Da wo ich immer wieder mit meiner alten Therapeutin bzw. überhaupt mit den Therapeuten sehr hadere, ist dass ich ein sehr lösungsorientierter Mensch bin, was bedeutet, dass es für mich immer ein Ursache - Wirkprinzip gibt.
Eines der für mich wichtigsten Dinge ist bei Angst- und Panikattacken ist ja folgende Erkenntnis, dass in den meisten Fällen in der Vergangenheit die allererste Panikattacke mit all ihren scheinbar furchtbaren und lebensbedrohlichen Symptomen.
Sofern man diese Attacke nicht wegstecken kann, ist meistens die 2 Panikattacke jene, die die Betroffenen einen Notarzt bzw. Krankenhaus aufsuchen lässt. Nicht verarbeitet kommt es aus Panikattacken heraus dann zu einem Vermeidungsverhalten all jener Situationen, in denen Panikattacken stattgefunden haben. Es entsteht die Angst vor der Angst und in der Vielzahl der Fälle entwickelt sich darauf eine Agoraphobie, vielleicht auch eine Hypochondrie.
Es kann aber auch sein, dass Betroffene unter normalen Umständen gar keine Angst oder Panik vor diversen Dingen oder Orten haben, sondern im Vordergrund einen beginnende Depression/Überforderung steht, die aber mit Angst und Panikattacken einhergehen kann.
Ich bringe da ein Beispiel von mir selbst - Ich habe keine Angst/Panik davor
· einkaufen zu gehen
· mit dem Auto allein zu fahren
· ins Kino zu gehen
· ins Restaurant zu gehen
· auf ein Konzert zu gehen
· wandern zu gehen
· Allein zu Laufen oder Mountainbiken
· Angst vor diversen körperlichen Missempfindungen, die jeder einmal hat
· Angst vor Krankheiten
Diese Dinge hatte ich eine gewisse Zeit nach meinen ersten Pankattacken, vergingen aber mit den Monaten wieder.
Bei mir verschlechterte sich mein allgemeines Empfinden erst nach meiner Coronainfektion, welche bei mir ohne Beschwerden oder hohes Fieber war. Ich hörte 8 Monate vor der Coronainfektion mit Citalopram auf, nachdem ich das Medikament über den Zeitraum von 24 Monaten immer weiter reduzierte und bei 2.5mg (1-1.25mg Escitalopram) absetzte.
In dieser Zwischenzeit verstarb meine Mutter nach vielen Jahren schwerer Krankheiten, welche mich und meinen Vater sehr belasteten. Gleichzeitig hatten wir im Jänner auch erhebliche Schwierigkeiten in der eigenen Firma und eben dann mit Anfang Februar kam die Omikron-Coronainfektion dazu.
Mir ist mittlerweile bewusst, dass wenn man generell mit seinen gesamten Belastungen des Lebens (privat wie beruflich) sich immer knapp unter dem Limit bewegt, nur ein zusätzlicher Stressor oder Ereignis dazukommen darf, das Fass über läuft und der Körper und die Seele anfangen zu streiken.
14 Tage nach der Coronainfektion (Anfang Februar 22) ging es mir wie untern angeführt. Wie fühle ich mich im Moment (Notiz von 14.02.2022)
· Diffuser Kopfdruck
· müde/kraftlos aber mehr ein Gefühl als wirklich
· Schwitzen
· Nach dem Aufwachen ist es am anstrengenden.
· Ich bin sehr weinerlich, verschiedenste Situationen/Gedanken an Dinge können mich zum Weinen bringen.
· scheinbar grundlos bin ich recht angespannt
· Schulter-Nackenverspannungen sind mehr geworden
· vieles strengt mich mehr an als zuvor
· Seit kurzem habe ich wieder leichten Tinnitus
· emotional müde
· Mehr ruhebedürftig
· Nach dem Frühstücken rebelliert auch mein Magen mir ist schlecht, vom Gefühl her als ob der Kreislauf kippen würde.
Gestern (13.02.2022) war ich mit den Hunden 6km unterwegs, da ging es mir soweit gut. Das es jetzt innerhalb der letzten 2 Wochen so bergab geht schockiert mich schon recht.
Im März und im April konnte ich eindeutig feststellen, wie ich regelrecht immer unrunder wurde. Denn ganzen Beschwerden ging eine Phase (Jänner) von intensiver Arbeit voraus.
Einmal sind es körperliche Beschwerden (Schmerzen, funktionelle Störungen) im Vordergrund, ein anderes Mal wieder die psychischen (Unruhe, Grübeln, Konzentrationsschwächen, innere Anspannung, Getriebenheit). In diesen Phasen habe ich KEINE ÄNGSTE, es ist dieses nicht mehr ausreichend zur Ruhe kommen. Ich intensiviere meine Outdooraktivitäten, um diese Druck- und Getriebenheitsgefühle abzubauen.
In diesen Phasen gibt es perfekte Tage und blöde, leicht belastende Tage. Aber man merkt, dass der Trend sehr schleichend in Wellen bergab geht. Ich erkannte/erkenne da nie ein Muster dahinter (jedenfalls bis jetzt). Verliere das Interesse an schönen Dingen, nicht weil ich keine Lust mehr dafür habe, sondern weil es mit den Beschwerden einfach keinen Spaß macht Freunde zu treffen, Kino, Fortfahren usw.
Dann beginnt immer mehr das Grübeln und Herausfinden an was es den liegt, dass es dir wieder einmal so sch. geht. Ich komme scheinbar aber zu keiner Lösung oder sehe es einfach nicht. Arbeit wird immer beschwerlicher. In dieser Phase greife ich immer leichter zu Beruhigungsmittel um einfach den Druck, Anspannung und Stress, wenn auch nur kurzfristig aus dem System zu bringen. Ein Vollrausch ende März gibt mir den Rest und ab da beginnen wieder die Depersonalisationsgefühle und Derealisationsmomente.
Es geht in Wellen bergauf und bergab. Berufliche Termine funktionieren zum Teil nur mehr mit Beruhigungsmittel, nicht weil ich Ängste oder Panik habe, sondern weil ich mich immer schwerer tue bei der Sache zu bleiben um mich in den jeweiligen Situationen wohl zu fühlen.
Zu erden gelingt mir nur mehr am Abend und wenn ich mit meinen Hunden ausgedehnte Wanderungen mache. Berufliche oder private Verpflichtungen oder auch angenehme Dinge werden zu großen Belastungen. Ich will immer mehr zuhause bleiben und hoffe dass der Tag schnell vergeht und ich den Abend halbwegs genießen kann.
Spätestens jetzt ist der Punkt erreicht wo ich für mich und meine Angehörigen eine Entscheidung treffen muss und beginne wieder mit Citalopram.
Leider hilft mir in diesen Phasen auch das zuvor gelernte aus den Therapien nicht. Ich will nicht sagen, dass ich mich nicht bemühe. Ich will ja unter allen Umständen gesund bleiben/werden. Aber der Körper und die Seele lässt es einfach nicht zu. Ich habe fast jeden Tag mit meiner Therapeutin geschrieben und sie hat auch viele Tipps und Ratschläge gegeben. Aber es war dieses mal das gleiche wie 2017. Längstens wenn die DPDR-Gefühle auftreten, ist bei mir ein Punkt erreicht, wo ich es einfach nicht schaffe auch darüber noch hinwegzukommen. Alles läuft auf aus dem Ruder und die Tage sind nur mehr eine Qual obwohl ich alles dafür unternehme gegenzusteuern.
Wenn es bei mir eine reine Angsterkrankung wäre, dann hätte ich zwar vor gewissen Dingen ein Vermeidungsverhalten, darüber hinaus würde es mir vermutlich gut gehen. Aber so erfasst es mich als ganzen und die Talfahrt beginnnt.
Ich habe schon gehört, dass durchaus auch eine Coronainfektion lange dannach einen Betroffenen auch auf der mentalen, psychischen Ebene treffen kann.
Ich habe ich oft gefragt, würde ich die Selbstständigkeit an den Nagel hängen und mich scheiden lassen, wäre ich dann durch/geheilt?
Irgendwo sage ich mir noch immer muss es doch einen Grund geben der mich seit 16 Jahren immer wieder in diese Episoden zurückkatapultiert. Oder muss ich mich damit abfinden, dass ich einfach an rezidivierenden Depressionen leide?
LG
10.06.2022 14:46 •
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