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Hallo!

Ich bin auf der Suche nach Agoraphobie hier in diesem Forum gelandet und möchte mich bzw. meine Probleme gerne kurz vorstellen:
Samstag Nacht war ich im Kino und nach der Hälfte des Film bekam ich plötzlich ein ungutes Gefühl, mir wurde heiß, mein Herz fing an zu rasen, meine Knie wurden weich. Das Ganze wurde, wie schon öfters, anscheinend durch die Situation ausgelöst: großer Saal, viele Menschen, enge Reihen, kaum eine Möglichkeit problemlos und ohne großes Aussehen herauszukommen. In diesen Moment würde ich am liebsten rauslaufen, aber es ist mir peinlich und ich versuche es still und heimlich zu ertragen, weil ich nicht will, dass es jemand merkt. Dazu kommt die Angst, in eine Panikattacke zu verfallen, in der ich mich nicht mehr kontrollieren kann. Ich hatte als Kind sehr oft Panikattacken und dieses Gefühl, wie es sich langsam anbahnt, ist schon total schrecklich und dann eben auch noch in so einer ausweglosen Situation. Ich kann in dem Moment selbst nicht mit meinem Partner drüber reden, weil ich mir blöd vorkomme.
Aber ich habe solche Zustände nicht nur in Kinos. Am Schlimmsten ist es nachts: Ich wache oft auf, kann mich aber durch die Dunkelheit nicht orientieren und bin völlig hilflos. Ich habe dann meist überhaupt kein Raumgefühl mehr und stehe oft kurz davor Panik zu bekommen, was aber nicht passieren darf.
Autofahrten, gerade mit fremden Menschen, gehören auch zu solchen Situationen, wobei selbst eine vertraute Umgebung, wie meine Wohnung, nicht sicher vor sowas ist.
Ich hab lange nicht verstanden, was der Grund dafür ist, aber mittlerweile denke ich, ist es die Weite, die Angst, nicht weg zu können, aber auch die Angst, durch diese Angst, mich blamieren zu können.
Ich habe ziemlich hohe Ansprüche an mich selbst und bin eigentlich ganz zufrieden mit dem Image, was ich mir aufgebaut habe und es darf nicht bröckeln. Eine Theraphie ist deswegen für mich sowieso völlig unmöglich. Für mich wäre es so, als müßte ich mir selber eingestehen, dass ich doch nicht so stark bin, wie ich gerne hätte und ich möchte diesen letzten Funken Selbstachtung nicht verlieren, weil er so ziemlich das Wichtigste überhaupt für mich ist. (wobei ich eigentlich grundsätzlich jemand bin, der anderen zu einer Therapie rät. Selbst mein Partner geht aufgrund meines Anratens zu einer Psychotherapeutin. Seine Probleme haben allerdings auch nichts mit meinen zu tun)
Was vielleicht noch wichtig ist: Ich bin Scheidungskind, habe dadurch extreme Verlassensängste und habe mich in meiner Jugend selber verletzt. Vielleicht spielt das auch eine Rolle.

Ich suche nun auf jeden Fall einen Namen, für das, was ich habe und hoffe hier, durch andere, mehr über mich selber erfahren zu können.

Schöne Grüße
Blaise

PS: Habe diesen Beitrag aus dem Vorstellungsthread rausgenommen, weil ich dachte er paßt hier besser her. Hoffe, das war okay.

25.08.2008 12:47 • 25.08.2008 #1


2 Antworten ↓


Hallo Blaise,
erst einmal herzlich Willkommen hier im Forum.
Wenn du dich hier so durchliest, dann wirst du merken, dass wir alle im Prinzip dieselben Probleme haben und versuchen zu lernen, damit umzugehen.
Menschen mit Angst sind besonders sensible und einfühlsame Menschen, die Angst zeigt an, dass etwas nicht stimmt, dass vielleicht eine Veränderung nötig ist.
Du kannst sicherlich versuchen, der Angst bzw. Panik selbst zu begegnen, indem du dich ihr immer wieder stellst und damit zeigst, dass du der Herr (besser Frau) in deinem Haus (Körper) bist. Wenn du aber nach einiger Zeit merkst, dass du allein nicht weiter kommst, dann suche dir professionelle Hilfe.
Selbstachtung kann man auch haben, indem man sich Fehler eingesteht. Wieviel Kraft hat es uns schon gekostet einzugestehen, dass wir eine Angstkrankheit haben. Wie heißt es doch: Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.
Du achtest deinen Partner doch auch, und er geht zu einer Therapeutin.

Das Glück besteht nicht darin,
dass du tun kannst, was du willst,
sondern darin, dass du immer willst,
was du tust.

Liebe Grüße
engelchen106

Hallo Engelchen106!

Vielen Dank für deine Antwort.
Ja ich war überrascht, wievielen es doch sehr ähnlich geht wie mir. Bisher wußte ich nie, was da überhaupt mit mir passiert, welche Gründe es hat.
Aber nachdem ich zufällig über Panikattacken dann zu dem Begriff Agoraphobie gekommen bin, paßte das einfach ziemlich genau.
Ich konnte auch nie jemandem erklären, was genau da mit mir passiert. Ich wollte deswegen eigentlich auch nie drüber reden, damit keiner denkt ich würd mich wegen ein bisschen Unwohlsein so anstellen.

Bisher kann ich sagen, dass die Momente doch zwar immer sehr heftig sind und mich auch runterziehen, aber es ist nicht so, dass es mich im Alltag einschränkt. Ich habe bisher keine Situationen gemieden, ich habe nur versucht brisante Situationen zu entschärfen, wie z.B. Licht beim Schlafen und wenn es nur der Wecker ist.
Die Abstände sind auch meist recht groß, so dass ich nicht ständig befürchten muss, dass es wieder passiert. Noch fühle ich mich fähig es alleine zu bekämpfen.

Ich weiß, dass es Situationen gibt, in denen Therapien einfach unumgänglich sind, ich weiß auch, dass es völlig ok ist fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen.... aber ich weiß auch, dass ich es bisher und wohl auch nicht in nährer Zukunft nicht in Anspruch nehmen kann. Ich könnte ja nicht mal mit meinem Hausarzt drüber sprechen. Aber da ich auch kein akuter Fall bin sondern es bei mir noch relativ harmlos ist, sehe ich da auch noch keinen Bedarf. Da ich durch meinen Partner weiß, wie schwer es ist einen solchen Therapieplatz zu bekommen, möchte ich da lieber denen den Vortritt lassen, denen es durchweg wirklich schlecht geht. Bei mir ist es ja nur ein temporärer Zustand, der noch annehmbar ist.

Trotzdem möchte ich soviel es geht darüber lernen, um es vielleicht irgendwann ganz zu bezwingen.

LG Blaise





Dr. Hans Morschitzky
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