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Ich bin schon echt gut voran gekommen in meiner Therapie. Alles, was kognitiv zu bearbeiten geht, läuft super. Mittlerweile bereite ich die Therapiestunden fast immer allein vor und mein Therapeut muss da nur noch ab und an korrigierend eingreifen.

Aber ich gehe noch zu oft in die Vermeidung. Zum einen, was die Beziehung mit meinem Mann angeht (abgrenzen, streiten, etc.), aber auch, was Bewegung an sich angeht. Alltagsbewegung (Haushalt, Garten Co.) funktionieren schon wieder gut. Aber meine Versuche, regelmäßig spazieren oder zum Kraftsport ins Fitnesstudio zu gehen, laufen immer wieder ins Leere. Ich habe immer noch Angst, mich körperlich zu belasten. Angst, dass mir schwindelig wird. Angst, dass ich umkkippe. Wenn ich mal einen Spaziergang mache, renne ich wie eine Bekloppte, damit ich schnell wieder zu Hause bin (bei mir kommt dann auch immer Durchfall). Spaß macht das nicht und genießen kann ich es auch nicht.

Daher plant mein Therapeut jetzt, mit mir wandern zu gehen Bei uns auf den Berg, immer die steilsten Steigungen hoch. Und das ganze ein paar Stunden lang, mit Picknick, Pausen und allem zip und zap. Juhu, das wird lustig. Ich habe jetzt nicht wirklich Angst davor, aber mir wird vorher schon kräftig die Düse gehen und der Körper wird alle Register ziehen, die er hat. Ggf. machen wir das auch mehrmals - je nachdem, wie es läuft.

Mal schauen, für wann wir einen Termin finden. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

17.08.2024 13:43 • 31.03.2025 x 4 #1


11 Antworten ↓


Das finde ich toll von dem Therapeuten, aber auch eine große Herausforderung für dich.

A


Konfrontation - mit dem Therapeuten wandern gehen

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@Kruemel_68
Zitat:
Mittlerweile bereite ich die Therapiestunden fast immer allein vor und mein Therapeut muss da nur noch ab und an korrigierend eingreifen.

? Ich ahne, was du meinst, bin mir aber nicht sicher.

Zitat von Kruemel_68:
Ich bin schon echt gut voran gekommen in meiner Therapie. Alles, was kognitiv zu bearbeiten geht, läuft super. Mittlerweile bereite ich die ...

Das hört sich wirklich sehr cool an.
Ich finde diesen Vorschlag deiner Therapeutin wirklich konstruktiv und denke, dass es dich dahingehend lenken wird, dass du dann irgendwann auch alleine in Aktion kommst.

Übrigens :Meine Therapeutin wohnt dicht an einem Wald. Ich liebe Wälder, traue mich aber nicht zu tief und nicht zu lang dorthin. Gerade erst gestern habe ich gedacht, wie toll es wäre mal zusammen mit ihr dorthin zu gehen. Und jetzt lese ich deinen Beitrag. Wäre also evtl was für mich.

Zitat von Chris_ohne_BBBB:
@Kruemel_68 ? Ich ahne, was du meinst, bin mir aber nicht sicher.

Da habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt - ich versuche es nochmal zu präzisieren:

Die Themen, die wir während der Stunden besprechen, sind eigentlich immer die, die ich in die Stunde mitbringe. Da ich im kognitiven Prozess schon sehr weit bin, habe ich die meist auch schon für mich sortiert und analysiert, so dass mein Therapeut da nur noch Details zusteuert. In der Regel decken sich diese Themen und Impulse mit denen, die mein Therapeut sich für die nächste Stunde überlegt hatte. Er lässt mich quasi laufen und passt nur noch auf, dass ich nicht komplett in eine Sackgasse reinrenne.

Zitat von Lerchen:
Meine Therapeutin wohnt dicht an einem Wald. Ich liebe Wälder, traue mich aber nicht zu tief und nicht zu lang dorthin.

Bei mir ist es so, dass ich direkt am Wald wohne. Hinter meiner Gartenhütte ist der Rand zu einem sehr großen Waldgebiet. Ich bin es von klein auf gewohnt, dort spazieren zu gehen und liebe es eigentlich. Vor der Angsterkrankung hatte ich auch Null Probleme, dort allein zu laufen. Jetzt ist auch nicht der Wald das Problem, sondern der Spaziergang an sich. Ich hätte noch mehr Probleme, bei uns durchs Dorf zu spazieren - weil man da nicht unbedingt immer einen Busch zur Hand hat, wenn der Durchfall kommt.

Das wird übrigens auch noch lustig, wenn ich mit meiner Toilettenpapierrolle in der Hand hinter den Busch hüpfe während mein Therapeut davor wartet. Ich habe gerade echt Kopfkino

@Kruemel_68
Zitat:
Vor der Angsterkrankung hatte ich auch Null Probleme, dort allein zu laufen. Jetzt ist auch nicht der Wald das Problem, sondern der Spaziergang an sich. Ich hätte noch mehr Probleme, bei uns durchs Dorf zu spazieren - weil man da nicht unbedingt immer einen Busch zur Hand hat, wenn der Durchfall kommt.

Ist der Durchfall chronisch? Handelt es sich bei der Angsterkrankung um Angst vor dem Durchfall?
Eine vielleicht etwas albern wirkende Idee, ist aber ernst gemeint. Falls du es nicht schon in Erwägung gezogen hast, könnten evtl. Windeln für Erwachsene, die quasi wie eine gepolsterte Unterhose sind, den emotionalen Druck ein bisschen reduzieren. Wenn dann gerade keine Toilette oder ein „Naturklo” da ist, wäre das zwar nicht so toll aber zumindest kein Drama.

Zitat von Chris_ohne_BBBB:
@Kruemel_68 Ist der Durchfall chronisch? Handelt es sich bei der Angsterkrankung um Angst vor dem Durchfall? Eine vielleicht etwas albern wirkende Idee, ist aber ernst gemeint. Falls du es nicht schon in Erwägung gezogen hast, könnten evtl. Windeln für Erwachsene, die quasi wie eine gepolsterte Unterhose sind, den ...

Der Durchfall ist ein Ventil zur Ableitung des Drucks in mir. Mein Körper nutzt das als Ventil. Andere haben Rücken oder Migräne - bei mir ist der Schwachpunkt der Magen-Darm-Trakt. Es fing bei mir mit einem Pipi-Problem an (die Angst, in fremder Umgebung keine Toilette zu finden) und verlagerte sich dann auf den Durchfall. Geht es mir mental gut und ich bin in sicherer Umgebung, ist der Durchfall weg.

Ich habe da schon alles durch. Im Auto habe ich immer eine Notfalltasche mit allem was man braucht - Klopapier, Feuchttücher, Handtuch, Windel, Wechselklamotten. Und trotzdem ist die Angst da und lässt sich nicht in den Griff bekommen. Weil es nicht um die Angst vor dem Durchfall geht, sondern um tieferliegende Dinge. Die Angst vor dem Durchfall ist nur das Ventil.

Und mal ganz ehrlich - um Durchfall zuverlässig aufzuhalten oder in der Windel zu halten, bräuchte es eine richtig große Erwachsenenwindel, wie sie auch im KH oder in Altenheimen verwendet werden. Diese bekommst Du aber nicht unsichtbar in eine normale Hose. Außerdem - sorry für das deutliche Bild - stinkt das wie Hulle. Da kannst Du Dich nicht mehr weiter unter Leuten bewegen. Unmöglich. Und so vollgesch.... ins Auto setzen möchte ich mich auch nicht unbedingt. Ich nutze manchmal solche Slips von Thena für Inkontinenz. Aber ganz ehrlich - wenn es richtig zur Sache geht, halten die das auch nicht mehr.

Es ist echt zum

Zitat von Karimma:
Das finde ich toll von dem Therapeuten, aber auch eine große Herausforderung für dich.

Meiner macht das auch.

@Kruemel_68
Ich kenn mich mit Durchfall nicht besonders gut aus und habe es mir wohl zu einfach vorgestellt. Ich wollte nicht klugscheis… Das hört sich wirklich unschön um nicht zu sagen heftig an. Ich hoffe, dass dir die Wanderung mit deinem Therapeuten etwas bringt.

Zitat von Chris_ohne_BBBB:
@Kruemel_68 Ich kenn mich mit Durchfall nicht besonders gut aus und habe es mir wohl zu einfach vorgestellt. Ich wollte nicht klugscheis… Das hört ...

Alles gut, das habe ich so auch nicht verstanden. Manchmal sieht man tatsächlich den Wald vor lauter Bäumen nicht und so ein Hinweis kann sehr wertvoll sein

Jetzt darf ich Euch heute endlich ein Update geben - nach dem es schwierig mit der Terminfindung war, wir bei feuchtem, ungemütlichen Wetter nicht unbedingt gehen wollten und ich einmal absagen musste, hat es heute endlich geklappt!

Wir sind heute morgen um 10.00 Uhr los. Beim ersten steilen Anstieg kam ich dann relativ schnell an den Punkt, an dem ich - wenn ich allein gewesen wäre - wieder umgedreht wäre. Ich war atemlos und mir war schwindelig. In solchen Momenten habe ich immer die Angst, dass ich umkippe. Wir sind dann stehen geblieben und mein Therapeut hat mich durch ein Atemübung geleitet, die Bauch und Beckenboden mit einbezieht und die den Druck vom Zwerchfell nimmt. Es dauerte keine zwei Minuten, bis sich der Atem normalisierte, der Brustraum frei war und der Schwindel und die Sehstörung nachließ.

Mein Therapeut hat mir dann die physiologische Reaktion erklärt, die dabei im Körper abläuft. Wir atmen nicht richtig, das Zwerchfell macht dicht, dadurch steigt der Druck im Brustkorb, wir bekommen schlecht Luft. Dadurch wird einem dann schwindelig, man sieht verschwommen, es entsteht Druck auf den Ohren/pfeifen in den Ohren und in der letzten Eskalationsschleife wird uns dann schlecht.

Ich konnte anschließend völlig entspannt und frei weitergehen. Immer, wenn ich durch die Unterhaltung wieder abdriftete, in die falsche Atmund verfiel und anfing zu prusten, gab es einen Stop - Atmen - und weiter. Ich glaube, wir mussten auf dem einstündigen Aufstieg ca. 3x anhalten. Und plötzlich waren wir oben - ich bin noch nie so leicht und easy auf diesen Berg gekommen! Das war wirklich krass.

Nach einer Stärkung mit Tee und Kuchen ging es dann eine Station weiter, auf den nächsten Gipfel, ebenfalls völlig easy und entspannt.

Auf dem Rückweg ereilte mich dann die nächste kleine Panikattacke - diesmal dann mit Durchfall. Genau an der Stelle, an der es mich schon 2x ereilt hatte. Es reichte der Gedanke: Hoffentlich geht es diesmal gut... und das Ding war durch. Ich versuchte es noch, mit atmen in den Griff zu bekommen - aber mein Therapeut meinte gleich: Ab in den Busch. Der Druck muss jetzt erst raus. In dem Stadium bekommen Sie das mit Atmen nicht mehr in den Griff. Also ab in den Busch Nachdem der Druck weg war, konnte ich den Darm wieder über die Atmung beruhigen, allerdings ging das nicht mehr so gut wie auf dem Weg hoch, da die Bauchdecke nach so einer Durchfallattacke ziemlich angespannt ist und es braucht dann doch einiges an Atemarbeit, um die wieder weich zu bekommen - oder ein Wärmflasche.

Auf jeden Fall konte ich dann recht entspannt den Rest des Weges hinter mich bringen. Um 14.00 Uhr waren wir wieder bei mir zu Hause, also insgesamt 4 Stunden unterwegs.

Jetzt gilt es, das heute gelernte auf meinen nächsten Spaziergängen weiter zu üben und zu verfestigen. Ach ja, und erstaunlicherweise bin ich auffällig wenig erschöpft/kaputt nach der für mich langen Wanderung. Mental zwar schon - aber körperlich könnte ich nochmal eine Runde gehen. Das kenne ich so auch nicht. Schon interessant.

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Dr. Christina Wiesemann
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