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Hallo zusammen,

seit vielen Jahren habe ich, mal mehr mal weniger stark ausgeprägt, mit schreckhafter Geräuschempfindlichkeit zu kämpfen.Ein erhöhter, aber dafür konstanter Lärmpegel (z.B. Straßenlärm) ist nicht problematisch für mich, dafür aber kurze, laute Momente wie Reifen quietschen, Türknallen, Hundegebell, schwerhörige Nachbarin blökt. Türklingel ist auch ein Graus. Also alles Dinge, die nicht permanent vorkommen und auf die man in dem Moment auch nicht vorbereitet ist, da zucke ich zusammen und der Puls/Adrenalin schießt in die Höhe. Welche Ansätze gibt es, um sich davon wieder zu desensibilisieren? Sowas wie Konfrontationstherapie scheint in dem Fall ja nicht möglich, wenn die auslösenden Ereignisse nur zufällig und nicht planbar auftreten. Bin für jeden konkret umsetzbaren Tipp, der bei anderen Betroffenen zum Erfolg geführt hat, dankbar.

16.12.2023 23:08 • 17.12.2023 x 1 #1


3 Antworten ↓


Ich glaube es geht gar nicht um Geräuschempfindlichkeit, sondern darum, dass du diese lauten Geräusche zu lange auf dich implizierst und du damit dir schlimme Dinge ausmalst, die dir wiederfahren könnten.
Man kann ja schon herauslesen, dass du diese Geräusche nicht magst, also wird dich, ihr Auftreten auch nicht gefallen.
Du gibst ihnen nur zuviel Macht über dich, wegen der Angst, was jetzt deswegen auf dich zukommt oder du jetzt machen musst.

Türklingel - Selbst wenn ich unten auf dem Gehsteig meine Physio sehe und weiß, dass sie jetzt gleich klingelt, erschreck ich jedesmal, wenn sie oder ein anderer klingelt, bei allen anderen muss ich halt per Gegensprechanlage erfragen, wer da ist, und dementsprechend reagieren.
Türknallen - denk ich mir nur immer, 'die ist zu' und weiter geht's.
Reifen quietschen Hundegebell - bemesse ich nichts bei, wenn nicht ich es bin warum die Reifen quietschen oder der Hund bellt..
Nachbarin blökt nicht, dafür aber springen die Jungen gerne Mal die Treppen hinab vom Hausflur und das kracht dann dementsprechend oder jemandem kommt der Trolli aus und der rasselt die Stufen hinab, da mein Schlafzimmer direkt am Treppenhaus angrenzt.

Aber das schlimmste Erlebnis war, als ich durch eine Unterführung ging und das Martinshorn hinter mir hörte und der Hall der Unterführung verstärkt das ja schon, nur musste der Arzch von Fahrer direkt hinter mir auch noch das Presshorn (zwischen 115 - 130 db) einschalten. Das ließ mich in die Knie gehen und ich suchte an der Wand halt, weil meine Füße mich nicht mehr tragen wollten.
Seither hab ich eine sehr große Abneigung gegen solche Sirenen und ihre Fahrer..

A


Desensibilisierung bei Geräuschempfindlichkeit

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@Idefix13
Zitat:
Ich glaube es geht gar nicht um Geräuschempfindlichkeit, sondern darum, dass du diese lauten Geräusche zu lange auf dich implizierst und du damit dir schlimme Dinge ausmalst, die dir wiederfahren könnten.

Da hab ich tatsächlich schon oft drüber nachgedacht, was diese schlimmen Dinge sein könnten. Rein objektiv betrachtet richtet ein Geräusch in der Regel ja keinen Schaden an, außer vielleicht so ohrenbetäubender Lärm wie in deinem Fall mit der Sirene, aber im Allgemeinen ist ein Geräusch einfach nur ein Geräusch. Dass mir lediglich diese unerwarteten Geräusche zusetzen hat vielleicht etwas mit Kontrollverlust zu tun oder mit der Unwägbarkeit des Lebens, alles was nicht im eigenen Einflussbereich liegt und man so hinnehmen muss wie es ist. Hmm.

Zitat:
Du gibst ihnen nur zuviel Macht über dich, wegen der Angst, was jetzt deswegen auf dich zukommt oder du jetzt machen musst.

Und genau an der Stelle will ich ja ansetzen. Ich habe es in solchen Momenten wo ich hochschrecke mit Autosuggestion probiert, leider ohne Erfolg. Beim nächsten Mal schrecke ich wieder hoch. Hast du für dich etwas finden können was langfristig hilft oder zumindest die körperliche Reaktion etwas abmildert?

Nicht wirklich, aber mit Akzeptanz, dass man in gewissen Dingen so schreckhaft ist, kann dir dahin helfen, dass du dem Augenblick weniger lange Bedeutung beimisst.

Weil wie mit der Physio beschrieben, ich weiß sogar, dass sie jetzt gleich klingelt und trotzdem erschrecke ich..

Ja mit Kontrollverlust hat es bestimmt etwas zu tun oder 'bevorstehenden' und mit der Ungewissheit.

Da es aber leider keine Anleitung gibt, wie man sein Leben lebt, sind wir auf uns selbst gestellt und müssen versuchen irgendwie damit klarzukommen. Mit den Ängsten, mit der Schreckhaftigkeit und mit so vielen anderen Dingen, die viele andere Menschen gar nicht kennen..




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