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Hallo zusammen,
Aktuell ist mein Zustand etwas labil, sodass normale Termine, wie Erstgespräch zur Psychotherapie, Reifenwechsel usw. der reinste Horror sind. Ich Räume vor dem Termin immer ein paar Minuten Spaziergang ein, um die Angst irgendwie in Bewegung abzuleiten.
Dabei Atemübungen machen und versuchen zu entspannen - vergeblich.
Ab einem gewissen Punkt stellt sich meine Gutmütigkeit zu mir selbst ein und ich sage meiner Angst den Krieg an. Ich denke mir dann f. dich sch. Angst! Lass mich einfach in Ruhe machen!. Oder auch Hello Fear - mit bösem Blick der Kampfbereitschaft. Ich versuche damit mir selbst irgendwie Stärke zu demonstrieren. Wie ein Boxer vor dem Boxkampf.
Das ist mir bisher zwei mal in den letzten zwei Terminen vorgekommen. Und hat mir irgendwie geholfen, etwas Stabilität zu bekommen. Aber ich befürchte, dass diese Gedankenstruktur langfristig schädlich ist. Was meint ihr?

04.04.2024 10:50 • 05.04.2024 #1


10 Antworten ↓


Wieso sollte es dir schaden,dir selbst Mut zuzusprechen und dich gegen deine Angst zu wehren?

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Gegen die Angst kämpfen oder annehmen?

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@Shorty1904 naja weil das indirekt ja auch eine Kampfansage geben mich selbst ist.
Ich könnte auch sagen oje, du hast wieder Angst. Komm, wir schaffen das zusammen! - das habe ich versucht, aber klappt nicht.
Ich denke so ein bisschen an die Analogien zwischen Schattenkind und Erwachsenen-Ich aus der Praxis von Stephanie Stahl.

Zitat von Cyborg193:
Aber ich befürchte, dass diese Gedankenstruktur langfristig schädlich ist.

Da würde ich mit einem eindeutigen Kommt darauf an antworten

Eigentlich ist die Ansage: Du x. Angst, Du kannst mich mal gar nicht so schlecht, denn sie speist die Emotion Wut. Die meisten psychisch Erkrankten haben in irgendeiner Form Probleme mit dem Zugang zu ihren Emotionen. Besonders Wut wird oft weggedrückt. Aber in der Wut steckt eine unglaubliche Kraft. Wir fühlen uns eigentlich schwach und kraftlos, werden dann aber wütend und mobilisieren plötzlich ungeahnte Kraftreserven. Das ist das was Du beschreibst - Du fühltest Dich kurzfristiger etwas stabiler.

Gut ist, genau diese Kraft, die in der Wut ist, bewusst zu spüren. Um dann zu sehen - oha, ich bin ja doch nicht ganz so schwach und kraftlos.

Ganz generell allerdings hast Du Recht, dass wir uns mit diesem Gedankengang nicht so akzeptieren wie wir sind. Und damit kämpfen wir nicht für uns, sondern gegen uns. Daher ist es in meinen Augen hilfreicher, hier in Richtung des Achtsamkeitsgedankens zu gehen: Ich bin wie ich bin. Ja, ich habe eine Angststörrung. Ja, ich bekomme es gerade nicht mal gebacken, meine Räder in der Werkstatt wechseln zu lassen. Aber das bin ich - beschädigt, nicht der Norm entsprechend, angstvoll. Und ich bin hier. Ich lebe und atme und ich habe das Recht dazu. Ich bin so wie ich bin.

Und erst, wenn wir das wirklich, wirklich verinnerlicht haben, hört der Kampf im Inneren auf. Wir stehen uns selber bei, haben sprichwörtlich Selbst-Vertrauen und die Ängste können weniger werden oder ganz gehen.

Geht deine Angst auch gelegentlich in Panik über?
Für mich ist es hilfreich die Ursachen für Angst und Panik offen zu legen und dann versuchen danach zu handeln.

Tut mir leid, dass es dir gerade nicht so gut geht. Es wird ja zum Glück auch immer wieder besser und ich wünsche dir, dass das bald ist

Zu deiner Frage denke ich, dass das schon mal gut ist, dass du Bewegung und Atemübungen einbaust. Erwarte aber bitte nicht, dass das gleich etwas bewirkt. Das sind ja auch keine Wundermittel. Aber vergeblich sind sie auch nicht. Eher so regelmäßig einbauen, als zu hoffen, dass sie akut etwas bringen.

Gegen die Angst ankämpfen mag sicherlich erstmal helfen, aber verdrängt sie. Und das ist insofern blöd, weil sie ja trotzdem da ist und dadurch nicht wirklich weggehen kann. Besser wäre es, die Angst durchfließen zu lassen, denn dadurch kann der Stress aus dem Körper raus.

Aber eine Haltung der Stärke zu finden, ist trotzdem gut. Also vielleicht nicht so: Angst, lass mich in Ruhe, sondern eher: Angst, das macht mir gar nichts, dass du da bist. Tob dich ruhig aus, ich mache in der Zwischenzeit einfach trotzdem mein Ding! Dann kannst du Annehmen, also die Angst da sein lassen, und Kämpfen verbinden. Aber nicht kämpfen gegen die Angst, sondern kämpfen für dich und was dir wichtig ist

@Kruemel_68 @Donnie_Darko @Pienimusta
Wow danke für euren Input. Das hilft mir, die Gedanken zu sortieren.
Worin unterscheiden sich eigentlich Panik und Angst? Ich hatte zwar zwei mal eine Panikattacke, bei der ich auch ausgeknockt war. Soweit kommt es meist nicht. Es ist eher eine unglaublich starke Angst, die besonders Bauchschmerzen und Durchfall hervorruft. Dazu eben enge in der Brust, schwitzen und frieren und neuerdings auch so eine Art Würgen und dabei Luft verschlucken. Komisches Symptom.

Ich bin der Ursache meiner Angst auf der Schliche. Es kommt immer vor, wenn Menschen in der Nähe sind. In den letzten Wochen habe ich reflektiert, dass die Ursache eindeutig aus meiner Kindheit zu finden ist. In den letzten Jahren habe ich es immer mit den Werkzeugen aus der Verhaltenstherapie versucht. Damit konnte ich die Situationen einigermaßen durchhalten. Aber wirklich entspannen konnte ich mich selbst nach längerer Exposition nicht. Selbst Eltern oder engste Freunde stressen mich. Sogar mein kleiner Neffe triggert mich.
Ich bin so sehr überzeugt, dass Erziehung, Mobbingerfahrung aus der Schule und das aufgrund meiner Schwerhörigkeit anders behandelt werden mich zu meinem heutigen Leid geprägt haben. Schon als Kind/Jugendlicher litt ich unter Angst, wenn ich mal was mit Menschen zu tun hatte. Nur heute lebe ich alleine und kann nicht mehr meine Eltern für mich reden lassen (und das ist gut so).

Ich suche derzeit nach einer Langzeittherapie für tiefenpsychologisch fundierte Therapie, um die wahre Ursache zu entdecken und zu verarbeiten. Bis dahin muss ich mich aber noch mit Wartezeiten gedulden. Ich überlege, nochmal in die Klinik zu gehen, um die Wartezeit zu Brücken und erstmal aus der Depression raus zu kommen. Gleichzeitig wäre die Klinik ein sicherer Ort, um mein Unterbewusstsein zu erforschen und die Ursache zu finden. Vielleicht ist es sogar ein verdrängtes Trauma. Oder ich leide an einer kPTBS. So oder so, kann ich dann durch das Klinikumfeld aufgefangen werden. Alleine zuhause traue ich mich das nicht.

Aber Wut kurzfristig zuzulassen ist zumindest eine vorübergehende Bewältigungsstrategie, um zumindest den Schritt zur Hilfe zu meistern. Langfristig ist es wahrscheinlich wichtiger, die Ursachen der Angst zu klären
Danke für euer Feedback!

Zitat von Cyborg193:
Hallo zusammen, Aktuell ist mein Zustand etwas labil, sodass normale Termine, wie Erstgespräch zur Psychotherapie, Reifenwechsel usw. der reinste Horror sind. Ich Räume vor dem Termin immer ein paar Minuten Spaziergang ein, um die Angst irgendwie in Bewegung abzuleiten. Dabei Atemübungen machen und versuchen zu ...

Ich habe seit 20 Jahren eine Angststörung und habe mir oft die gleiche Frage gestellt.

Meine Erfahrung ist, wenn ich zu sehr gekämpft habe, dass die Symptome dann noch schlimmer wurden.

Insofern versuche ich es anzunehmen, auch wenn es manchmal schwer fällt. Unterm Strich führt es aber zu weniger Symptomen.

Angst ist ja gerade da wegen eines inneren Konfliktes und kämpfen verstärkt die Spannung noch.

@squashplayer danke. Ich werde das zu Herzen nehmen

Habe eben zufällig das hier gelesen bei BILD:

Angst versucht, auf etwas aufmerksam zu machen, das nicht ignoriert werden sollte. Widerstand gegen Angstgefühle hat daher in der Regel ein höheres Stress- und Anspannungslevel zur Folge und führt zu stärkeren Ängsten.

Passt ja gut zum Thema

Da ist was dran.
Ich melde mich Montag für die Klinik an. Dann 2 Monate warten und dann bekomme ich hoffentlich Hilfe

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Dr. Christina Wiesemann
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