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Liebe Alle,

Ich möchte mal in die Runde fragen, ob es jemanden gibt, der/ die von sich sagen kann: Ich habe meine Angst im Griff!

Habt ihr Tipps oder Hinweise, wie ihr in akuten Phasen euch aus der Situation rettet?
Ich meine ganz konkrete Tipps, nicht nur Psychotherapie, Medis und Entspannung.
Was hilft Euch?

Ich möchte gern positiv rangehen und hoffe immernoch sehr, dass ich irgendwann wieder weitestgehend Angstfrei leben kann.
Aber ich freue mich auch über neue Inputs für die akute Krisenbewältigung.

Lieben Dank!
Lisa

01.04.2023 12:40 • 02.04.2023 #1


17 Antworten ↓


Zitat von lisa82:
Liebe Alle, Ich möchte mal in die Runde fragen, ob es jemanden gibt, der/ die von sich sagen kann: Ich habe meine Angst im Griff! ...


Ich bin ein Angstprofi mt fast 30jähriger Angsterfahrung.
Das beste Mittel, um die Angst in den Griff zu bekommen, ist, die tiefen Täler zu verhindern und seine Resilienz zu stärken.
Ist man erst wieder drin in der Spirale kommt auch ein Profi wie ich nur schwer raus und bin ich ganz unten, unterscheidet sicc mein Verhalten nicht sehr viel von Erstängstlern.
Man hat ein paar Tools an der Hand, aber das wirksamste Mittel gegen Angst (also unsere krankhafte Angst), ist Vorbeugung durch entsprechenden Lebensstil.

A


Die Angst in den Griff bekommen

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@Pauline333 sehr gut geschrieben, aber sehr schwierig.

Mir hat es sehr geholfen eine Art Routine außerhalb der Komfortzone zu entwickeln und im Bestfall nichts zu vermeiden. Jeden Tag das Haus verlassen, auch wenn man es nicht müsste und sei es nur für einen kleinen Spaziergang. Dazu rationales Denken und die Annahme der verschiedensten Symptome. Und ganz wichtig, dem Geist und dem Körper bewusste Pausen gönnen und die Achtsamkeit stärken.

Zitat von Kismet:
@Pauline333 sehr gut geschrieben, aber sehr schwierig.


Lebensaufgabe.

Mein Werzeugkoffer:

1. die Angst annehmen, mit Ihr reden und mitteilen, dass sie nur in meinem Kopf ist, weil mein Steinzeit Alarmsystem gerade nen Fehlalarm hat. Ihr mitteilen dass sie sich beeilen soll zum Höhepunkt zu kommen, da ich ja schon weiß, wie weit sie maximal geht und dass ich weiß, dass alles gut ist und deswegen nichts schlimmes passieren kann. Und sie sich mit Ihrem Höhepunkt endlich beeilen soll, weil ich was besseres zu tun habe und gerne weiter machen möchte.

2. trinke ich dann wenn verfügbar ein paar Schlücke Wasser oder stecke mir ein Kaugummi in den Mund, da bei mir beides Stress abbaut.

3. starte ich dann ein paar runden EFT Klopfen (Akkupressur) und versuche durch rhythmisches Atmen mich noch weiter zu entspannen.

sollte ich dann noch immer im Fluchtmodus sein, dann
4. irgendwie bewegen. Treppe hoch / runter oder auch einfach nur die Muskeln anspannen und wieder entspannen (Ampelübung nach Jakobsen)

und wenn ich dann keine Verbesserung verspüre und es nicht mehr zum Aushalten ist, dann nehme ich meine Bedarfsmedis.

Zitat von Pauline333:
Lebensaufgabe.

Eine über viele Jahre eingebrannte Angst .Geht nicht mehr weg .
Aber man lernt damit zu leben .
Auch wird es weniger ,und es gibt gute und schlechte Zeiten.

Hallihallo, vielen lieben Dank für die Antworten!

Einige Aussagen sind ja nicht sehr erbaulich. Ich hatte insgeheim gehofft, man kann die Angst wieder loswerden.
Ich habe erst seit 2 Jahren damit zu kämpfen, also zumindest in dieser ausgeprägten Form mit Panikattacken und dem Reinsteigern.
Angst hatte ich schön mein Leben lang, mal mehr mal weniger, aber hattest es scheinbar halbwegs im Griff.

@Pauline333
Was sind denn deine Tools?
Und was genau meinst du mit entsprechendem Lebensstil?

30 Jahre Angst...das ist lange, sehr lang

@Y2J
Das sind so ziemlich die Worte meiner Psychologin.

@SilentRoG
Vielen Dank.
Das Klopfen und bewusste/ entspannende Atmen mache ich auch. Ist wirklichsehr hilfreich.
Dass mit der Angst reden, ein Zwiegespräch zwischen der Angst und meinem stabilen Ich, meiner Logikzulassen, trainiere ich gerade mit meiner Psychologin, gelingt mir allerdings noch nicht.

Ich habe mich auch intensiv mit der Wirkweise und der Entstehung von Stress beschäftigt und d bin auch zu dem Schluss gekommen, dass ich wohl tatsächlich versuchen sollten, in solchen Stressmomenten aktiv Sport zu betreiben, um die Stresshormone abzubauen. Mein Körper verlangt eigentlich danach, da uch nur am Wackeln, zappeln und Dämmern bin.

Aber auch hier muss mein Ich erstmal mit dem inneren Schweinehund ein Wörtchen reden.
Dennoch ist es mein Ziel, dies irgendwie anzuwenden.
Treppe hoch, Treppe runter ist ja so einfach und hilfreich... Bin immer von Joggen oder ähnliches ausgegangen.

Ich danke euch sehr...

Aber noch bin ich nicht bereit die Angst zu akzeptieren und als Teil meines Lebens zuzulassen.
Möchte die unbedingt loswerden und mal wieder normal Angst haben, wie früher vor ner ekeligen Spinne oder gruseligen Geräuschen und nicht vor eingebildeten tödlichen Krankheiten...

Zitat von lisa82:
Was sind denn deine Tools?
Und was genau meinst du mit entsprechendem Lebensstil?

30 Jahre Angst...das ist lange, sehr lang


Keine Sorge, nicht 30 Jahre durchgehebd Angst, aber das Thema begleitet mich eben so lange und taucht immer in Krisenzeiten auf. Letztes Jahr zum 4. Mal intensiv, dazwischen gab es immer mal Phasen, wo ich es an meinen Gedanken gemerkt habe, dass es mir psychisch nicht gut geht und aber noch gegensteuern konnte.

Meine Tools sind Akzeptanz (Akzeptanz und Commitment Therapie hat mir sehr geholfen), Entspannungsverfahren, gute Ernährung, Schlafhygiene, schöne Momente schaffen oder zulassen und genießen, Sport/Bewegung.
Das meine ich auch mit Lebensstil. Wenn ich ein gesundes und möglichst erfülltes, also zufriedenes Leben führe, dann komme ich nicht in diese Angst- und Depressionsphasen. Und ich denke, dsss das den meisten anderen Betroffene ebenfalls so geht. Deswegen darauf achten, dass es einem gut geht. Balance ist sehr wichtig: Stress und Anstrengend/Anspannung darf sein, muss aber ausgeglichen werden und zwaemr 1:1.

In meinem Leben war der Ausgleich nicht immer möglich - dachte ich - und wenn ich mich Monate und Jahre so ausgebeutet habe, kamen Angst, gefolgt von Depression und zwangen mich raus aus meinem Leben.

Ich muss immer am Ball bleiben, und aktiv mein Leben schön und zufrieden halten. Prophylaktisch. Die oben genannten Themen helfen mir dabei.

Wenn ich einmal richtig tief drin bin, hilft meist mur noch Medizin (je nach Schweregrad Baldrian, Johanniskraut oder ein SSRI), Atemtechniken in den PAs, Entspannung, Entspannung, Entspannung. Ich versuchen, die Hoffnung nicht zu verlieren und die letzten Kräfte zu mobilisieren, wieder Schritt für Schritt wieder in mein gutes Leben zurück zu finden.

Deswegeb ist es für mich eine Lebensaufgabe. Ich weiß, wenn ich nicht auf mich achte, dann lande ich wieder im Tief.

Moin @lisa82,

Es hängt von den Ängsten ab. Es gibt ja viele Ängste. Und nicht jede Angst kann man gleich behandeln.

Ich kann zum Beispiel bei ein paar Ängsten sagen: ich kontrolliere sie, und sie nicht mehr mich.

Ich habe eine bestimmte Form der Angstbewältigung angewendet. Nämlich mich der Angst zu stellen. Und mich erst aus der Situation zu entlassen, als sie noch an dem Tag weniger wurde. Denn die Angst kann nicht permanent auf 100% bleiben. Mit der Zeit wird sie weniger. Also saß ich dann teilweise über ner Stunde in der Situation bis sie weniger wurde. Der Körper ist dann erschöpft. Und das habe ich über einen langen Zeitraum jeden Tag wiederholt. Und irgendwann wurde die Angst weniger. Und ich habe ein Stück mehr Freiheit gewonnen. Wenn ich das hier so schreibe, klingt das vielleicht total easy. Aber das ist es nicht. Und bei der Übung sollte man professionelle Hilfe dabei haben. Damit man seinem Körper nicht zu viel zumuten als der vielleicht gerade nur ertragen kann.

Das habe ich mit vielen Ängsten gemacht. Aber nicht bei allen. Aber, wenn du das Gefühl haben möchtest, du kannst handelt, trotz deiner Angst, dann solltest du dich ihr stellen. Wenn sie dich kontrolliert, und das tut sie, wenn du die Dinge vermeidest, wird es nicht besser. Sondern nur schlimmer.

Wenn du dich der Angst stellst, heißt das aber nicht zu 100% das du irgendwann keine Angst mehr haben wirst. Aber du kannst sie besser kontrollieren. Und du weißt dann, dass du trotz deiner Angst handlungsfähig bist.

Hoffe das gibt dir ein paar Antworten.️

@lisa82 das Thema mit der Angst akzeptieren wird glaube ich oft falsch verstanden.
Da geht es eher darum die Situation zu akzeptieren, dass du jetzt in der Situation steckst und nicht versuchst krampfhaft die Kontrolle zu behalten, denn das wird nicht klappen.
Sondern eben eher zu akzeptieren, dass es jetzt halt so ist und im nächsten Schritt dann sich daran zu erinnern, wie es das letzte Mal war und was am Schluss passiert ist, nämlich, dass die Panik nur bis zu einem gewissen Punkt steigt aber da nicht drüber hinaus geht und am Schluss alles wie davor ist, weil es sich nur um Kopfkino handelt.

Es ist schwer, aber versuch mal eine Panikattacke zu verschlimmern, die hört meiner Erfahrung nach dann meist schnell auf, weil sie halt nur bis zu einem Punkt gehen kann. Und den hast du bestimmt schon mehrfach er- und überlebt.

Mir hilft es, dass ich weiss, was ich tatsächlich befürchte. Und warum das so ist.

Insofern kann ich versuchen, für mich belastende Situationen zu händeln. Und wenn das nicht funktioniert, dann kommt es auf die Form des Absturzes an, den man so gering wie möglich halten sollte.

Und so Gott will, man sich in Akzeptanz üben sollte. Bisschen hilft einem auch, sich nicht so wichtig zu nehmen, oder sich bei bestimmten Hintergrundängsten, sich sehr wichtig zu nehmen.

Baldrian ist auch nicht schlecht, macht mich abends schön müde.

Fakt bleibt, ohne Arbeit an sich selbst geht mal gar nichts. Und hier muss man eben rausfinden, zu welcher Arbeit man den besten Zugang findet.

Zitat von SilentRoG:
Es ist schwer, aber versuch mal eine Panikattacke zu verschlimmern,

Panikattacken sind ja nur eine Form, wie sich Angst äußert. Es gibt zig Ängste, die nicht aus Panikattacken bestehen, sondern einfach nur Ängste sind und sich auf unterschiedliche Art äußern. Ich habe eine ganze Reihe von Ängsten, aber keine Panikattacken (hatte ich früher mal für ein halbes Jahr).

@Schlaflose du hast natürlich Recht mit den unterschiedlichen Erscheinungsformen, aber ich hatte direkt auf Panikattacken Bezug genommen, weil die im Text explizit erwähnt wurden.

Zitat von SilentRoG:
@Schlaflose du hast natürlich Recht mit den unterschiedlichen Erscheinungsformen, aber ich hatte direkt auf Panikattacken Bezug genommen, weil die im Text explizit erwähnt wurden.

Im Ausgangspost ist generell nur von Angst die Rede. Das Problem ist, dass viele Angst immer mit Panikattacke gleichsetzen, deswegen habe ich das so differenziert.

@Schlaflose

Zitat:
Ich habe erst seit 2 Jahren damit zu kämpfen, also zumindest in dieser ausgeprägten Form mit Panikattacken und dem Reinsteigern.

und darauf habe ich mich bezogen.
Deshalb schreibe ich ja, dass du im Allgemeinen Recht hast.
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Zitat von Pauline333:
eine Lebensaufgabe

Passt und ist auch wichtig zu verstehen. Man könnte es auch als tägliche Aufgabe bezeichnen.

Ich kann nur für mich sprechen, aber ich habe irgendwann erkannt, dass meine Neigung zu Angst und Panik bleiben wird.
Das bedeutet nicht, dass ich ständig Angst habe und ein unglückliches Leben führe.
Eigentlich im Gegenteil, weil ich durch die Angst viel über mich, meine Wünsche und meine Bedürfnisse gelernt habe.

Eine Heilung wie bei einem gebrochenen Bein gibt es für mich aber nicht. Ich muss immer wieder - eben täglich auf mich achten und mir mit Entspannung, den richtigen Gedanken .. kurz alles was @Pauline333 schon genannt hat mein Leben gestalten.

Was das für einen ganz genau bedeutet, was man braucht und wieviel, das ist eine große, spannende aber auch befriedigende Aufgabe. Man muss sich intensiv mit seinen Gefühlen beschäftigen und was diese positiv oder auch negativ verändert.

Grade auch bei den negativen Einflüssen bist Du dann zumindest vorbereitet, wenn es dir mal wieder schlechter geht, weil sich manches ja einfach nicht vermeiden lässt:

“Ich habe Stress bei der Arbeit und bin etwas angeschlagen, daher könnte es passieren, dass sich auch bald meine Angst wieder meldet. Ich sollte also mit [das was mir gut tut] verstärkt vorbeugen. Wenn das nicht klappt, weiss ich aber wo meine Angst her kommt.“

Je mehr Du dich und die „Mechanismen“ die deine Ängste auslösen kennen lernst, desto besser kannst Du deine Lebenstil darauf anpassen. Und das kann dir darüber hinaus ein sehr bewusstes und befriedigendes Leben ermöglichen.

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Dr. Christina Wiesemann
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