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Wie lebt man mit permanentem Erstickungsgefühl?
Hallo liebe Leute,
in dem letzten Jahr habe ich hier ohne Account oft reingeguckt und versucht, mich mit Erfahrungen anderer zu beruhigen und um mich nicht so allein zu fühlen, also traue ich mich jetzt endlich selbst etwas zu schreiben, da ich selber nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll.
Ich bin Mitte 20 und habe seit ungefähr einem Jahr das Gefühl, dass ich keine Luft bekomme. Es ist so, dass ich nie wirklich akute Atemnot bekomme oder der Druck bei körperlicher Bewegung mehr wird - es ist also keine klassische Atemnot in dem Sinne. Es fühlt sich nur wirklich so an, als würde ich permanent den Atem anhalten oder als wäre ich richtig fest angeschnallt und kriege die Luft ab dem Kehlkopf nicht rein. Für mich fühlt es sich so an, als würde ich gleich ersticken.
Ich habe von heute auf morgen auf einmal einen heftigen Druck auf die Brust und im Hals (wie ein Kloß) gefühlt und konnte nicht mehr tief genug oder frei atmen. Es war genau am Ende meiner Masterthesis und am Anfang von Corona - ich habe mir zunächst nicht große Sorgen gemacht, da ich das alles auf die krassen Umstände und den Stress geschoben habe. Irgendwann war die Masterthesis durch, alles super gelaufen trotz Corona und allen Einschränkungen, aber der Druck auf die Brust ging nicht weg. In dem Jahr, was vergangen ist, haben sie meine Umstände total verändert - ich bin nicht mehr Studentin, habe eine ausgiebige Pause gemacht und habe dann einen Job angefangen. Den musste ich aber leider kurz danach aufgrund meiner Symptome abbrechen. Trotzdem gab es keinen Moment, wo ich nicht das Gefühl hatte, dass ich gleich ersticken könnte. Nicht mal einen Tag. Mal ist der Druck schlimmer, mal etwas weniger, aber er ist immer noch sehr stark bemerkbar. Ich bin momentan in einer sehr glücklichen Beziehung, aber ich habe langsam Angst, dass sie irgendwann an dem ganzen Stress mit meiner Gesundheit (wenn es sich gar nicht mehr bessert) zusammenbricht. Arbeiten kann ich zur Zeit auch nicht, was mich sehr belastet, da ich sehr ungern abhängig von anderen sein möchte.
All das hat natürlich bei mir irgendwann zur starken Angst, sehr starke Schlafstörungen, depressive Episoden und gelegentlich Panikattacken geführt, da ich mir die Situation überhaupt nicht erklären kann. Bin eine Nacht deswegen in die Notaufnahme gelandet, da ich bis dahin keine Angststörungen und Panikattacken erlebt hatte und wirklich dachte, dass ich gleich sterben werde. Daraufhin wurde mir eine floppy epiglottis diagnostiziert - sprich der Kehlkopfdeckel ist aus irgendeinem Grund lockerer geworden und klappt manchmal hin und her. Das fühle ich zwar, soll aber nicht weiter gefährlich sein und kann laut der HNO-Ärzten meine anderen Beschwerden nicht verursachen.
Ich habe sonst im letzten Jahr allen möglichen Untersuchungen durchgemacht - von EKGs zu MRTs (Kopf und BWS), Sonografien bis hin zu Magenspiegelung und sogar Schlaflabor. Herz, Lunge, Magen, Verspannungen und Schilddrüse wurden aus der Liste der Ursachen zumindest von meiner Hausärztin gestrichen. Alles ist bis jetzt ohne Befund gewesen außer ein Lungenfunktionstest, der eine leichtgradige Diffusionsstörung gezeigt hat. Da war aber die Lungenärztin ziemlich ratlos, da ich sonst keinerlei Asthmasymptome habe und zusätzlich einen anderen Asthmatest gemacht habe, der negativ war. Sie hat selbst zu mir gesagt, dass sie nicht weiß, wo das herkommen soll. Meine Sauerstoffsättigung war immer absolut normal, Lungenröntgen war auch unbedenklich. Sie hat mir trotzdem ein Cortisonspray verschrieben, was aber nicht wirklich was gebracht hat.
Sonst habe ich keine Vorerkrankungen, keine Allergien, keine Intoleranzen und keine Mängel. Das wurde auch schon mehr oder weniger untersucht. Ich war schon mehrmals bei der Physiotherapie, beim Osteopathen und bin auch zusätzlich für diese Symptome seit fast einem halben Jahr in psychotherapeutischer Behandlung. Hat bis jetzt alles nichts gebracht.
Also die Therapie an sich hat mir schon mit manchen Sachen in meiner Einstellung und Selbstwahrnehmung geholfen, hat bloß bis jetzt zu keiner Verbesserung meiner Atembeschwerden geführt. Mit Psychopharmarka (Mirtazapin probiert) habe ich keine gute Erfahrung gemacht, da ich sehr sensibel bin und selbst bei Baldrian sehr stark reagiere - wirkt bei mir leider nicht beruhigend, sondern führt eher zu einer depressiven Episode. Das einzige was bis jetzt etwas gebracht hat, ist hin und wieder 0.5mg Lormetazepam (Benzos) abends, die die Beschwerden zwar nicht wegmachen, aber mich zumindest beruhigen und den restlichen psychologischen Druck und die Angst wegnehmen. So komme ich zumindest halbwegs durch den nächsten Tag.
Ich bin gerade dabei, mir einen Aufenthalt in einer Klinik zu organisieren, in der Hoffnung, dass das was bringt und diese Beschwerden wirklich psychosomatisch sind. Meine Hausärztin denkt, dass es sich um eine somatoforme Störung handelt.
Ich kann mich auch nicht ganz von der Angst befreien, dass doch noch was seltenes organisches dahinter stecken könnte. Ich kenne mich und meinen Körper sehr gut und es fühlt sich aufgrund der Tatsache, dass es nie aufhört, schon sehr bedrohlich an, vor allem, weil es um Atmung geht.
Ich weiß, dass das echt lang geworden ist, aber es ist eine enorme Belastung für mich und ich wollte einfach mal Ideen, Meinungen oder Erfahrungen sammeln. Wie kann man mit so was umgehen / leben? Ich fühle mich total überfordert und will mir nicht vorstellen, wie es werden soll, falls das nach dem Klinikaufenthalt nicht weggeht.
17.03.2021 20:11 •
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