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Hallo liebe Leute:)
Ich habe heute die Auswertung von meinem Langezeit EKG bekommen und wollte mal Fragen, ob jemand vielleicht ähnliche Erfahrungen hat und vielleicht kennt sich ja hier der ein oder andere ein wenig damit aus und kann mir sagen, ob das nun gut ist, oder doch eher nicht und ob eine Krankheit am Herz ausgeschlossen werden kann.

Befund:

Langzeit-EKG mit durchgängigem Sinusrhythmus, min. Frequenz 48/min, max. Frequenz 160/min. Vereinzelte SVES und VES, insgesamt 8 Stück in 24h. Bei dem subjektiven Herzstolpern können keine Rhythmusstörungen aufgezeichnet werden, bei dem Herzrasen zeigt sich ein Sinusrhythmus um die 160/min, dies hält teilweise über 2min, eindeutige Sinustachykardien mit ca. 150/min.

Empfehlung: Milde Betablocker-Therapie beginnen, danach Wiederholung des Langzeit-EKG im Intervall.

Weiteres solle ich wohl mit meinem Hausarzt besprechen, von meiner Kardiologin habe ich diesbezüglich keinerlei Information bekommen.
Eigentlich bin ich absolut kein Fan von Medikamenten, vor allem nicht von Betablockern.
Man muss dazu sagen, dass ich aus dem nichts heraus bereits seit 3 Tagen ohne Symptome bin, nur noch ganz selten Herzrasen und wenn, dann wirklich nur für ein paar Minuten. Vielleicht rast es auch und ich nehme es einfach nicht mehr wahr? Man weiß es nicht haha

Nun die Frage: Würdet ihr zu Betablockern greifen? Ich weiß absolut nicht, was ich machen soll. Weil eigentlich halte ich es nicht für sinnvoll bei einem sonst gesunden Herz zu solchen Medikamenten zu greifen.
Laut Herz-Echo und unzähligen Ruhe-EKGs ist es dies ja anscheinend, außer eben die Tachykardien und die SVES so wie die VES.

19.01.2022 17:52 • 19.01.2022 #1


5 Antworten ↓


Hallo @moonlessnights,

ich habe ähnliche Probleme mit VES und Sinustachykardien.

Nun aber zu deinem Langzeit-EKG. SVES sind Supraventrikuläre Extrasystolen und VES sind Ventrikuläre Extrasystolen. Bis zu 500 pro Tag werden in der Regel als normal angenommen. Die VES deuten auf einen Reentry-Mechanismus des Ventrikels hin, was bei jungen Frauen sehr häufig vorkommt. Damit lässt sich auch eine Sinustachykardie erklären.

Normalerweise entsteht der elektrische Impuls im Sinusknoten und wird in Richtung Herzspitze weitergeleitet. An der Herzspitze angekommen, wird der elektrische Impuls dann blockiert. Bei Reentry-Tachykardien passiert dies jedoch nicht zuverlässig und die elektrische Erregung wird über zusätzliche Leitungsbahnen nach oben zurückgeleitet und von da wieder nach unten usw. Ein schöner Kreislauf. Diese Art von Tachykardien tritt plötzlich auf und endet genauso plötzlich wieder (wenn die Blockierung erfolgreich ist) und sind in der Regel nicht gefährlich, sondern vielmehr unangenehm. Sie verschwinden mit zunehmendem Altem häufig von allein durch Degeneration.

Ich habe nach einem akuten Anfall -und bei mir lebensbedrohlich (218/Minute über ~18h hinweg) - kurzzeitig Betablocker genommen und wurde ein paar Monate später dann Ablation. Dabei werden mittels Herz-Katheter die zusätzlichen Leitungsbahnen gekappt. Ist nicht schön, aber hilft.

Der Betablocker bremst das Herz im Allgemeinen und ich fühlte mich, als wenn ich mit angezogener Handbremse unterwegs wäre... Heute (8 Jahre später) nehme ich Betablocker, da ich einen zu hohen Ruhepuls habe. Der Betablocker senkt nur die Wahrscheinlichkeit der Sinustachykardien, verhindert diese aber nicht.

In deinem Fall würde ich eher überlegen, ob du mit den harmlosen Anfällen leben kannst und ggf. Techniken zur Unterbrechung zu erlernen (z.B. Valsalva-Manöver). Sollte es zur Belastung werden, kannst du auch zu einer EPU (elektro-physiologischen Untersuchung) in die Rhythmologie gehen. Der Arzt versucht die Sinustachykardien mittels Katheter und Reizströmen auszulösen und zu lokalisieren. Dann kann man sie veröden und man hat Ruhe.

A


Langzeit-EKG Werte / was sagt ihr dazu?

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Natürlich würden Beta Blocker dein Problem lösen.
Leider sind die nicht ohne Nebenwirkungen.
Daher musst du für dich genau abwägen, ob du es nicht zunächst auf anderem Wege probieren möchtest. Dein Herz ist ja zum Glück gesund und die Beschwerden sind wohl eher psychisch belastend.
Wie wäre es mit Sport, Entspannungsübung und überprüfen des Magnesium und Kalumspiegels? Da eventuell Nahrungsergänzungsmittel nehmen.
Weißdorn ist auch wirkungsvoll bei nervösen Herzbeschwerden, aber bitte aus der Apotheke.
Beta Blocker wären für mich das letzte Mittel, wenn sonst wirklich Gefahr droht.
Die schränken die körperliche Leistungsfähigkeit ein, da sie den Puls nach oben begrenzen, für Freizeitsportler also schon einmal frustrierend.
Gewichtszunahme ist ein weiteres und unangenehmes Problem.
Absetzen ist auch nur mit Vorsicht möglich und nach ärztlicher Absprache.
Gute Besserung wünsche ich dir

Vielen Dank, für deine ausführliche Antwort.. Also wie bereits in meinem Beitrag geschrieben, möchte ich sie eigentlich echt ungern nehmen.. Laut sämtlichen Untersuchungen ist mein Herz ja gesund, deshalb denke ich auch eher, dass es psychischer Natur ist und deshalb bin ich eher der Ansicht, dass es sinnvoller wäre meine Psyche in den Griff zu bekommen, welche das auslöst, anstatt mit einem Betablocker...

Danke für deine ausführliche Erklärung..
Bin überrascht, dass ich zweierlei Arten von Extrasystolen habe, da ich die alle eigentlich immer als gleich empfunden habe..
Sind SVES und VES gefährlich?
Seit 3 Tagen hatte ich keine Extrasystolen mehr, ich denke dass diese eher den Ursprung in meiner Psyche hatten (Angst- und Panikstörung) statt vom Herz, weil laut Echos, unzähligen Ruhe-EKGs usw., ist mein Herz nämlich gesund... Lustigerweise wurden die SVES und VES NIE bei einem Ruhe-EKG aufgezeichnet, sondern erst im Langzeit-EKG..
Ich denke, dass es sinnvoller wäre, keine Betablocker zu nehmen und stattdessen meine Psyche in den Griff zu bekommen, oder? So viel ich gelesen habe, können sowohl SVES und VES durch die Psyche ausgelöst werden, oder? LG

SVES und VES sind in deiner Anzahl ungefährlich. Ich nehme die Extraschläge manchmal auch als Herzstolpern wahr. Dass die Extrasystolen nicht auf einem Ruhe-EKG auftauchen, hängt einfach mit der Wahrscheinlichkeit zusammen. Und falls sie doch aufgezeichnet werden, war es Glück...

Und ja, die Psyche hat einen erheblichen Einfluss darauf. Bei mir treten die Extrasystolen und Sinustachykardien unter Stress deutlich häufiger auf. Angst und Panik verändern die Chemie im Blut. Das Blockieren der elektrischen Erregung des Herzens erfolgt chemisch und ist in Kampf- und Fluchtsituationen herabgesetzt (man braucht ja für eine hohe Leistungsfähigkeit eine höhere Herzfrequenz).

Ich hatte es oben schon geschrieben, dass ich in deinem Fall keine Betablocker nehmen würde. Techniken zur Unterbrechung lernen (für akute Fälle von Tachykardien) und die Psyche in den Griff bekommen um die Anfälle/Extrasystolen zu unterbinden bzw. reduzieren.





Dr. Christina Wiesemann
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