Ich bin 28 und leide seit früher Kindheit an einer Angststörung /sozial Phobie. Derzeit bin ich vom Jobcenter aus in einer Maßnahme. Ausbildung habe ich keine. Habe auch noch nie gearbeitet – wegen der Angst vor Menschen. Oft schaffe ich es nicht einmal, mich mit den anderen Teilnehmern der Maßnahme zu unterhalten, weil die Ängste so stark sind. Die Maßnahme ist eigentlich ok, ich tue, was getan werden muss, wenn es mir auch oft schwerfällt, und da ich nicht vor Panik zusammenbreche, sagt das Jobcenter, ich muss in Vollzeit anwesend sein.
Nun stehen jedoch Praktikums auf dem Plan. Jeder soll sich einen Platz suchen. Im Grunde würde ich gerne eins machen, jedoch erscheint es mir unmöglich, einen Betrieb zu finden, in dem ich mit meinen Ängsten reinpassen könnte. Ich möchte Büroarbeit; am Computer. Das ist das einzige, wobei ich mich wohlfühlen könnte. Aber derartige Betriebe gibt es in meiner Kleinstadt kaum.
Sonstige Berufe, die zu mir passen könnten, wie Küche, Fließbandarbeit, Putzen, Regal einräumen, handwerkliches usw. gefallen mir nicht, wie ich in früheren Praktikas herausgefunden habe. Ich bin nicht belastbar, habe Schmerzen, wenn ich länger auf einem Fleck stehen muss und bekomme in Anwesenheit großer Menschenmassen/fremder Menschen kaum ein Wort heraus. Ich stehe einfach nur da und zittere, wünsche mir,dass es schnell wieder vorbei ist. Besonders Fließbandarbeit ist sehr ermüdendend.
Meine Abneigung gegen diese Standartberufe ist so groß, dass ich schon bei der Vorstellung daran, dies Tag für Tag von morgens bis abends tun zu müssen, Depressionen bekomme. Ich wünsche mir so sehr, einen Job zu finden, der mir gefällt. Ohne die ständige Angst, Dinge tun zu müssen, die ich hasse.
Suche ich bei Google nach Berufen für Menschen mit Angststörungen, wird solchen Menschen immer erst zur Therapie geraten. Geheilt stehen die Chancen größer.
Jedoch ist dies ein Problem. Ich suche schon länger einen Therapieplatz, finde aber keinen. Alle Psychologen haben lange Wartelisten; oftmals über 1 Jahr. Das ist viel Zeit.
Ein weiteres, noch größeres Problem ist die Zeit an sich. Praktikas finden immer in Vollzeit statt. Oft sind die Arbeitszeiten bis 18Uhr. Bereits jetzt, wenn ich um16uhr von der Maßnahme nach Hause komme, bin ich erschöpft und lustlos und mein Tag ist zu ende. Um 20Uhr fallen mir die Augen zu; ich gehe schlafen. Oftmals sogar noch früher. Stelle ich mir vor, noch später Heimzukommen, bestünde mein Leben fast nur aus Arbeit, essen und schlafen. Selbst wenn es in der Praktikumszeit nur zwei Wochen sind. Selbst Einkaufen ist jetzt schon für mich ein Kraftakt, der mir meine Zeit stiehlt, wie ich finde. Ich weiß, Dinge wie Hobbys, Faulenzen oder Entspannen sind angesichts von Arbeit unwichtig, aber dieses Gefühl, derartiges nicht mehr zu schaffen, macht das Leben kaum noch lebenswert. Man Arbeitet, lebt, überlebt, aber das Wichtigste – die Freude – fehlt einfach.
Dass ich nicht in Vollzeit arbeiten möchte kann ich natürlich nicht sagen. Ich will nicht als Faul gelten, und ich würde Vollzeitarbeit wie alle normalen Menschen es tun, gerne schaffen. Teilzeit würde mir jedoch nur gewährt werden, wenn ein Arzt meine Probleme offiziell bestätigt. Vielleicht hat die Chefin der Maßnahme Recht und ich würde normale Arbeit/Praktikum in Vollzeitarbeit schaffen - auch wenn ich in den Pausen auf der Toilette weine und während er Arbeit die Realität verdränge und mich dadurch wie ein Roboter fühle, weil es mir alles zu viel wird... Aber das weiß niemand. Meine Angst vor Vollzeit ist so stark, dass ich bei der Suche nach einem Praktikumsplatz nur nach den Öffnungszeiten des Betriebes achte. Die Tätigkeit scheint nichtig, so lange ich nicht von früh Morgens bis 18Uhr dasein muss. Putzen, bücken, heben verursacht Schmerzen, aber ich würde sogar dies tun, wenn ich davor ein wenig früher heimkommen würde... Und dieser Gedankengang macht mich innerlich fertig..
Nun weiß ich nicht mehr weiter. Innerhalb weniger Wochen werde ich keinen Therapieplatz finden. Was würdet ihr mir raten?
14.08.2017 09:41 • • 25.08.2017 #1