Hallo Claudia,
viele Fragen auf einmal. Aber die zeigen wohl auch, dass Du Dir Sorgen machst und ziemlich unter Druck stehst.
Ich will versuchen, Deine Fragen so gut es aus der Distanz geht, zu beantworten. Dies können natürlich nur Denkanstöße für Dich sein und ersetzen kein ausführliches Gespräch z.B. mit einem Psychotherapeuten.
Erstmal die Geschichte mit Deinem linken Arm. Ich halte dies nicht für Zwangsgedanken, sondern vielmehr für ein weiteres Anzeichen, dass Du Dich und Deinen Körper über die Maßen beobachtest und bewertest. Damit werden natürlich die körperlichen Automatismen gestört - also die Abläufe, über die wir sonst nicht nachdenken und die eher reflexartig ablaufen.
Dies passt zu Deinen Angaben, dass Du auch sonst Angst vor der Angst entwickelt hast, die ja gerade auch von einer negativen Bewertung (schlimm, gefährlich o.ä.) Deiner Körperempfindungen herrührt. Dir sind die Zusammenhänge sehr klar und Du kämpfst auch mutig gegen eine Verschlechterung bzw. dass stärkere Ängste aufkommen könnten an. Es ist auch gut, dass Du versuchst, keine Situationen zu vermeiden und Dein tägliches Leben weiter wie bisher zu bewältigen.
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass Dein Kampf eher ein Wegdrücken der aufkommenden Gefühle, ein Ablenken ist und auf Dauer Deine Probleme nicht wirklich verändern wird.
Ich will das an einem Beispiel verdeutlichen, wie viele Menschen instinktiv auf Ängste reagieren. Wir nennen dies diving behavior, also so viel wie Tauchverhalten: z.B. Ich habe Angst vor dem Wasser, weiß aber, dass es nicht gut ist, zu vermeiden. Also springe ich rein, tauche so schnell wie ich kann hindurch, um so schnell wie möglich wieder rauszukommen.
Dies kann ich sicherlich sehr lange so tun, und es hilft für den Moment ja auch ein wenig. Aber auf Dauer beseitigt dieses Vorgehen nicht die Angst vor dem Wasser. Dafür müsste ich viel länger bewusst im Wasser bleiben und mich mit Gedanken und Ängsten auseinandersetzen, bis ich entspannter und ruhiger würde.
Ich denke, Du verstehst den Unterschied.
Ich würde Dir raten, nicht alleine weiterzukämpfen, sondern Dir Unterstützung und Hilfe in Form einer Verhaltenstherapie zu holen. Dies wäre keine Niederlage (ich habe es nicht alleine geschafft), sondern bedeutet viel mehr, mit Unterstützung an die Lösung Deiner Probleme zu gehen.
Wenn Du noch mehr über Ängste und ihre Überwindung wissen möchtest, und Du das Buch eventuell noch nicht kennst, darf ich Dir von Fr.Dr.Wolf: Ängste verstehen und überwinden im PAL-Verlag empfehlen.
Also überlege Dir in Ruhe, wie Du weitergehen möchtest. Ich wünsche Dir dabei viel Mut und Erfolg.
Herzliche Grüsse
Bernd Remelius