Hey Kad,
Wenn du zwei Menschen kennst, die unter dem Problem leiden, das du dir als Worst-Case-Szenario ausmalst, dann triff dich doch mal mit denen und rede mit denen. Vielleicht hilft es dir, mit deiner Angst umzugehen, wenn du Leute erzählen hörst, wie sie damit leben.
Wenn man Angst vor etwas hat, hilft es generell, sich das Worst-Case-Szenario richtig farbenfroh auszumalen und sich zu überlegen, wie man damit umgeht. Irgendwann verliert es dann seine ganze Kraft, und man hat keine Angst mehr davor, weil man sich ja schon eine Lösung dafür überlegt hat. Mir hilft das jedenfalls oft.
Ich hab in meiner schlimmsten Zeit eigentlich mehr im Krankenhaus geschlafen als Daheim, und der Kontakt dort mit vielen anderen Kranken hat mir geholfen. Dadurch hab ich gesehen, dass es jeden treffen kann, egal ob alt jung, Mann oder Frau, reich oder arm. Das hat mir sehr geholfen. Heute muss ich nur noch zur Untersuchung ins Krankenhaus, aber da es meine Sprechstunde nur an einem einzigen Tag in der Woche gibt treffe ich auch dort immer andere Menschen, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Es hat mir oft geholfen, mich mit denen zu unterhalten. Das krasseste Erlebnis war, als ich kurz vor Weihnachten mal einen Vater mit Kind getroffen hab. Das Mädchen war gerade mal 7 Jahre alt, bei mir wurde die Krankheit entdeckt, als ich 6 Jahre alt war. Der Vater war ganz grau im Gesicht und voller Sorgen, und ich hab mich zu ihnen gesetzt und viel mit ihnen geredet. Hab erzählt, dass es in den Jahren, in denen ich noch gekämpft hab gegen die Krankheit gar nicht besser wurde, aber je mehr ich loslassen und vertrauen konnte, desto besser wurde es. Je mehr ich den Ärzten vertraut hab und einfach die Krankheit akzeptiert und mein Leben gelebt hab, desto besser wurde es. Und ich hab ihnen gesagt, dass irgendwann Alles gut wird, egal wie lang es auch dauern mag -und in dem Moment hab ich begriffen, wie gut es mir ging. Ich hatte die ganze schei. hinter mir, die noch vor ihnen lag, ich hatte eine shclimme Krankheit, dafür ist meine Familie durch mich und die Krankheit sehr zusammen gewachsen. Die Krankheit hat mich viel zum Nachdenken gezwungen, dadurch hab ich Dinge erkannt, die Andere erst irgendwann später erkennen und manche nie. Und ich musste nicht mehr Monatelang im Krankenhaus schlafen, und ich musste keine Tabletten mehr schlucken -was will ich eigentlich mehr? Ich hab den Beiden dann noch ein kleines Geschenk am Kiosk gekauft und gebracht, und sie danach leider nie mehr wieder gesehen. Aber das war ein tolles Erlebnis. Da hab ich erkannt, wie gut ich es habe. Und so eine Krankheit macht einen auch irgendwie geduldig. Wie schon gesagt: Alles, was keine Verschlechterung ist, ist immer schon mal gut.
Aber hey, erwarte auch nicht zu viel von dir. Ich hab 15 Jahre gebraucht, um das zu begreifen und wirklich alle meine Ängste, Neurosen, Schuldgefühle und Minderwertigkeitskomplexe, die mit meiner Krankheit zusammen hingen, los zu werden.
Das geht nicht von heut auf morgen.
Ich denke jedoch, dass du dir schon gute Strategien überlegt hast, wie du damit besser umgehen kannst, zum Beispiel das positive Denken. Jetzt muss es dir nur noch gelingen, die Gedanken und Lösungen auch in die Tat umzusetzen.
Machst du eigentlich eine Therapie gegen die Angst?
Liebe Grüße und gute Nacht,
Bianca, die übrigens wegen einer Nasennebenhöhlenentzündung eine Woche lang auch nix riechen konnte
27.01.2010 23:43 •
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