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Liebes Forum-Team!
Auf der Suche nach genauso einem Forum wie diesem hier, bin ich auf euch aufmerksam geworden!

Eigentlich dachte ich, dass ich mittlerweile stark genug bin und ich meine Ängste im Griff habe, aber nun tauchen sie wieder auf.

Alles begann als ich als kleiner Junge meinen Vater verlor. Er verstarb als ich 6 Jahre alt war! Die nächsten Jahre plagten mich unglaublich starke Verlustängste! Schulunterricht, Klassenfahrten, übernachten bei Freunden, all das gehörte bei mir nur mit ganz starker Angst zum Alltag! Die Angst nun auch noch meine Mutter zu verlieren, saß absolut tief in mir!
Doch irgendwie mogelte ich mich so durch mein Leben. Bis ich mit 20 Jahren den Entschluss faste, Künstler zu werden!
So ein unsicherer Beruf, der mit viel Reisen in Verbindung steht, passte doch eigentlich nicht zu meinem innerlichen ich! Doch es war meine große Leidenschaft! Mit der ich auch über mich hinaus gewachsen bin!

Nach meiner Ausbildung in dem Bereich fasste ich in meinem Job Fuß! Wurde bekannter, gefragter,. ich konnte wahnsinnig gut davon leben und jeder war stolz, was aus dem kleinen unsicheren Jungen geworden ist!

Aber nicht immer war ich stark! Oft plagten meine Ängste mich und ich musste spontan einige Jobs absagen, was meinen Ruf nicht immer gut tat, aber irgendwie habe ich immer alles so hingedreht, dass es letztendlich für alle irgendwie ging!

Als ich dann vor 2 Jahren eine Anfrage für 3 Wochen in einer fremden Stadt, 9 Stunden von daheim, bekam, war mir klar, dass es eine große Herausforderung für mich wäre! Ich suchte mir Hilfe um mich zu stärken und fand sie bei einer Hypnosetherapie! Die mir wirklich gut half und ohne viel Tränen, habe ich es geschafft! Ich hatte sogar fast Spaß dabei und war ganz schön traurig, als es wieder nach Hause ging!

Im vergangenen Jahr hatte ich einen ähnlichen Job! Alles lief super!

Ich habe dann vor 9 Monaten meine Freundin kennengelernt! Und mir war klar, dass das etwas ganz besonderes ist. Sie ist meine absolut große Liebe und sie bedeutet mir sooo viel!
In diesem Jahr habe ich mir dann vorgenommen, nur Jobs aus der Umgebung anzunehmen! Vielleicht mal für 2 Nächte weg, aber ansonsten sollte das ein Jahr für mich und mein inneren Frieden werden, da viel passiert ist in den letzten Jahren! Ich habe mich so gefreut auf die Zeit mit meiner Freundin!

Nun kam Corona! Alles brach für die Künstler auseinander! Ich lebte von meinem Ersparten und irgendwie schaffte ich es gut über die Monate, mit kleineren Jobs die möglich waren! Gleichzeitig gab es sehr viel Zeit für meine Freundin und meine Familie! Das war unbezahlbar!

Doch die Angst vor der beruflichen Zukunft blieb! Dann bekam ich vor zwei Monaten eine Jobanfrage. September bis Februar Berlin! 5 Monate! Jeden Montag frei, so dass ich 2 Nächte zu Hause verbringe (3,5 Stunden von Berlin) und die anderen 5 Nächte dann in Berlin!
Als die Anfrage kam, war mein erster Gedanke Nein Soweit bist du noch nicht! doch die Sorge um Einnahmen und Arbeit war einfach groß und es schien einfach noch so weit weg!

Doch nun, 10 Tage bevor es losgeht, plagen mich Ängste die ganze Nacht! Ich konnte die letzten Jahre super umgehen mit meiner Angst! Wusste was ich mir zutrauen kann und was nicht! Doch das hat mich aus der Bahn geworfen!
Ich genieße die Zeit mit meiner Freundin gerade so sehr, es ist die beste Zeit in meinem Leben und ich merke, Erfolg ist nicht alles!
Es ist die Angst die aus mir spricht, dass alles anders ist, wenn ich zurück bin! Und ein freier Tag reicht einfach nicht um meiner Freundin und meiner Familie, mit der ich eng verbunden bin, gerecht zu werden!
Mir kommt die Panik, dass alles daran kaputt gehen wird!
Der Gedanke, dass ich noch bis Februar mit meinem Ersparten auskomme und sicher noch andere kleine Jobs finde, wird immer stärker!

Ich weine nachts viel! Rede offen und ehrlich mit meiner Freundin und meiner Familie darüber!

Auf der einen Seite die Sorge und einfach auch dieses ich will hier bleiben! Will endlich mal wieder Weihnachten mit meiner Familie verbringen! Und will auch an anderen wichtigen Tagen einfach da sein! Auf der anderen Seite mein Gewissen, dass mir sagt, dass ich die Leute bei dem Job nicht einfach hängen lassen kann! Das es wahnsinnig gut für meine Karriere ist, ich so eine Chance nicht wieder bekomme und ich auch nicht einfach so aus dem Vertrag komme, müsste mich krank schreiben lassen, etc. aber die Vorstellung, ab Ende nächster Woche in Berlin zu sein, fühlt sich enorm gefangen und schrecklich an, wo andere sicher absolut neidisch sind, dass ich sowas erleben kann!

Meine Freundin kann in den fünf Monaten vielleicht 1-2 Wochen vorbeikommen! Mehr lässt die Arbeit bei ihr nicht zu!

Ich weiß, dass ihr mir nicht sagen könnt sag alles ab! Bleib zu Hause! oder zieh das durch!, aber es tat mir wahnsinnig gut alles mal rauszulassen!

Danke! Bleibt gesund und alles Gute jeden einzelnen von euch!

03.09.2020 21:23 • 13.09.2020 x 2 #1


9 Antworten ↓


Doch, ich kann dir sagen, zieh es durch, denn Ängste gehen nicht weg, wenn man sich ihnen nicht stellt. Und ja, man kann auch dort Ängste haben, wie zuhause, aber Angst bleibt Angst, und dort tust du wenigstens etwas für deine Zukunft.

Jeder Angsthase hat ein riessen Problem bei Veränderungen. Immer. Aber das gehört einfach zur Angst. Mir hat eines nach langem Leiden geholfen, der Gedanke, egal was kommt, einen Rückzieher kann ich immer machen. IMMER. Aber erstmals geh ich dort hin. Ich mach mich auf den Weg, und meistens waren die Horrorvorstellungen vorher schlimmer, als die Realität.

Und glaube mir, ich war Meisterin in diesem Spiel. Vermeiden und Ausreden und selbst Fieber konnte ich bekommen, ich kenne das alles also in- und auswendig.

Und du hast jetzt dieses Forum gefunden, glaube mir, auch in Berlin kannst du mit uns schreiben. Alleine mit der Thematik bist du überhaupt nicht mehr. Und Grundthema bei Ängsten ist immer ein geringes Selbstwertgefühl, mangelndens Selbstbewusstsein und als Angsthase bekommst du die Chance, daran zu arbeiten. Therapie ist das beste, das man tun kann.

Und je eher man akzeptiert, dass man eben so seine Macken hat, je besser geht es einem. Deshalb, du kannst schlotternd den Job antreten und mal abwarten, wie es sich entwickelt. Krankwerden kannst du immer noch - du verstehst? Anfangs braucht man vielleicht seine Hintertürchen, aber Gedanken sind frei, so oder so.

A


Für einige Monate in eine fremde Stadt - Angst

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Halo Icefalki!

Vielen Dank für deine Nachricht, ich entdecke mich darin wieder! Ich habs auch geschafft, dass ich nun erkältet im Bett liege, weil ich mir schon jetzt große Panik mache wie es in 10 Tagen sein wird!

Der Gedanke, dass ich letztendlich jederzeit immer noch gehen kann, hilft mir gerade tatsächlich ein wenig!

Ich will mich meiner Angst unbedingt stellen, dann wieder die laute Stimme die sagt, dass ich nicht gehen will, weil ich es hier gerade so genieße!

Zitat von Mischa95:
Ich weiß, dass ihr mir nicht sagen könnt

Es tut mir leid das Du so einen Lebensweg hast.

Sicher - entscheiden kannst nur Du das, weil wir nicht in deinen Schuhen laufen können. Wir können dir aber Meinungen mitteilen und auch dabei helfen zu refklektieren.

Eines was mir besonders aufgefallen ist und verstehe mich bitte richtig - ich sehe den Leidensdruck, aus meiner Sicht verstärkst und dramatisierst die einzelnen Ereignisse. Mit dramatisieren meine ich nicht das Du übertreibst, sondern das Du den einzelnen Situationen mehr Macht und Aufmerksamkeit schenkst und sie somit auf einen Sockel der Macht stellst.

Warum ich das denke? Weil Du, wenn ich richtig gezählt habe, 52 Ausrufezeichen verwendet hast.
Es mag sich für dich normal anfühlen. Unterbewusst und ohne das Du das bewusst merkst kann das Angst, Druck und andere Dinge auslösen und verstärken.

Zitat von Mischa95:
Ich will mich meiner Angst unbedingt stellen, dann wieder die laute Stimme die sagt, dass ich nicht gehen will, weil ich es hier gerade so genieße!


Ist nur zum Teil richtig. Klar geniesst du die Zweisamkeit, die Familie, aber auch die Nichtauseinandersetzung mit deinen Ängsten. Das ist typisch für uns. Sicherheit ist unser Thema, allerdings muss diese Sicherheit in uns stattfinden. Leider dauert das alles, denn Sicherheit, Vertrauen kann man nicht einfach so verordnen. Und auch noch ein Thema, dass dieses Vermeiden uns natürlich letztendlich auch wieder runterzieht. Heisst, man ist ständig in der Falle.

Nochmals, die Wege aus der Angst sind mit viel Gedankenarbeit verbunden. Wenn die Angst allerdings so laut schreit, kann man nimmer denken.
Ich persönlich bin von der harten Sorte, und wäre lieber gestorben, als nimmer zu funktionieren, was aber auch wieder ein Thema der Angst war. Jeder hat so seine ganz versteckten echte Probleme, die meiner Meinung nach wichtig sind, die mal zu erkennen.

Wenn du Angst hast, dass du verlassen werden kannst, dieses sich alleine fühlen, mag das durchaus dein Kindheitstrauma sein. Ist ja auch verständlich. Allerdings, sind wir jetzt keine Kinder mehr und durchaus in der Lage, die Realität zu erkennen. Realität heisst, ja, diese Angst mag in mir sein, aber ich habe x Möglichkeiten, wie ich damit umgehen kann. Und probiere das alles aus.

Quasi, ich setze erstmals einen Schritt vor den anderen und schaue, was tatsächlich passiert. Dieses akzeptieren, dass man so seine Probleme hat, ist sehr wichtig, denn sie sind ja da und gehen nicht weg, wenn man dagegen nichts unternimmt. Und etwas dagegen unternehmen bedeutet nicht, juhu, ich bekomme alles gebackenen, sondern, juhu, ich bin ein Krieger und auch wenn mir der Popo auf Grundeis geht, meinen Krieg möchte ich gewinnen. Ich kämpfe für meine innere Freiheit, für ein Leben, das mir Spass macht, für mich und nur für mich.

Und wenn das nicht mutig ist, dann heisse ich Walter.

Jeder hier kennt das alles. Und weiss, wie verdammt schwierig dieser Weg ist. Aber letztendlich bedeuten Ängste auch Chancen. Eine Chance, dich heilen zu können, dir deiner selbst bewusst zu werden, ein Leben zu bekommen, das dich mit Tiefgang und Verständnis ausstattet und dich vielleicht als Künstler zu noch mehr Inspiration führen kann. Manches geschieht aus einem Grund, den man erst im Nachhinein erkennt.

Also, nicht verzweifeln, in dir ist mehr Kraft, als du jetzt überhaupt erahnst.

Danke für eure Antworten!

Die letzten Stunden gehts momentan ganz gut und ich finde mich damit ab, mich der Aufgabe zu stellen. Hoffe, dass es im laufe der Woche nicht mehr zu viele Einbrüche in mir drin gibt.. in einer Woche gehts los.

Der Gedanke, dass ich jederzeit ein Hintertürchen habe und immer abbrechen könnte, dass hilft mir irgendwie momentan.

Zitat von Mischa95:
Der Gedanke, dass ich jederzeit ein Hintertürchen habe und immer abbrechen könnte, dass hilft mir irgendwie momentan.


Das hilft enorm. Man braucht etwas, das da heisst: sch.gal was kommt, ich bestimme, was ich tun will. Und mag sich das jetzt auch als Ausrede anhören, ist es m.M. nach aber gar nicht, sondern eine grundsätzliche Einstellung, die einem das Leben erleichtern kann. Man darf, muss nicht. Und wenn ich mich entscheide, bin ich total bereit, auch die Konsequenzen daraus zu tragen.

Das ist der Trick dabei. Und hier scheiden sich dann die Geister. Man möchte nämlich alles haben. Und das funktioniert nicht. Ängste darf man haben, aber Kopf in Sand stecken und nix ausprobieren, ist Mist. Also tun und Erfahrungen sammeln. Auch negative Erfahrungen bringen einen dazu, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Zitat von Icefalki:
Das hilft enorm. Man braucht etwas, das da heisst: sch.gal was kommt, ich bestimme, was ich tun will. Und mag sich das jetzt auch als Ausrede anhören, ist es m.M. nach aber gar nicht, sondern eine grundsätzliche Einstellung, die einem das Leben erleichtern kann. Man darf, muss nicht.



Ich mag deine Ansicht der Dinge sehr gerne. Das gibt mir nochmal viel Neuen Input. Danke. Ich hatte heute morgen einen kleinen Anflug von komm sag das alles einfach ab und genieß dein Leben so wie es ist, aber es war schnell verflogen!

Ich bereite mich eher noch darauf vor! Heute mein Auto geputzt und innen angefangen zu packen, etc! Habe mir viel vorgenommen an mir zu arbeiten in meiner freien Zeit in Berlin! Will doppelt und dreifach gestärkt aus der Sache gehen!

Das finde ich sehr gut. Ich bin mir sogar sicher, dass das alles ziemlich erfolgreich wird, auch wenn es Tage geben wird, die schwieriger sind.

Aber einfach kann ja jeder.

Ich wollte es euch nur kurz wissen lassen: der erste Schritt ist erstmal gemacht. Ich bin gefahren. Bin jetzt in Berlin und habe meine erste Nacht vor mir.

Ab morgen geht die Arbeit los. Ich hoffe, dass die Tage hier gut vergehen und nicht zu viele große unvorhersehbare Herausforderungen auf mich warten. Aber ich glaube diese Zeit hilft mir sehr, meine Zeit als Schisser etwas hinter mich zu lassen.

Vor einiger Zeit wäre alleine das hier her fahren einfach nicht gegangen. Ein erster Schritt. Nun muss ich es nur durchziehen.

147 Tage - gut, erstmal gehts in 6 Tagen für eine Nacht nach Hause ich denke besser erstmal in Etappen anstatt das große und ganze anzuschauen - denn das macht mir Angst.

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Dr. Christina Wiesemann
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