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Hallo zusammen!

Ich war schon eine Weile nicht mehr hier im Forum und möchte daher, bevor ich zu meiner Frage komme, ein kurzes Update geben, damit ihr euch ein besseres Bild machen könnt

Meine Agsterkrankung habe ich seit 2009, begleitet von Zwangsgedanken. Mir geht es an sich wieder ganz gut, es gibt nur noch wenige Sachen, die ich nicht alleine kann, z. B. mit dem Auto alleine außerhalb meiner Stadt umherfahren oder länger als einen Tag (10 Stunden) allein zu Hause bleiben. Dies liegt daran, dass ich diese beiden Sachen vor meiner Erkrankung auch nicht gemacht habe, mir fehlt da die Verknüpfung das ging vorher, das geht jetzt auch wieder (diese hatte mir sonst immer geholfen). Ich sehe es aber bisher ganz gelassen, da zu beiden Sachen momentan keine Notwendigkeit und keine Übungsmöglichkeiten bestehen.

Meine ersten 50 Therapiestunden habe ich nun hinter mich gebracht, was mich zu meiner Frage bringt: sollte ich eine Langzeittherapie machen oder nicht?
Mein Therapeut ist gut und hat mir bisher auch ganz gut geholfen, nur habe ich folgende Bedenken: eine Langzeittherapie würde mehrere Jahre dauern und ich müsste dreimal die Woche zu meinem Therapeuten, was ich vom Zeitaufwand her schon viel finde, und sehr aufreibend/anstrengend sind diese Therapiestunden ja meistens auch... kurz, ich habe Bedenken, ob ich das schaffen würde. Allerdings meinte meine Ärztin, dass ich nur durch diese Therapie eine wirkliche Chance auf eine dauerhafte Besserung habe und meine Zwangsgedanken und Ängste vielleicht sogar für immer loswerden kann. Es wäre also eine echte Chance für mich!

Nun frage ich euch: was ist eure Meinung dazu? Hat jemand von euch eine solche Therapie schon gemacht bzw. hat jemand Erfahrungen damit?
Vielleicht könnt ihr mir ein wenig helfen

10.08.2011 15:38 • 18.08.2011 #1


4 Antworten ↓


Zitat von Schattenbraut:
Allerdings meinte meine Ärztin, dass ich nur durch diese Therapie eine wirkliche Chance auf eine dauerhafte Besserung habe und meine Zwangsgedanken und Ängste vielleicht sogar für immer loswerden kann.
Das kann so niemand seriöserweise sagen, zumal die Psychoanalyse gerade bei Zwangsgedanken wirklich gar keine Erfolge vorzuweisen hat.

Ich habe eine Psychoanalyse gemacht, leider bei einer sehr schlechten Analytikerin, so dass mir die Behandlung letzten Endes sehr geschadet hat. Zur Zeit bin ich in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie bei einer Therapeutin, die auch Psychoanalytikerin ist. Und grundsätzlich bin ich nicht gegen Psychoanalyse. Eine gelungene Psychoanalyse gilt als sehr nachhaltig, während man bei VT schon mal mit Rückfällen und Wiederauffrischungen rechnen muss. Man muss aber wissen, dass Psychoanalyse niemals symptomorientiert arbeitet, also nicht auf Linderung von Symptomen ausgelegt ist, und dass es zu heftigen Verschlimmerungen kommen kann. Sogar Gesunde (angehende Analytiker in ihrer Lehranalyse) entwickeln da mitunter Symptome. Man sollte daher relativ sicher alltagstauglich sein - oder so am Boden, dass man eh keine Wahl hat.

Bist du denn der Meinung, dass bei dir noch was ganz Grundsätzliches nach Bearbeitung schreit?

Liebe Grüße
Christina

A


Intensivtherapie (Psychoanalyse) ja oder nein?!

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Hallo Christina!
Ersmal danke für deine Antwort

Zitat von Christina:
Bist du denn der Meinung, dass bei dir noch was ganz Grundsätzliches nach Bearbeitung schreit?


Genau in dem Punkt bin ich mir eben nicht sicher... mein eigentliches Problem ist, das ich mit mir selbst nicht klar komme und gerne jemand anders wäre. Ich denke aber auch, dass man dieses Problem auch auf andere Weise auf lange Sicht beheben kann. Mit Sicherheit würde dann in meinem Fall auch die Angststörung besser werden, denn die ist nicht mein eigentliches Problem, sondern eher eine Begleiterscheinung meiner Persönlichkeitsstörung (soweit die ärztliche Diagnose).
Gäbe es denn noch Alternativen, die mir bei meinem Problem helfen könnten?

Hi,

eigentlich können auch Verhaltenstherapeuten Persönlichkeitsstörungen therapieren. Der grundlegende Unterschied zu den psychodynamischen Verfahren liegt darin, dass VT i.d.R. sehr zielorientiert arbeitet. Je nachdem, wo man selbst steht, wie weit man sich über seine eigentlichen Ziele im Klaren ist oder wenigstens schnell klar werden kann, ist das eher günstig oder ungünstig. Meiner Erfahrung nach ist bei einer VT die Gefahr größer, vom Therapeuten (unabsichtlich) beeinflusst zu werden und dann letzten Endes nicht sich selbst, sondern irgendwas gesellschaftlich Akzeptables zu verwirklichen. Dafür verzettelt man sich aber nicht, bleibt dicht am Alltagsleben dran und die Alltagstauglichkeit hat einen hohen Stellenwert in der Therapie.

Bei der Analyse ist der Weg das Ziel, man hat viel mehr Gelegenheit, zu sich selbst zu finden. Wenn man z.B. sehr angepasst ist, dürfte man mit einer Analyse besser bedient sein, weil sie gar keine Vorgaben macht. Sie ist aber auch sehr unstrukturiert, man wird komplett auf sich selbst zurückgeworfen und damit u.U. sehr verunsichert.

Ist halt die Frage, ob du zur Selbstverwirklichung eine weitere Therapie brauchst und wie diese Therapie für dich aussehen müsste. Manchmal ist Abwarten eine gute Lösung. Dann könntest du schauen, wie weit du für dich alleine kommst. Und wenn du merkst, das wird nichts, könntest du immer noch eine Analyse anfangen. Das ist eh keine Akutbehandlung, insofern kann man Wartezeiten auf den Therapieplatz in Kauf nehmen.

Liebe Grüße
Christina

Ich denke, ich werde erstmal eine Weile abwarten und schauen, wie weit ich alleine komme und ggf. noch einmal eine tiefer gehende Verhaltenstherapie zu machen, die mir bei den noch verbliebenen Ängsten hilft. Vielleicht klärt sich dann alles so nach und nach von selbst.

In einem Beitrag hier im Forum habe ich einen Link zu einer Website eines von einer Angststörung Betroffenen gefunden, der das alles schon nahezu vollständig hinter sich gelassen hat, und habe mir seinen umfangreichen Text zum Thema Angst und Zwangsgedanken per Mail schicken lassen. Dort sind sehr gute Tipps enthalten, bei denen ich mir gut vorstellen kann, dass sie für mich funktionieren. Damit werde ich mein Glück nun versuchen





Dr. Hans Morschitzky
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