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Hallo,

ich bin eigentlich weitestgehend stille Mitleserin, aber seit ein paar Wochen brennt mir mein Lebenslauf unter den Nägeln:
Aufgrund meiner psychischen Erkrankung (Panik, Depression) konnte ich mein Studium nicht beenden. Seit 1,5 Jahren arbeite ich wieder in Teilzeit, allerdings habe ich diese Stelle nur durch Vitamin B bekommen, denn in meinem Lebenslauf klafft eine Lücke von knapp 2 Jahren. In diesen Jahren war ich aufgrund meiner Erkrankung nicht arbeitsfähig und habe eine Therapie gemacht. Mittlerweile bin ich wieder gesund, gehe gerne wieder arbeiten und möchte jetzt unbedingt meine Ausbildung nachholen. Sowohl meine Ärzte als auch mein Bekanntenkreis haben mir davon abgeraten, die wahre Ursache meiner Lebenslauflücke zu nennen und auch ich bin der Meinung, dass ich mit der Wahrheit keinen Ausbildungsplatz bekommen werde. Leider kann mir aber auch niemand sagen, was ich denn Alternativ anbringen könnte?
Ich gebe ganz ehrlich zu: Ich bin kein guter Lügner und es wäre die eine Sache, sich für den Lebenslauf irgendetwas (Reise, Pflege, Krankheit) aus den Fingern zu saugen - eine andere es dann im Vorstellungsgespräch zu vertreten. Meiner persönliche Idee ist: Ich habe auch in der Zeit, in der ich nicht arbeiten konnte, ein Ehrenamt ausgeübt. Dies steht auch so in meinem Lebenslauf. Da ich aus Erfahrung weiß, dass sich kaum ein Personaler noch die Mühe macht, bei den vorherigen Arbeitsstellen anzurufen, würde ich die Stelle statt als Ehrenamt als Arbeitsstelle deklarieren. Somit würde eine nicht weiter erwähnenswerte Lücke im Lebenslauf entstehen.
Das ich mit dieser Idee auch auf die Nase fallen könnte, weiß ich. Die Wahrheit wird mich aber wohl auf ewige Zeiten disqualifizieren. Habt ihr vielleicht alternative Vorschläge für mich?

07.02.2017 16:38 • 21.09.2017 #1


19 Antworten ↓


Hi,

also die Ehrenamts-Stelle würde ich nicht als Arbeitsstelle deklarieren, sondern eben als ehrenamtliche Tätigkeit hinzufügen. So Dinge werden meiner Meinung nach auch immer ganz gerne gesehen, wenn man sich engagiert. Lügen ist nie gut.

In den Firmen, wo ich gearbeitet hatte, hat man auch immer Menschen mit Lücke im Lebenslauf eine Chance gegeben. So schlimm scheint das also nicht bei allen Firmen zu sein, höchstens wie man es verpackt. Die Wahrheit würde ich auch nicht nennen.
Die Lücke würde ich ganz schnell abhaken und eher die wesentlichen Stellen hervorheben. Hm, man könnte Auszeit durch Krankheit nennen und selbstbewusst dazu sagen, dass man nicht näher drauf eingehen möchte, und inzwischen Gott sei dank wieder alles OK ist.
Rechtfertigen hat mir nie geholfen, aber das Wort ergreifen und das Gespräch umlenken, das schon.

Grüßle viel Glück

A


Lücke im Lebenslauf wegen Krankheit kaschieren. Ideen?

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Hallo

Den Lebenslauf zu fälschen ist keine gute Idee. Sollte der Arbeitgeber aus irgendwelchen Gründen dahinter kommen, kann er Dir sogar fristlos kündigen.

Wenn Du wegen Krankheit, egal ob physisch oder psychisch keine Beschäftigung ausüben konntest, bist Du nicht verpflichtet, den Grund anzugeben.
Schau mal auch hier, vielleicht hilft Dir da was weiter:
http://karrierebibel.de/luecken-im-lebenslauf/

LG Angor

Huhu,

Also ich würde die Stelle auch nicht als feste Stelle angeben. Auch kann ich aus eigener Erfahrung sagen, das du mit der Nennung der Erkrankung bei wenigen Unternehmen eine Chance bekommen wirst eingestellt zu werden.
Ich würde es vllt als eine Art Findungsphase verpacken. Das du dir Gedanken machen wolltest, wohin dich dein Beruflicher Weg führen wird. Es gibt ja manche Menschen die sich so eine Auszeit nehmen. Pilgern gehen etc. Vllt wäre das eine Idee.

Liebe Grüße
Vonnie

Hallo,

ich glaub würds so machen wie @wolke0815 vorgeschlagen hat. Wenn du nicht sagen willst dass du selbst krank warst, könntest du auch sagen, dass ein Angehöriger Krank war bzw. dass es einen Schicksalsschlag in der Familie gab und du hinter Zeit für dich selbst brauchtest. Was der Wahrheit ja auch sehr nah kommt: dir ging es psychisch nicht gut und du brauchtest Zeit. Die Details braucht niemand zu wissen. Da passt das Ehrenamt doch sehr gut rein, du hast zwar keine feste Arbeit gehabt aber dich ehrenamtlich betätigt.

Wenn du die 2 Jahre fest gearbeitet hättest, müsstest du ein entsprechendes Arbeitszeugnis haben. Es fällt sicherlich auf, wenn das fehlt.

Das mit der Selbstfindungsphase find ich schwierig im Gespräch, weil man es nicht so leicht abblocken kann.

Viel Erfolg

Hmm, finde ich trotzdem bedenklich, kommt auch drauf an, wie gut man lügen kann im Bewerbungsgespräch.
Ich könnte das glaube ich nicht, und würde dass irgendwie auch unbewusst verraten, durch Körperhaltung, Mimik, oder ich würde ganz einfach rot werden.

das hast du recht @angor. Darum meinte ich ja auch, dass ich wohl Wolkes Vorschlag nehmen würde. Und nur die Notlüge mit den Angehörigen, wenn sie halt nicht sagen will, dass sie selbst krank war.

Ich denke, wenn man über ein Thema begründet nicht sprechen möchte, dann ist es nicht so auffällig wenn man bei den 2 Sätzen die man dazu sagt, etwas komisch reagiert...

Man darf ja auch nicht vergessen, wenn die Lücke aus dem Lebenslauf ersichtlich ist, und man zum Gespräch eingeladen wird, dann stört die Lücke ja grundsätzlich nicht.

Zitat von Annamariasoundso:
Sowohl meine Ärzte als auch mein Bekanntenkreis haben mir davon abgeraten, die wahre Ursache meiner Lebenslauflücke zu nennen und auch ich bin der Meinung, dass ich mit der Wahrheit keinen Ausbildungsplatz bekommen werde. Leider kann mir aber auch niemand sagen, was ich denn Alternativ anbringen könnte?

Mir hat mal jemand den Tipp gegeben wenn im Lebenslauf eine Lücke klafft
zu schreiben das man im Ausland war uns man sich eine Auszeit genommen hat.
Also bevor das Leben richtig losgeht ein längerer Auslandsaufenthalt das reicht ja.
Das machen ja viele nach dem Abitur oder dem Studium.
Lg Alfred

Nenn es sabbatical oder berufliche Orientierungsphase. Hat den Vorteil bei einem Sabbatical kannst du dein Ehrenamt angeben als das was du in der Zeit gemacht hast und warum ein Sabbatical? Weil du dir die Zeit gönnen wolltest bevor du beruflich richtig durchstartest und somit die nächsten Jahre keine lange Auszeit mehr nehmen kannst. Berufliche Neuorienierung? Du hast dein Praktikum gemacht, festgestellt dass es nichts für dich ist und dich dann erstmal auf dem Markt umgesehen und informiert um ganz sicher den richtigen Job für dich zu finden um aber nicht deine Zeit sinnlos zu vergeuden hast du in dieser Zeit ein Ehrenamt ausgeübt.

Danke schonmal für die viele Tipps. Wie gesagt, ich bin mir im klaren darüber, dass das alles nicht optimal ist. Am liebsten wäre mir natürlich die Wahrheit (ohne da stundenlang ins Detail zu gehen), aber damit verbaue ich mir dann wohl meine noch junge Zukunft. Es stimmt mich auch wirklich traurig, dass solche Episoden eines Lebens extrem negativ ausgelegt werden. Ich hätte damals genauso gut massenhaft Medikamente nehmen und einfach weiterarbeiten und -leben können. Stattdessen habe ich mich dazu entschieden, mich intensiv mit der Erkrankung auseinander zu setzten und mich auf meine Genesung zu konzentrieren - und genau das wird mir jetzt zum Verhängnis.
Aus eigener Erfahrung im Freundeskreis weiß ich, dass bei einer körperlichen Erkrankung die augenscheinlich überstanden ist, gar keine Zweifel an der Belastbarkeit desjenigen gehegt wurden. Und das obwohl dort nicht klar ist, ob die Erkrankung nicht noch einmal zurückkehrt. Bei ehemals psychisch Kranken wird erstmal per se davon ausgegangen, dass sie sowieso nie gesund geworden sind oder gesund werden. Das ist wirklich frustriend.....

Das kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Ich habe vor einigen Jahren Vollzeit als Geschäftsführungsassistenz in einem großen Konzern gearbeitet und mir dabei einen gepflegten Burnout zugelegt. Ich war 1,5 Jahre krank geschrieben und dann eine Aufhebung gemacht. Ich war dann nochmal ca. 1 Jahr arbeitslos und habe mir in der Zeit überlegt was ich überhaupt wie in Zukjnft arbeiten will. Ich habe mir die Stellen auf die ich mich beworben haben sehr genau ausgesucht nach deutlich weniger Verantwortung, weniger Stress trotzdem Anspruchsvoll und vor allem nicht mehr als 20 Std. in der Woche. Das habe ich meinem jetzigen Arbeitgeber auch so kommuniziert weil es natürlich in unseren Gesprächen ein Thema war warum ich mich bei meiner Qualifikation überhaupt bewerbe und ob ich nicht auf Dauer unterfordert und unzufrieden bin. Ich war was das angeht offen und ehrlich also mein AG kennt meine Krankheitsgeschichte. Trotzdem hat er mich eingestellt und im Gegenteil sie haben sogar Zugeständnisse gemacht z. B. Dass ich jederzeit Homeoffice machen kann wenn z. B. Eines meiner Kinder krank ist, es wird sehr darauf geachtet dass ich zufrieden bin und mir nicht zu viel zumute. Von daher würde ich persönlich es immer wieder so machen und die Wahrheit sagen.

Ich glaube, das hat auch ganz viel mit Glück zu tun. Ich bin mir sicher, dass es auch Arbeitgeber gibt, die jemanden Einstellen der Depressionen hatte. Zum Beispiel die, die selbst mal davon betroffen waren. Nur weiss man das halt als Bewerber nicht.

Als Bewerber kann man nur hoffen, das der schriftliche Lebenslauf dem AG gefällt. Es wird immer ein großer Teil Absagen erhalten, einfach weil irgendwas nicht gefällt. Dafür bracuht es nichtmal Lücken.

Wenn es dann zu einem Gespräch kommt, muss man ja das bestätigen, was in dem Lebenslauf steht. Ich denke das allerwichtigste dabei ist, das man seine Beweggründe erklären kann, sowohl die vergangenen als auch die aktuellen. Im Idealfall ist das die Wahrheit, und wenn man das aus irgendwelchen Gründen nicht möchte dann so wenig wie nur möglich notlügen, aber in jedem Fall so, dass niemandem davon Nachteile entstehen.

Grundsätzlich stimme ich dem zu, dass du diese Wahrheit gegenüber einem Arbeitgeber niemals äußern solltest. Gesundheitsfragen sind unzulässig und du darfst dabei ganz legal lügen. Am Besten kommt das natürlich nie raus. Wenn doch wird es problematisch, siehe meinen aktuellen Fall (tagebuecher-f97/intimidator-s-wende-t74245.html). Das kann, obwohl es eigentlich absolut nachvollziehbar ist, dennoch das Vertrauensverhältnis massiv beschädigen. Gleich mit offenen Karten zu spielen wird definitiv in der Regel nicht belohnt. Ich habe da ganz konkrete stichhaltige Belege. Ich variierend Bewerbungen mit und ohne Angabe meiner Schwerbehinderung geschrieben. Gebe ich sie an, ist die Einladungsquote 0-10%, gebe ich sie nicht an, liegt sie bei 70-90%.

Mich würde auch interessieren, was ihr über meinen Notlügen bzw. generell über Notlügen gegenüber dem Arbeitgeber denkt. Ist das ein Grund für generelles Mißtrauen, wenn da mal eine Notlüge auffällt? Oder ist es einfach nur die Schwierikeit, eine aufgefallene Lüge als Notlüge zu erkennen und nicht als generellen Vertrauensbruch?

Zitat von kleiner Igel:
Hallo,

ich glaub würds so machen wie @wolke0815 vorgeschlagen hat. Wenn du nicht sagen willst dass du selbst krank warst, könntest du auch sagen, dass ein Angehöriger Krank war bzw. dass es einen Schicksalsschlag in der Familie gab und du hinter Zeit für dich selbst brauchtest. Was der Wahrheit ja auch sehr nah kommt: dir ging es psychisch nicht gut und du brauchtest Zeit. Die Details braucht niemand zu wissen.


Genau das steht in meinem Lebenslauf. Dass ich einen kranken Angehörigen pflegen musste.
Ich hasse es auch zu lügen, aber habe ich denn eine Wahl, wenn ich einen Job bekommen möchte? Bei einem Vorstellungsgespräch zu sagen: wisst ihr, ich habe 2 Jahre nicht gearbeitet, da ich an Schizophrenie leide würde mir- so ehrlich ich ja sein möchte- keine Anstellung bringen.

Zitat von Intimidator:
Mich würde auch interessieren, was ihr über meinen Notlügen bzw. generell über Notlügen gegenüber dem Arbeitgeber denkt. Ist das ein Grund für generelles Mißtrauen, wenn da mal eine Notlüge auffällt? Oder ist es einfach nur die Schwierikeit, eine aufgefallene Lüge als Notlüge zu erkennen und nicht als generellen Vertrauensbruch?
was würdest du als Notlüge dir gegenüber akzeptieren? Wie sehr wäre in einem solchen Fall dein Vertrauen gegenüber dem Notlügner beschädigt?

Ich habe ja auch das Problem Lücke im Lebenslauf und muss die auch irgendwie kaschieren, da bleibt kaum was anderes übrig ausser was plausiebles zu erfinden. Aber ich mach das in soweit, dass ich mir sicher sein kann, dass es nicht auffliegt.

Zu plump darf es nicht sein. Ich kann zu jeder Station die ich angebe ein echtes Zeugnis vorlegen und auch stichhaltig was zu sagen. Auch wenn due Lücke kreativ gefüllt ist, sind die expliziten Aussagen alle wahr. Nur gewisses wird halt nicht gesagt, wie z. B. das es ein Ehrenamt war und keine Anstellung.

Wenn ich eine Lüge mir gegenüber bemerke, dann denke ich darüber nach, welche Beweggründe derjenige dafür haben könnte. Falls es plausibel und nachvollziehbar ist, sehe ich drüber weg. Eventuell versuche ich sogar drauf zuzugehen und Unterstützung anzubieten, um die Ursachen zu beheben. Ich bin nicht dauerhaft nachtragend. Ich kann durchaus mich mit jemandem zoffen und dann wieder vertragen.

Wenn ich dir einen guten Rat geben darf.
Mach es mit der Wahrheit, da kommst du am weitesten,
sprich mit deinem künftigen Arbeitgeber unter 4 Augen.
Ich kam damit am weitesten und gab mir die Chancen.
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Beim Alten hat es nicht geklappt. Und das war sogar öffentlicher Dienst. Da hieß nur, wir machen für sie keine Ausnahmen.

Ich denke da wird dir keiner eine Antwort geben können,
bzw. die Entscheidung abnehmen.

Jo Das ist eine Frage zu der es keine klare Antwort gibt und es ein reines Glücksspiel ist. Man wird niemals wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist bzw. ob es überhaupt richtig ist, sowas zu sagen. Mein Chef hat es so ausgedrückt Dafür gibt es nie den richtigen Zeitpunkt.

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Dr. Christina Wiesemann
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