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Hallo liebes Forum,
Bisher bin ich nur ein stiller Mitleser. Doch ich wende mich mit einigen konkreten Fragen an euch, doch vorher ein paar Eckdaten:
Seit 2018 habe ich immer wieder unerklärliche Attacken gehabt, die mich zweimal in die Notaufnahme brachten. Es wurde so ziemlich alles untersucht und ausgeschlossen. Langsam wuchs die Akzeptanz einer psychosomatischen Erkrankung in mir. Seit März nehme ich an Sitzungen bei einem Psychologen teil. Inzwischen als Gruppentherapie. Ich bin 3- Jahre alt, männlich, schlank und freiberuflich. In meinem Leben hatte ich vorher noch nie irgendwas mit Krankenhaus und medizinischer Hilfe zu tun. Mir ging es körperlich immer blendend. Mit der Zeit stellt man aber fest, dass man seelisch doch an vielen Stellen leidet. Meine Attacken habe ich soweit im Griff, als das ich sie über mich ergehen lasse. Doch einige konkrete Sachen machen mich wahnsinnig und ich hoffe ihr könnt aus Erfahrung einige Tipps dazu geben:
(1) Ich kann locker 30 min Joggen, wenn ich jedoch etwas schleppe, z.B. einen Kasten Wasser die Treppe rauf rast mein Herz und ich muss zwanghaft meinen Puls fühlen, dazu Schweiß Ausbrüche. ich habe dabei eine Angst vor Leistungsunfähigkeit. Ich überlege ob man das daher irgendwie situativ trainieren kann, das dieses Schleppen okay ist. Eine Art Training dagegen. Würde das funktionieren? Es würde ziemlich Überwindung kosten und ich frage mich ob es überhaupt etwas ändert. Auch spüre ich beim Nachspüren dieser speziellen Attacken dass ich furchtbare Verspannungen entlang vom Rippenbogen habe. Vermutlich rührt alles daher auf der körperlichen Ebene. Ein weiterer Punkt für ein Oberkörper Training? Hinzu kommt das mir nach dem Leistungs-EKG gesagt wurde, alles bestens, sie können aber beobachten ob sie bei bestimmter Anstrengung anfallsartig extremes Herzrasen mit Puls 140 haben. Ja super, beim Schleppen spüre ich meinen Puls vor Zittrigkeit gar nicht, kurz danach ist er so bei 125, aber empfinde ihn viel schneller. Diese Angst vor diesem Anfallsartigen Herzrasen spielt komischerweise bei anderer Anstrengung keine Rolle. Nur wenn ich etwas schleppe.
Vielleicht hat jemand Tipps zur Verbesserung des Wohlbefindens im Bereich des Brustkorbs. Es ist so als ob mich meine Beine mit Leichtigkeit tragen, aber oben alles verklemmt ist.
(2) Das innere Zittern nach dem Aufstehen. Ma wacht auf und ist mega unruhig. Was tut man? Liegt man da, spürt nach, sortiert Träume? Oder springt man auf und nutzt die Kraft bevor wieder all die Wewehchen einsetzen?

Grundsätzlich verstehe ich auch, dass ich auf seelischer Ebene etwas ändern muss. Aber das Bedarf Zeit, und die oben genannten Sachen schränken mich massiv ein. Ich wäre über jeden kleinen Tipp dankbar.

01.09.2020 09:22 • 07.09.2020 #1


6 Antworten ↓


Hallo OELE,
als meine Angst- und Anspannungsphase über mehrere Wochen ging, habe ich meine Fitness auf der falschen Seite geschont und heute kann ich zwar stundenlang Fahrradfahren (ähnlich deinem Lauftraining), aber Einkäufe Treppen hochschleppen führt zwangsläufig zum erhöhten Puls (seltener Herzrasen wobei das eher um die 120 sein dürfte) und Blutdruckanstieg.
Fakt ist hier, dass Lauftraining (glatte Muskelfaser) noch lange keine kräftigen Beine bedeutet (quergestreifte Muskelfaser) - auch wenn man fit ist-, von denen beim Gewichtschleppen die meiste Arbeit ausgeht. Wenn man dazu noch sensibel auf seine physiologischen Funktionen wie Herzschlag achtet und es fatalerweise in solchen Augenblicken kontrolliert, um sich Gewissheit zu verschaffen, ob das dann doch normal ist oder nicht, dann wird man die Wirkung damit nur noch verstärken. Ein Kreislauf, wie du sicherlich weißt.

Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich dir sagen, dass jegliches Beobachten der inneren Vorgänge (Herzschlag, Schwitzen, etc.) einen dermaßen sensibel macht, dass es nicht nur häufiger zu verstärkten Reaktionen kommt, sondern dass auch Missempfindungen, Druck- Engegefühle, Verspannungen, Kribbeln, u.v.m. in assoziierten Bereichen (Brustkorb, Herzbereich, ...) auftreten. An dieser Stelle sollte man diese neuentdeckten und gefühlten Eigenschaften nicht als Vorboten einer Krankheit interpretieren, sondern die vermehrte Aufmerksamkeit erkennen, die man bestimmten Vorgängen gibt.

Gegen das Zittern oder die Anspannung nach dem Aufstehen habe ich für mich muskelrelaxierende Übungen entdeckt mit darauffolgenden Streck- und Dehnungsübungen und auch etwas Yoga hilft manchen. Eventuell sollte man auf den morgendlichen schwarzen Tee oder Kaffee verzichten, die Wirkung von ihnen beruht nämlich auf den gleichen anregenden Nerven, die ja ohnehin bereits erregt sind.

Viele Grüße,

Matthias

A


Konkrete Tipps bei Angst vor Leistungsunfähigkeit

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Huhu,

warst du mal beim Orthopäden? Angst geht gern mit starken Verspannungen und Blockaden einher, die im Zweifel auch mal einer Physiotherapie bedürfen, wenn man selbst mit Dehnübungen nicht mehr weiter kommt. Das kann ein sehr unangenehmes Gefühl im Brustbereich geben und dann treibt die Angst den Puls noch mal zusätzlich hoch. Das stachelt wieder die Angst an...usw.

Ansonsten schließ ich mich Roman87 an. Kraft und Ausdauer ist nicht zwingend das selbe, wenn ein Langstreckenläufer und ein Gewichtheber die Sportarten für einen Tag tauschen, gibt es wohl eher keinen Platz auf dem Treppchen . Ich hab mir nach meiner Angstphase damit beholfen mit schwerem Rucksack mal einen Hügel raufzulaufen. Erst gehen, dann langsam laufen. Gewicht auch langsam steigern. Aber es gibt sicher weniger rustikale Methoden. Könntest mit einer halb leeren Wasserkiste anfangen. Jeden Tag einmal. Es kostet dich am Anfang sicher Überwindung, aber sobald du eine Verbesserung siehst, wird das schon. Natürlich könntest du auch gezielt in einem Studio trainieren, spricht ja auch nichts gegen. War halt nur nie mein Ding, aber heißt ja nix.

LG
Minime

Zitat von OELE:
Ich kann locker 30 min Joggen, wenn ich jedoch etwas schleppe, z.B. einen Kasten Wasser die Treppe rauf rast mein Herz

Wie hoch ist denn der Puls beim Joggen? Ich spüre meinen Puls beim Laufen kaum und muss auf die Pulsuhr gucken, um zu sehen, wie hoch er ist. Strample ich auf dem Ergometer oder steige ich beim Wandern Berge hinauf, habe ich oft das Gefühl, das Herz will aus meiner Brust. Der Blick auf die Pulsuhr sagt mir, dass der Puls aber tatsächlich beim Joggen höher ist.

Ich denke, das hängt mit dem motorischen Abläufen zusammen. Muskulatur spielt natürlich ebenfalls eine Rolle.

Zitat von OELE:
Das innere Zittern nach dem Aufstehen. Ma wacht auf und ist mega unruhig. Was tut man? Liegt man da, spürt nach, sortiert Träume? Oder springt man auf und nutzt die Kraft bevor wieder all die Wewehchen einsetzen?


Unbedingt Letzteres. In sich Reinhören macht nur schlechte Laune und Angst, weil man Sicherheit etwas Beunruhigendes wahrnimmt. Das Gefühl des Zitterns - welches übrigens nach dem Aufwachen völlig normal ist - wird sich verstärken und es wird nicht lang dauern, bis dir noch andere Merkwürdigkeiten auffallen.

Aufstehen und den Tag pflücken ist die deutlich bessere Wahl.

Das sind ja super schnelle und gute Tipps. Ich konnte noch das Valsalva-Manöver im Internet finden. Das werde ich das nächste Mal nach dem Schleppen testen.
Eine Pulsuhr oder ähnliches besitze ich nicht, daher kann ich es im Vergleich zum Sport nur subjektiv bewerten.
Ich werde dann einfach mal ein Versuche starten. Gestern musste ich für ein Projekt relativ viel tragen und hatte dabei mehrere heftige Schwitzattacken. Musste mich aber vor dem Auftraggeber etwas zusammen reißen. Und siehe da, es ging mir zwar super kacke, aber es passierte mal wieder rein gar nichts außer den bekannten Symptomen. Und sie waren dann genauso schnell auch wieder vorbei. Danach ist man trotzdem platt.
Werde aber das mal weiter ausreizen um da mehr Selbstbewusstsein zu bekommen. Danke euch!

P.s. Ich war bereits bei der Physio, das hat vor allem was gegen die Spannungskopfschmerzen gebracht. Aber die ganzen Sehnen von Schulter über die Rippen müssen vielleicht auch mal ran. Insofern werde ich das mit dem Orthopäden nochmal angehen.

Was mich am meisten gerade fertig macht, ist der Umstand, das aus diesen Attacken eher eine Dauersymptomatik geworden ist. Seit dem ich mich beruhigen kann, mit dem Gedanken: Alles psychosomatisch, bleibe ruhig! - schleichen sich abwechselndes Zittern, Luftnot, Halskratzen, Schwitzen usw. über den ganzen Tag ein. Hinzu kommt neuerdings ein ständiges Sausen im Ohr.
Wie nimmt man sich bloß wieder weniger wahr? Selbst kaltes Wasser trinken nervt, weil man es gefühlt von innen entlang des Brustkorbs spürt.
Klar klappt es, wenn man anderweitig beschäftigt ist, aber ist es jetzt das Los für immer über achtsam zu sein wenn man für sich ist?





Dr. Christina Wiesemann
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