Tja ich bin neu hier und bin seit letzten Freitag in psychiatrischer Behandlung.
Ich habe starke Zwangsgedanken und Angstzustände. Diese habe ich schon seit meiner Kindheit, weil meine Schwester mich als 6 Jähriger immer schön mit Horrorfilmen bombadiert hat. Als 6 Jähriger muss man leider zu gucken, wenn das Zimmer mit einem Teenager teilt. Ich muss aber trotzdem sage, dass ich ein selbstbestimmtes Leben führe, ich studiere usw und hatte nie Angst rauszugehen, bei mir ist es genau das Gegenteil, ich fühle mich stark unwohl in meinem eigenem Zimmer! Ich suche hier einige Leute die vielleicht auch die Probleme haben, die ich auch habe und die mir auch vielleicht Mut machen. Meine Zwänge sind vor allem Kontrollzwänge, ich muss gucken ob mein Umfeld richtig ist, ob nicht was schlimmes passiert - all das, habe ich damals machen müssen, nach dem ich diese schrecklichen Filme sehen musste. Ich habe keine bipolare Störung und auch keine Stimmen im Kopf, jedoch habe ich schreckliche Panik, dass ich wahnsinnig oder schizophren sein könnte. Kleinste Geräusche muss ich überprüfen und hinhorchen. Das schlimmste sind aber, dass ich mit meinen Augen immer überprüfe ob die Wände sich nicht bewegen könnten und das nervt tierisch, denn man schaut sich selber dabei zu, wie mein ein irrationales Verhalten an den Tag legt und man weiß, die Wände bewegen sich nicht, die stehen da wo sie sind und das es physikalisch unmöglich wäre. Aber auch bei anderen Gegenständen habe ich dies, ich habe angst davor, dass Gegenstände sich unnatürlich bewegen - dank dieser ganzen kack Horrorfilme, in der z.B. die Tür sich öffnet von alleine usw. Also eine richtige Manifestation dieser Bilder die mich heute noch begleiten, obwohl ich immer weiß was Realität und was meine Gedanken sind, fühlt es sich doch manchmal so beschissen real an, dass die Zwangsgedanken einfach dir noch den richtigen Push geben und du sozusagen erst recht denkst, jo moin, jetzt hebt das Kartenhaus richtig ab. Ich stelle es mir richtig vor, wie das wäre, wenn es jetzt passiert und das macht mir angst, weil ich noch nie mit betroffenen gesprochen habe, ob die das auch so fühlen und obwohl man weiß die Angst tritt nicht ein, fühlt es sich so an und man stellt es sich richtig vor wie es passiert. Wirklich einfach nur zum Kotzen, dieses Gefühl von, du weißt du tust etwas, was total belanglos ist, du musst die Wände nicht kontrollieren aber du kannst es einfach nicht anders, es ist wie ein Reflex geworden. Ich habe mich jetzt das erste Mal so richtig allen meinen Mitmenschen geöffnet und das witzige ist, dass keiner was gemerkt hat die ganzen Jahre nicht. Weil das alles in meinem Kopf stattgefunden hat und es immer noch in meinem Kopf stattfindet. Ja, ich habe auch andere kleine Zwänge z.B. muss ich mein Kleingeld zählen, ich weiß ich habe 90 Cent aber ich muss mich immer und immer wieder davon überzeugen, dass es auch wirklich 90 Cent sind, bis ich es dann nach dem 4 mal gescheckt habe.
Interessant finde ich auch, dass die Gedanken mich Jahre lang kalt gelassen habe oder ich oft auch sagen konnte ah sch. drauf. Ich habe gelernt damit zu leben, da ich jetzt aber natürlich das erste Mal darüber spreche und mich geöffnet habe, fühlt es sich alles sehr präsent an und die Verunsicherung ist natürlich riesen groß - was ja auch irgendwie verständlich ist. Oft habe ich auch das Gefühl, dass ich z.B. diese bildhaften Zustände, die Angst das etwas bestimmtes passiert und wie es dann wäre, dann genau diesen Kontrollzwang auslöst. Es ist wie als würde der Zwang schon darauf warten, dass ein Bild entsteht oder ein Gefühl um dann entsprechend mit z.B. kontrollierendem Blick oder Handlung darauf zu reagieren. Oft liest man auch von Angstpatienten nur, ja die haben halt Angst, dass dies und jenes passiert aber da ich noch nie mit jemanden gesprochen habe, wie es sich anfühlt, wie es entsteht, bin ich natürlich super verängstigt, dass es nicht doch ne Schizophrenie ist. Aber wenn ich mich sehr anstrenge und diese Nervosität abschalte, dann weiß ich eigentlich auch, dass ich nur Dinge sehe die Normal sind und das mein Verstand mir mit diesen Zwängen und der Angststörung streiche spielt. Da ich auch keine Stimmen oder Bipolare-Störung habe. Wenn man das über 10 Jahre versteckt und man darüber offen spricht, merkt man plötzlich eigentlich erst die Verunsicherung, vor allem kann ich zu jeder dieser Bildhaften Ängste auch einen Auslöser nennen oder sogar eine ganze bestimmte Szene aus einem Gruselfilm, obwohl das z.B. über 16 Jahre her ist. Ich muss lernen und verstehen, was meine Erkrankung ist und ich hoffe sehr, auch mal zu hören, ob das andere ähnlich sehen und auch sagen boar so geht's mir auch und man hat total Schiss den Verstand zu verlieren.
10.12.2019 13:15 • • 17.12.2020 x 1 #1