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Zitat von Abendschein:
Also es mußte für mich sofort erledigt werden, sonst hätte ich keine Ruhe gehabt,

Das berühmte HÄKCHEN HINTER DEM PUNKT AUF DER LISTE oder?

Zitat von Angstmensch:
um ja niemanden zu enttäuschen


Zitat von Angstmensch:
Man ist nur etwas Wert, wenn man leistet.

Das kann ich auch nicht so bestätigen.
Ich mache meine Dinger definitiv nicht, um anderen etwas zu beweisen oder für andere. Wa im Job auch nie so.
Es dreht sich rein um mich. Es ist nur für mich bzw. ich muss es nur für mich tun.
In Extremphasen ist es wie ein Jucken. Ich weiß, dass es eigentlich nicht sinnvoll ist, es zu tun/zu kratzen, aber ich kann es dann nicht sein lassen bzw. wenn ich es sein lasse, quält es mich weiter, weil ich es sehe (Unordnung, Dinge, die rumstehen) oder dran denken muss (Liste im Kopf).

A


Zwang, alles möglichst effizient zu machen

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...wieder so ein spannendes Thema von @Hicks !

Denn: ich kenne sowas auch sehr gut.

Beispiel: Haus- und Gartenarbeiten. Ich habe auch immer den Drang, dies möglichst effizient zu erledigen. Also keine Ecke übersehen, dieselbe Stelle nicht 2x putzen, möglichst nicht über frisch geputzte und noch nasse Stellen laufen (gilt auch für Katzen!) usw. Im Garten ERST die Büsche schneiden, damit abfallendes Laub DANN direkt mit aufgemäht werden kann. Hoffentlich hab ich daran gedacht, ERST das bisschen Unkraut aus den Fugen zu pulen, damit ich es DANN nach dem Rasenmähen direkt zusammen mit herumfliegendem Gras wegkehren kann. Dafür muss ich aber ERST die Deko von den schwer erreichbaren Stellen wegräumen... Endlose Geschichte.

An sich einfache Dinge nehmen bei mir im Kopf eine Komplexität an, daß es der helle Wahnsinn ist. Es macht mich fix und alle. Ich komme gegen diese Impulse/Gedanken aber nicht wirklich an. Klar kann ich es bewusst völlig unkoordiniert machen, aber das würde mich noch stärker in Unruhe versetzen. Wenn ich es übertreibe, geht es durch völlige Konfusion, Zittern und starken Überforderungsgefühlen bis hin zu Herzrasen.

Als mögliche Erklärung wurde 'Wunsch nach Kontrolle genannt. Kann ich so für mich nicht bestätigen. Bei mir ist es eine ziemlich nebulöse 'Angst vor Beschämung', Beschämung aber nicht durch andere, sondern durch mich selbst. Schwer zu erklären.

Zitat von Angstmensch:
Man ist nur etwas Wert, wenn man leistet sollten darstellen, dass sich hierbei nicht um meine Meinung handelt, sondern ein passendes Zitat zu einer Erziehung ist, welche auf eben diesem Grundsatz basiert.

Kenne ich dieses Zitat.

Ich kann in Bezug auf meine Eltern und die Erziehung aber nicht bestätigen, dass das von mir so erwartet wurde. Eher war sogar das Gegenteil der Fall, dass ich zu überbehütet aufgewachsen bin (daher kommen meine Ängste).
Auf der anderen Seite haben meine Eltern diese Überordnungseigenschaften natürlich gehabt und ich habe sie von denen gesehen, übernommen und als Referenz bzw Normalität verinnerlicht.

Zitat von weyoun:
.wieder so ein spannendes Thema von !

Danke und ja....nach und nach kommen sie alle reingespült hier

Danke euch für die tolle Beteiligung. Es hilft mir ja schon sehr, dass ich sehe, dass ich wirklich nicht alleine bin

Zitat von weyoun:
An sich einfache Dinge nehmen bei mir im Kopf eine Komplexität an, daß es der helle Wahnsinn ist.

Den Satz finde ich sehr gut und passend.
Es beschreibt das Problem sehr treffend.

Zitat von weyoun:
Bei mir ist es eine ziemlich nebulöse 'Angst vor Beschämung', Beschämung aber nicht durch andere, sondern durch mich selbst. Schwer zu erklären.

Ich glaube bzw versuche zu glauben, was du meinst:
Ist total verrückt, aber kann es vielleicht sein, dass du von dir selbst enttäuscht wärst, wenn du die Dinge nicht ordentlich und sehr effektiv erledigen würdest, sondern chaotisch und unordentlich? Das würde deiner inneren Erwartung an dich selbst u. deiner Intelligenz nicht gerecht werden. Es wäre sozusagen unter deinem Anspruch?
So ungefähr würde ich das Gefühl vielleicht bei mir beschreiben glaube ich.

Zitat von Hicks:
Ich glaube bzw versuche zu glauben, was du meinst: Ist total verrückt, aber kann es vielleicht sein, dass du von dir selbst enttäuscht wärst, wenn du die Dinge nicht ordentlich und sehr effektiv erledigen würdest, sondern chaotisch und unordentlich? Das würde deiner inneren Erwartung an dich selbst u. deiner ...

Es ist eher die Befürchtung, es 'nicht zu schaffen'. Also es nicht gut (genug) zu machen, nicht in einem angemessenen Zeitrahmen, überflüssige Arbeitsschritte zu machen, etwas zu übersehen, etwas 'falsch' zu machen. Es ist aber keine Versagensangst oder Angst vor Bestrafung oder so. Ich kann es nicht genau benennen. Das ist so einer meiner Hauptpunkte.

Kurioserweise wurde ich als Kind zwar durchaus zur Ordnung angehalten, nutzte aber nicht viel. Mein Zimmer sah immer aus wie ein Kriegsgebiet. Da nützten auch eine tobende Oma und Fernsehverbot nix. Daß ich es einigermaßen ordentlich doch schöner finde, kam erst so im Jugendalter von selbst.

Zitat von Hicks:
Ich beneide mittlerweile sehr oft chaotische oder unordentliche Leute bzw. deren egal-Einstellung.
30% der Lockerheit von denen hätte ich gerne bzw. würden mir schon reichen.

Geht mir auch manchmal so, aber ich bin mir nicht sicher, ob es diesen Egal-Typen dabei wirklich so gut geht...oft leben so richtig (aus unserer Sicht) chaotische Menschen in einem derart individuellem Universum, von dem wir eben nur die ein oder andere Kleinigkeit wahrnehmen und interpretieren.
Dass ich mir dieser, meiner begrenzten Sicht öfter bewusst wäre, scheint mir persönlich erstrebenswerter. Je öfter mir das gelingt, umso angemessener ordne ich nach und nach meine eigene Effizienzneigung ein.

Womit wir wieder beim Ordnen wären...

Zitat von weyoun:
Es ist eher die Befürchtung, es 'nicht zu schaffen'. Also es nicht gut (genug) zu machen, nicht in einem angemessenen Zeitrahmen, überflüssige Arbeitsschritte zu machen, etwas zu übersehen, etwas 'falsch' zu machen. Es ist aber keine Versagensangst oder Angst vor Bestrafung oder so. Ich kann es nicht genau benennen. Das ist so einer meiner Hauptpunkte.

Sehr treffend formuliert! Das würde ich sogar so unterschreiben.
Der Druck, es machen zu müssen, aber gleichzeitig die Angst, es nicht so perfekt hinzubekommen, könnte hinkommen an Beschreibung, wenn ich mich geistig in gewisse Alltags-Situationen hineinversetze.

Zitat von moo:
Geht mir auch manchmal so, aber ich bin mir nicht sicher, ob es diesen Egal-Typen dabei wirklich so gut geht...oft leben so richtig (aus unserer Sicht) chaotische Menschen in einem derart individuellem Universum, von dem wir eben nur die ein oder andere Kleinigkeit wahrnehmen und interpretieren.

Ich bin da auch deiner Meinung. Ich möchte mit diesen Leuten zwar nicht 1:1 tauschen, sondern würde mir wie oben beschrieben, einfach nur wünschen, manchmal einen Teil von deren Unbeschwertheit zu haben.
Wie so oft würde die Mischung wohl genau die vernünftige Mitte ergeben. Ich bin zu extrem und diese Leute sind zu extrem sozusagen. Aber so geht es halt nicht im Leben. Vermutlich werden die wenigsten Menschen genau in dieser Mitte liegen.

Ich bin mittlerweile brutal ehrlich (und betone ausdrücklich, dass ich damit niemanden kränken will!), aber früher habe ich so chaotische, verplante und unordentliche Leute total belächelt und mich manchmal sogar über sie lustig gemacht in Gesprächen innerhalb meiner Familie. Mein Schwager und seine Familie sind z.B. eine dieser total verplanten Familien, die null Ordnung und Linie haben. Das merkt man auch an vielen Punkten. Sie verdienen fast 1:1 wie wir, stehen aber z.B. finanziell im Gegensatz zu uns katastrophal da (sind also fast immer verschuldet, während wir nie Geldprobleme hatten) oder vergessen oft Dinge (was die Kinder dann auch zu spüren bekommen in der Schule oder sonstwo).
Oder aber ein Kumpel von mir, der immer wieder verschiedene Sachen angeht (neue Geschäftsidee oder neue, tolle Geldanlage), wo ich dann vorher schon weiß, dass das wieder ein Reinfall wird. Ihn juckt es aber nicht - der macht immer so weiter und bleibt total cool und gelassen (So ist halt das Leben, mal läuft es so und mal so.). Für mich wäre diese Art des Lebens unerträglich, weil es ein Trial and Error wäre, absolut ohne Effektivität. Ich bewundere diese Art aber mittlerweile wie gesagt sehr. Ich kann mir auch schwer vorstellen, wie derartige Menschen psychische Probleme bekommen können, weil ich oft denke, dass deren Kopf nie so komplizierte Denkvorgänge abhalten könnte wie @weyoun oben mal beschrieben hat. Vermutlich täusche ich mich da aber und auch diese Menschen können psychische Probleme haben.

Gestern Abend habe ich mal versucht, zurückzudenken, als ich noch jünger war (Jugendzeit oder jungen Erwachsenenalter) - also, ob ich in dieser Zeit auch schon so extrem perfektionistisch und ordentlich war.
Es fallen mir zwar schon Dinge ein (das Auto musste z.B. immer super-sauber sein und wenn jemand mitgefahren ist, hat es mich z.B. aufgeregt, wenn dieser mit dreckigen Schuhen ins Auto eingestiegen ist und seine Steinchen am Boden verteilt hat), aber dieses Ansammeln einer To-Do-Liste im Kopf war damals glaube ich noch nicht so extrem ausgeprägt. Ich könnte nicht mal genau sagen, seit wann dieser Zwang, immer aller SOFORT erledigen zu müssen, so durchgebrochen ist. Das Wörtchen SOFORT ist ja so ein Problem, auch bei dir, @weyoun glaube ich oder? Es geht gar nicht mal darum, das oder das irgendwann erledigen zu müssen, sondern es kann nicht warten oder hinten anstehen.
Jeder weiß, dass man irgendwann mal staubsaugen oder den Geschirrspüler einräumen muss. Krankhaft (ja, ich würde das Wort hier schon benutzen) finde ich es nur dann, wenn es nicht ein bisschen warten kann, sondern umgehend und auch unter Anstrengung, Müdigkeit oder z.B. Kopfschmerzen erledigt werden muss, damit es nicht mehr juckt.

Woran ich mich noch erinnnern kann (das war in einem Gespräch mit einer Therapeutin damals, als wir das Thema gerade hatten, aber leider nicht tief genug): Mir wurde damals erklärt, dass solch ein perfektionistisches Verhalten meist bei Leuten vorkommt, die recht intelligent sind. Ich kann selbst nicht sicher sagen, ob das so stimmt. Mein Schwager ist z.B. ein sehr intelligenter Mensch (ist Lehrer), aber er ist trotzdem total chaotisch. Wenn ich aber anders herum überlege, ob ich jemanden kenne, der diesen Tick auch hat, aber nicht besonders intelligent wirkt (soll wirklich nicht abwertend herüberkommen!), dann fällt mir da niemand ein. Alle, welche ich kenne und ähnliche Ordnungs- oder Optimierungszwänge haben (meine Mutter, ein anderer Kumpel usw) sind sehr intelligente Menschen. Es würde aber logisch für mich klingen, weil in deren Köpfen einfach viel mehr Infos ablaufen und das sehr schnell. Es wird sozusagen Optimierungspotential dort gesehen, wo andere es gar nicht wahrnehmen.
Ach ja....ein Bekannter fällt mir auch noch ein, der ADHS hat - der neigt auch sehr dazu, immer sofort zu sehen, wo man etwas verbessern kann. Es laufe bei ihm im Kopf alles so schnell ab (aufgrund ADHS), dass er die Umgebung immer total flott analysiert. Bei ADHS ist aber wohl das Problem, dass solche Leute sich dann oft überrennen, also kopfmäßig stolpern und dann alles anfangen, aber nichts zu Ende bringen = Unordnung.
Hat da jemand Erfahrungen dazu (z.B. aus Therapien oder wissenschaftlichen Untersuchungen), ob diese Ticks tatsächlich mit der Intelligenz korrelieren?

Guten Morgen!

Zitat von Hicks:
Das Wörtchen SOFORT ist ja so ein Problem, auch bei dir, glaube ich oder?

Eigentlich noch nicht mal. Zumindest nicht direkt. Ich ertappe mich selbst dabei, wie ich immer den Drang verspüre, Dinge erledigen zu müssen. Sie aus dem Kopf zu bekommen, vom Hals zu haben.

Ich vermute, es hat etwas mit unserer erhöhten Anspannung zu tun. Wenn wir diese Dinge erledigen können, sinkt die Anspannung etwas, weil wir uns nicht mehr damit befassen müssen. Wenn da nicht die 624.513 anderen Probleme schon in der Pipeline warten würden...

Ein anderer Aspekt wäre das psychologische Grundbedürfnis nach Unlustvermeidung. Wenn unangenehme Dinge erledigt sind, scheint es befreiend zu wirken. Dass das ganze möglichst zügig, wenn nicht sogar sofort, ablaufen muss, hat wahrscheinlich auch etwas mit Druckminderung zu tun.

Das mit dem *Jucken* finde ich total treffend beschrieben. Ein Thema triggert einen enorm und es ist wirklich fast wie ein Zwang, das Problem lösen zu müssen.

In der Reha: Gruppentherapie. Therapeutin saß mir ziemlich genau gegenüber. Hinter ihr an der Wand hing das Bild minimal schief. Während der Stunde wurde ich immer unruhiger, bis Therapeutin fragte, was denn los sei. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten, bin aufgestanden und habe das Bild gerade gerückt. Fast wäre meine Wasserwagen-App auf dem Handy auch noch zum Einsatz gekommen, da konnte ich mich aber beherrschen.

Es sind also auch Sachen, die mich weder direkt beeinträchtigen, noch mich etwas angehen. So ein 'unperfekter' Zustand stört mich einfach und beunruhigt mich anscheinend irgendwie.

Zitat von weyoun:
Drang verspüre, Dinge erledigen zu müssen. Sie aus dem Kopf zu bekommen, vom Hals zu haben.

Absolut bei mir genauso. Obige markierte Wörter gehen dann aber schon in die Richtung: (möglichst) SOFORT...damit es eben so schnell es geht erledigt ist / abgehakt werden kann / aus dem Kopf ist.


Zitat von weyoun:
Ich vermute, es hat etwas mit unserer erhöhten Anspannung zu tun. Wenn wir diese Dinge erledigen können, sinkt die Anspannung etwas, weil wir uns nicht mehr damit befassen müssen. Wenn da nicht die 624.513 anderen Probleme schon in der Pipeline warten würden...

So ist es wohl. Klingt total logisch für mich.
Es würde auch zu meiner Beobachtung passen, dass ich diesen Drang nicht ständig habe, sondern eben nur oder vor allem dann, wenn es mir nicht gut geht...ich also unter Anspannung/Stress stehe.
Ich konnte das letzte Woche gut beobachten, als ich eigentlich (recht normal drauf) aus dem Haus ging, ins Auto stieg, um meinen Sohn von irgendwo abzuholen. Der Verkehr auf dem Weg dorthin und zurück setzte mir (wieder mal) dermaßen zu, dass ich daheim dann volle Kanne in Anspannung war (merkte ich vor allem am Atmen). Dann ging es auch wieder los mit diesem Was könnte ich an nervigen Dingen abarbeiten?.


Zitat von weyoun:
Ein anderer Aspekt wäre das psychologische Grundbedürfnis nach Unlustvermeidung. Wenn unangenehme Dinge erledigt sind, scheint es befreiend zu wirken. Dass das ganze möglichst zügig, wenn nicht sogar sofort, ablaufen muss, hat wahrscheinlich auch etwas mit Druckminderung zu tun.

Auch das kann ich wohl so unterschreiben. Das Befreiungsgefühl (vielleicht auch in Richtung keine Fremdsteuerung durch Dinge im Haushalt, die z.B. noch anstehen) ist wohl ein großer Punkt.
Ich will dann oft vorarbeiten, damit ich es lange gut habe und mir vielleicht keine Sorgen machen muss (weiß nicht, ob die Ausdrucksweise passt, aber kam mir so in den Sinn).
Beim Wort Sorgen steht dann natürlich wieder das Wort Angst im Raum und damit haben wir dann wieder den Zusammenhang zwischen Angst und Kontroll(zwang).

An dem einen Vormittag, den ich per Zitat in meinem ersten Post beschrieben hatte, war es eben ganz extrem. Ich musste unter Kopfschmerzen erst viele Dinge erledigen, damit ich endlich Ruhe und Befreiung finden konnte. Vorher wäre ein Entspannen nicht möglich gewesen, vielleicht deshalb, weil ich mir Sorgen gemacht hätte, dass ich es vielleicht gar nicht mehr erledigen kann, wenn es mir weiterhin schlecht geht. Klingt schon ziemlich strange, aber ich kann es nicht anders ausdrücken.


Zitat von weyoun:
In der Reha: Gruppentherapie. Therapeutin saß mir ziemlich genau gegenüber. Hinter ihr an der Wand hing das Bild minimal schief. Während der Stunde wurde ich immer unruhiger, bis Therapeutin fragte, was denn los sei. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten, bin aufgestanden und habe das Bild gerade gerückt. Fast wäre meine Wasserwagen-App auf dem Handy auch noch zum Einsatz gekommen, da konnte ich mich aber beherrschen.

Interessantes Beispiel.
Ich könnte nicht mal sicher sagen, ob mich das Bild außerhalb meiner gewohnten Umgebung gestört hätte
Im Haus meiner Eltern war das aber oft so. Da musste ich ein Bild auch oft gerade rücken, wenn ich gesehen habe, dass es schief hängt.


Zitat von weyoun:
So ein 'unperfekter' Zustand stört mich einfach und beunruhigt mich anscheinend irgendwie.

Exakt. Bei mir ist das aber nur, wenn ich unter Anspannung und Stress stehe bzw. ich benötige dafür wie gesagt einen gewissen Grundpegel an Unentspanntheit. Ist das bei dir auch so oder hast du diesen Zustand dauerhaft und unabhängig vom Stresspegel? Wie ist es also bei dir, wenn es dir mal richtig gut geht, du super drauf bist oder total entspannt?

Dieser unperfekte Zustand ist echt ein sehr treffender Begriff.
Ich muss da auch wieder an draußen denken im Alltag, wenn ich so spazieren gehe oder Auto fahre.
Mir fallen da immer so Dinge auf, die mich nerven und da natürlich auch Leute.
Sei es der Typ, der seine Kippe auf die Straße schmeißt, die Tussi, die ihren Motor laufen lässt, weil sie keine 5 Minuten ohne Klimanlage auskommt oder jemand, der den Haufen seines Hundes einfach liegen lässt auf dem Gehweg. Solche Dinge sind absolute Trigger für mich. Ich hasse es sowieso, wenn Leute sich nicht an solche Regeln halten (erst recht, wenn andere dadurch belästigt oder berührt werden).
Das ist dann auch meine Ordnung im Kopf, die ich von anderen erwarte. Entsprechend muss ich mich auch oft beherrschen, dass ich derartig egoistisches und rücksichtsloses Verhalten von anderen Menschen ertrage und erdulde (es geht aber mittlerweile weitaus besser aufgrund Therapie; das war vor einigen Jahren noch ganz ganz schlimm - da musste ich fast jeden der oben genannten Personen auf seine Fehler hinweisen).

Hihi. Das ist wieder eins von den Themen, die ich bei mir selbst völlig schräg finde. So schräg, daß ich mich nicht trauen würde, darüber einen Thread zu eröffnen. Weil ich ja eh der Einzige bin, der so bekloppt im Kopp ist...

Zitat von Hicks:
Ich will dann oft vorarbeiten, damit ich es lange gut habe und mir vielleicht keine Sorgen machen muss (weiß nicht, ob die Ausdrucksweise passt, aber kam mir so in den Sinn).


Kenne ich auch. Man bekommt etwas (unerwartet schnell/früh/einfach) fertig, hat noch etwas Kapazität, und schmeißt sich direkt ins nächste Problem. Um auch dieses gleich noch 'vom Hals' zu bekommen.

Dabei sollte man glaub ich doch erstmal seinen Erfolg feiern. Bewusst stolz auf sich und das Geschaffte sein. Es genießen, es 'geschafft' zu haben. Aber irgendwie geht das bei mir nicht. Dieser Antreiber, noch mehr zu schaffen, ist wesentlich stärker. Ich kann meinen Erfolg quasi nicht 'sehen', es hat nicht den Wert einer 'Leistung', die feiernswert ist... als wäre das Erreichen eines durchschnittlichen Funktionsniveaus nichts, worauf ich jetzt unangemessen stolz sein dürfte. Verstehst Du, was ich meine?

Zitat von Hicks:
Bei mir ist das aber nur, wenn ich unter Anspannung und Stress stehe bzw. ich benötige dafür wie gesagt einen gewissen Grundpegel an Unentspanntheit. Ist das bei dir auch so oder hast du diesen Zustand dauerhaft und unabhängig vom Stresspegel? Wie ist es also bei dir, wenn es dir mal richtig gut geht, du super drauf bist oder total entspannt?


Jetzt, wo Du so danach fragst... wenn ich - was selten genug vorkommt - ziemlich relaxed bin, stören mich solche Dinge gar nicht so sehr. Die Gelassenheit grenzt dann schon an LMAA-Haltung.

Theorie: je höher die Anspannung ist, desto intensiver läuft unser interner 'Gefahrenscanner'. Die Umgebung wird umso intensiver nach möglichen 'Gefahren' (also Trigger, Stressoren, Dinge die wir im Griff haben/kontrollieren können) abgesucht, um uns selbst das Gefühl zu geben, das Leben/unsere Umgebung/unseren unmittelbaren Einflußbereich im Griff zu haben.

Das ist ein Thema, was nie ein Ende finden *kann*, weil es halt immer etwas gibt, was man noch abarbeiten, optimieren, verschönern könnte. Was den Stresspegel ständig im oberen Bereich hält.

Daher nützen die vielgerühmten Entspannungsmethoden bei mir auch nicht viel. Für den Moment ja, es bringt mich etwas runter. Aber danach ist das 'Problem' ja immer noch da, es schwirrt irgendwo diffus im Hinterkopf rum. So lange, bis ich es halt endlich erledigen kann. Erst dann ist es wirklich aus dem Kopf und die nächsten Dinge stehen an. Dann siehe oben.

Zitat von weyoun:
Hihi. Das ist wieder eins von den Themen, die ich bei mir selbst völlig schräg finde. So schräg, daß ich mich nicht trauen würde, darüber einen Thread zu eröffnen. Weil ich ja eh der Einzige bin, der so bekloppt im Kopp ist...

Ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Habe auch bissl überlegt, ob ich hier was eröffne, aber ich wusste, dass ich nicht der einzige bin. Bissl gewundert hat mich, dass ich in der Suchfunktion nicht einmal was mit Ordnungszwang oder Ähnlichem gefunden hatte. In anderen Threads kam aber immer wieder durch, dass da viele sind, die ähnlich ticken wie wir.

Aber du siehst ja, dass selbst hier dann doch auch bei uns allen hier eine gewisse Zurückhaltung oder Scham da ist. Das ist nur menschlich. Ich will hier auch nicht absolut intime Details über mein Leben preisgeben, aber wenn es rein um unsere Erkrankungen geht, habe ich damit kein Problem mehr. Hier verstehen mich viele zumindest oder schütteln nicht gleich den Kopf. Im Freundes- und Bekanntenkreis habe ich mich auch massiv geoutet, aber dort sehe ich leider, dass selbst nach Jahren immer noch manchmal Unverständnis in den Gesichtern herrscht. Das ist aber logisch, denn wer es nicht hatte, kann es nicht nachvollziehen, warum man so ist. Daher mache ich denen allen keinen Vorwurf, dass sie es nicht checken. Selbst meine Frau hat ewig gebraucht, bis die kapiert hat, was da los ist und was für ein Ausmaß das alles ist. Meine Schwiegermutter kapiert es bis heute nicht und meine eigene Mutter will es wohl immer noch nicht akzeptieren, dass es ihren Sohn so erwischt hat (sie hat ja selbst ähnliche Probleme).

Naja....so gesehen tut es uns glaube ich allein schon gut, zu lesen, dass keiner hier allein ist.
Perfekte Tipps oder Lösungen erwarte ich auch nicht. Es reicht manchmal der Austausch und hin und wieder blitzt dann doch ein guter Tipp durch.


Zitat von weyoun:
Verstehst Du, was ich meine?

Total und das ist das Schöne hier, weil man wirklich fühlt, dass andere hier im Kopf exakt gleich ticken.
Man ist kein einzelner Ausnahme-Schaden.


Zitat von weyoun:
Jetzt, wo Du so danach fragst... wenn ich - was selten genug vorkommt - ziemlich relaxed bin, stören mich solche Dinge gar nicht so sehr. Die Gelassenheit grenzt dann schon an LMAA-Haltung.

Danke für die Bestätigung. Das freut mich, denn dann deckt sich das auch. Auch ich habe dann eine LMAA-Haltung. Es ist aber auch recht logisch. Entspanntheit bringt eben diese alles nicht so tragisch-Haltung mit.
Daher = Entspanntheit anstreben, wo es nur geht. Ich glaube sowieso, dass Entspanntheit die wirklich große Sache ist, die den meisten hier (egal, ob Angststörung oder Zwänge oder vielleicht auch Depressionen) helfen wird.


Zitat von weyoun:
Theorie: je höher die Anspannung ist, desto intensiver läuft unser interner 'Gefahrenscanner'. Die Umgebung wird umso intensiver nach möglichen 'Gefahren' (also Trigger, Stressoren, Dinge die wir im Griff haben/kontrollieren können) abgesucht, um uns selbst das Gefühl zu geben, das Leben/unsere Umgebung/unseren unmittelbaren Einflußbereich im Griff zu haben.

Richtig. Ich fühle mich in diesen Phasen manchmal wie ein Terminator in den Filmszenen, in denen aus seine Sicht alles gescannt und analyisiert wird, aber eben mit hoher Temperatur und manchmal der Gefahr, zu überhitzen.


Zitat von weyoun:
st ein Thema, was nie ein Ende finden *kann*, weil es halt immer etwas gibt, was man noch abarbeiten, optimieren, verschönern könnte. Was den Stresspegel ständig im oberen Bereich hält.

Richtig. Wir können die Welt ja nicht ordentlich und perfekt zaubern.


Zitat von weyoun:
Daher nützen die vielgerühmten Entspannungsmethoden bei mir auch nicht viel. Für den Moment ja, es bringt mich etwas runter. Aber danach ist das 'Problem' ja immer noch da, es schwirrt irgendwo diffus im Hinterkopf rum. So lange, bis ich es halt endlich erledigen kann. Erst dann ist es wirklich aus dem Kopf und die nächsten Dinge stehen an. Dann siehe oben.

Das tut mir leid, dass dir Entspannungsübungen nicht helfen. Bei mir ist es das einzige, was alles einigermaßen im Zaum halten kann. Ich mache das auch wirklich bewusst. Letzte Woche, als ich mit meinem Sohn heim kam und total in dieser Phase war, bin ich kurz unter die Dusche (habe es also geschafft, erstmal nicht zu optimieren) und habe mich dann im Schlafzimmer mit Handy und Kopfhörer samt Entspannungsvideos eine Stunde entspannt. Das ist fast wie Aufladen wie beim Handy. Danach war es wieder recht ok. Es war noch nicht 100%ig weg, aber völlig ok.

Wie ist es mit Sport bei dir? Manchen müssen sich eher richtig auspowern anstatt per Videos etc zu entspannen. Nach dem Sport setzt dann eben dieser Entspannungseffekt ein und hält bei einigen auch erstaunlich lange an.

Ich bekomme jetzt schon wieder die Krise, dass der Maler am Montag in die Wohnung muss, um die Schäden zu reparieren, die beim Einbau der Fenster entstanden sind. Sowas mag ich überhaupt nicht, das wird sich wohl auch nicht ändern. Ich habe ihn gerade kennen gelernt und der scheint ein netter Herr zu sein. Also werde ich ihn darum bitten, Überziehschuhe anzuziehen (die ich auch da habe) - da habe ich vielleicht doch noch (m)einen Zwang. Da ich nie mit Straßenschuhen in der Wohnung herumlaufe, kann ich das überhaupt nicht leiden. Ich habe es nun mal gern sauber, auch auf dem Fußboden, weil ich manchmal barfuß oder in Socken laufe. Ich finde es ekelig, wenn man dann den ganzen Dreck von draußen unter den Fußsohlen oder Steinchen unterm Socken hat.
Deshalb bin ich jedesmal froh, wenn solche Menschen wieder draußen sind und ich dann sauber machen kann. Aber ich habe auch noch Malervlies und das werde ich schön auslegen, dann ist das Problem auch nur noch halb so schlimm. Gott sei Dank kommt das nur sehr selten vor.

Zitat von -IchBins-:
Also werde ich ihn darum bitten, Überziehschuhe anzuziehen (die ich auch da habe) - da habe ich vielleicht doch noch (m)einen Zwang. Da ich nie mit Straßenschuhen in der Wohnung herumlaufe, kann ich das überhaupt nicht leiden.

Haha...und wieder 1:1 so ein Alltagsthema.
Überraschenderweise kann ich hier bei mir etwas Entwarnung geben. Das Thema habe ich mit den Jahren irgendwie in den Griff bekommen, also auch Leute mit Schuhen kurz durch die Wohnung laufen zu lassen oder eben Handwerker.

Früher war das bei mir genauso wie bei dir. Woher kommt es bei mir?...natürlich von meinen Eltern, bei denen das immer ein riesen Thema war, wenn jemand mit angezogenen Schuhen auch nur ein paar Meter durch die Wohnung gehen musste. Der Schulträger könnte ja den Boden zerkratzen oder durch Dreck Arbeit machen.

Noch ein Thema, was ich irgendwie komplett über Bord werfen konnte in Sachen Ordnung, ist die Sauberkeit vom Auto. Seit wir Kinder haben, sieht das Auto meist aus wie die Sau, aber es juckt mich irgendwie nicht, vielleicht, weil ich es nicht ständig sehe und es draußen steht. Das war früher auch ganz anders. Da wurden die Fußmatten fast mit der Zunge ausgeschleckt.

Ich muss da wieder an meinen Vater denken. Der hatte da manchmal extremste Angewohnheiten. Er hat oftmals einen riesen Aufwand betrieben, um Dinge sauber zu halten. Das stand dann in keinem Verhältnis mehr zu dem Aufwand den man gehabt hätte, wenn man es einfach hätte passieren lassen. Die Vorbereitung, den Dreck zu vermeiden, war so gesehen ein größerer Aufwand, als es einfach später danach sauber zu machen.
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@Hicks
Ich weiß nicht, woher das bei mir kommt, ich habe das so entwickelt und mir überlegt, was die Leute alles so mit ihren Schuhen mit in die Wohnung bringen würden.
Ein Handwerker, den ich persönlich kenne, musste mal mein Fenster reparieren und er zog gleich vor der Tür die Schuhe aus, ohne dass er das von mir kannte oder ich ihn darum bat.
Ich war erstaunt und meinte, dass er der erste Mensch sei, der freiwillig seine Schuhe vor der Tür ausziehe. Daraufhin meinte er, dass wir nicht wüssten, wo seine Sohlen überall schon drauf herumgelaufen sind. Fand ich klasse.
Aber ich kann mir denken, dass die Sauberkeit und die Hygiene damals auch von der Arbeit im Seniorenheim und die Pflege meiner Großmutter ihre Wurzeln haben.

Zitat von -IchBins-:
Aber ich kann mir denken, dass die Sauberkeit und die Hygiene damals auch von der Arbeit im Seniorenheim und die Pflege meiner Großmutter ihre Wurzeln haben.

Das könnte passen, stimmt.


Zitat von -IchBins-:
Ein Handwerker, den ich persönlich kenne, musste mal mein Fenster reparieren und er zog gleich vor der Tür die Schuhe aus, ohne dass er das von mir kannte oder ich ihn darum bat.
Ich war erstaunt und meinte, dass er der erste Mensch sei, der freiwillig seine Schuhe vor der Tür ausziehe.

Solche Leute haben wir schon immer wieder mal bei uns, z.B., wenn jemand was abholt über Kleinanzeigen. Fällt dann halt sofort positiv auf, wenn jemand selbst sofort die Schuhe auszieht oder zumindest fragt, ob er es tun soll.

Ich will hier keinen Wettkampf eröffnen, wer die lustigsten Ordnungs-, Sauberkeits- oder Optimierungs-Ticks hat , aber den einen von mir gerade muss ich loslassen:

War gerade in der Küche und öffne unter der Spüle die Tür zum Mülleimer. Was sehe ich? Eine nicht zusammengeknüllte, leere Milchtüte im Müll. = geht gar nicht!
Also raus mit dem Ding, platzsparend zusammengefaltet und dann effektiv (!) in den Mülleimer

So...jetzt dürft ihr lachen

Zitat von Hicks:
Ich will hier keinen Wettkampf eröffnen, wer die lustigsten Ordnungs-, Sauberkeits- oder Optimierungs-Ticks hat , aber den einen von mir gerade muss ich loslassen:

Ach Quatsch, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das hier jemand so sieht.


Zitat von Hicks:
War gerade in der Küche und öffne unter der Spüle die Tür zum Mülleimer. Was sehe ich? Eine nicht zusammengeknüllte, leere Milchtüte im Müll. = geht gar nicht!
Also raus mit dem Ding, platzsparend zusammengefaltet und dann effektiv (!) in den Mülleimer


Ach was, ich zumindest lache nicht, obwohl es lustig klingt.
Das mache ich zum Beispiel nicht, die kommen so wie sie sind in den Müll. Aber es wäre von Vorteil, die auch klein zu drücken, damit mehr Platz in den Mülleimern am Ende ist.

A


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