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Hallo Leute,

ich habe mich heute mal hier angemeldet um zu erfahren, ob ich ein bisschen durchdrehe oder es normal ist.

Die Ist-Situation: Ich habe eine dreijährige Nichte und einen 10 jährigen Neffen. Der 10jährige ist in seiner Entwicklung aber doch schon ein paar Jahre zurückgeblieben, auch motorisch. Er ist oftmals wie in seiner eigenen Welt, kennt seine Grenzen nicht und wirkt manchmal beim Spielen wie in einem Tunnel. Genau hier tritt immer meine Panik in den Vorschein. Ich bin wie gesagt nur der Onkel, aber wurde selber so erzogen, dass ich mich in meiner Umgebung umschaue, also umsichtig agiere und weiß, wann irgendwo ein Auto hinter mir ist oder sowas. Ich weiß nicht wie ich das nun besser beschreiben soll, also ich habe irgendwie immer möglichst meine Umgebung im Blick, ohne paranoid zu sein oder sowas. Nur weiß ich eben gerne was um mich abgeht und achte auf Geräusche.

Mein Neffe jedoch hat dies überhaupt nicht, oder nur sehr wenig. Wenn er mit anderen Kindern spielt (z.B. Fangen) dann rennt er einfach drauf los, er achtet nicht darauf ob Autos oder andere Verkehrsteilnehmer kommen. Er ist dann, wie schon beschrieben, in einer Art Tunnel. Jedenfalls wirkt es so auf mich. Und hier habe ich immer das Problem, dass ich dann eine Art Panik in mir spüre, dann ganz extrem die Umgebung beobachte und versuche ihn zu warnen, zu stoppen oder zu lenken. Leider klappt dies nicht oft, da er einfach nicht zuhört und dann zum Beispiel einfach weiter rennt, als ob er mich nicht hört. Meine Nichte schaut sich sowas alles natürlich ab und ist inzwischen schon genauso umsichtslos. Das Haus meiner Schwester und meines Schwagers liegt direkt an einer kleinen Seitenstraße, deren Auffahrt jedoch von einem Baum des Nachbarn für Autofahrer nicht direkt als Ausfahrt zu erkennen ist. Schon häufiger ist es deswegen passiert, dass beide wiedermal einfach los gerannt sind und ein Auto dann ne Vollbremsung hingelegt hat, weil sie ohne zu gucken auf die Straße gerannt sind. Alles reden und trainieren wirkt hier nicht.

Ich hatte ein paar Mal versucht, meinen Neffen das Umschauen beizubringen, bin mit ihm mehrmals Fahrrad gefahren (er fährt extrem unsicher, wohl auch motorisch bedingt) und habe Blut und Wasser geschwitzt, bis wir wieder angekommen sind. Und alles nur auf relativ wenig befahrenen Nebenstraßen. Er guckt sich nicht um, konzentriert sich nur aufs Fahrrand, ignoriert Ampeln, querstraßen und co.

All dies schürt die Panik in mir, manchmal kommen auch die Gedanken während ich Auto fahre, dann denke ich daran wie unsicher doch viele Straßen gebaut sind, sehe wie rücksichtslos Leute rasen, Handy am Ohr oder Fahrradfahrer ohne Licht. Und da kommt dann immer eine richtige Panik in mir hoch, ich bekomme Schweißausbrüche und denke dann daran, dass meine Nichte und mein Neffe eben so unvorsichtig sind und zwangsläufig mit solchen Leuten in Kontakt kommen werden. Im Kopf ist der Unfall dann vorprogrammiert.

Ich bin jetzt 30 und muss dazusagen, dass ich vor 13-15 Jahren ein Erlebnis hatte, dass mich sehr schockierte. Ich lief eine Hauptstraße entlang und zwischen zwei Häusern rannte plötzlich eine junge Katze vielleicht 30cm vor mir auf die Straße und ich musste mit ansehen, wie mehrere Autos die Katze dann erfassten. Das Prägendste dabei war jedoch, dass sich die Katze mit gebrochener Wirbelsäule nur auf den Vorderbeinen in ein Gebüsch rettete und dort dann leider starb. Seither konnte ich unseren Hund auch nicht mehr in der Nähe ohne Leine einer Straße laufen lassen und ich glaube, deswegen habe ich auch so angst bei den beiden kleinen, wenn ich sehe wie wenig sie ihre Umgebung beachten und wie schnell doch was schlimmes passieren kann. Allgemein ist vieles im Verkehr rücksichtsloser geworden, niemand achtet mehr auf den anderen, immer mehr Ich-Leute die ohne Rücksicht auf Verluste Ihr-Ding durchziehen oder ihres Weges gehen/fahren.

Genau solche Ängste habe ich aber auch bei meiner Schwester, Sie ist trotz ihrer 31 Jahre im Straßenverkehr auch nicht wirklich vorausschauend, manchmal fährt ein Auto neben ihr (sie aufn Fahrrad) und sie bemerkt es nicht mal wirklich. Wenn ich mir dann vorstelle, sie mache noch ihren Führerschein, dann schauderts mir.

ich weiß, viele werden von Euch lachen, aber ich kriege diese Angst die plötzlich und intensiv kommt, nicht weg. Ich habe einfach angst, dass sie sich alle verletzen. Ich selber bin jedoch alles andere als jemand der alles mit Samthandschuhen anfasst. Ich klettere in meinem Beruf als Fensterreiniger des häufigeren mal im vierten Stock auf Fensterbänke und Co, habe auf Gerüsten gearbeitet und umgebe mich mit gefährlichen Maschinen. Seit dieser Sache mit der Katze jedoch, bin ich was andere Leute (und vor allem meine nahestehenden Leute) anbelangt, von denen ich merke wie unbedacht sie durch die Gegend gehen, extremst ängstlich geworden. Ich lasse mir es aber oft nicht anmerken, versuche solche Auto-Kind-Situationen aber inzwischen zu vermeiden und gehe mit den kiddys lieber in den Wald, auf den Spielplatz, spiele in deren Garten oder wir gehen auf große Wiesen wo ich die Konfrontation zwischen spielenden Kind und Auto ausschließen kann.

Solche Termine wie Jahrmärkte, wo wir durch die Stadt, mit der Bahn, im Verkehr mit ihnen sind, sind daher immer sehr nervenaufreibend für mich.

Habt ihr einen Rat für mich? Ich weiß einfach nicht mehr wie ich mich verhalten soll. Selber habe ich keine Kinder und will auch nicht der ständig meckernde Onkel sein, aber dennoch meiner Aufsichtspflicht beikommen - ohne in Panikschweiß auszubrechen.

Ich weiß nicht was ich da noch machen soll, der Tot meines Vaters vor sechs Jahren macht bestimmte Situationen für mich auch nicht einfacher, bin seitdem auch näher am Wasser gebaut. Merke ich gerade bei Filmen sehr extrem. An Stellen die eigentlich harmlos aber berührend sind, kullert direkt eine Träne, ohne das ich wirklich weine. Irgendwie ist bei mir vieles total im Ar., so fühlt es sich gefühlsmäßig jedenfalls an.

Naja, vielleicht antwortet mir ja einer

gruß
mario

10.03.2015 19:22 • 10.03.2015 #1


5 Antworten ↓


Hallo Mario,

danke für Deinen ausführlichen Text.

Wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es da zwei Themen.
Zunächst das der Kinder.
Wenn sich der 10jährige tatsächlich auf der Straße so verhält, wie Du es beschreibst, bitte doch
mal Deine Schwester, zu versuchen ihm zu
lernen, wo er auf jeden Fall vorsichtig sein muss.
Dein zweites Thema scheint mir ein viel wichtigeres für Dich zu sein.
Könnte es sein, das Du eine leckere Angststörung entwickelt hast? Du solltest schnell versuchen
Deine Ängste wieder abzuschwächen. Sonst nimmt Dir das einiges an Lebensqualität.
Ohne psychologische Beratung wirst Du dagegen kaum ankommen. Oder bist Du schon in einer Behandlung?

Viele Grüße

Hotin

A


Angst davor, Kinder könnten sich verletzen (Vertrauen)

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Hallo Hotin,

danke für deine Antwort. Ich weiß das mein Neffe es nicht leicht hat, er ist wie schon erwähnt teilweise auf den Stand eines sechsjährigen. Vom Verhalten her. Aber auch motorisch kommt er nicht wirklich mit, weswegen er auf einer Förderschule ist. Aber er ist nicht dumm, das weiß ich, aber diese Tunnelsache ist wirklich anstrengend und zeigt sich nicht nur in meinem genannten Beispiel, das passiert auch bei anderen Dingen wo er sich konzentrieren muss.

In wie weit ich meine Angststörung entwickelt habe, weiß ich nicht, wenn dann nicht bewusst fördernd. Eher ist es stetig mehr geworden, mir vielen Dinge auf (wie die gesteigerten Gefahrensituationen) die mir vorher eben nicht so präsent wirkten. Jetzt mache ich mir darüber einen Kopf und das ist höchst anstrengend und befremdlich.

Nein, in einer Behandlung bin ich dahingehend nicht. Ich wüsste nun aus dem Stehgreif auch nicht, wie ich sowas initiiere? Muss ich dazu mit meinem Hausarzt reden oder wie läuft das ab? Müssen meine Nichte/mein Neffe mit eingebunden werden? Das will ich nämlich echt nicht, meine Sorgen sollen nicht deren Sorgen sein.

Viele Grüße,
Mario

Hallo Mario,

das kann ich mir schon vorstellen, das das Verhalten Deines Neffen Angst macht.

Du solltest wegen der übersteigerten Ängste mit Deinem Hausarzt reden.
Die Kinder brauchen da nicht eingebunden werden.
Außerdem ist es wichtig zu wissen, ob Du körperlich gesund bist. Andere
Krankheiten können auch Ängste verstärken.
Mach Dir keine großen Sorgen. Mit Deinem Hausarzt kannst Du besprechen, welche Möglichkeiten Du hast.
Erwarte nicht, das Dir Psychologen die Lösung für Dich auf dem Tablett
präsentieren. Du kannst aber mit deren Hilfe herausfinden, was Dich
so ängstlich macht und wie Du deine Ängste anders bewerten kannst.

Viele Grüße

Hotin

Alles klar, danke dir. Ich werde das mal angehen und mir nen Termin beim Hausarzt holen.

Irgendwo muss der Hund ja versteckt sein ^^

Beste Grüße,
Mario

Hallo lieber dertutor,

Bin auch hotins Meinung. Du entwickelst eine angsttstörung. Ich hatte das auch, selbst als Beifahrer habe ich keinem mehr getraut. Man sitzt wie auf Kohlen und befürchtet ständig, dass jemand plötzlich ausschert, bremst oder auf deine Seite kommt.

Ich war in einem überwachen Zustand, der eigentlich mehr kontraproduktiv war, als nur aufmerksam.

Das Problem deines neffens ist natürlich da. Aber wie gesagt, wenn du weg vom Verkehr gehst, ist es einfacher für dich.

Generell möchte ich mich hotins Meinung anschließen, du solltest versuchen, dein Problem in den Griff zu bekommen. Jetzt kannst du noch sehr gut gegensteuern,.





Dr. Reinhard Pichler
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