FragileWings
Ich würde gerne ein bisschen etwas über mich schreiben. Vielleicht kann mir jemand einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben oder eine Anregung, die ich weiter durchdenken kann.
Zur Zeit bin ich gefangen, nicht nur in meiner mentalen kleinen Welt, die von der Angst bestimmt wird, sondern auch in meiner Vergangenheit.
Seit Wochen konnte ich mein Zuhause nicht mehr verlassen, das letzte Mal draußen war ich im Januar.
Meine Angst ist so stark, dass ich keine Chance habe auszubrechen, egal ob aus meinem Zuhause, noch aus meinen Gedanken.
Meine Angsterkrankung schlug zu, als ich 18 war.
Ich hatte große Pläne, wollte ein Jahr im Ausland verbringen, aber im Vordergund stand einfach das Weggehen von meiner Familie.
Meine Mutter war immer eine sehr überängstliche Frau, stehst bemüht das perfekte Familienbild aufrecht zu erhalten, welches eine gute Ehefrau, einen treusorgenden Vater und leistungsfähige Kinder beinhaltete.
Unsere Familie war alles andere als das.
Mein Vater als starker Alk., meine Mutter als Krake, die jede persönliche Entfaltung unterbunden hat und die beiden Kindern, die nur Leistung und Lernen kannten.
Ich wurde als Co-Abhängige erzogen, immer mit dem Ziel das wahre Bild nicht nach außen kommen zu lassen.
Unser Leben bestand aus Regeln, das Streben nach dem Bestmöglichen und die ständige Angst vor meinem Vater.
Ich habe mir geschworen, nach dem Abi ins Ausland zu gehen, in einer anderen Stadt zu studieren und nie wieder nach Hause zu kommen.
Doch dann kam die Angst.
Von jetzt auf gleich war es mir kaum noch möglich nach draußen zu gehen.
Mein Aufenthalt im Ausland konnte ich nicht mehr antreten und habe mich in der örtlichen Uni eingeschrieben
Die Angst war mein ständiger Begleiter und ich habe mich von Tag zu Tag gequält.
Damals entschloss ich mich für eine medikamentöse Therapie. Ich hatte nie gelernt Schwäche zu zeigen und so war es für mich angenehmer, nicht über Probleme zu reden, sondern die Angst einfach zu betäuben.
Das ging gehörig schief und als ich die Wohnung nicht mehr verlassen konnte, habe ich mich in eine Klinik einliefern lassen.
Ich fing an ich mit meiner Vergangenheit zu beschäftigen, Lösungen zu finden und meine Angst wurde schwächer.
Bis letztes Jahr war ich lebensfähig, habe meine Angst gespürt, aber ließ mich nicht aufhalten.
Meine Angst kettete mich wohl unterbewusst an meiner Mutter. Hätte ich die Angsterkrankung nicht ausgebildet, wäre ich so schnell und weit wie möglich davon gerannt.
Ich hatte wohl soetwas wie ein schlechtes Gewissen, meine Mutter alleine in der Hölle zu lassen und daher schob ich wohl meine Angst vor.
Nun bin ich erneut tief in die Angst gerutscht und komme nicht mehr alleine raus.
Das hängt wohl damit zusammen, dass mein Vater sehr krank ist und von mir schon wieder verlangt wird, was ich nicht machen möchte,
Ich habe ihm nie verziehen, was er uns angetan hat und empfinde weder Mitleid, noch Trauer.
Das ist natürlich traurig und ich muss ein sehr böser Mensch sein, wenn ich meinem Vater nicht einmal dann verzeihen kann, wenn er sich im letzten Lebensabschnitt befindet. Aber es geht nicht.
Man erwartete von mir, dass ich ihn unterstütze, zur Klinik fahre, nachfrage wie es ihm geht und all das habe ich verweigert.
Ich habe mich nicht dazu zwingen lassen, was ich nicht möchte und die Quittung kam.
Meine Angst ist wieder da und ich kann nicht mit ihr umgehen.
Ich kenne den richtigen Weg nicht, weiß nicht, was ich machen soll.
Soll ich das machen, was ich fühle oder soll ich das tun, was von mir erwartet wird?
Würde ich Frieden finden, wenn ich so tue, als würde ich meinem Vater und meiner Mutter verzeihen?
Vielleicht hat jemand einen Denkanstoß für mich, ich würde mich freuen.
22.03.2013 13:27 • • 03.06.2013 #1