Mein Name ist Anni, ich bin 45 Jahre alt, habe zwei Kinder im Alter von 20 und 17, einen Mann und zwei Hunde hab ich auch und bis vorgestern war meine Welt in Ordnung.
Meine Vorgeschichte: Mit 16 Jahren bekam ich die ersten aggressiven Zwangsgedanken, als mein erster Freund und ich mit dem Moped durch extremen Nebel fuhren, ich unter dem Helm plötzlich glaubte, keine Luft mehr zu bekommen und sich Panik breit machte. Und Sekunden später war dieser Gedanke da, aus dem Nichts, ich könnte meinem Freund was antun. Jeder „normale“ Mensch hätte diesen Gedanken gar nicht ernst genommen, aber er machte mir sooo viel Angst, dass ich mich richtig reingesteigert habe und die ganze Nacht weinend im Bett verbrachte.
Will das Ganze jetzt ein wenig zusammenfassen. Bekam mit 16 dann vom Neurologen ein leichtes Beruhigungsmittel, den Namen weiß ich nicht mehr, gegen den Zwangsgedanken half es jedoch nicht.
Im Laufe der Zeit konnte ich gut mit dem Gedanken leben, irgendwann war mit dem Freund Schluss, ich lernte meinen Mann kennen, die Zwangsgedanken waren verflogen, das Beruhigungsmittel hatte ich schon lange abgesetzt.
Dann wurde ich mit 20 schwanger und alles war so großartig, die Liebe zu meinem Mann so stark, aber mein „Gehirn“ wollte mir mein Glück nicht gönnen. Mein Mann hatte in meiner Schwangerschaft Spätdienst, ich war abends immer allein zu Hause und dann kam der Gedanke: Das Kind ist ja gar nicht von Deinem Mann, sondern von jemanden anderen. Ich wusste, dass ich meinen Mann nicht betrogen hatte, musste aber jede Sekunde mit kränkenden Gedanken allein Nacht für Nacht verbringen.
Kurz nach der Geburt hielt der Gedanke noch etwas an und verflog dann nach ein paar Wochen genauso schnell, wie er gekommen war. Alles war wieder wunderschön, meine Tochter war mein Highlight, mein Ein und Alles, aber wir mussten umziehen, die Wohnung war leider zu klein.
Also Umzug, meine Tochter war mittlerweile 2 Jahre alt, und ich saß irgendwann mit ihr zusammen im Kinderzimmer und dann hatte ich die größte Panikattacke meines Lebens: Ich könnte jetzt ja in die Küche gehen, ein Messer holen und meine Kleine umbringen. Ich glaube nur Menschen, die selbst Kinder haben, können dieses Gefühl nachvollziehen, wie grausam das ist.
Zudem war ich zu dieser Zeit auch sehr depressiv, da sich abzeichnete, dass meine Ehe gescheitert war. Habe dann professionelle Hilfe bei einem Neurologen gesucht, wir haben einige Antidepris ausprobiert und letztendlich war Trevilor die richtige Wahl.
Nehme Venlafaxin nun seit 12 Jahren, unter Kontrolle meines Arztes habe ich schon öfters versucht, ob es auch ohne geht, aber es kommen psychotische Depris, wenn ich das Med nicht nehme. Werde also Zeit meines Lebens mit Venlafaxin leben müssen.
Mir geht es mit Trevilor seit fast 12 Jahren super, keinerlei Nebenwirkungen... nehme alle 2 – 3 Tage 150 mg. Keine Zwangsgedanken, keine Depris, nix psychotisches.
Soweit so gut. Jetzt habe ich vor 2 Wochen auf Grund eines zu hohen Blutdrucks Ramipril verschrieben bekommen. Muss täglich 2,5 mg nehmen.
Kann sehr schlecht einschlafen, dann mach ich meinen Laptop an und ich hör am liebsten Dokus, über die Welt, die Philosophie, das Universum, sozusagen als Hörbuch, ich schau nicht, sondern hör nur.
Ein Beitrag von Harald Lesch, nachts um 3 Uhr, hat mich wieder dazu veranlasst, Angstzustände zu bekommen. Er hat mir in den Kopf gesetzt, ob die Wirklichkeit eine Täuschung ist. Normalerweise dürfte mich dies mit meinen Meds nicht in Panik versetzen. Am nächsten Tag nachdem ich die Sendung „gehört“ habe, ging ich beim Aldi einkaufen und ich dachte ständig, ob die Leute, die da mit mir einkaufen, nicht nur eine optische Täuschung sind, evtl. befinde ich mich nur in einem großen Spiel , wie bei Matrix und was ich erlebe, ist nur eine Illusion und ich bin eigentlich ganz alleine und alle „anderen“ Menschen um mich herum sind nicht echt. Eine richtige Verschwörungstheorie, der ganz besonderen Art.
Kann es sein, dass Ramipril da mitspielt, ich habe jedoch im Internet nichts dazu gefunden.
Der Gedanke, dass evtl. höher stehende Wesen meine Welt um mich herum erschafft haben belastet mich mehr als der Zwangsgedanke den ich hatte, meiner Tochter was anzutun.
Ich weiß ja, dass das Unsinn ist, aber der Gedanke daran macht mir so viel Angst, dass ich in Panikattacken verfalle.
Sag dann immer zu mir: Auch wenn ich versuche, die Welt zu hinterfragen, würde ich keine Antwort darauf bekommen. Der einfachste Weg ist also, die Dinge so hinzunehmen, wie sie sind. Wenn man die Existenz der Welt in Frage stellen würde, käme einem das Leben sinnlos vor. Aber solange man das Leben, das man wahrnimmt, genießen und bestimmen kann und es real erscheint, spielt es eigentlich keine Rolle, ob es Illusion oder Wirklichkeit ist.
Mir macht es aber richtig Angst, wenn ich mir vorstelle, dass mein Leben nur Illusion bzw. keine Wirklichkeit ist.
Werde jetzt auch aufhören, mich extrem für Philosophie und Astronomie zu interessieren. Tut mir nicht gut.
Sorry, für diesen langen Beitrag... aber über Antworten würde ich mich freuen...
Anni
06.12.2014 21:32 • • 23.01.2021 #1