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Hallo,

ich weiß - hier gibt es schon einige Beiträge in die Richtung - aber ich muss leider feststellen, dass ich immer mehr in Ängste und/oder Zwangsstörungen gerate, als Beispiel das erneute Fahren einer Strecke mit dem Auto, nachdem ich diese bereits gefahren bin (oder kontrolliere das Auto nach Dellen etc), mehrfach Elektronikgeräte oder Steckerleisten oder Herd etc kontrollieren oder Türen oder Fenster kontrollieren und richtig schließen (in Bezug auf Angst vor Einbruch), Schwindel/Kreislauf in Supermärkten, oder auch mal das übertriebene Händewaschen oder bestimmte Lebensmittel meiden, wo ich denken könnte, dass ich mir da was einfangen könnte und am nächsten Tag z.B einen wichtigen Termin nicht wahrnehmen könnte

Besonders das unentspannte Autofahren mit der darauf folgenden erneuten Fahrt dieser Strecke oder auch mal erneut zu Fuß gehend wenn es in der Nähe war um zu gucken ob nichts passiert ist, ist sehr anstrengend und belastend.

Natürlich ist bei allem noch nie irgendetwas passiert (ich bin unfallfrei, selten wirklich krank, noch nie einfach irgendwo letztendlich umgekippt etc) und daher weiß ich auch nicht, wie all diese Ängste/Zwänge entstanden sind, aber bei den genannten Dingen fühle ich mich dann auch währenddessen immer meist sehr angespannt oder wie in Watte gepackt.

Wartelisten für Verhaltenstherapien/Psychotherapien sind ewig, und gegen eine medikamentöse Behandlung bzw Antidepressiva bin ich generell.

Ich versuche es auch so gut es geht Situationen zu konfrontieren, also z.B das Autofahren einfach zu machen, aber oft entscheide ich mich am Ende doch noch um und gehe zu Fuß oder nehme die Bahn oder wenn doch fühle mich danach sehr aufgewühlt und nervös/ängstlich und gehe nochmal.

Bei Google liest man z.B zu dem Thema mit dem Autofahren einiges, aber ich wollte mal hier wissen, ob es da auch ähnliche oder identische Erfahrungen gibt bzw wie man an die Sache - vielleicht auch selbst - herangehen kann.

gruß

20.05.2021 02:30 • 20.05.2021 #1


2 Antworten ↓


Hallo rat123
Ja, man kann selbst viel dafür tun. Ausprobieren ist das Stichwort. Es gibt viel Möglichkeiten, um sich selbst davon lösen zu können.
Kennst du die Gründe, warum dies so entstanden ist? Willst du sie überhaupt kennen? Manchmal hilft es, besser zu verstehen und daran arbeiten zu können. Konfrontation ist nicht immer gut, das kann auch nach hinten los gehen, das wiederum muss man für sich selbst herausfinden. Ich würde jedenfalls nicht mit Gewalt daran gehen, sondern eher sanft. Ich kann mir vorstellen, dass das bei dem einen oder anderen längerfristig zum Erfolg führen kann.

Außerdem ist das friedvolle Annehmen von Rückschlägen (wenn man das mal so bezeichnen kann, weil mir meist denken, dass es welche sind) sehr wertvoll. Eigentlich sind es immer nur Erfahrungen, die wir machen, egal, ob gute oder schlechte.
Du kannst z. B. dir innerlich sagen, das es ok ist, wenn es mal nicht klappt und startest dann an einem anderen Tag den nächsten Versuch.

Mir hat die Einstellung (musste ich auch erst einmal lernen), von mehr Gelassenheit viel geholfen. Mit Zwang und Druck erreicht man bei mir gar nichts bzw. ich selbst.

Vielleicht hilft dir das als Ansatz ein bisschen...

Schuldgefühle sind ein ganz typisches Erkennungsmerkmal von Zwangsgedanken und -handlungen. Du darfst hier nicht den (nachvollziehbaren) Fehler machen, Korrelation mit Kausalität zu verwechseln.

Wenn Du also vor etwas auf der Hut sein willst, dann vor allem vor den Zwängen und nicht vor den Gedanken oder Themen, die die Zwänge auslösen.

Du kannst Zwänge ziemlich gut mit A.l.k.- oder Tablettenmissbrauch vergleichen: Immer wenn ein Gedanke oder eine Situation Dir Unbehagen bereitet, reagierst Du mit Konsum der D.r.o.g.e. Im Fall von Gedankenmissbrauch hast Du Dir anstelle von Substanzen eben Gedanken oder Handlungen als Reaktion angewöhnt!

Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich idR um eine schleichende Entwicklung handelt. Sie durchläuft mehrere Stadien:

1. Hypothetische Gedanken, Fantasien, Wunschgedanken (Was wäre, wenn...?)

2. Wiederholung, Gewöhnung an diese Gedankenreaktion.

3. Adaption (die Gedanken müssen häufiger und intensiver erfolgen, um den beruhigenden Effekt zu erzielen).

4. Kontrollverlust (die Gedanken oder Handlungen werden zum Zwang und erfüllen gleichzeitig nicht mehr ihren Beruhigungszweck).

5. Zwangserkrankung (ein Leben ohne Zwänge erscheint unmöglich. Die freie Handlungsfähigkeit ist stark eingeschränkt und die Lebensqualität sinkt merkbar. Depressionen und Angststörungen entwickeln sich.

In der Regel wird einem die Misere erst ab Stadium 4 so richtig bewusst.

Zwängler sind idR sehr streng mit sich selbst. Die ständige Wiederholung ist Teil des bestrafenden Systems. Man wird Kläger, Richter und Angeklagter in Personalunion. Nur der Verteidiger fehlt!

Der musst Du werden!

Indem Du Dir laut sagst: Ich habe mir nichts vorzuwerfen! Ich nehme mir das Recht auf ein normales Leben!




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