Ich wollte eigentlich keinen neuen Beitrag eröffnen, sondern einen bestehenden kommentieren. Irgendwie wurde es dann so lang, dass es meiner Meinung nach zu viel für einen Kommentar ist.
Habe mich erst gerade eben angemeldet und hoffe auf gute Ratschläge und einen netten Austausch mit erfahrenen Leidensgenossen oder auch Neulingen, wie mir.
Gerade zum Thema Gefühl von Realitätsverlust und Benommenheit könnte ich nur sehr alte Beiträge finden.
Also zu meiner Situation:
So wie es momentan aussieht, leide ich jetzt seit einem halben Jahr an einer somatoformen Störung.
Meine Symptome sind sehr ähnlich denen, die bereits in diesem Forum geschildert wurden. Dabei sind auf jeden Fall die typischen Paniksymptome wie Herzrasen- und stolpern, Druckgefühl in der Brust, Kurzatmigkeit, Hitzewallungen und Schweißattacken, Unruhe, Nervosität, Kribbeln oder Missempfindungen meist in den Händen. Was mich aber am meisten stört und belastet sind 1. so ein durchgehender Benommenheitsschwindel, dass ich einfach immer das Gefühl habe, alles um mich herum ist nicht real und ich wäre nicht ganz da, sondern halb in einem Traum und 2. So Sehstörungen, dass ich manchmal alles vernebelt oder verschwommen sehe. Wenn ich mich intensiv auf etwas konzentriere und dann mal kurz davon ablasse, zeigt es sich besonders stark. (Passiert mir deswegen oft während ich arbeite. Je mehr ich mich konzentriere, desto unwirklicher wird alles um mich herum. Auch jetzt, während ich mich auf das Schreiben konzentriere)
Das alles fing vor einem halben Jahr ganz plötzlich an, davor ging es mir körperlich wirklich gut. Auf der Arbeit stand ich von meinem Platz auf und aus heiterem Himmel hatte ich diesen Schwindel und diese Benommenheit. Schon bald kamen nach und nach die anderen Symptome hinzu, aber die Benommenheit und der Schwindel hörten bis heute nie auf.
Momentan bin ich überhaupt nicht alltagsfähig, bei jeder kleinsten Aktivität geht es mir schlechter. Es gab auch teilweise gute Phasen, wo ich zu mehr fähig war. Jetzt im Moment ist es aber wieder ganz schlimm. Ich traue mich nicht mehr Auto zu fahren, weil ich da auch ganz oft diese Benommenheitsschübe bekomme, wenn ich mich auf die Straße konzentriere. Ich traue mich kaum vor die Haustür. Nur wenn ich ruhig im Bett liege und mich auf nichts konzentriere, wird es erträglicher. Den Haushalt kriege ich kaum geregelt.
Ich habe Angst, dass ich so noch viele Jahre weiter leben muss. Ich fühle mich momentan wie eine 99-Jährige, schwer kranke Frau.
Ich lese teilweise, dass Menschen über viele Jahre darunter leiden, was mir extreme Angst macht.
Ich weiß, dass meine Schonhaltung möglicherweise falsch ist und ich mich mehr trauen muss, anstatt mich so abzukapseln und zu verkriechen. Aber immer wenn ich raus aus diesem Teufelskreis möchte und versuche mich den Herausforderungen den Alltags wieder zu stellen, geht es mir prompt körperlich schlechter und ich fühle mich dermaßen unwohl, ausgeliefert und machtlos. Ich weiß nicht Recht, wie ich diesen Teufelskreis durchbrechen soll. Im Moment fühle ich mich am wohlsten, wenn ich mich unter der Decke verkrieche und alleine mit meinen Gedanken bin. Zwischendurch ein paar Unterhaltungen mit meinem Mitbewohner kriege ich auch hin, aber sobald ich mich zu sehr auf anderes konzentriere, meldet sich mein Körper. Ich habe immer das Gefühl, mein Körper will nicht mehr und lässt mich bald im Stich, dabei ist es doch eher ein Hilferuf oder?
Ärztemarathon ist bereits gelaufen (HNO, MRT Kopf, Augenarzt, EEG, Ruhe-, Belastungs- und Langzeit-EKG, Ultraschall vom Herzen, mehrmaliges Aufsuchen der Notaufnahme mit der Standard-Untersuchungs-Prozedur)
Bei einem Psychiater war ich schon, der mir allerdings einfach nur Tabletten verschrieben hat, mehr nicht. Diese haben dann heftigeres und dieses Mal wirklich anhaltendes Herzrasen ausgelöst, ich landete aus Angst wieder in der Notaufnahme, bekam ein Beruhigungsmittel und setzte das Mittel namens Sertralin ab.
Habe es irgendwann auch mit Krankengymnastik und manueller Therapie versucht, ohne wirkliche Veränderung.
Letzte Woche hatte ihn nun ein Erstgespräch bei einer anderen Psychiaterin, die mir direkt sagte, dass sie ungerne Tabletten verschreibt und es immer erstmal ohne probieren möchte. Das gefällt mir schonmal. Mal schauen, wie die nächsten Sitzungen mit ihr werden und hoffentlich kann ich nach den Probesitzungen auch bald eine Therapie beginnen.
Ich hoffe, einige haben ähnliche Erfahrungen gerade bei dem Thema Benommenheit und Realitätsverlust und teilen diese. Vielleicht finden wir mit der Zeit gemeinsam heraus, wie man damit besser umgehen kann, dass man langsam wieder ein wenig in den Alltag gleiten kann, ohne sich direkt wieder von seinen Symptomen und Ängsten beherrschen zu lassen. Außerdem freue ich mich, Leidensgenossen zu finden, da nunmal niemand im Umfeld verstehen kann oder möchte, wie es einem geht und es immer nur verharmlost wird, sodass man sich stetig alleine gelassen fühlt.
Ich hoffe, bei der Länge des Textes verging nicht Lust daran, es zu lesen. Und wenn doch, naja dann tat es wenigstens gut, alles Mal herunter zu schreiben.
Ich danke jetzt schon allen, die sich für diesen Text Zeit genommen haben.
Liebe Grüße
29.01.2021 16:51 • • 30.01.2021 x 2 #1