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Hey ihr, ich bin seit heute neu im Forum und wäre dankbar für euren Rat. Ich habe seit mehreren Jahren ganz komische Körpergefühle und nervöse ,,Ticks“ und weiß es einfach nicht einzuordnen. Aber jetzt mal von Anfang an:

2018 ist mein Vater verstorben aufgrund eines geplatzten Aneurysmas an der Halsschlagader. Es kam wahrscheinlich durch die Bestrahlung die er 2014 wegen Krebs in den Siebbeinzellen (Nase) hatte. Das Blut lief damals nach außen, ich war zuhause und hab alles mitbekommen und ich weiß auch heute noch, dass ich schwer unter Schock stand. Die Blutung hat er sogar vorerst überlebt und das Ganze hat sich dann ein halbes Jahr gezogen, in dem er Not-OPs, Multiorganversagen, etc hatte und die meiste Zeit in Berlin in der Charité auf der Intensivstation lag, in der wir ihn auch oft besucht haben. Als er starb, war ich 16, und nach seinem Tod hatte ich mir zum ,,Ziel“ gesetzt, mich jetzt für ihn aufzuopfern (wenig Schlaf, Essen, Isolation) weil was anderes für mich keinen Sinn mehr ergeben hat. Zudem war ich vorher psychisch auch etwas labil durch geringen Selbswert, etc. Aber schon ein paar Monate später hab ich dann gemerkt, dass Körper und Psyche verrückt spielen.

Ich hatte plötzlich gleichgeschlechtlich Zwangsgedanken (die sind nach mehreren Monaten wieder verschwunden) und dann so einen (oder mehrere) merkwürdige ,,Ticks“. Der belastendste davon ist, dass ich damals plötzlich so einen merkwürdigen Druck, Kribbeln, ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll, in der Nase hatte, sodass ich sie dann oft beim Reden bewusst auseinandergezogen habe (ist wirklich schwer zu erklären), wofür ich mich in der Öffentlichkeit unglaublich geschämt habe und es auch immer noch tue. Wenn ich nicht rede ist es nicht da, aber wenn ich dann anfange zu sprechen, sind da so merkwürdige Druckgefühle in meinem Hals und der Nase, manchmal fühlt es sich an wie eine Wand in Hals und Nase, teilweise wie Panik, die sich in der Nase äußert. Dadurch hat sich mein ganzer Tag dann nur noch darum gedreht. Mein erster Gedanke war damals, weil ich auch dazu neige, mich sehr in Dinge reinzusteigern, dass ich Tourette bekommen werde. Ich bin deshalb dann auch zur Therapie gegangen, und auch immer noch dort, aber da wurde mir gesagt, dass es sowas nicht sein kann und die Therapeutin auch nichts sehen würde. Aber ich hab mir natürlich auch immer größte Mühe gegeben, dass es nicht auffällig ist, trotzdem waren die Gefühle immer da und teilweise schmerzt meine Nase richtig, als wären die Nerven überreizt. In den ganzen Jahren war es manchmal ganz gut aber manchmal (kann mir vorstellen durch Stress) kommt es plöttlich wieder und ich hab einfach keine Ahnung, was das sein soll. Die Empfindungen sind auch teilweise so unterschiedlich, aber ich kann mich nicht davon ablenken. Im einen Moment denke ich an eine somatoforme Störung, im anderen denke ich an eine Sozialphobie (weil es ja nur beim Reden da ist und ich dann in der Öffentlichkeit noch nervöser werde), dann bin ich wieder von einem Zwang überzeugt. Ich bin einfach mega verzweifelt, weil ich seit Jahren wirklich versuche, daran zu arbeiten, aber ich erkenne kein System dahinter und merke auch keine Besserung. Deshalb wollte ich fragen, ob jemand ähnliche Erfahrungen oder Ideen dazu hat.

Liebe Grüße!

14.03.2024 13:10 • 14.03.2024 #1


1 Antwort ↓

Hey,

das Trauma mit deinem Papa sucht sich ein Ventil durch körperliche Empfinden. Sowas zieht an keinem Menschen einfach so vorbei. Geht mir zur Zeit ähnlich.. wir sind auch fast gleich alt seh ich gerade .

Ich habe ein ähnliches Phänomen. Mehrere Schockerlebnisse und eine daraus folgende körperliche Krankheit haben mich einfach aus der Bahn gerissen. Ich hatte unter anderem über Monate das Gefühl zu ersticken und konnte kaum noch essen. Ein ganz komisches Gefühl im Rachen mit Schluckproblemen, durchgehend. Körperlich wurde nichts nennenswertes gefunden. Wie du schreibst ist es auch kaum zu beschreiben, weil ich so ein Empfinden noch nie erlebt habe.

Ich muss aber sagen umso mehr ich mich damit abgefunden habe, dass es jetzt nun mal in dieser Phase so ist, um so besser ging es. Das hat allerdings Monate gedauert. Normale Therapie hat mir leider nix gebracht, ich brauche einen gewissen tieferen Sinn dahinter. Mit dem Kopf allein heilt man meiner Meinung kein Trauma.. denn solche grausamen Erlebnisse sitzen auch im Körper fest! Neurogenes Zittern, im Wald schreien, in den Schmerz reinatmen etc.. klingt komisch, aber nur so wurde es bei mir besser. Hab mir auch therapeutische Hilfe dazu geholt.
EMDR hilft auch extrem!

Also lange Rede kurzer Sinn, ich verstehe total in was für einer Situation du bist. Aber wir sind noch am Anfang von unserem Leben. Heilung dauert eben so lange wie sie dauert und es wird besser, aber man muss in den Schmerz reingehen damit die Entspannung kommt.

Alles Liebe
Mmber




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Dr. Christina Wiesemann
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