diese Symptomatik entwickelt. Das ganze hat wieder ein paar Wochen gedauert bis es wieder weg war, jetzt hab ich den Mechanismus verstanden dachte ich. Wieder ein paar Monate späte hat mich besagter Kollege wieder auf das Thema angesprochen und gemeint dass es ihm sehr schlecht geht damit. And guess what? Ich habe sofort wieder die Symptomatik entwickelt. Jeder mit dem ich drüber gesprochen hat, hat nur noch den Kopf geschüttelt und mich gefragt warum ich den Kollegen nicht mal sagen kann, dass ich über das Thema nicht mit ihm sprechen kann. Aber das kann ich bis heute nicht sagen, warum kann ich nicht genau sagen (das ist vielleicht mein Helfersyndrom )
Naja jedenfalls liegt zwischen der letzten DR Phase und der jetzigen (in der ich mich wieder befinde) fast 1 Jahr. Mir ging es super gut, ich hatte 0,0 Symptome bis zum Jahreswechsel. Seit Corona arbeite ich quasi nur von daheim aus und die Freizeitgestaltung ist dank Lockdown auch eher schwierig. Jedenfalls zum Jahreswechsel hatte ich plötzlich extreme Müdigkeit entwickelt und hab mich dann nach einigen Tagen auch wieder stark beschäftigt und mich irgendwie wieder extrem reingesteigert. Dank Lockdown sind auch meine sportlichen Stressventile oder auch einfach das normale Treffen von Leuten auf ein Minimum reduziert. Dadurch ist es mir extrem erschwert aus diesem Zustand zu kommen. Jedenfalls ertappe ich mich jetzt wieder ständig, wie ich wieder auf youtoube oder google nach DP/DR suche. Dort finde ich dann wieder Informationen wie z.b. rezidive Verläufe die in dauerhafte übergehen, und das bereitet mir dann doch große Sorgen. Auch Kommentare wie stecke seit 15 Jahren da drin, ist alles furchtbar, RIP etc sind sehr kontraproduktiv.
Jetzt zu meiner eigentlichen Frage. Mit zunehmender Information die ich sammle, bin ich mir gar nicht sicher ob ich wirklich ein derealisations Erleben habe. Im Endeffekt habe ich ein Benommenheitsgefühl, das auch nicht permanent da ist. Die Gedanken induzieren eher diese Benommenheit. Ich habe auch Schwierigkeiten mich zu konzentrieren und wenn ich länger konzentriert arbeite ist dieser Ermüdungszustand/Benommenheit verstärkt. Wenn ich mich mit Leuten treffe oder abgelenkt bin, habe quasi ich keinerlei Symptome. Ich habe nicht das Gefühl von der Welt abgeschnitten zu sein, nehme Objekte und Farben auch nach wie vor ganz normal wahr. Auch habe ich nicht das Gefühl außerhalb meines Körpers zu sein oder weiß nicht wer da im Spiegel ist wenn ich reingucke.
Hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht? Wie nennt man das Ganze? Und wie geht man damit um? Ich meine wenn ich keine dieser Episode habe, denke ich manchmal zurück und lache fast über den banalen Zustand und die irrationalen Gedankengänge die man dann entwickelt (Jetzt ist es soweit, da kommst du nicht mehr raus). Aber wenn es einen dann wieder einholt, ist es schon ziemlich schlimm.
Sorry für Wall of text und danke für Eure Antworten.
03.03.2021 17:49 • • 04.03.2021 #1