Hallo Leute,
auch ich möchte etwas über mich und meine Leidensgeschichte erzählen...
Ich bin 33 Jahre alt und leide wohl seit etwa 16/17 Jahren an Ängsten und Zwängen; begonnen hat alles im Teenageralter mit einer immer schlimmer werdenden AIDS-Phobie. Im Laufe der folgenden Jahre wurde mein Leben zunehmend von Ängsten und Zwängen beherrscht; sei es die permanente Angst sich mit HIV angesteckt haben zu können, oder zeitweilig panische Besuche beim Hautarzt, da mir auf einmal ein Muttermal Sorge bereitet hat, oder beim Urologen, denn es könnte Hodenkrebs sein. Dem nicht genug, zwar dachte ich zu dieser Zeit, ich sei nur auf schwere Krankheiten, vorallem AIDS fixiert; doch im nachhinein stellte ich fest, dass ich auch in anderen Lebensbereichen angstgesteuert bin. So z.B. ein zwanghaftes Wiederholen vom erlernten Stoff während des Abiturs und später meines Studiums.
Mein Leben geriet langsam aber sicher aus der Bann, wenn mich die Ängste packten ging gar nichts mehr. Zudem began ich an fast jedem Abend Alk. zu trinken. Ich dachte bzw. hoffte irgendwann von alleine da raus zu kommen. Eines Tages, vor ca. 7 Jahren entschloss ich mich mit der AIDS-Phobie zu einem Therapeuten zu gehen; ich betone AIDS-Phobie, denn zu der Zeit sah ich in meinem anderen Verhalten nichts anormales. Ich habe beispielsweise das zwanghafte Lernen als Perfektionismus schöngeredet.
Nun ja, nach ca. zwei Monaten brach ich die Therapie ab, denn es langweilte und nervte mich.
In den folgenden Jahre ergriffen meine Zwänge immer mehr Lebensbereiche bis sie schliesslich mein komplettes Leben prägten. Sei es durch permanentes kontrollieren von Türen und Fenstern (ich habe zwei Katzen, die auch Hauskatzen bleiben sollen), abergläubisches Abzählen von Schritten auf der Strasse, ein sich selbst untersuchen, ob nicht Hodenkrebs, Kehlkopfkrebs (ich bin Raucher), ein Gehirntumor, Darmkrebs oder Herzstillstand vorliegen könnte... Darüber hinaus verspührte ich die Angst auch etwas zu tun was ich eigentlich nie machen würde, so z.B. im vierten Stock vom Balkon zu springen, oder auf der Autobahn das Lenkrad umzureissen... kurz, mein ganzes Leben war bzw. ist geprägt von Ängsten, Zwängen und Selbstkontrolle.
Na ja, so lebte ich bis zu einem Erlebnis im Februar 2007, dass die letzten sieben Monate zeitweise zur Hölle machen sollte.
Eines Tages war ich mittags unterwegs, wobei ich sagen muss am vorherigen Abend mal wieder viel zu viel B. getrunken zu haben, auf einmal packte mich ein völlig unbeschreibliches Gefühl: ich dachte zunächst mich würde etwas am Nacken ergreifen, dann ich müsste ohnmächtig werden und schliesslich eine Art Krampf im Hals. Ich dachte, ich müsste sterben. Ich schleppte mich zu meiner Mutter in ihre Praxis (sie ist Ärztin und hat einige Jahre in der Psychatrie gearbeitet), sie sah mich an und sagte, ich hätte Entzugserscheinungen. Daraufhin gab sie mir etwas Alk. zu trinken, woraufhin diese Krämpfe, oder was auch immer das war, sich langsam lösten.
Das war wohl so etwas wie ein Trauma für mich. Ich erlebte im Grunde genommen das wovor ich immer Angst hatte: irgendwas mit mir und meinem Körper geschah, was für mich völlig unerwartet und unbekannt ist; zudem bin ich diesem Zustand gegenüber sehr hilflos. Die Angst solch einen Moment nochmal erleben zu müssen liess mich eigentlich nicht mehr los.
In den letzten sieben Monaten denke ich eigentlich permanent an diesen Zustand, mal bewusst aber eigentlich immer im Hinterkopf. Mittlerweile hatte ich einige andere diffuse Symptome wie eigenartige Krampf- bzw. Unentspanntheitsgefühle im Nacken, im Kieferbereich oder an der Lendenwirbelsäule. Ich kann diese Gefühle gar nicht richtig beschreiben, es ist so als wenn mich etwas packen würde und ich könnte nicht loslassen. Das führt dann zu einem Spannungsmoment im Kopf vor dem ich tierisch Angst habe.
Darüberhinaus habe ich manchmal das Gefühl, ich wäre nicht mehr ich selber, ich glaube man nennt das Derealisation/Depersonalisierung. Ich habe vorallem Anfang des Jahres mit mehreren Ärzten gesprochen, die mir eigentlich alle gesagt haben ich würde unter einer Angststörung leiden und wäre ein klassischer Fall für eine Psychotherapie.
Zwar muss ich zugeben, dass ich das irgendwo zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein glaube, hoffe und wohl auch weiss, doch skeptisch bin ich trotzdem. Ausserdem hoffte ich, dass ich es alleine schaffen würde mich wieder in den Griff zu bekommen. Zeitweise ist es mir sogar gelungen, bis wieder so ein diffuser Augenblick kam, der mich nicht nur zurückwarf sondern den Zustand verschlimmert hat.
Mittlerweile habe ich zumindest festgestellt, dass ich zum einen unglaublich verspannt und angespannt bin, und zum anderen unglaublich sensibel auf jegliche Vorgänge meines Körpers reagiere; ich habe oftmals das Gefühl ich würde alles an mir spüren, meine Zähne, meinen Finger, meinen Kiefer, einfach alles. Und das ist im Grunde das Unerträgliche; ich wünsche mir einfach nur mich nicht mehr so intensiv wahrzunehmen und insbesonders nicht mehr über mich permanent nachzudenken.
Was mich wiederum etwas beruhigt ist, dass sobald ich mich mit etwas intensiv beschäftige, diese Gedanken, diese Selbstkontrolle meistens verschwinden. Sobald ich aber etwas zur Ruhe komme, sei es einfach auf die Bahn zu warten oder auf den Fernseher zu starren, kommem diese Gedanken und Gefühle recht schnell wieder.
Nun ja, ich könnte an dieser Stelle noch endlos weiterschreiben, aber ich denke, es reicht jetzt.
War zumindest schön darüber gesprochen bzw. geschrieben zu haben.
Über Anregungen und Antworten wäre ich sehr dankbar.
Lieben Gruss!
auch ich möchte etwas über mich und meine Leidensgeschichte erzählen...
Ich bin 33 Jahre alt und leide wohl seit etwa 16/17 Jahren an Ängsten und Zwängen; begonnen hat alles im Teenageralter mit einer immer schlimmer werdenden AIDS-Phobie. Im Laufe der folgenden Jahre wurde mein Leben zunehmend von Ängsten und Zwängen beherrscht; sei es die permanente Angst sich mit HIV angesteckt haben zu können, oder zeitweilig panische Besuche beim Hautarzt, da mir auf einmal ein Muttermal Sorge bereitet hat, oder beim Urologen, denn es könnte Hodenkrebs sein. Dem nicht genug, zwar dachte ich zu dieser Zeit, ich sei nur auf schwere Krankheiten, vorallem AIDS fixiert; doch im nachhinein stellte ich fest, dass ich auch in anderen Lebensbereichen angstgesteuert bin. So z.B. ein zwanghaftes Wiederholen vom erlernten Stoff während des Abiturs und später meines Studiums.
Mein Leben geriet langsam aber sicher aus der Bann, wenn mich die Ängste packten ging gar nichts mehr. Zudem began ich an fast jedem Abend Alk. zu trinken. Ich dachte bzw. hoffte irgendwann von alleine da raus zu kommen. Eines Tages, vor ca. 7 Jahren entschloss ich mich mit der AIDS-Phobie zu einem Therapeuten zu gehen; ich betone AIDS-Phobie, denn zu der Zeit sah ich in meinem anderen Verhalten nichts anormales. Ich habe beispielsweise das zwanghafte Lernen als Perfektionismus schöngeredet.
Nun ja, nach ca. zwei Monaten brach ich die Therapie ab, denn es langweilte und nervte mich.
In den folgenden Jahre ergriffen meine Zwänge immer mehr Lebensbereiche bis sie schliesslich mein komplettes Leben prägten. Sei es durch permanentes kontrollieren von Türen und Fenstern (ich habe zwei Katzen, die auch Hauskatzen bleiben sollen), abergläubisches Abzählen von Schritten auf der Strasse, ein sich selbst untersuchen, ob nicht Hodenkrebs, Kehlkopfkrebs (ich bin Raucher), ein Gehirntumor, Darmkrebs oder Herzstillstand vorliegen könnte... Darüber hinaus verspührte ich die Angst auch etwas zu tun was ich eigentlich nie machen würde, so z.B. im vierten Stock vom Balkon zu springen, oder auf der Autobahn das Lenkrad umzureissen... kurz, mein ganzes Leben war bzw. ist geprägt von Ängsten, Zwängen und Selbstkontrolle.
Na ja, so lebte ich bis zu einem Erlebnis im Februar 2007, dass die letzten sieben Monate zeitweise zur Hölle machen sollte.
Eines Tages war ich mittags unterwegs, wobei ich sagen muss am vorherigen Abend mal wieder viel zu viel B. getrunken zu haben, auf einmal packte mich ein völlig unbeschreibliches Gefühl: ich dachte zunächst mich würde etwas am Nacken ergreifen, dann ich müsste ohnmächtig werden und schliesslich eine Art Krampf im Hals. Ich dachte, ich müsste sterben. Ich schleppte mich zu meiner Mutter in ihre Praxis (sie ist Ärztin und hat einige Jahre in der Psychatrie gearbeitet), sie sah mich an und sagte, ich hätte Entzugserscheinungen. Daraufhin gab sie mir etwas Alk. zu trinken, woraufhin diese Krämpfe, oder was auch immer das war, sich langsam lösten.
Das war wohl so etwas wie ein Trauma für mich. Ich erlebte im Grunde genommen das wovor ich immer Angst hatte: irgendwas mit mir und meinem Körper geschah, was für mich völlig unerwartet und unbekannt ist; zudem bin ich diesem Zustand gegenüber sehr hilflos. Die Angst solch einen Moment nochmal erleben zu müssen liess mich eigentlich nicht mehr los.
In den letzten sieben Monaten denke ich eigentlich permanent an diesen Zustand, mal bewusst aber eigentlich immer im Hinterkopf. Mittlerweile hatte ich einige andere diffuse Symptome wie eigenartige Krampf- bzw. Unentspanntheitsgefühle im Nacken, im Kieferbereich oder an der Lendenwirbelsäule. Ich kann diese Gefühle gar nicht richtig beschreiben, es ist so als wenn mich etwas packen würde und ich könnte nicht loslassen. Das führt dann zu einem Spannungsmoment im Kopf vor dem ich tierisch Angst habe.
Darüberhinaus habe ich manchmal das Gefühl, ich wäre nicht mehr ich selber, ich glaube man nennt das Derealisation/Depersonalisierung. Ich habe vorallem Anfang des Jahres mit mehreren Ärzten gesprochen, die mir eigentlich alle gesagt haben ich würde unter einer Angststörung leiden und wäre ein klassischer Fall für eine Psychotherapie.
Zwar muss ich zugeben, dass ich das irgendwo zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein glaube, hoffe und wohl auch weiss, doch skeptisch bin ich trotzdem. Ausserdem hoffte ich, dass ich es alleine schaffen würde mich wieder in den Griff zu bekommen. Zeitweise ist es mir sogar gelungen, bis wieder so ein diffuser Augenblick kam, der mich nicht nur zurückwarf sondern den Zustand verschlimmert hat.
Mittlerweile habe ich zumindest festgestellt, dass ich zum einen unglaublich verspannt und angespannt bin, und zum anderen unglaublich sensibel auf jegliche Vorgänge meines Körpers reagiere; ich habe oftmals das Gefühl ich würde alles an mir spüren, meine Zähne, meinen Finger, meinen Kiefer, einfach alles. Und das ist im Grunde das Unerträgliche; ich wünsche mir einfach nur mich nicht mehr so intensiv wahrzunehmen und insbesonders nicht mehr über mich permanent nachzudenken.
Was mich wiederum etwas beruhigt ist, dass sobald ich mich mit etwas intensiv beschäftige, diese Gedanken, diese Selbstkontrolle meistens verschwinden. Sobald ich aber etwas zur Ruhe komme, sei es einfach auf die Bahn zu warten oder auf den Fernseher zu starren, kommem diese Gedanken und Gefühle recht schnell wieder.
Nun ja, ich könnte an dieser Stelle noch endlos weiterschreiben, aber ich denke, es reicht jetzt.
War zumindest schön darüber gesprochen bzw. geschrieben zu haben.
Über Anregungen und Antworten wäre ich sehr dankbar.
Lieben Gruss!
07.09.2007 14:28 • • 07.09.2007 #1
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