Hallo zusammen,
vorab muss ich offen gestehen, dass es mich große Überwindung kostet, hier in diesem Forum meine Ängste auszudrücken. Doch ich bin leider an einem Punkt, an dem ich nicht mehr weiter weiß und mich selbst nicht mehr kenne.
Zunächst die Vorgeschichte, die den Stein zum Rollen gebracht hat:
Ich hatte Ende Mai einen schweren, unverschuldeten Verkehrsunfall auf der Autobahn. Es war Pfingstwochenende und ich war auf dem Weg nach Luxemburg, um meine Familie zu besuchen.
Ich war auf der ganz rechten Spur auf der dreispurigen Autobahn, ich fuhr gemütlich hinter einem LKW mit etwa 70-80 km/h. Ich mache meinen üblichen Kontrollblick in den Innenspiegel und sehe plötzlich, wie ein anderes Auto mit immenser Geschwindigkeit (Schätzungen ergaben 140-160 km/h) auf mich zugerast kam. Ich konnte nicht ausweichen, so schnell ging alles. Dann höre ich einen Knall und ich drehe mich ein paar Mal auf der Autobahn. Ich hatte in dem Moment 1000 Schutzengel - alle haben Platz für mich gemacht, damit ich mich ausdrehen konnte. Ich kam auf der mittleren Spur zum Stehen. Ich saß erstmal regungslos da, und stieg dann aus dem Auto aus. Neben mir stand ein anderes Auto, die Frau sah mich ganz entsetzt an. Fünf weitere Fahrzeuge waren an dem Unfall beteiligt.
Der Mann hinterm Steuer, der von hinten angerast kam, erlitt einen Herzinfarkt, sein Fuß war auf dem Gaspedal. Ich hatte das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Der Mann überlebte nicht. Mein Auto war hinten zerschmettert - vorne war alles OK. Zufälligerweise war ein Rettungssanitäter mit seinem Moped unterwegs und versorgte mich sofort. Ich wurde kurz darauf ins Krankenhaus gebracht. Keine Brüche, lediglich eine leichte Gehirnerschütterung, ein Schleudertrauma, Prellungen und eine Platzwunde an der Lippe, die genäht werden musste. Eine Narbe wird wohl zurückbleiben. Nach zwei Tagen durfte ich das Krankenhaus wieder verlassen, wurde aber weiter in Luxemburg bei meiner Familie versorgt. Bis heute frage ich mich, wie viele Schutzengel ich eigentlich hatte.
Da spürte ich die psychischen Schmerzen noch nicht sofort. Ich war sehr müde, erschöpft und ich genoss die Nähe meines Vaters und meiner Schwester. Sie gaben mir Kraft. Das Gute ist, dass ich sofort wieder Auto gefahren bin - ich bekam ein neues Auto und war wieder auf der Strecke. Das rechnen mir die Ärzte sehr hoch an.
Dann wurde es schlimmer. Ich leide unter einem großen Kontrollzwang (Lichtschalter, Herd, Wasserhahn, Tür, ...) und begann, Angstzustände zu bekommen. Ich habe Angst einzuschlafen, da ich befürchte, dann nicht mehr aufzuwachen. Ich habe große Angst vor dem Tod und Krankheiten bekommen. Obwohl ich kerngesund bin (Blutwerte etc. alles prima), laut den Ärzten, sehe ich hinter jedem kleinen Symptom etwas Schlimmes - Krebs, Grippe, alles. Da habe ich selbst Angst vor MIR, da ich so noch nie gedacht habe. Ich bin ständig angespannt, sehr ruhebedürftig, als ob meine Seele einfach noch nicht bereit wäre.
Ich denke, gerade kommt alles zusammen. Meine Mutter ist letztes Jahr verstorben, zum Glück friedlich eingeschlafen vor dem Fernseher. Allerdings hat sie auch sehr mit ihrer Gesundheit gespielt und wurde nur 50 Jahre alt. Dann kam der Erbkrieg mit der anderen Familie, die Millionen erhofft haben, wo keine waren. Daraufhin kam ich fälschlicherweise mit einem Narzissten zusammen, der mir drei Monate lang das Leben zur Hölle gemacht hat. Glücklicherweise habe ich es schnell beendet. Dieses Jahr musste ich mein Anerkennungsjahr aus wirtschaftlichen Gründen abbrechen, im Mai kam dann der Autounfall. Es waren derbe Rückschläge, aber ich hatte auch schöne Momente. Meine Kindheit war ebenfalls nicht sehr rosig, Mutter und Stiefvater waren schwere Alk. und haben auch gerne mal die Hand gehoben. Ich zog freiwillig mit 9 Jahren zu meinem Vater, da ich es dort nicht mehr ausgehalten habe. Ich musste sehr früh erwachsen werden, da ich mich immer (als kleines Kind) um meine Mutter gekümmert habe, wenn sie wieder einen Anfall hatte. Meinem Vater wurde sofort das Sorgerecht zugesprochen, ohne Wenn und Aber, als sie davon erfuhren.
Der Autounfall war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich bin ständig nervös, angespannt, stelle mir sehr viele Fragen, und habe Angst. Ironischerweise nicht beim Autofahren. Aber generell stehe ich unter Strom. Das merke ich auch in mir - ich habe leichte Schmerzen, wo eigentlich alles in Ordnung ist. Momentan geht's mir besser, da ich im Urlaub bin und hier Ruhe finde. Das merke ich sofort.
Ich schlucke normalerweise alles runter und glaube, dass ich alles alleine schaffen kann. Ich habe das aus meiner Kindheit mitgenommen. Aber hier bin ich verzweifelt. Generell macht mir die Angst vor Krankheiten sehr zu schaffen. Vorher hatte ich viel Lebensfreude und genoss jeden Tag. Heute fürchte ich mich nur und vertraue selbst meinem eigenen Körper nicht. Ich möchte auch über ihn die Kontrolle haben. Obwohl das selbstverständlich nicht geht, dessen bin ich mir bewusst.
Bis jetzt hatte ich noch keine Therapie. Es hat sich in mir gestaut. Anti-Depressiva lehne ich strickt ab.
Ich hoffe, dass ich hier Gleichgesinnte finde, die mir helfen können, was ich tun kann. Tipps, wie ich mich entspannen kann, die Angst von mir stoßen kann. Ich bin mir bewusst, dass mein Körper noch seine Zeit braucht - meine Hausärztin in Luxemburg rechnet noch mit 3-4 Monaten, bis ich das alles verarbeitet habe. Doch so lange möchte ich nicht warten. Es ist eine Tortur - zum Glück arbeite ich ab September wieder und hoffe, einen strukturierten Alltag zu bekommen, der mir hilft, mich abzulenken und einen neuen Sinn zu finden.
Ich danke euch schonmal vielmals für Antworten. Ich bin für jede Hilfe dankbar, wirklich.
Ich wünsche euch noch einen ganz schönen Tag!
Liebe Grüße, Sophie
vorab muss ich offen gestehen, dass es mich große Überwindung kostet, hier in diesem Forum meine Ängste auszudrücken. Doch ich bin leider an einem Punkt, an dem ich nicht mehr weiter weiß und mich selbst nicht mehr kenne.
Zunächst die Vorgeschichte, die den Stein zum Rollen gebracht hat:
Ich hatte Ende Mai einen schweren, unverschuldeten Verkehrsunfall auf der Autobahn. Es war Pfingstwochenende und ich war auf dem Weg nach Luxemburg, um meine Familie zu besuchen.
Ich war auf der ganz rechten Spur auf der dreispurigen Autobahn, ich fuhr gemütlich hinter einem LKW mit etwa 70-80 km/h. Ich mache meinen üblichen Kontrollblick in den Innenspiegel und sehe plötzlich, wie ein anderes Auto mit immenser Geschwindigkeit (Schätzungen ergaben 140-160 km/h) auf mich zugerast kam. Ich konnte nicht ausweichen, so schnell ging alles. Dann höre ich einen Knall und ich drehe mich ein paar Mal auf der Autobahn. Ich hatte in dem Moment 1000 Schutzengel - alle haben Platz für mich gemacht, damit ich mich ausdrehen konnte. Ich kam auf der mittleren Spur zum Stehen. Ich saß erstmal regungslos da, und stieg dann aus dem Auto aus. Neben mir stand ein anderes Auto, die Frau sah mich ganz entsetzt an. Fünf weitere Fahrzeuge waren an dem Unfall beteiligt.
Der Mann hinterm Steuer, der von hinten angerast kam, erlitt einen Herzinfarkt, sein Fuß war auf dem Gaspedal. Ich hatte das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Der Mann überlebte nicht. Mein Auto war hinten zerschmettert - vorne war alles OK. Zufälligerweise war ein Rettungssanitäter mit seinem Moped unterwegs und versorgte mich sofort. Ich wurde kurz darauf ins Krankenhaus gebracht. Keine Brüche, lediglich eine leichte Gehirnerschütterung, ein Schleudertrauma, Prellungen und eine Platzwunde an der Lippe, die genäht werden musste. Eine Narbe wird wohl zurückbleiben. Nach zwei Tagen durfte ich das Krankenhaus wieder verlassen, wurde aber weiter in Luxemburg bei meiner Familie versorgt. Bis heute frage ich mich, wie viele Schutzengel ich eigentlich hatte.
Da spürte ich die psychischen Schmerzen noch nicht sofort. Ich war sehr müde, erschöpft und ich genoss die Nähe meines Vaters und meiner Schwester. Sie gaben mir Kraft. Das Gute ist, dass ich sofort wieder Auto gefahren bin - ich bekam ein neues Auto und war wieder auf der Strecke. Das rechnen mir die Ärzte sehr hoch an.
Dann wurde es schlimmer. Ich leide unter einem großen Kontrollzwang (Lichtschalter, Herd, Wasserhahn, Tür, ...) und begann, Angstzustände zu bekommen. Ich habe Angst einzuschlafen, da ich befürchte, dann nicht mehr aufzuwachen. Ich habe große Angst vor dem Tod und Krankheiten bekommen. Obwohl ich kerngesund bin (Blutwerte etc. alles prima), laut den Ärzten, sehe ich hinter jedem kleinen Symptom etwas Schlimmes - Krebs, Grippe, alles. Da habe ich selbst Angst vor MIR, da ich so noch nie gedacht habe. Ich bin ständig angespannt, sehr ruhebedürftig, als ob meine Seele einfach noch nicht bereit wäre.
Ich denke, gerade kommt alles zusammen. Meine Mutter ist letztes Jahr verstorben, zum Glück friedlich eingeschlafen vor dem Fernseher. Allerdings hat sie auch sehr mit ihrer Gesundheit gespielt und wurde nur 50 Jahre alt. Dann kam der Erbkrieg mit der anderen Familie, die Millionen erhofft haben, wo keine waren. Daraufhin kam ich fälschlicherweise mit einem Narzissten zusammen, der mir drei Monate lang das Leben zur Hölle gemacht hat. Glücklicherweise habe ich es schnell beendet. Dieses Jahr musste ich mein Anerkennungsjahr aus wirtschaftlichen Gründen abbrechen, im Mai kam dann der Autounfall. Es waren derbe Rückschläge, aber ich hatte auch schöne Momente. Meine Kindheit war ebenfalls nicht sehr rosig, Mutter und Stiefvater waren schwere Alk. und haben auch gerne mal die Hand gehoben. Ich zog freiwillig mit 9 Jahren zu meinem Vater, da ich es dort nicht mehr ausgehalten habe. Ich musste sehr früh erwachsen werden, da ich mich immer (als kleines Kind) um meine Mutter gekümmert habe, wenn sie wieder einen Anfall hatte. Meinem Vater wurde sofort das Sorgerecht zugesprochen, ohne Wenn und Aber, als sie davon erfuhren.
Der Autounfall war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich bin ständig nervös, angespannt, stelle mir sehr viele Fragen, und habe Angst. Ironischerweise nicht beim Autofahren. Aber generell stehe ich unter Strom. Das merke ich auch in mir - ich habe leichte Schmerzen, wo eigentlich alles in Ordnung ist. Momentan geht's mir besser, da ich im Urlaub bin und hier Ruhe finde. Das merke ich sofort.
Ich schlucke normalerweise alles runter und glaube, dass ich alles alleine schaffen kann. Ich habe das aus meiner Kindheit mitgenommen. Aber hier bin ich verzweifelt. Generell macht mir die Angst vor Krankheiten sehr zu schaffen. Vorher hatte ich viel Lebensfreude und genoss jeden Tag. Heute fürchte ich mich nur und vertraue selbst meinem eigenen Körper nicht. Ich möchte auch über ihn die Kontrolle haben. Obwohl das selbstverständlich nicht geht, dessen bin ich mir bewusst.
Bis jetzt hatte ich noch keine Therapie. Es hat sich in mir gestaut. Anti-Depressiva lehne ich strickt ab.
Ich hoffe, dass ich hier Gleichgesinnte finde, die mir helfen können, was ich tun kann. Tipps, wie ich mich entspannen kann, die Angst von mir stoßen kann. Ich bin mir bewusst, dass mein Körper noch seine Zeit braucht - meine Hausärztin in Luxemburg rechnet noch mit 3-4 Monaten, bis ich das alles verarbeitet habe. Doch so lange möchte ich nicht warten. Es ist eine Tortur - zum Glück arbeite ich ab September wieder und hoffe, einen strukturierten Alltag zu bekommen, der mir hilft, mich abzulenken und einen neuen Sinn zu finden.
Ich danke euch schonmal vielmals für Antworten. Ich bin für jede Hilfe dankbar, wirklich.
Ich wünsche euch noch einen ganz schönen Tag!
Liebe Grüße, Sophie
16.08.2015 11:52 • • 14.09.2015 #1
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