ich hatte früher einen sehr, sehr ausgeprägten Waschzwang aus Ekel und aus Angst vor manchen Substanzen. Auch heute, wenn ich mehr Streß und/oder Ängste habe, wasche ich mir sehr oft die Hände. (ABer mit meinen Ängsten ist es die letzten Wochen sehr zurückgegangen.)
Aus rationalen Gründen weißt Du, daß Du Dir und Deinen Händen durch allzu häufiges Händewaschen mehr schadest als nützt. Das ist schon mal gut. Aber Du mußt dieses Wohlgefühle/Weniger Händewaschen tut meinen Händen gut auch emotional (wieder) spüren lernen.
Bitte leg Dir eine gute, reichhaltige Handcrème zu. Nach jedem Händewaschen trägst Du etwas auf! (Selbst, wenn Du glaubst, Dir eh gleich wieder die Hände waschen zu müssen.)
Am besten Du fängt mit Deinem Training dann an, wenn Du keine Verpflichtungen hast. (Sorry, daß ich Deine Beiträge nur überfliegen konnte, aber ich hatte heute extrem wenig Schlaf.)
Wenn Du den Drang hast, Dir die Hände waschen zu müssen, setze Dich erst mal aufs Bett oder sonst wo hin! Und dann wartest Du ein paar Minuten!
Generell: Am wichtigsten ist Händwaschen bei (Intim-)Hygiene, Sex und Essen/Essensvorbereitung/wenn Du Dir was in den Mund steckst. Und nach Abfallentsorgung.
Denk an den ganzen Dreck, mit dem viele Menschen täglich konfrontiert sind; dieser Dreck fliegt auch in der Luft rum, setzt sich auch überall nieder. Noch keiner ist deswegen tot umgefallen.
Das mit dem Geparktwerden in Kliniken kenne ich und kann es nachvollziehen. Es ist gut, daß Du jetzt Deinen Zwang bekämpfen willst! Ein Klinikaufenthalt kann helfen (bei mir tat er es nicht, ich half mir selbst, hatte aber auch immer Leute, die mir halten, zu klären: Ist es in der und der Situation erforderlich, was zu tun oder nicht?).
Hast Du Dinge, die Du für Dich als sauber betrachtest (obwohl sie es vielleicht rein logisch nicht sind?)? Ein altes Lieblingsstofftier, ein Lieblingsbuch? Wenn Du nicht gerade ganz dreckige Hände hast, dann nimm diese Lieblinge zur Hand, liebkose sie, genieße das Wohlgefühl (aus Kindertagen).
Schau Dir Deine Hände an: Gewiß, Bakterien sind mit dem bloßen Auge nicht zu sehen. Aber sind Deine Hände sichtbar dreckig? Nein? Na, dann kannst Du relativ sicher sein, daß Du Dir nix wegholen kannst, selbst wenn Du sie ablecken würdest. (Außer, wenn Du z. B. gerade ein rohes Hühnchen/Fleisch/Fisch oder eine extrem giftige Pflanze angefaßt hättest.) Der Mensch hat nicht umsonst ein Immunsystem.
Es würde unter Umständen gar nichts dagegen sprechen, mal einen Probetag (bei einer Freundin) zu machen. Vielleicht erst mal nur zum „Zugucken“. Wichtig ist aber, daß es eine Person Deines Vertrauens ist, der Du zutraust, daß sie schon alles nach normal menschlichen Maßstäben hygienisch macht. (Mit jemandem, der/die sehr unhygienisch in ihrem/seinem Verhalten/der Wohnung ist, wäre es zu extrem für Dich.) Sage Dir, daß Deine Freundin ja gesund ist und sich mit der von ihr eingehaltenen Hygiene wohlfühlt. Vielleicht kannst Du es dann sogar über Dich bringen, Gegenstände von ihr anzufassen. Und zumindest ein paar Minuten dem Waschen zu widerstehen. Deine Freundin sollte allerdings ein dickes Fell mitbringen, denn Menschen mit psychischen Schwierigkeiten/Zwängen können natürlich auch mal „ausflippen“. Aber wenn sie Deine Freundin ist, wird sie Verständnis und Einfühlungsvermögen für Dich aufbringen.
Fang klein an, aber fange an. Mit Situationen, von denen Du denkst: wenn ich mir da nicht die Hände wasche, ist das Risiko klein, daß mir was passiert. Und dann schaue, wie sich das anfühlt. Am Anfang sicherlich sehr ungut; aber Du wirst feststellen, daß Dir nichts passiert. Und Deine „innere Festplatte“ wird so immer mehr dazulernen. Irgendwann wirst Du Dich größeren Ängsten stellen können.
16.02.2015 09:10 • x 1 #22